Mit Radiant Photo steht eine neue Bildbearbeitung vor der Tür, die uns Fotografinnen und Fotografen die lästige Arbeit am Bildschirm so bequem und einfach wie nur möglich machen möchte. Das versprechen die KI-gestützten Automatiken von Radiant Photo, sie kommen als „Perfectly Clear“-Technologie bereits in Tausenden von Print Services weltweit zum Einsatz. Doch halten diese Automatiken, was die Macher von Radiant Photo versprechen? photoscala konnte bereits eine Vorabversion der Software testen.

Hochwertige Bilder mit perfekter Farbwiedergabe in Rekordzeit – das verspricht die neue Bildbearbeitung Radiant Photo. Im Idealfall übernimmt der Foto-Optimierer alle Verbesserungen Ihrer Aufnahmen vollautomatisch – die KI-gestützte Technologie „Perfect Clear“ will es möglich machen. Der gestresste Bildbearbeiter muss dann die optimierte Version seines Fotos nur noch speichern.

Allerdings: Viele Fotografinnen und Fotografen mistrauen solchen intelligenten Über-Alles-Vollautomatiken – und das meist zu Recht. Dagegen hält Radiant Photo ein einfaches Mittel parat: Weitreichende Eingriffsmöglichkeiten sowie einen ganzen Kasten voller Presets. Wird Radiant Photo damit zur Bildbearbeitung, die in Rekordzeit professionelle Ergebnisse liefert?

Wie die Vollautomatik Tempo macht (und wann nicht)

Wenn’s wirklich auf Geschwindigkeit ankommt, gibt es in Radiant Photo den „schnellen Modus“. Die Software analysiert zunächst die Bildinhalte und optimiert dann für „Landschaft“, „Porträt“, „Tiere“ etc. Auch grobe Aufnahmefehler wie Fehlbelichtung erkennt Radiant Photo und merzt sie so weit wie möglich aus. Dabei ist es übrigens unerheblich, ob Radiant Photo mit Raw-Dateien oder JPEGs gefüttert wird.

Schneller Modus

Die Automatik erkennt Probleme zuverlässig (hier zu hohe Kontraste) und korrigiert sie verblüffend gut. Da stört es nicht, dass Radiant Photo im „Schnellen Modus“ nur wenige Eingriffsmöglichkeiten bietet.

Klasse dabei: Die Vollautomatik ist nicht stur, Belichtung, Kontrast und Farbwiedergabe lassen sich jederzeit manuell nachkorrigieren. Zum Glück möchte man fast sagen, denn Radiant Photo pflegt doch bisweilen einen amerikanischen Bildgeschmack mit fetten Farben und würzigen Kontrasten.

Die Bildanalyse und drauffolgende automatische Korrektur erledigt Radiant Photo erfreulich schnell. Zäh wird es dagegen bei manuellen Eingriffen – bis die Software auf veränderte Reglerstellungen reagiert, dauert es noch einen Atemzug zu lange. Aber bis die endgültige Version von Radiant Photo am 15. September erscheint, ist ja noch etwas Zeit für Performance-Steigerungen. Und unser 2018er iMac ist heute auch nicht mehr der allerschnellste.

Radiant Photo: Preise und Verfügbarkeiten

Radiant Photo soll am 15. September 2022 erscheinen. Es gibt die Software für Windows und macOS (jeweils für Apple Silikon oder Intel-Macs). Zum Start wird die Software in den wichtigsten Sprachen erhältlich sein, darunter auch in Deutsch.

Radiant Photo gibt es als Standalone-Version oder als Plug-In (für Adobe Photoshop, Adobe Photoshop Elements, Adobe Lightroom Classic und Corel PaintShop Pro) jeweils für 129 Euro. Wer Radiant Photo sowohl als Plug-In wie auch Standalone nutzen möchte, zahlt 169 Euro. Für alle Varianten gibt es eine 30-Tage-Geld-zurück-Garantie, sollte Ihnen die Software nicht zusagen.

Wer Radiant Photo vor dem 15. September vorbestellt, erhält ein zusätzliches Preset-Paket kostenlos dazu.

Wenn nicht nur die Geschwindigkeit zählt

Sie hätten gerne die volle Kontrolle über ihre Bildbearbeitung, aber gerne mit Unterstützung durch „Perfect Clear“? Bitte sehr – auch das ist in Radiant Photo möglich. Unter „Erweiterter Modus“ haben Sie Zugriff auf die kompletten Bildbearbeitungsfunktionen von Radiant Photo. Wie bei Lightroom & Co. reiht die Software die komplette Bearbeitungspalette am rechten Fensterrand auf. Die Möglichkeiten in Sachen Belichtungs- und Farbkorrektur, Schärfen und Rauschunterdrückung lassen dabei kaum Wünsche offen. Sogar Verlaufsfilter gibt es. Vermisst haben wir beim ersten Test vielleicht einen Reparaturstempel, mit dem sich schnell Sensordreck retuschieren lässt. Als Bonbon gibt es dafür spezielle Werkzeuge zur Porträtkorrektur; sie hellen die Augen auf, glätten grobe Haut oder legen etwas Rouge auf. Ebenfalls an Bord der Bearbeitungsleiste: sogenannte Looks, die spezielle Effekte erzeugen wie 60er-Jahre-Film oder Bleached Bypass.

Intelligente Bearbeitung

Im „Erweiterten Modus“ bietet Radiant Photo eine Fülle an Korrekturwerkzeugen und Effekteinstellungen.

Auch im erweiterten Modus von Radiant Photo kommt zunächst wieder die intelligente Automatik zum Zug und weist Ihrem aktuellen Bild anhand des Inhalts Korrekturen zu. Die lassen sich nicht nur – wie gesagt – fein ziseliert anpassen. Sie können auch selbst sogenannte „Smart Presets“ definieren, etwa für Porträts oder Landschaftsfotos. Darüber hinaus gibt es klassische Voreinstellungen, die unabhängig vom Motiv wirken.

Smart Presets

Die Automatik hat das Motiv korrekt erkannt und dem Bild die smarte Voreionstelliung „Landschaft“ zugewiesen. Ein Riesenvorteil der Automatiken von Radiant Photo: Sie können eigene „Smart Presets“ definieren, die automatischen Korrketuren also ganz an Ihren Geschmack anpassen.

Erstes Fazit

In Rekordzeit optimiert Radiant Photo Ihre Aufnahmen in der Vorabversion bestenfalls, wenn sie sich auf die intelligente Automatik verlassen. Die manuellen Einstellmöglichkeiten brauchen dagegen noch einen Tritt aufs Gas – der aber sicherlich mit einem der ersten Updates kommen wird.

Von dieser kleinen Bremse einmal abgesehen, nimmt Radiant Photo bereits jetzt mächtig Fahrt auf. Die Motiv-Automatiken funktionieren verblüffend sicher, mit den vielfältigen Reglern lassen sich die automatisch generierten Korrekturen sehr feinfühlig anpassen. Vor allem aber bringt Radiant Photo bereits jetzt schon Funktionen mit, die gerade auch professionellen Fotografen das Leben erleichtern – insbesondere bei der Porträtkorrektur. Dass das eine oder andere einstweilen noch fehlen mag, ist kein Beinbruch – Radiant Photo funktioniert prima auch als Plugin für Lightroom und Photoshop.