Die chinesische Wirtschaft liegt am Boden. Viele Betriebe stehen seit Wochen still, andere produzieren nur mit verminderter Kraft. In Deutschland und den angrenzenden Ländern werden Dutzende Messen und Ausstellungen abgesagt. Der Grund: Das Virus Sars-CoV-2, meist Corona genannt, das schwere Lungenkrankheiten auslösen kann. Inzwischen zeichnet sich ab: Auch an der Imaging-Branche zieht die Corona-Krise nicht spurlos vorüber.

Berlin, letzten Freitag: In einer Woche soll die ITB 2020, die weltgrößte Touristikmesse, eröffnet werden. Erwartet werden bis zu 160.000 Besucher. Trotz Bedenken vieler Experten halten die Veranstalter an der Messe fest. Doch um 18:27 Uhr kommt das Aus. Das zuständige Gesundheitsamt hat die Auflagen zur Durchführung der Veranstaltung derart hochgeschraubt, dass die Veranstalter nur noch eine Möglichkeit sehen: die Reißleine ziehen. Unter anderem hätte jeder Messebesucher nachweisen sollen, nicht aus Risikogebieten in China, Südkorea oder Norditalien zu stammen oder in letzter Zeit Kontakt mit Personen aus diesen Zonen gehabt zu haben.

Was geschieht mit der photokina?

Tokio, wenige Stunden zuvor. Pressekonferenz der koelnmesse zur photokina 2020. Christoph Werner, zuständiger Geschäftsbereichsleiter, versichert: „Zum jetzigen Zeitpunkt gibt es keinen Grund, die photokina 2020 abzusagen“.

Doch je näher der Messetermin rückt, desto stärker wird der Druck werden. Von den Gesundheitsbehörden, sollte bis Ende Mai die Corona-Pandemie nicht deutlich abgeklungen sein. Von den großen Ausstellern aus Japan, die ihr Personal sicher nicht einem erhöhten Ansteckungsrisiko in im engen Messegetümmel aussetzen möchten. Mit ein Grund, warum die für Mitte Mai geplante HiFi-Messe High End bereits jetzt abgesagt wurde.

Neuvorstellungen verschoben

Nicht nur Messen sind durch Corona gefährdet. Auch neue Produkte können nicht so auf den Markt kommen, wie es die Hersteller geplant hatten. Zum Beispiel Sony: Der Hersteller hatte angeblich bereits Einladungen zu einer Kamerapräsentation verschickt und musste diese dann kurzfristig auf „später“ verschieben. Ein anderer Hersteller hat einen Workshop zu seiner unlängst präsentierten Kamera-Neuheit gleich ganz abgesagt.

Zudem können schon recht bald Lieferengpässe entstehen, weil die Produktion in China immer noch weitgehend ruht. Das betrifft nicht nur Firmen, die Kameras und Objektive direkt in China fertigen (lassen). So hat etwa Canon einem Bericht das japanischen Wirtschaftsmagazins Nikkei zufolge fünf Produktionsstäten in Japan für zehn Tage geschlossen, weil wichtige Teile aus China fehlen.

Fujifilm versichert dagegen, dass der Markteinführungstermin für die unlängst vorgestellte X-T4 steht. Ab Ende April soll sie verfügbar sein – zwei Monate nach Vorstellung und damit ungewöhnlich spät.