„Airport Tray Aesthetic“ heißt der neueste Trend auf TikTok, bei dem die schön arrangierten Luxusgüter in den grauen Boxen bei der Sicherheitskontrolle am Flughafen von ihren Besitzern fotografiert werden. Wir haben uns den Trend angeschaut.
Die neueste Errungenschaft der digitalen Selbstdarstellung auf TikTok: die „Airport Tray Aesthetic“. Hierbei werden an Flughäfen die grauen Plastikschalen der Sicherheitskontrolle zur Bühne für sorgfältig arrangierte Luxusgüter wie Designer-Taschen, teure Kosmetik und coolen Sonnenbrillen. Alles passt natürlich farblich perfekt zusammen, was zur Frage führt, wer im „echten Leben“ seine Reisegegenstände nach Farbwelt und nicht etwa nach Praktikabilität auswählt.
Airport Tray Aesthetic – Warum?
Wir fragen uns: Warum das Ganze? Die Inszenierungen sollen wohl den eigenen Wohlstand und die Weltgewandtheit zur Schau stellen. Manche gehen sogar so weit, diese Szenarien zuhause mit Photoshop oder gekauften Plastikschalen nachzustellen, inklusive gefälschter Bordkarten. Abgesehen von der offensichtlichen Oberflächlichkeit dieses Trends, der den Sicherheitsprozess für andere Reisende unnötig verzögert, stellt sich die Frage nach dem tieferen Sinn. Ist es wirklich erstrebenswert, die ohnehin stressige Sicherheitskontrolle in ein persönliches Fotoshooting zu verwandeln? Vielleicht sollten wir uns darauf besinnen, dass Reisen mehr bedeutet als das Zurschaustellen von Statussymbolen in Plastikschalen.
Wenn "wir" uns auf etwas "besinnen" sollen, wer ist denn da "wir"? Ich habe keine Ahnung, was das abgebildete Zeug kostet, und vielleicht gehöre nicht mal zur Gruppe derer, die sich den wiederkehrenden Erwerb solcher "Luxus"-Accessoires überhaupt leisten könnten – wenngleich auch ich als Foto-Amateur mit zumindest überdurchschnittlichem Einkommen fürs Hobby mehr ausgebe, als es ein beträchtlicher Teil der Bevölkerung könnte.
Aber nochmal, wer sind "wir"? Es gibt ja die Wenig- bis meinetwegen auch Besserverdienenden, die für ihr Einkommen ein Leben lang arbeiten müssen, und es gibt die Reichen und Superreichen, von denen nahezu keiner diesen Status jemals durch ehrliche Arbeit erreicht hat, und die ihren Status allein aufs Geld gründen. In den allermeisten dieser Fälle mussten und müssen andere dafür arbeiten, während man öffentlich seinen Reichtum inszeniert. Da gibt es schlicht keinen anderen, "tieferen Sinn", und da lacht man doch nur über jeden solchen Appell.
Eine interessante Frage in dem Zusammenhang ist aber natürlich auch, warum eine solche öffentliche Reichtumsinszenierung von einem Publikum goutiert wird, das sich auch selber natürlich niemals mit ehrlicher Arbeit in eine solche Lage versetzen kann, und dass manche, die es nicht können, dem dann halt mit Fakes nacheifern. Weil immer noch alle an das Märchen vom Tellerwäscher und Millionär glauben? Warum setzen die Menschen sich nicht stattdessen für eine humanere, gerechtere Wohlstandsverteilung ein? Die eigentliche Frage ist ja doch immer wieder aufs Neue, in was für einer Welt wir eigentlich leben wollen.
Irgendwie lustig aber wiederum, dass alte Samsung- und Olympus-Kompakte dazwischenliegen 🙂