Das Tamron 50-400 mm f/4,5-6,3 Di III VC VXD, das schon seit einiger Zeit für Sony E-Mount Kameras erhältlich ist, gibt es nun auch für die spiegellosen Nikon Z Systemkameras. Wir haben uns die Nikon Z-Version im CHIP-Testlabor und in der Praxis genauer angesehen.
Tamron 50-400 mm f/4,5-6,3 Di III VC VXD
Anschluss: Nikon Z
Optischer Aufbau: 24 Linsen, 18 Gruppen
Anzahl Blendenlamellen: 9
Autofokus: ja
Bildstabilisator: ja
Besonderheit: Fn-Taste, Einstellring
Gewicht: 1.180 Gramm
Preis: ca. 1.300 Euro
www.tamron.eu/de-DE
Mit der Brennweite von 50–400 mm deckt das für spiegellose Vollformatkameras entwickelte Telezoom einen sehr vielseitigen Aufnahmebereich ab. Von 50 mm für zum Beispiel Alltagsmotive und Streetlife über 85–100 mm für Porträtaufnahmen bis hin zum starken Telebereich von 200–400 mm zum Heranzoomen weit entfernter Motive oder zum Verdichten größerer Entfernungen zwischen den Bildebenen ist man mit dem Tamron 50–400 mm sehr flexibel aufgestellt. Wird das Tamron-Zoom an einer Nikon Z-DX-DSLM mit APS-C-Sensor eingesetzt, verlängert sich die Brennweite durch den Crop-Faktor sogar auf umgerechnet 75–600 mm (KB).
Der starke Telebereich bei Vollformat und APS-C richtet sich vor allem an Tier- und Sportfotografen – mit einer Einschränkung. Der Einsatz der langen Brennweite empfiehlt sich in erster Linie für Aufnahmen bei gutem Wetter, also bei viel Licht, da das Zoom mit einer maximalen Offenblende von f/6,3 im Telebereich eher lichtschwach ist. Ist das Umgebungslicht schwächer und man möchte mit einer Verschlusszeit von mindestens 1/1.000 Sekunde arbeiten, um bewegte Motive einzufrieren, müsste man in diesem Fall die ISO-Empfindlichkeit der Kamera deutlich erhöhen, da die Blende im Telebereich keine größere Öffnung zulässt. Bei starker Bewölkung ist man auch mit einem Vollformatsensor schnell bei etwa ISO 2.000 oder höher.

Tamron 50-400 mm f/4,5-6,3 Di III VC VXD im Test: Mit dem großen Telebereich lassen sich auch weit entfernte Vögel in den Bäumen heranholen. Da die Blende bei 400 mm nur bis f/6,3 geöffnet werden kann, ist bei kurzen.Verschlusszeiten auch bei Tageslicht eine höhere ISO-Empfindlichkeit erforderlich. Bild: Thomas Probst
Für Aufnahmen im Telebereich oder Bilder bei schwachem Umgebungslicht ist das Tamron 50–400 mm mit einer optischen Bildstabilisierung (VC) ausgestattet. Über deren Leistungsfähigkeit macht Tamron zwar keine Angaben – im Praxistest an einer Nikon Z6II konnten wir aber, zumindest im windstillen Innenraum und mit ruhiger Hand, bei 400 mm (KB) noch mit 1/25 Sekunde ein scharfes Bild aus der Hand fotografieren. Draußen bei windigem Wetter wird das natürlich schwieriger, weshalb in dem Fall voraussichtlich mit kürzeren Verschlusszeiten gearbeitet werden muss.

Sehr gute Naheistell-Eigenschaften: Wir waren positiv überrascht, wie nah wir mit dem Tamron-Zoom selbst an kleine Details herangehen konnten. Bei 50 mm sind Nahaufnahmen im Abbildungsmaßstab 1:2 möglich. Bild: Thomas Probst
Außerdem möchten wir noch einen Aufnahmebereich hervorheben, der uns bei einem so telebetonten Zoom besonders positiv überrascht hat. Dank der kurzen Naheinstellgrenze von 25 Zentimetern ab der Sensorebene der Kamera konnten wir bei kürzester Brennweite sehr nah an Motive herangehen und so detailreiche Nahaufnahmen von zum Beispiel gefrorenen Blättern im Abbildungsmaßstab 1:2 fotografieren (Bild oben).
Einstellbare Bedienelemente
Auch die weitere Ausstattung des Tamron 50–400 mm f/4,5–6,3 Di III VC VXD kann sich sehen lassen. So gibt es eine Funktionstaste und einen Einstellring, deren Funktionen über das Kameramenü der Nikon Z-Kameras festgelegt werden können. Der Einstellring kann zum Beispiel als Blendenring oder zur Einstellung der ISO-Empfindlichkeit verwendet werden. Kleiner Wermutstropfen: Der Einstellring dreht sich sehr leichtgängig, sodass wir beim Fotografieren öfters versehentlich die ISO-Einstellung verstellt haben, die wir dem Ring zugeteilt haben. Wird im manuellen Fokusmodus fotografiert, dient der Einstellring zur manuellen Wahl der Fokusposition.

Die Funktionstaste kann über das Kameramenü mit verschiedenen Funktionen wie z.B. der Motivverfolgung belegt werden. Bild: Thomas Probst
Aus dem Testlabor
Im CHIP-Testlabor erreicht das Tamron 50-400 mm f/4,5-6,3 Di III VC VXD an der 45,7 Megapixel-Messkamera Nikon Z7II eine insgesamt gute gemessene Auflösung, wobei das beste Ergebnis mit dem Zoom bei kürzester Brennweite und offener Blende erzielt wird: Hier wurden im Labor maximal 2.584 Linienpaare pro Bildhöhe (Lp/Bh) in der Bildmitte und 2.280 Lp/Bh in den Ecken gemessen, was in der Mitte 89 Prozent und in den Ecken 78 Prozent der möglichen Auflösung an der Messkamera Nikon Z7II entspricht. Bei mittlerer Brennweite und offener Blende werden noch 2.280 Lp/Bh in der Bildmitte (78%) und 2.028 Lp/Bh in den Ecken (70%) erreicht. Im Telebereich sind es dann bei offener Blende 2.350 Lp/Bh in der Bildmitte (81%) und 2.062 Lp/Bh in den Ecken (71%). Zweifach abgeblendet gehen die Auflösungswerte bei kürzester, mittlerer und längster Brennweite leicht nach unten.
Abbildungsfehler werden bei eingeschalteter Objektivkorrektur in der Messkamera sehr gut korrigiert. So weisen die JPEGs praktisch keine Verzeichnung auf. Die Farbsaumbreite an kontrastreichen Kanten beträgt nur 0,2-0,3 Pixel. Die Vignettierung hält sich in Grenzen. Mehr dazu weiter unten.
Hinzu kommt ein schneller und präziser Autofokus, der über den gesamten Zoombereich gute Arbeit leistet. Im Labor erreicht der AF des Tamron 50-400 mm eine hohe Genauigkeit mit einer Trefferquote von durchschnittlich 98 Prozent über den gesamten Zoombereich. Die Autofokus-Geschwindigkeit beträgt an der Nikon Z7II bei kürzester Brennweite 0,34 Sekunden, bei mittlerer Brennweite 0,36 Sekunden und bei längster Brennweite 0,41 Sekunden.
Vignettierung des Tamron 50–400 mm f/4,5–6,3 Di III VC VXD für Nikon Z-Mount
Die Vignettierung gibt an, wie stark die Helligkeit von der Bildmitte zu den Bildrändern hin abnimmt. In unseren Grafiken wird der Helligkeitsverlust in Blendenstufen farblich dargestellt. Die Legende zur Abstufung der Blendenstufen finden Sie direkt in der jeweiligen Grafik.
Kompatibel zur Tamron Lens Utility
Das Tamron 50-400 mm f/4,5-6,3 Di III VC VXD kann mit der Tamron Lens Utility individuell angepasst werden. Die Anwendung steht als kostenloser Download für Windows und Mac OS sowie als App für Android zur Verfügung. Mit der Tamron Lens Utility ist es beispielsweise möglich, dem Custom-Schalter mit den Positionen 1, 2 und 3 verschiedene benutzerdefinierte Funktionen zuzuweisen. Auch Firmware-Updates können auf diese Weise installiert werden. Hierfür ist das Objektiv zusätzlich mit einem seitlich angebrachten USB-C-Anschluss ausgestattet.

Über die Software Tamron Lens Utility kann der Custom-Schalter des Tamron 50-400 mm f/4,5-6,3 Di III VC VXD mit verschiedenen Funktionen belegt werden. Bild: Thomas Probst
Unser Fazit: Tamron 50-400 mm f/4,5-6,3 Di III VC VXD für Nikon Z
Das Tamron 50-400 mm f/4,5-6,3 Di III VC VXD hat uns im Test mit seinen vielseitigen Einsatzmöglichkeiten von der Tier- bis zur Makrofotografie gut gefallen. Die Stabilisierung macht ihre Sache ordentlich. Die Möglichkeit, Funktionstaste und Einstellring individuell mit häufig genutzten Funktionen zu belegen, erhöht den Bedienkomfort und sorgt dafür, dass man schneller zum gewünschten Ergebnis kommt. Leider dreht sich der Einstellring in unseren Augen etwas zu leichtgängig, so dass man sich während des Fotografierens manchmal die Einstellungen verstellt, wenn man versehentlich dagegen stößt.
Was uns gefällt …
- Großer Brennweitenbereich
- Optischer Bildstabilisator
- Detailaufnahmen im Abbildungsmaßstab 1:2
- Individuell belegbare Fn-Taste und Einstellring
- Zoom-Lock-Schalter
… und was nicht so gut ist
- Einstellring dreht sich etwas zu leichtgängig
- Wiegt über ein Kilogramm
- Optionale Stativschelle kostet zum Zeitpunkt des Tests ca. 99 Euro
Technische Daten: Tamron 50-400 mm f/4,5-6,3 Di III VC VXD für Nikon Z
Konstruiert für Sensorgröße / Bajonett | Kleinbild / Nikon Z |
Brennweite an APS-C-Kamera (umgerechnet auf Kleinbild) | 75–600 mm |
Maximale Lichtstärke (kürzeste Brennweite / längste Brennweite) | 4,5 / 6,3 |
Kleinste Blende | 22 |
Konstruktion: Linsen / Gruppen | 24 / 18 |
Blendenlamellen (Anzahl) | 9 |
Naheinstellgrenze | 0,25 m |
Filtergröße | 67 mm |
Abmessungen / Gewicht | 89 x 183 mm / 1.180 g |
AF-Motor / AF/MF-Schalter | ● / ● |
Bildstabilisator / mit mehr als einem Modus | ● / ━ |
Innenfokus / Innenzoom | ● / ━ |
Funktionstaste (Fn) | ● |
Steuerrungs-/Blendenring / De-Click-Schalter | ━ / ━ |
Fokusbereichsbegrenzer | ━ |
Gummidichtung am Bajonett | ● |
Streulichtblende / Schutzbeutel/-tuch mitgeliefert | ● / ━ |
Liest aich prima. Aber aufgrund des Gewichts bleibe ich bei meinem alten Sigma 100-400 Contemporary am FtZ-Adapter. Das wiegt auch nicht mehr, ist abgesehen vom nicht so schnellen AF sehr ordentlich – und ich habs schon ; ).