Mit dem 28-75 mm F2,8 Di III VXD G2 präsentiert Tamron nach gerade einmal gut drei Jahren einen Nachfolger für das lichtstarke Standardzoom zum Spartarif. Verbessert wurden bei der G2-Version Funktionsumfang und Handling. Der Autofokus soll von einem leistungsfähigeren VXD-Antrieb profitieren, der Tubus wirkt hochwertiger. Beibehalten hat Tamron das geringe Gewicht und die kompakten Abmessungen, der Preis ist nur moderat gestiegen. Genug Neues also, um das Tamron 28-75 F/2.8 Di III VXD G2 in die Hand zu nehmen und an der Kamera anzusetzen.

Tamron 28-75 F/2.8 Di III VXD G2

Anschluss: Sony E (Kleinbild)
Optischer Aufbau: 17 Linsen in 15 Gruppen
Autofokus: ja (VXD-Antrieb)
Bildstabilisator: nein
Besonderheit: programmierbare Funktionstasten
Gewicht: 540 Gramm
Preis (UVP / Straße): 1245 Euro / ca. 950 Euro

Als Tamron vor rund dreieinhalb Jahren mit dem 28-75 F/2.8 Di III RXD seine erste Version des Standardzooms für Sony E präsentierte, war das Objektiv einzigartig. Denn wie kein anderes kombinierte es eine hohe Lichtstärke mit kompakten Maßen und geringen Gewicht zu einem erfreulich günstigen Preis. Bei mir hat es seinerzeit einen guten Eindruck hinterlassen, wenngleich es mich nicht in allen Punkten begeistern konnte.

Jetzt hat das Tamron das lichtstarke Standardzoom grundlegend überarbeitet und als 28-75 F/2.8 Di III VXD G2 neu aufgelegt. Die G2-Version mag sich auf den ersten Blick kaum vom Vorfahren unterscheiden. Doch bei der Überarbeitung ist kaum ein Stein auf dem anderen geblieben. Bereits die Typenbezeichnung weist daraufhin: Tamron setzt beim Autofokus-Antrieb jetzt auf schnelle VXD-Motoren, der RXD-Antrieb der Urversion hat ausgedient. Und unter der (ebenfalls überarbeiteten) Kunststoffhülle des 28-75 F/2.8 Di III RXD hat sich noch mehr getan: Die optische Konstruktion der G2-Variante wurde komplett neu entwickelt, sie besteht jetzt aus 17 Elementen in 15 Gruppen, zuvor waren es 15 Linsen in zwölf Gruppen. Das soll mehr Schärfe bringen, vor allem in den Ecken. Und ein schöneres Bokeh.

Handhabung und Praxis

Bereits beim Auspacken fällt mir auf, was Tamron am überarbeiteten 28-75 F/2.8 Di III VXD G2 glücklicherweise nicht geändert hat: Größe und Gewicht. Das G2 wiegt lediglich 540 Gramm und ist damit nochmals zehn Gramm leichter als die Urversion. Geblieben ist es beim Filtergewinde mit 67 Millimeter Durchmesser. Geringes Gewicht, hohe Lichtstärke und vergleichsweise kleiner Preis waren es, was das ursprüngliche 28-75 F/2.8 Di III RXD vor gut drei Jahren so einzigartig machten. Inzwischen hat allerdings Sigma nachgezogen, das 28-70 F2,8 DG DN ist zudem mit nur 470 Gramm nochmals leichter als das neue Tamron-Standardzoom und kostet rund 100 Euro weniger.

Tamron 28-75_Ausgezoomt

Das 28-75 F/2.8 Di III VXD G2 ist erfreulich leicht und bleibt auch ausgeszoomt auf Maximalbrennweite sehr kompakt.

Das 28-75 F/2.8 Di III VXD G2 hat Tamron in eine leicht glänzende Kunststoffhülle gekleidet – meinen Geschmack trifft das nicht so ganz. Wertig und robust wirkt das Objektiv aber allemal. Gut gefällt mir die Gummierung von Zoom- und Fokusring – sie ist jetzt deutlich griffiger. Geblieben sind die leichten Schabgeräusche, die das Objektiv beim Zoomen von sich gibt – Videofilmer sollten bei Zoomfahrten darauf achten, dass sie nicht auf die Tonspur gelangen.

An der der Ur-Version des Objektivs habe ich noch bemängelt, dass Tamron Funktionstasten eingespart hat. Ein Kritikpunkt, den sich der Hersteller offenbar zu Herzen genommen hat: Das 28-75 F/2.8 Di III VXD G2 ist mit einer frei programmierbaren Funktionstaste ausgestattet. Sie lässt sich via Kameramenü einrichten, bei mir dient sie als AF-/MF-Umschalter. Und wie beim kürzlich getesteten 35-150mm F/2-2.8 Di III VXD sind auch beim neuen 28-75 Zoom- und Fokusring via USB-Schnittstelle programmierbar. Damit macht die Neuauflage des Standardzooms beim Handling einen weiten Sprung nach vorn!

Tamron 28-75_Fn-Taste

Tamron hat auf seine Kunden gehört und das 28-75 F/2.8 Di III VXD G2 mit einer frei programmierbaren Funktionstaste ausgestattet. Zudem lässt sich das Pbjektiv via USB-Schnittstelle konfigurieren.

In der Praxis hat sich das 28-75 F/2.8 Di III VXD G2 als unkompliziert und zuverlässig erweisen. Der Autofokus arbeitet an der Alpha 7R IV, an der ich das Objektiv hauptsächlich getestet habe, zügig und ohne zu pumpen. Vielleicht gibt es Zooms, die noch flotter scharf stellen – aber als handlicher Allrounder will das 28-75 F/2.8 Di III VXD G2 ja kein spezielle Action-Objektiv sein. Schnell genug für einen Schnappschuss ist es allemal und dazu noch praktisch lautlos.

Tamron 28-75_Action

Das 28-75 F/2.8 Di III VXD G2 ist sicherlich nicht die erste Wahl für Sportfotografen, aber für einen schnellen Schnappschuss taugt es allemal.

Nicht ganz so geschmeidig wie der Autofokus funktioniert das manuelle Scharfstellen. Der Fokusring überträgt lediglich Stellbefehle an den AF-Antrieb, das fühlt sich artifiziell und wenig direkt an. Hinzu kommt, dass sich der Fokusring sehr leicht drehen lässt und somit schnell verstellt. In diesem Punkt hat sich beim neuen 28-75 F/2.8 Di III VXD G2 nichts geändert. Praktisch unverändert ist auch der maximal erreichbare Abbildungsmaßstab geblieben – er beträgt 1:2,7 am kurzen Brennweitenende und 1:4,1 bei 75 Millimeter. Geblieben ist es ferner dabei, dass Tamron bei seinem lichtstarken 28-75 auch einen optischen Bildstabilisator verzichtet. Keine große Sache finde ich, die aktuellen Sony-Kameras sind ja alle mit einem stabilisierten Sensor ausgestattet.

Bildqualität

Wenn es um die Bildqualität geht, hat bereits die Urversion des 28-75 von Tamron kaum Schwächen gezeigt. Das neue 28-75 F/2.8 Di III VXD G2 soll jetzt nochmals verbessert worden sein, vor allem in den Randbereichen verspricht Tamron eine gesteigerte Abbildungsleistung. Beweisen musste sich die Neuauflage an der Sony Alpha 7R IV mit 61 Megapixel, die ursprüngliche Version des Zooms habe ich noch an der Alpha 7R III mit 42 Megapixel eingesetzt.

Tamron 28-75_Schärfe

Bereits leicht abgeblendet (hier auf F/6.3) bildet das Tamron 28-75 F/2.8 Di III VXD G2 bis in die Ecken scharf und detailreich ab.

In Sachen Schärfe und Detailwiedergabe gibt sich das 28-75 F/2.8 Di III VXD G2 kaum eine Blöße. Vielleicht, dass es voll aufgeblendet bei 28 Millimeter die Ecken etwas soft zeichnet – ein, zwei Stufen abblenden reicht glücklicherweise, um auch die Bildecken knackscharf zu bekommen. Am kurzen Ende bei Offenblende vignettiert das Objektiv etwas. Ein Problemchen, das sich glücklicherweise bei JPEG-Aufnahmen bereits in der Kamera korrigieren lässt. Und bei Raw-Dateien nachträglich in Lightroom, wobei das dort hinterlegte Korrekturprofil für das 28-75 F/2.8 Di III VXD G2 viel zu forsch ans Werk geht. Ganz frei von Verzeichnungen ist das neue Standardzoom nicht, diese kleine Unart bügelt die Objektivkorrektur in der Kamera beziehungsweise in Lightroom ebenfalls aus.

Verzeichnung-Vignettierung

Verzeichnung und Vignettierung bleiben beim Tamron 28-75 F/2.8 Di III VXD G2 moderat, die Objektivkorrektur der Kamera oder von Lightroom bügelt es komplett aus.

Abbildungseigenschaften, die sich nicht nachträglich per Software korrigieren lassen, hat Tamron beim neuen 28-75 F/2.8 Di III VXD G2 gut im Griff. Das gilt insbesondere fürs Bokeh, das im Vergleich zur Ur-Version des Zooms sichtbar gleichmäßiger ausfällt. Gegenlicht ist keine große Herausforderung für das Objektiv, Flares oder Blendenflecken konnte ich nicht provozieren. An Kontrastkanten im Unscharfen zeigt sich das Objektiv allerdings etwas anfällig für longitudinale chromatische Aberration (sogenannte Bokeh-CAs).

Tamron 28-75_Bokeh

Das Bokeh beim neuen 28-75 F/2.8 Di III VXD G2 gerät sichtbar harmonischer als noch bei der Vorgängerversion.

Mein Fazit

Tamron hat beim neuen 28-75 F/2.8 Di III VXD G2 kaum einen Stein auf dem anderen gelassen – und das ist gut so. Das Handling ist jetzt dank programmierbarer Fn-Taste so, wie ich es mir bereits bei der Ur-Version gewünscht hätte. Der schon zuvor nicht gerade lahme Autofokus hat dank Umstellung auf Linearantrieb nochmals spürbar an Tempo zugelegt. Und obendrein hat Tamron das optische Design neu gerechnet, das Bokeh fällt bei der Neuauflage deutlich ansprechender aus. Bei allem ist das lichtstarke Standardzoom weiterhin sehr kompakt und leicht. Und was fast noch wichtiger ist: Für das neue Tamron 28-75 F/2.8 Di III VXD G2 verlangt Tamron nur einen Hunderter mehr als für die Vorgängerversion – angesichts des Gebotenen ein wirklich verschmerzbarer Aufpreis.

PRO

  • Kompakt, leicht und lichtstark
  • insgesamt gute Bildqualität mit hervorragender Schärfe
  • Fn-Taste sowie USB-Schnittstelle zur individuellen Konfiguration
  • sehr gutes Preis-/Leistungsverhältnis

CONTRA

  • Zoom mit deutlichen Schabgeräuschen
  • Etwas stark ausgeprägte Bokeh-CAs
  • Fokusring zu leichtgängig

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Technische Daten: Tamron 28-75mm F/2.8 Di III VXD G2 (Modell A063)

ModellA063
Brennweite28-75 mm
LichtstärkeF/2.8
Bildwinkel (diagonal)75° 23' – 32° 11' (Kleinbild)
Optische Konstruktion17 Elemente in 15 Gruppen
Kürzeste Einstellentfernung18 cm (Weitwinkel), 38 cm (Tele)
Maximaler Abbildungsmaßstab1:2,7 (Weitwinkel), 1:4,1 (Tele)
Filtergrößeø 67 mm
Durchmesserø 75,8 mm
Länge5117,6 mm
Gewicht540 g
Blendenlamellen9 (kreisrunde Öffnung)6
Kleinste BlendenöffnungF22
Zubehör im Lieferumfang:Streulichtblende, Objektivdeckel, Bajonettdeckel
AnschlussSony E-Mount