Das 90-mm-Makro hat bei Tamron eine lange Tradition. Nach dem ersten Modell von 1979, dem SP 90mm F/2.5 (Modell 52B), folgten über die Jahre weitere Modelle. Insbesondere das SP 90mm F/2.8 Di MACRO1:1 VC USD (Modell F017) von 2016, das für Spiegelreflexkameras mit Canon EF- und Nikon F-Bajonett erhältlich war und auch für Sony A-Bajonett Kameras mit teildurchlässigem Spiegel angeboten wurde, gehörte viele Jahre zu den Preis-Leistungs-Tipps in der Makrofotografie.
Mit dem neuen 90mm F/2.8 Di III MACRO VXD (Modell F072) geht Tamron nun den technologisch nächsten Schritt und bietet eine native Nutzung des 90-mm-Makros an spiegellosen Vollformatkameras des Nikon Z- und Sony-E-Systems. Bleibt die spannende Frage: Wie gut ist die neueste Version? Und kann sie die hohen Erwartungen erfüllen? Wir haben das Tamron 90mm F/2.8 Di III MACRO VXD (Modell F072) sowohl für Nikon Z-Mount als auch für Sony E-Mount ausgiebig im Test unter die Lupe genommen.
Tamron 90 mm f/2,8 Di III MACRO VXD (Modell F072)
- Anschlüsse: Nikon Z und Sony E
- Optischer Aufbau: 15 Linsen in 12 Gruppen
- Anzahl Blendenlamellen: 12
- Autofokus: ja
- Bildstabilisator: nein
- Besonderheit: Max. Abbildungsmaßstab 1:1, Einstellring (nur in der Nikon Z-Version)
- Gewicht: 630 g (Sony E-Mount), 640 g (Nikon Z-Mount)
- Preis: ca. 680 Euro
- www.tamron.eu/de-DE/
Die Verarbeitung des neuen 90mm F/2.8 Di III MACRO VXD (Modell F072) macht auf Anhieb einen wertigen Eindruck. Die Festbrennweite hat einen Dichtungsring am Bajonett und besitzt, laut Tamron, auch ansonsten eine wetterfeste Konstruktion. So kann das Makroobjektiv auch bei Nieselregen oder in einer Umgebung mit hoher Luftfeuchtigkeit eingesetzt werden. Durch die Fluorbeschichtung auf der Frontlinse lassen sich Wassertropfen leichter wegwischen.
Bei der Bedienung fallen vier Dinge besonders auf. Zum einen gibt es zwar weiterhin einen Schalter zur Begrenzung des Fokussierbereichs, damit der Autofokus vor allem im Nahbereich schneller agieren kann – dafür verzichtet Tamron im Vergleich zum SP 90 mm f/2,8 Di Macro 1:1 VC USD (Modell F017) von 2016 auf den Schalter für den Wechsel zwischen der manuellen und der automatischen Fokussierung. Der Fokus-Modus wird also über die Kamera eingestellt.
Ohne optische Bildstabilisierung
Darüber hinaus fehlt der VC-Schalter für eine optische Bildstabilisierung des 90er-Makros von 2016. Tatsächlich verzichtet Tamron im neuen 90mm F/2.8 Di III MACRO VXD (Modell F072) gänzlich auf die Bildstabilisierung. Das ist zwar einerseits schade, im Zeitalter der DSLMs aber auch nicht mehr zwingend notwendig. War die Bildstabilisierung im Modell von 2016 noch elementar, da die Kamerasensoren der DSLRs damals nicht stabilisiert waren, verfügen die modernen Kameras im Sony-E- und Nikon-Z-System inzwischen alle über sehr effektive, sensorbasierte Bildstabilisierungssysteme (IBIS). Somit war es im Praxistest mit dem neuen 90-mm-Makro auch bei schwachem Licht am Abend kein Problem, schöne Detailaufnahmen aus der Hand aufzunehmen.
Besonderheit bei der Version für Z-Mount
Die dritte Besonderheit betrifft den Fokusring bei der Version für Nikon-Z-Kameras. Das neue 90mm F/2.8 Di III MACRO VXD (Modell F072) unterstützt die bei Nikon-Z-Objektiven bekannte Funktion des individuell belegbaren Einstellrings. In der Praxis sieht das folgendermaßen aus: Wird im MF-Modus gearbeitet, dient der große und griffige Ring, wie gewohnt, als Fokusring zum manuellen Scharfstellen. Steht der Fokus-Modus hingegen im AF-Modus, lässt sich der Ring über das Kameramenü mit einer anderen Funktion belegen. So kann er zum Beispiel als Blendenring fungieren oder die ISO-Empfindlichkeit steuern.
Belegbare Fokushaltetaste
Als vierte Besonderheit ist das neue Tamron 90mm F/2.8 Di III MACRO VXD (Modell F072) mit einer Fokushaltetaste ausgestattet, die inzwischen bei vielen Objektiven im Sony-E- und Nikon-Z-System zur Ausstattung gehört. Sie kann entweder dazu dienen, wie der Name bereits sagt, um einen Fokuspunkt zu speichern, sie lässt sich über das Kameramenü aber auch mit einer anderen, nützlichen Funktion belegen. So kann man für das manuelle Scharfstellen (MF) zum Beispiel die Funktion des Fokus-Peakings auf die Taste legen.
Die Nikon Z-Version im CHIP Testlabor
Im CHIP Testlabor überzeugt das neue Tamron 90mm F/2.8 Di III MACRO VXD (Modell F072) für Nikons Z-Bajonett mit erstklassigen Werten an der Messkamera Nikon Z7II und muss sich nur knapp dem etwas teureren Nikon-eigenen Makro Nikkor Z MC 105 mm f/2,8 VR S geschlagen geben. Mit 2.785 Linienpaaren pro Bildhöhe erreicht das Tamron-Makro in der Bildmitte bei offener Blende f/2,8 sehr gute 96 Prozent der an unserer Messkamera möglichen Auflösung. Das sind nur 21 Lp/Bh weniger als beim Nikkor Z MC 105 mm. Auch in den Ecken liegt das Tamron 90 mm bei Blende f/2,8 mit 78 Prozent der möglichen Auflösung fast gleichauf mit dem Nikon-Makro (79 Prozent).
Zweifach abgeblendet sinkt beim Tamron die Auflösung in der Bildmitte minimal von 96 auf 95 Prozent, dafür steigt die Schärfe in den Ecken von 78 auf 81 Prozent. Bei den typischen Abbildungsfehlern liefern beide Tamron- und Nikon-Makros Top-Ergebnisse und liegen dicht beieinander. Bei der Autofokus-Geschwindigkeit hingegen hat das Tamron mit 0,16 Sekunden gegenüber dem Nikkor Z MC 105 mm mit 0,56 Sekunden die Nase vorn.
Vignettierung des Tamron 90mm F/2.8 Di III MACRO VXD (Modell F072) für Nikon Z
Die Vignettierung gibt an, wie stark die Helligkeit von der Bildmitte zu den Bildrändern hin abnimmt. In unseren Grafiken wird der Helligkeitsverlust in Blendenstufen farblich dargestellt. Die Legende zur Abstufung der Blendenstufen finden Sie direkt in der jeweiligen Grafik.
Die Sony E-Version im CHIP Testlabor
Im Sony-E-System schneidet das Tamron 90mm F/2.8 Di III MACRO VXD (Modell F072) mit E-Bajonett bei den Labormessungen von CHIP an der Messkamera Sony A7R IV deutlich besser ab als das etwas teurere Sony FE 90 mm f/2,8 Makro G OSS, muss sich aber dem Sigma 105 mm f/2,8 DG DN Macro (A) geschlagen geben. In der Bildmitte erreicht das Tamron bei Blende f/2,8 mit 2.997 Linienpaaren pro Bildhöhe sehr gute 93 Prozent der an unserer Messkamera möglichen Auflösung (Sony 82 Prozent, Sigma 94 Prozent). Auch in den Bildecken macht das Tamron bei f/2,8 mit 2.527 Lp/Bh und 78 Prozent eine gute Figur (Sony 67 Prozent, Sigma 83 Prozent). Zweimal abgeblendet kann die Schärfe in der Bildmitte und in den Bildecken noch etwas gesteigert werden.
Bei der Objektivgüte leistet sich das Tamron wie die beiden anderen Makros kaum Schwächen. Der Lichtabfall von der Mitte zu den Ecken (Vignettierung) beträgt bei Blende f/2,8 nur 0,6 Blendenstufen und kann durch Abblenden weiter reduziert werden. Beim Autofokus ist das Tamron mit 0,42 Sekunden etwas langsamer als das Sony (0,38 Sek.) und etwas schneller als das Sigma (0,44 Sek.).
Vignettierung des Tamron 90mm F/2.8 Di III MACRO VXD (Modell F072) für Sony E
Die Vignettierung gibt an, wie stark die Helligkeit von der Bildmitte zu den Bildrändern hin abnimmt. In unseren Grafiken wird der Helligkeitsverlust in Blendenstufen farblich dargestellt. Die Legende zur Abstufung der Blendenstufen finden Sie direkt in der jeweiligen Grafik.
Unser Fazit: Tamron 90mm F/2.8 Di III MACRO VXD (Modell F072) im Test
Das Tamron 90 mm f/2,8 Di III Macro VXD (Modell F072) überzeugt im Test mit hoher Auflösung, wenig Abbildungsfehlern und einer Top-Ausstattung inklusive individuell belegbarer Bedienelemente. Zu diesem Preis ein absoluter Tipp im Makrobereich für beide Anschlüsse.
Was uns gefällt …
- Gute Verarbeitung
- Hohe Auflösung
- Kaum Abbildungsfehler,
- Funktionstaste
- Belegbarer Einstellring (nur an der Version für Nikon Z-Mount)
… und was nicht so gut ist
- Keine eingebaute optische Stabilisierung mehr
- Kein AF/MF-Schalter am Objektiv
Technische Daten: Tamron 90mm F/2.8 Di III MACRO VXD (Modell F072) für Nikon Z und Sony E
Konstruiert für Sensorgröße / Bajonett | Kleinbild / Nikon Z und Sony E |
Brennweite an APS-C-Kamera (umgerechnet auf Kleinbild) | 135 mm |
Maximale Lichtstärke | 2.8 |
Kleinste Blende | 16 |
Konstruktion: Linsen / Gruppen | 15 / 12 |
Blendenlamellen (Anzahl) | 12 |
Naheinstellgrenze | 0,23 m |
Filtergröße | 67 mm |
Abmessungen / Gewicht | 79 x 127 mm / 630 g (Sony E-Mount), 640 g (Nikon Z-Mount) |
AF-Motor / AF/MF-Schalter | ● / ━ |
Bildstabilisator / mit mehr als einem Modus | ━ / ━ |
Innenfokus | ● |
Funktionstaste (Fn) | ● |
Steuerrungs-/Blendenring / De-Click-Schalter | ● (nur an Version für Nikon Z-Mount) / ━ |
Fokusbereichsbegrenzer | ● |
Gummidichtung am Bajonett | ● |
Streulichtblende / Schutzbeutel/-tuch mitgeliefert | ● / ━ |