Mit der japanischen Kameraindustrie geht es weiter bergab. Das zeigen die Zahlen, die ihr Verband CIPA jetzt zum zweiten Quartal 2019 veröffentlicht hat. Insbesondere die klassischen DSLR verlieren weiter an Boden, Kompaktkameras stabilisieren sich. Bei den Objektiven zeichnet sich eine klare Trendwende ab.
Im ersten Halbjahr 2019 hat die japanische Kameraindustrie rund ein Viertel weniger Kameras abgesetzt als im selben Vorjahreszeitraum. Das geht aus den jüngsten CIPA-Zahlen hervor. Besonders stark ins Minus gedreht haben klassische DSLR. Ihre Absatzzahlen gehen auf rund 63 Prozent zurück, der Wert der Auslieferungen sinkt sogar auf fast die Hälfte des Vorjahresniveaus. Damit dürfte sich andeuten, dass die höherwertigen Modelle inzwischen deutlich schwächer nachgefragt werden.
Inzwischen schwächelt auch der kurzzeitige Hoffnungsträger Spiegellose wieder. Ihr Absatz ist im ersten Halbjahr um fast 15 Prozentpunkte zurückgegangen. Noch liegt der Wert der ausgelieferten Spiegellosen jedoch leicht im Plus.
Deutlich verlangsamt hat sich der Abwärtstrend bei den Kompaktkameras, deren Absatz ein Minus von rund 20 Prozentpunkten verzeichnet. Auch hier ist ein Trend zu höherwertigen Kameras auszumachen, der Wert der ausgelieferten Kompaktkameras liegt lediglich 15 Prozentpunkte unter Vorjahresniveau.
Nachdem sich Wechselobjektiven im letzten Jahr noch recht stabil entwickelt haben, sind ihre Absatzzahlen jetzt auf Talfahrt. 25 Prozentpunkte beträgt das Minus bei den Absatzzahlen, knapp 15 Prozentpunkte beim Wert. Dabei geht der Rückgang vor allem aufs Konto der Objektive für APS-C und kleinere Sensorformate – Kleinbildobjektive stemmen sich dem Abwärtstrend erfolgreich entgegen.
M.E. lässt nicht das Interesse an der Fotografie nach, sondern es tritt einfach eine Sättigung ein. Die Kameras der letzten Jahre waren so gut, daß sie nicht zeitnah ersetzt werden müssen, oder auf dem Gebrauchtmarkt weiter existieren.
Was für die Hersteller bleibt, sind die Lustkäufe, wenn jemand z.B: umbedingt 61 Megapixel haben will, oder auch ein neues highend-Objektiv, das viel besser ist als sein bisheriges Glas.
Das senkt die Stückzahlen erst mal mehr als den Gesamtumsatz.
Das erklärt die Flucht aller Hersteller in den Highendbereich und zu exzellenten Objektiven. Diese Entwicklung ist aus meiner Sicht prinzipiell zu begrüßen. Weniger allerdings die Tatsache, daß neue hochwertige kleine Objektive immer seltener auf den Markt kommen. Dabei passen zu den modernen ML-Kameras superscharfe f/2 Optiken viel besser als ultrateure f/1.4 oder gar f/1.2 Klopper mit 1 Kilogramm Lebendgewicht, die viel viel größer sind als die lichtstarken Primes aus der Analogzeit.
Der hochwertige Kompaktkamera-Markt konsolidiert sich, weil es doch viele User gibt, denen die Möglichkeiten teurer Smartphones einfach nicht ausreichen (Lichtstärke, Zoombereich, ISO Empfindlichkeit, Randschärfe), die aber keine aufwendige Wechselobjektivausrüstung rumschleppen wollen. Dazu gehören auch viele Fotografen mit vorhandener größerer Ausrüstung, die sowas als Immerdabei oder Backup z.B. auf Reisen mitnehmen (ich gehöre auch zu denen, die immer eine hochwertige 1" Kompakte dabeihaben).
Wo ich immer weniger Bedarf sehe, sind billige Halbformat-Spiegelreflexen und billige Setobjektive oder Superzooms. Heute orientiert sich jeder an Internet-Tests, und erfährt die Fakten zu diesem Thema. Wer heute eine Wechselobjektivkamera wirklich nutzt, der will aktiv gestalten und nicht nur Strandfotos knipsen.
Die Leute die wirklich aktiv gestalten wollen, sind vielleicht nur 5-10% der Menschen, die fotografieren. Und wir sollten auch junge Leute begeistern, das zu tun. Daher ging meine Canon 5D3 an meine Tochter, die sie liebt und viel nutzt, und ich selbst habe mir eine leichte FF ML zugelegt.
Das ist erst der Anfang, es wird noch brutaler und schlimmer kommen. Es gibt in Deutschland einen Spezialisten, der genau dieses Szenario vorausgesagt hat.
Wie Possi schon schrieb: Es ist eine Sättigung erreicht. Dazu kommt, dass das residuale Einkommen der Haushalte weltweit immer geringer wird (höhere Steuern, Abgaben, Energiekosten, etc.) Der Markt der »grossen« Kameras wird von Smartphones kannibalisiert. Die Preise für Fotografie (Erlöse für die Fotografen) fallen in der breiten Masse ins Bodenlose. Mit einer 24 MP-Kamera kann man eine Doppelseite in jedem Hochglanzmagazin in höchster Auflösung drucken, aus welchem finsteren Grund sollten sich Fotografen dann Systeme kaufen, die 45 oder 61 MP liefern? Die Magazine/Redaktionen bezahlen immer weniger für gute Fotos, greifen gern auf »Unsplash« zurück, weil sie dort nichts bezahlen müssen und es noch genügend Dumme gibt, die diese Plattform füttern.
Last but not least wurde im Prinzip schon alles einmal abgelichtet und veröffentlicht. Thema durch für Verlage, die z.B. Fotos für ein neues Produkt suchen und bei Unsplash oder Billig-Archiven fündig werden. Abgesehen davon wird immer mehr mit »Symbolfotos« gearbeitet, ganz besonders von Online-Redationen.
Viele Nutzer haben die Faxen dicke, denn sie haben erfahren müssen, dass noch kein Konverter da ist, wenn sie sich eine neue Kamera kaufen. Ist der Konverter endlich da, muss das Betriebssystem ein Update erfahren. Damit geht in vielen Fällen ein Auftrüsten oder die Investition in einen neuen Rechner einher. Eine Spirale ohne Ende, in der an jeder Windung steht: Jetzt bezahlen. Somit halten die Menschen ihr Geld zurück und sind mit dem zufrieden, was sie haben, zumal es für den Otto Normalverbraucher wichtigere Dinge als die Fotografie gibt.
"Mit einer 24 MP-Kamera kann man eine Doppelseite in jedem Hochglanzmagazin in höchster Auflösung drucken, aus welchem finsteren Grund sollten sich Fotografen dann Systeme kaufen, die 45 oder 61 MP liefern?"
Gar so düster ist der Grund für 45, 61 und mehr MP nun auch nicht. Da kann ich im Nachhinein croppen fast ohne Ende. Ich kenne mich in den Metiers nicht aus, aber für Sport- und Tierfotografen dürfte das eine feine Sache sein. Dass die Fotoindustrie gerne Gläser verkauft, die diese Megasensoren von Ecke zu Ecke gut bedienen, bedarf da kaum der Erwähnung.
Fast ohne Ende croppen kann ich genau dann, wenn die ursprüngliche Aufnahme von der technischen Perfektion nicht weit entfernt ist. Soll heißen erstklassisges Objektiv im Bereich seiner maximalen Leistung, exakte Fokuslage, keine Mikroverwacklung, keinen Kontrastverlust durch Streulicht oder ähnliches. Wenn das nicht gegeben ist, dann nützen mir die vielen Pixel gar nichts, das ist dann nur ressourcenverbrauchender Selbstbetrug.
"Exakte Fokuslage, keine Mikroverwacklung, keinen Kontrastverlust durch Streulicht"
Bitte sag' mir Bescheid, wenn's soweit ist, dann tue ich die Kohle ohne zu zögern raus! Bis dahin reicht mir immer auch das vorherige, "alte" System.
Ich brauche ja nur mein eigenes Kaufverhalten zu reflektieren. Nach über vierzig Jahren (Hobby/Berufs)Fotografie hat sich bei mir so einiges angesammelt. Ich bin mit Foto-Equipment von analog bis digital quasi überversorgt.
Einzig ein Uprade auf eine Fujifilm X-T3 oder X-T4 steht noch an, da meine X-T1 jetzt eine umgebaute Infrarotkamera ist. Ich brauche keine neuen Objektive, keine neuen Blitzgeräte/Anlagen, keine Fototaschen. Nicht einmal Objektiv Adapter für meine beiden Spiegellosen Systeme von Fujifilm und Sony benötige ich noch.
Wenn der Preis stimmt, kaufe ich mir evtl. noch eine Pentax 645 Z oder das neue Hasselblad V Digital-Rückteil zu meinen Hassis, da brauche ich nicht einmal in neue Objektive, Blitzgeräte und Zubehör-Teile investieren. Es ist alles vorhanden!
Das einzige was ich noch regelmässig kaufe, sind analoge Filme und Fotopapier.