Mit der Leica SL3-S hat die Traditionsmarke aus Wetzlar eine spiegellose Vollformatkamera auf den Markt gebracht, die sich erstmals gezielt an Sport- und Reportagefotografen richtet. Der neu entwickelte 24-Megapixel-BSI-CMOS Sensor ermöglicht in Verbindung mit dem Maestro IV Prozessor eine hohe Serienbildgeschwindigkeit von bis zu 30 Bildern pro Sekunde. Dank eines integrierten 8-GByte-Pufferspeichers können bis zu 180 Bilder in Folge aufgenommen werden. Weitere Highlights sind die interne Bildstabilisierung (IBIS), die Phasendetektions-Autofokus-Technologie mit 779 Messpunkten, die 6K-Videoaufzeichnung im Open-Gate-Format und das wetterfeste Gehäuse mit IP54-Zertifizierung. Wir haben die Leica SL3-S im Test genauer unter die Lupe genommen.
Leica SL3-S
- Sensor: 24 MP Vollformat, CMOS
- Serienbildrate: 30 Bilder pro Sekunde
- ISO-Bereich: 50 – 200.000
- Kürzeste Verschlusszeit: 1/16.000 s
- Bildstabilisierung: ja
- Video: 6K 30p
- Display: 3,2 Zoll, 2,332.800 Bildpunkte
- Sucher: ja, elektronisch
- Speichermedien: 1x CFexpress Typ B, 1x SDXC (UHS II)
- Gewicht: 860 g
- Preis: ca. 5.300 Euro
- leica-camera.com/de-DE
Wer bei Leica an Sportfotografie denkt, sieht wohl eine Sportart vor sich, die dem Stil und Flair der Marke gerecht wird: Snooker. Gut gekleidete Herren stolzieren anmutig um einen fein polierten Holztisch und geben in perfekt akkurater Haltung präzise und nahezu lautlose Stöße an die glänzenden Kugeln ab, die dann in einem mathematisch perfekten Ballett und einem Wertungssystem, das sich nur Eingeweihten erschließt, in den Taschen verschwinden. Doch Leica kann auch anders. Das beweist die Edelmanufaktur aus Wetzlar mit der neuen SL3-S. Das Schwestermodell der SL3 leiht sich dabei viele der durchdachten Neuerungen des 2024 erschienenen Flaggschiffs und trumpft mit brandneuen und beeindruckenden Eckdaten auf. So schießt die schnellste Leica aller Zeiten mit bis zu 30 Bilder pro Sekunde, liefert 6K-Open-Gate-Recording und verfügt über einen Phasendetektions-Autofokus, der die Geschwindigkeit vollumfänglich unterstützt. Diese Leica sucht nach Action und Bewegung.

Wichtige Aufnahmeeinstellungen werden auf dem großes Statusdisplay auf der Oberseite zusammengefasst. Bild: Leica
Auf Dynamik frisiert
Das Gehäuse der SL3-S kommt direkt von der SL3. Damit ist sie leichter und kompakter als die SL2-S. Die Kamera verfügt über das bewährte Klappdisplay und den Power-Button, der die Kamera aktiviert oder aus dem Energiesparschlaf holt, und ist mit IP54 Dichtigkeitsstandard für alle Aktivitäten in jeder Umgebung perfekt vorbereitet. Ein Unterschied, der wortwörtlich ins Auge fällt, ist der Leica-Schriftzug auf der Front. Aus den kontrastreichen weißen Lettern auf schwarzem Hintergrund wurde eine ins Aluminiumgehäuse eingelassene schwarze Signatur. Angetrieben wird die SL3-S mit dem BP-SCL6-Akku, der für mindestens 300 Bilder Energie liefert. Um die Daten des rückseitig beleuchteten Sensors sicher zu verwahren, nutzt die SL3-S einen CFexpress-Typ-B- und einen SD-Karten-Slot.

Leica setzt bei der SL3-S auf ein aufgeräumtes Bedienkonzept mit wenige Bedienelementen. Bild: Leica
Der neu entwickelte BSI-CMOS-Sensor arbeitet mit 24 Megapixel. Das klingt im Vergleich zu den 60 Megapixel der SL3 und der Tatsache, dass die SL2-S ebenfalls schon über 24 Megapixel verfügte, etwas schwach, täuscht aber. Im Zusammenspiel mit dem eigens für die SL3-S entwickelten Maestro-IV-Prozessor ermöglicht der mit geringer auflösende Sensor der SL3-S eine hohe Serienbildgeschwindigkeit. Der Flitzebogen aus Wetzlar verwandelt 30 Bilder pro Sekunde bei elektronischem Verschluss zu Speicherdateien auf der CFexpress-Karte. Und das bei kontinuierlicher Autofokus-Nachführung und ohne schwarze Zwischenbilder und für 180 Bilder in Folge, dank des 8 GB Pufferspeichers. Hier wird eine neue Gruppe angesprochen: Sportfotografen, die sich bisher Leicas Profi-Charme entziehen konnten, sind jetzt in der Lage, Leidenschaft oder Berufung mit einem Flaggschiff der Studiofotografie auszuüben.
Wie bei der Leica SL3 ist der Sensor zur Bildstabilisierung beweglich gelagert (IBIS). Die interne Stabilisierung ermöglicht um bis zu fünf Blendenstufen längere Belichtungszeiten und bietet noch einen weiteren Vorteil: Im „Handheld Multishot-Modus“ nimmt die Leica SL3-S mehrere Einzelbilder mit jeweils leicht versetzter Sensorposition auf und kombiniert die gewonnenen Bilddaten zu hochauflösenden Ergebnisbildern mit wahlweise 48 oder 96 Megapixeln.
Schnelle Auffassung
Die Melange der bewährten und neuen Technik erzeugt in der Leica SL3-S ein Funktionsfeuerwerk, bei dem alle elektronischen, mechanischen und digitalen Zahnräder perfekt ineinandergreifen. Am Anfang dieser Nahrungskette der Bildperfektion steht der Autofokus. Dieser verfügt jetzt über Phasendetektion mit 779 Punkten statt nur 225 mit Kontrast- und Objektiverkennung, die vom Prozessor verarbeitet werden. Das Resultat ist eine schnelle und genaue Motivverfolgung. Im Test sind wir mit der Kamera unserem Model gefolgt, während sie eine Allee entlangging. Der Fokus lag immer auf ihr, selbst, als sie sich schnell um-
drehte, wurden erst ihr Gesicht und in voller Bewegung ihre Augen erkannt und scharf abgebildet – und das immer noch mit 30 Bilder pro Sekunde.
Ein weiterer Schlag Fotografen findet mit diesen Eigenschaften und einer Neuerung, die aus einem anderen Model entnommen wurde, ihre Erfüllung: Reporter. Ähnlich wie bei der Sportfotografie wird bei der Reportagefotografie Wert auf schnelle Bilder gelegt, aber auch auf Unversehrtheit der Bilder. Als erste Kamera der SL-Reihe verfügt die SL3-S jetzt über die Content-Credentials-Technologie, die die Bilder manipulationssicher mit unikalen Daten und Markern versieht, um den Urheber und dessen Arbeit auch digital zu schützen.
Aus dem Testlabor
Schärfe & Details
Der 24-Megapixel-Vollformatsensor liefert im CHIP Testlabor eine beachtliche Leistung. Nach sehr guten 1.867 Linienpaaren pro Bildhöhe (Lp/Bh) bei ISO 200 hält die SL3-S das hohe Niveau bis einschließlich ISO 3.200 und fällt erst bei ISO 6.400 mit 1.750 Lp/Bh erstmals unter 1.800 Lp/Bh. Auch die Detailtreue ist mit über 90 Prozent bis ISO 12.800 absolut erstklassig.
Bildrauschen
Das Rauschverhalten der Kamera entspricht den hohen Erwartungen an einen modernen Sensor von Leica. Durch die geringere Sensorauflösung von 24 Megapixel rauscht die SL3-S weniger als die SL3 mit 60 Megapixel. Der VN1-Wert für sichtbares Rauschen bei 100-Prozent-Vergrößerung der Bilder auf dem Monitor bleibt bis einschließlich ISO 1.600 so niedrig, dass man sich bis dahin keine Sorgen um Bildrauschen machen muss. Erst ab ISO 3.200 tritt sichtbares Rauschen auf, das bis ISO 12.800 weiter zunimmt. Ausdrucke im Format DIN A3 sind hingegen bis einschließlich ISO 12.800 kein Problem. Nach den entsprechenden VN3-Messungen des CHIP Testlabors bleiben die VN3-Wert bis ISO 12.800 unterhalb der Grenze für sichtbares Bildrauschen.
In Bewegung
Wenn man mit der SL3-S schon Sportreporter anspricht, könnte man doch noch einen draufsetzen, oder? Das Anschlussboard bietet bereits alles: HDMI-Typ A, USB-C-Mikrofon- und Kopfhörerausgang sowie einen Timecode-Anschluss. Für Videografen bietet die Kamera eine universelle Plattform, die das gedrehte Material in 4K bei 60 FPS, im APS-C-Crop und 6K mit 30 FPS einfängt. Das Highlight daran: 6K nimmt sie in Open Gate auf. Sie filmt also auf der gesamten Sensorfläche und nicht in vorgefertigten Formaten, wie 16:9 oder 4:3. So werden bei der Aufnahme mehr Details erfasst und das Rohmaterial kann dann vom Videografen bei der Nachbearbeitung ohne Qualitätsverlust auf das gewünschte Format zugeschnitten werden. Die Übertragungsmethoden haben sich den Ansprüchen und Anforderungen angepasst. Das anwenderfreundliche Menü, das sich je nach Modus an Fotografen oder Filmer anpasst, sowie die Steuerung und Datenübertragung via Smartphone sind bereits integrierte Features.
Als Nachfolgerin der SL2-S füllt die Leica SL3-S mehr als eine Nische. Mit ihrer Serienbildgeschwindigkeit, dem überzeugenden Autofokus und den starken Filmfunktionen bewegt sich die Neue aus Wetzlar souverän und zielsicher auf ein neues Terrain. Raus aus den noblen Snookerhallen auf das Parkett der Basketballarena oder die staubigen Rennstrecken der Stockcar-Rallye. Die bewährte und solide Qualität führt zusammen mit den Neuerungen in Technik und Mechanik zu einer gelungenen Kamera.
Unser Fazit: Leica SL3-S im Test
Das SL-System steht bei Leica für Profianspruch. Ohne die Liebhaber und Enthusiasten der Q- und M- Reihen auszuklammern, erschafft man ein Modell, das mit den modernen Ansprüchen von Filmern und den Kernkompetenzen der Sportfotografie auf den Markt kommt, um die Familie zu erweitern.
Was uns gefällt …
- Serienbildgeschwindigkeit
- Autofokus
- Abbildungsqualität
… und was nicht so gut ist
- Akkulaufzeit
- Kein Schwenkdisplay
- WLAN nur über App
Technische Daten: Leica SL3-S
Maximale Auflösung | 6.000 x 4.000 Pixel |
Effektive Pixel | 24,0 Millionen |
Sensor (Typ / Größe) | CMOS / 36,0 x 24,0 mm |
Bajonett / Crop-Faktor | Leica L / 1-fach |
Bildstabilisator / Kompensation | ● / 5,0 EV |
Sucher (Art) | elektronisch |
Bildfeld-Abdeckung / Vergrößerung (auf KB) | 100 Prozent / 0,78-fach |
Display (Größe / Auflösung) | 3,2 Zoll / 2.332.800 Subpixel |
Touchscreen / beweglich | ● / ● |
Verschlusszeiten / Bulb | 1/16.000–60 s / ● |
Kürzeste Blitzsynchronisation | 1/200 s |
ISO-Bereich (ohne / mit Erweiterung) | 100–200.000 / 50–200.000 |
Bildformate | JPEG, RAW, RAW+JPEG |
Serienbildgeschwindigkeit (max. / mit AF-C / mit AF-S) | 30 / 30 / 30 Bilder pro Sekunde |
Maximale Video-Auflösung / Zeitlupen | 3.968 (30p) / 1.080 (180 fps) |
Video: manuelle Blende / ISO / Fokuspunkt wählbar / AF-C | ● / ● / ● / ● |
Video: RAW / flaches Bildprofil / Bildstabilisierung | ● / L-Log, HLG / am Sensor |
Blitzschuh / Blitzsynchron-Anschluss | ● / ━ |
WLAN / Bluetooth / GPS | ● (b/g/n/ac) / ● / ━ |
Speichermedium (Schacht 1 / 2) | Cfexpress - Typ B / SDXC (UHS II) |
USB / HDMI-Ausgang | 3.1 / HDMI |
Mikrofon- / Kopfhörerklinke | ● / ● |
Akkutyp / Energie | BP-SCL6 / 16,3 Wh |
Gehäuse abgedichtet | ● |
Abmessungen (B x H x T) | 141 x 108 x 83 mm |
Gewicht Body | 860 g |