Internationale Photoszene Köln: Vorschau 2025
Vom 16. Mai bis zum 15. Juni 2025 wird das Photoszene-Festival in Köln wieder an vielen Orten der Stadt stattfinden. In knapp vier Monaten, am 16. Mai wird das Festival feierlich im Museum Ludwig eröffnet! Mit dieser Pressemeldung geben wir Ihnen einen ersten Überblick über die geplanten Hauptprojekte und unsere Aktivitäten. Noch bis zum 31. Januar 2025 läuft der Open Call „Feelings & Photography“, auf den sich internationale Künstler:innen bewerben können und aus dem eine kuratierte Ausstellung zum Festival entstehen wird. Die Ausstellungen werden in einer „Temporären Kunsthalle für Fotografie“ und in den Kunsträumen am Ebertplatz in Köln zu sehen sein. Noch bis zum 15. Februar 2025 können sich Museen, Galerien und Kunsträume aus Köln mit einem Ausstellungsprogramm zur Fotografie zur Teilnahme am Photoszene-Festival anmelden! Die Themenwahl ist frei.
Das Artist Meets Archive Projekt gehört seit 2018 zum festen Bestandteil des kuratorischen Programms der Internationalen Photoszene Köln, wir geben erste Einblicke in das Projekt.
Artist Meets Archive #4
Mit einer großen Neuerung startete Anfang 2024 die vierte Ausgabe des Programms Artist Meets Archive. Erstmals wurde gemeinsam mit den kooperierenden Institutionen ein Open Call für das Residenzprogramm ausgeschrieben. Dieser lud internationale Künstler:innen dazu ein, in das fotografische Erbe der Stadt Köln einzutauchen und darin neue Fährten fotografischer Erzählungen aufzunehmen. Die Ergebnisse dieser künstlerischen Recherchen und Bearbeitungen führen uns vom Kölner Tierreich bis ins chinesische Qingdao, sie „zoomen“ von der Mikroebene des fotografischen Materials bis in die Weite des Weltraums und bringen mit offener Neugierde eine KI ins Gespräch mit ikonischen Fotografien. Jedes der Projekte verdichtet das visuelle Ausgangsmaterial zu einer neuen, ebenso spekulativen wie wissenschaftlich präzisen fotografischen Geschichte und schreibt so mit künstlerischen Mitteln nicht nur die ausgewählten Fotografien, sondern auch ein Stück weit deren jeweiliges Archiv um.
Pünktlich zur Festivaleröffnung am 16. Mai lädt die Internationale Photoszene Köln die Besucher:innen dazu ein, sich auf eine eigene Spurensuche in den gefundenen und neu geschaffenen Bildwelten der Ausstellungsprojekte am Kölnischen Stadtmuseum, am Rautenstrauch-Joest Museum, dem Museum Ludwig, dem Dombauarchiv und der Photographischen Sammlung/SK Stiftung Kultur zu begeben. Das Projekt wird gefördert durch die Stadt Köln und die Kunststiftung NRW.
Artist Meets Archive #4 Ausstellungsprojekte
Pauline Hafsia M’barek am Museum Ludwig
Ein Foto ist nicht nur Abbildung, sondern eine Zusammensetzung chemischer Stoffe und Verbindungen wie Silber, Kupfer, Glas, Salz und Gelatine. Diese bilden komplexe, instabile Bildschichten, die durch Konservierungsprozesse vor äußeren Einflüssen geschützt werden müssen. Pauline Hafsia M’barek nimmt die Werksfotografien der Agfa Sammlung des Museum Ludwig zum Ausgangspunkt einer eingehenden Untersuchung dieser vibrierenden Materialität. Dabei erkundet sie die chemisch-physikalische Beschaffenheit des Bildes und folgt dem fotografischen Herstellungsprozess, der immer auch das prekäre Verhältnis von Mensch und Umwelt beschreibt. In einer multimedialen Assemblage verwebt die Künstlerin Fotografien aus der Agfa-Produktion, toxische Dokumente und mikroskopische Materialanalysen mit filmischen Experimenten an sensiblen Oberflächen.
Museum Ludwig: Das Museum Ludwig ist eines der wichtigsten Museen für die Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts, das neben der größten Pop-Art-Sammlung Europas mit rund 70.000 Werken auch eine bedeutende und umfangreiche Sammlung zur Fotografie von den Anfängen bis in die Gegenwart beherbergt. Es gehört zu den ersten Museen moderner und zeitgenössischer Kunst, die der Fotografie bereits 1977 eine eigene Sammlung widmeten.
Marta Bogdańska am Kölnischen Stadtmuseum
Tiere und ihre Biografien werden nur punktuell in einer Stadtgeschichte sichtbar, so wie im Fall des Schimpansen Petermann, der 1985 auf spektakuläre Weise aus dem Kölner Zoo floh. Sein in zahlreichen Fotografien überliefertes Antlitz ist Teil des visuellen Stadtgedächtnisses geworden, anders als die unzähligen Tiere, die tagtäglich mit uns den Stadtraum bevölkern. In ihrem Projekt sucht Marta Bogdańska nach Wegen eine nicht-anthropozentrische Perspektive im Diskursraum Archiv und seiner Materialien einzunehmen – ein Raum, der sich primär der Menschheitsgeschichte widmet und dabei das Tier als Akteur ausklammert. Durch eine Gegenüberstellung historischer Fotografien und in Köln produzierter Videoarbeiten will das Projekt die Koexistenz zwischen Menschen und „nicht menschlichen Tieren“ ausloten.
Kölnisches Stadtmuseum: Das Kölnische Stadtmuseum sammelt seit der Gründung im Jahr 1888 Objekte zur Geschichte Kölns vom Mittelalter bis in die Gegenwart, darunter auch Fotografien. Zur Graphischen Sammlung des Museums gehört heute eine umfangreiche Fotosammlung, deren Schwerpunkte zunächst das Stadtbild und Architektur, Trachtenbilder und fotografische Zeitdokumente umfassten, sich ab Mitte des 20. Jahrhunderts aber auch der künstlerischen Fotografie, und damit auch Beständen von Kölner Fotograf:innen zuwandten.
Andrés Galeano am Dombauarchiv
2014 nahm der ESA-Astronaut Alexander Gerst ein Steinfragment aus dem Strebewerk der Südseite des Kölner Doms mit auf seinen Flug ins All zur Internationalen Raumstation ISS. Die außergewöhnliche Reise des Steines und seine Rückkehr zum Kölner Dom wurde pressewirksam dokumentiert und mit großer medialer Aufmerksamkeit begleitet. Heute befindet er sich im Dombauarchiv, wo er in einer Vitrine im Foyer nur noch Besucher:innen der Dombauverwaltung zugänglich ist. Unter Aneignung archivischer Arbeitsweisen wird Andrés Galeano zum neuen Biografen des Domsteins. Mithilfe der Fotografie als wissenschaftlichem Medium schreibt er eine detaillierte Lebensgeschichte des auratischen Einzelobjekts, die ebenso ernst wie amüsiert auf den eigenen Untersuchungsgegenstand blickt.
Dombauarchiv: Das Dombauarchiv dokumentiert die seit dem Mittelalter durchgeführten Bau- und Restaurierungsmaßnahmen an einem der weltweit bedeutsamsten Sakralbauten und einem Wahrzeichen der Stadt – dem Kölner Dom. Es umfasst nahezu den gesamten Aktenbestand zum Dombau seit 1816 sowie ca. 20.000 Pläne und Zeichnungen, einen umfassenden Bestand von etwa 50.000 historischen und zeitgenössischen Fotografien, eine große Kunst- und Modellsammlung, sowie die umfangreiche Dreikönigensammlung mit Bildzeugnissen und wissenschaftlicher Literatur zu den Heiligen Drei Königen. Das Dombauarchiv ist eine wissenschaftliche Institution, die die Domforschung auf vielen Gebieten anregt, betreut und publiziert.
Elena Efeoglou an der Photographischen Sammlung / SK Stiftung Kultur
Mit seinen „Menschen des 20. Jahrhunderts“ hat August Sander nicht nur die Fotografiegeschichte, sondern auch unser heutiges Bildverständnis maßgeblich geprägt. Elena Efeoglou nimmt ausgewählte Porträts dieses ikonischen Werks genauer in den Blick. Sie bieten die Basis für von ihr selbst geschriebene fiktive Geschichten, die zusammen mit KI-erzeugten Bildern imaginäre Erzählungen erschaffen. Das Leben der abgebildeten Personen erhält so spezifische Konturierungen und Dimensionen, die alternative Lesarten eröffnen. Efeoglou erkundet mit ihrer multimedialen Arbeit nicht nur das narrative Potential der Fotografie(n) und der Künstlichen Intelligenz, sondern sie füllt das Archiv auch mit neuen Vorstellungen und Beobachtungen.
Die Photographische Sammlung / SK Stiftung Kultur: Die Photographische Sammlung / SK Stiftung Kultur widmet sich der sachlich-dokumentarischen Fotografie im künstlerischen Kontext. Mit dem August Sander Archiv, umfangreichen Konvoluten von Bernd und Hilla Becher sowie einem umfangreichen Sammlungsbestand mit internationalen Positionen sind in der Sammlung bedeutende Bestände vertreten, die diese Richtung ästhetisch wie formal entscheidend geprägt haben. Basierend auf diesen Setzungen realisiert die Institution wechselnde Ausstellungsprojekte und Publikationen historischer wie zeitgenössischer Positionen.
Jimmi Wing Ka Ho am Rautenstrauch-Joest-Museum
Die deutsch-chinesische Kolonialgeschichte hat bislang nur wenig Aufmerksamkeit in der öffentlichen Wahrnehmung erfahren. Jimmi Wing Ka Ho setzt an diesem Punkt an und spürt der Geschichte der Stadt Qingdao nach, die von 1898 bis 1914 unter deutscher Besatzung stand. Ausgehend von Beständen aus dem Fotoarchiv des RJM begibt er sich mit seiner Kamera auf Spurensuche der kolonialen Vergangenheit Qingdaos und untersucht, wie diese das Stadtbild bis heute prägt und welche Erinnerungen weitergetragen werden. Im Dialog mit historischem Material eröffnen die vor Ort entstandenen Fotografien und Videoarbeiten vielfältige – teils widersprüchliche – Blickwinkel und lassen die Grenzen zwischen Archivgedächtnis und erlebter Erfahrung verschwimmen.
Rautenstrauch-Joest-Museum: Das Rautenstrauch-Joest-Museum ist ein Museum im Umbruch, das nach neuen Wegen sucht, sich in ein interdisziplinäres Forum der postmigrantischen Gesellschaft umzuwandeln. Die Sammlung umfasst etwa 60.000 Alltags- und Ritualobjekte und rund 100.000 historische Fotografien, die geografisch und zeitlich eng mit der deutschen Kolonialgeschichte verbunden sind. Die Öffnung des Archivs auf der Suche nach neuen Ausdrucksformen und dekolonialen Handlungsräumen prägt die Arbeit mit dem fotografischen Bestand des Museums.
Neben diesen Projekten wird sich erneut die lebendige Kunstszene Kölns am Festival mit eigenen Ausstellungen beteiligen. Seit 1984 ist das Photoszene-Festival als partizipatives Ausstellungsformat und ältestes Fotografiefestival Deutschlands bekannt. Die unterschiedlichen teilnehmenden Ausstellungen in Museen, Galerien, Kunsträumen und Studios eröffnen eine breite Perspektive auf das fotografische Medium, seine medialen Erweiterungen und Gebrauchsweisen. Zum Festival wird ein umfangreiches Veranstaltungsprogramm mit Führungen, Artist Talks, Portfolio Review und Fotobuchmesse geplant. Alle weiteren Infos immer auf den Sozialen Medien, unserer
Website oder unserem Newsletter.
Noch bis 31.01.2025: Open Call für Künstler:innen und Kollektive „Feelings & Photography“
Die Internationale Photoszene Köln schreibt einen Open Call aus, der in eine Gruppenausstellung für das Photoszene-Festival im Mai 2025 in Köln mündet.
Bewerbungsfrist: 31. Januar 2025
Hier der direkte Link zur Anmeldung >>
Die Internationale Photoszene Köln schreibt einen Open Call zum Thema „Feelings & Photography“ in der Fotografie aus. Gesucht werden künstlerische Arbeiten, die sich im Themenspektrum der Gefühle bewegen.
Der Open Call fokussiert auf zeitgenössische Phänomene der Fotografie und wirft gleichzeitig einen Blick auf das, was uns in der Welt fühlen lässt. Ebenso stellt er die Frage, was wir unter welchen Bedingungen mitempfinden. Gefühle sind eines der letzten Spezifika menschlichen bzw. natürlichen Lebens und scheinen ein wesentliches Unterscheidungsmerkmal zur Übermacht der Maschinen zu sein. Gleichzeitig werden Gefühle ganz bewusst in mediale und bildhafte Kommunikationen eingebaut und fordern Algorithmen unsere täglichen emotionalen Reaktionen als Bildkonsument:innen heraus. Sie sind etwas Inneres, aber gleichzeitig gesellschaftlich geformt, Gefühle sind zutiefst persönlich und sind doch nicht privat, Gefühle haben politische Sprengkraft und werden gleichzeitig oft negiert, Gefühle beeinflussen Biografien und schaffen neue Sichtbarkeiten, Gefühle bilden Verbundenheit und transformieren gleichzeitig soziale Strukturen. Kurzum: Gefühle prägen die Formen unserer Existenz und des Miteinanders in der Welt.
Fragen, die wir zur Orientierung stellen:
• Welche Rolle kann Fotografie in der Auseinandersetzung mit Gefühlen spielen und welche Rolle spielen Gefühle in zeitgenössischen fotografischen Konzepten?
• Wie finden Gefühle ins Bild und auf welche Weise erreichen sie die Betrachtenden?
• Und alle weiteren offenen Fragen, die darüber hinaus gestellt und beantwortet werden können!
Obwohl Gefühle definitionsgemäß immateriell und subjektiv sind, kann Fotografie sie sichtbar, erfahrbar und nachvollziehbar machen, ferner diese heraufbeschwören und verstärken. Die Möglichkeiten der fotografischen Bilder beeinflussen täglich durch ihre mediale Verbreitung unseren gesamten Lebensbereich, vermitteln uns Emotionen, Zustände, Haltungen, wie Perspektiven auf das, was uns fühlen lässt.
Die Photoszene gibt mit dem Open Call aktuellen fotografischen Positionen eine Plattform und freut sich auf vielseitige Einreichungen von Künstler:innen und Bildgestalter:innen, welche mit dem Medium Fotografie und ihren erweiterten Werkzeugen arbeiten. Die eingereichten Arbeiten werden von einer divers besetzten Jury gesichtet und für eine Gruppenausstellung zum Photoszene-Festival im Mai 2025 ausgewählt. Jede jurierte Position erhält 500€ Ausstellungshonorar. Die Bewerbungsfrist ist der 31. Januar 2025.
Der Open Call und die Ausstellung „Feelings & Photography“ wird unterstützt durch die Kulturförderung des LVR sowie die Victor Rolff-Stiftung.