Von Nostalgie und Liebhaberei abgesehen, gehört das Entwickeln von Schwarzweißfilmen im Chemie-getränkten Foto-Labor der Vergangenheit an. Mit dem Raw-Konverter von Photoshop und Lightroom ist inzwischen auch der digitale Workflow für die Schwarzweiß-Konvertierung von Fotos ein anderer als noch vor zehn Jahren. Wie’s gemacht wird, zeigt Olaf Giermann von der Zeitschrift DOCMA.

Schwarzweiß-Fotos reduzieren ein Bild auf Licht, Schatten, Formen und Details. Dabei haben sie einen ganz eigenen Charme, denn sie bilden eine Szene ohne Farben ab – also ganz anders, als wir sie mit unseren eigenen Augen sehen. Schwarzweiß-Fotografen wehrten sich am längsten gegen den Wechsel ins Digitalzeitalter, denn Schwarzweiß-Film hatte einen entscheidenden Vorteil gegenüber den ersten Digital­kameras: den hohen Dynamikumfang von bis zu 12 Blendenstufen. Der ist aber auch nur relevant, wenn Sie die Bilder in der Dunkelkammer entwickeln, wie es Fotografie-Legende Ansel Adams getan hat. Inzwischen decken die Kamerasensoren einen Dynamik­umfang von bis zu 15 Blendenstufen ab und liegen damit bereits über dem des menschlichen Auges ohne ­Adaption (13 bis 14 Stufen).

Vorteile der Digitalfotos

Die kreative und selektive ­Optimierung digitaler Bilder erfolgt nicht nur chemikalienfrei und außerhalb roten Dämmerlichts, sondern ist auch einfacher. Denn Sie können für das Abstimmen von Helligkeit und Masken auf die Farbinformationen zurückgreifen. Dem Analog-Film bleibt – außer Sie lieben den Prozess – nur noch der Vorteil des Filmkorns, das sich zwar digital simulieren lässt, aber auf einem ausgedruckten Bild dann doch anders als auf einer Ausbelichtung wirkt.

Beitrag aus DOCMA #93

DOCMA ist seit 2002 die führende deutsche Zeitschrift für kreative Fotografen, die ihre Ideen in Photoshop und Lightroom verwirklichen. Dieser Beitrag stammt aus der aktuellen Ausgabe #93. photoscala gibt ihn hier mit freundlicher Genehmigung wieder.

Die neue – jetzt versandkostenfreie – DOCMA 93 setzt ihren Schwerpunkt auf das Adobe Foto-Abo. Auf 20 Seiten zeigt Olaf Giermann alle Funktionen und Möglichkeiten, die sich mit den vielen im Abo enthaltenen Programmen, Apps und Services bieten und die kaum jemand kennt. Neben vielen Tutorials und Tipps für kreative Fotografen geht es zudem verstärkt um andere Software wie Capture One, Affinity Photo oder Luminar.

Corona-Krise: DOCMA ohne Versandkosten

Das aktuelle DOCMA Heft 93 wird ab sofort an alle Leser in Deutschland ohne Versandkosten ausgeliefert. Wer das Heft im DOCMA Shop erwirbt, muss bis auf Weiteres keine zusätzlichen Gebühren für die Auslieferung durch die Post entrichten. „Damit“, so erklärt DOCMA Chefredakteur Christoph Künne „wollen wir es allen Kreativen leichter machen, die unfreiwillig freien Zeiten in der Corona-Krise produktiv zu nutzen. Außerdem erspart dieser Service den Besuch eines Einkaufszentrums, eines Bahnhofs oder einer anderen Verkaufsstelle, an der soziale Kontakte unvermeidlich sind.“

Schwarzweiß-Umwandlung im Raw-Konverter

Behandlung auf Schwarzweiß ändern

In Camera Raw, Lightroom und Lightroom Classic klicken Sie für eine schnelle Entsättigung des Bildes unter »Grundeinstellungen > Behandlung« auf »Schwarzweiß«. Das bewirkt Folgendes: Das Foto wird in Graustufen dargestellt, die Regler »Sättigung« und »Dynamik« werden ausgegraut und statt »HSL« wird das Panel »Schwarzweißmischung« angezeigt, in dem Sie die Helligkeit der einzelnen Farben abstimmen.

Profile ausprobieren 

Öffnen Sie den »Profilbrowser« (a), um die vorinstallierten »S/W«-Profil-Vorgaben auszuprobieren. Sie variieren das Bild­ergebnis subtil, aber spürbar. Die »Stärke« der Anwendung legen Sie mit dem gleichnamigen Schieberegler fest (b). Es ist empfehlenswert, diesen für das Vergleichen der Presets auf das Maximum von 200 % zu ziehen und den Wert später, angepasst auf das jeweilige Foto, wieder zu senken.

Schwarzweißmischung

In diesem Panel legen Sie fest, wie hell ein ­bestimmter Farbbereich im Graustufenbild erscheinen soll. Setzen Sie die Schieberegler wie bei einem Musik-Equalizer ein: Entfernen Sie nahe beieinander liegende Slider nicht zu weit voneinander! So vermeiden Sie unnatürlich wirkende Ergebnisse, Helligkeitssäume und Tonwertabrisse. Das gilt vor allem für „Aquamarin“ und „Blau“, wenn Sie diese für das Abdunkeln eines Himmels einsetzen.

Globalkontrast

Nutzen Sie die »Grundeinstellungen« für die allgemeine Bildkorrektur: Die Bildhelligkeit bestimmen Sie mit »Belichtung«, »Kontrast« legt den Kontrast der Mitteltöne fest, mit »Lichter« und »Tiefen« bringen Sie bei Bedarf Details in eben diesen Bereichen zurück oder entfernen sie. »Weiß« und »Schwarz« entsprechen den gleichnamigen Reglern in der »Tonwertkorrektur«: Sie beschneiden die dunkelsten und hellsten Bildstellen.

Schwarzweiß-Stilisierung im Raw-Konverter

Lokalkontrast

In den »Grundeinstellungen« reduzieren oder ­verstärken Sie mit drei Reglern unterschiedliche Details: »Struktur« betrifft kleinere, »Klarheit« größere; die Funktion »Dunst entfernen« optimiert selektiv den Bildkontrast, indem sie Bereiche mit hohem und geringem Kontrast erkennt und getrennt voneinander ändert. Entgegen ihrer Bezeichnung ist »Dunst entfernen« nicht nur bei Landschaftsaufnahmen nützlich. Ausprobieren!

Vignette

Im »Effekte«-Panel lässt sich eine »Vignettierung nach Freistellen« hinzufügen. Durch das Abdunkeln der Bildränder lenken Sie die Aufmerksamkeit des Betrachters auf die Bildmitte. »Mittenwert« (a) legt fest, wie weit die Abdunklung ins Bild ragen darf, „Rundheit“ (b) erzeugt eine rechteckige oder runde Form. Der Regler »Lichter« (c) erlaubt es, helle Bereiche von der Abdunklung auszusparen. Das führt zu glaubwürdigeren Ergebnissen.

Filmkorn

Eine Körnung ist nicht nur ein nostalgisches ­Stilmittel, sondern verdeckt auch etwaige Bildfehler. Die Bilder mancher ­Kamera-Sensoren zeigen sehr unschöne Banding-Muster in dunklen Bildbereichen, wenn Sie diese auch nur leicht aufhellen. ­Manche Korrekturen erzeugen Säume, andere verstärken Banding- und Moiré-­Effekte. Fügen Sie in diesen Fällen über das »Effekte«-­
Panel  eine Körnung hinzu.

Farbstilisierung

Ein in Graustufen verwandeltes Bild lässt sich durch das mehr oder weniger subtile Hinzufügen von Farbe zusätzlich stilisieren. Das geht in Camera Raw getrennt für die Lichter (a) und Tiefen (b) in der »Teiltonung«. Mit »Abgleich« (c) verstärken Sie den Färbungseffekt in den hellen oder dunklen Bildbereichen. Für feiner abgestimmte Farblooks nutzen Sie lieber die »Gradationskurve« im »Punkt«-Modus.