In den zurückliegenden Tagen haben Sony, Nikon, Canon sowie Olympus ihre Zahlen für das letzte Quartal 2018 veröffentlicht. So richtig freuen kann sich nur ein Hersteller des Quartetts, düster sieht es vor allem bei Olympus aus. Die neuen Kleinbildspiegellosen von Nikon und Canon scheinen sich übrigens noch nicht durchgreifend in den Zahlenwerken niederzuschlagen.
Fast fünf Jahre lang haben die übrigen Kamerahersteller Sony das Feld der spiegellosen Kleinbildkameras alleine überlassen. Seit Herbst 2018 sind nun auch Nikon mit der Z7 und Canon mit der EOS R dabei, zu Jahresbeginn kamen noch die Nikon Z6 sowie die Panasonic S1/S1R hinzu.
Sony Imaging ist weiterhin in der Erfolgsspur
Droht Sony jetzt Gefahr? Die aktuellen Quartalszahlen von Sony geben Entwarnung: Zwischen Oktober und Dezember 2018 (drittes Quartal von Sonys aktuellem Geschäftsjahr) hat Sony Imaging den Umsatz um fast 7 % gesteigert, der operative Gewinn wuchs sogar um gut 8 %. Allerdings blieb das aktuelle Quartal damit hinter dem ersten Halbjahr zurück. Insgesamt hat Sony Imaging in den ersten neun Monaten beim Umsatz um 22,6 % zugelegt, der Gewinn wuchs immerhin noch um gut 14 %.
An seine Prognose für das laufende Geschäftsjahr, das zum 31. März endet, hält Sony dennoch nahezu unverändert fest. Dass jetzt nur noch ein Umsatz von 670 Milliarden Yen statt 680 Milliarden Yen (Vorjahr 656 Milliarden Yen) erwartet wird, schreibt Sony einzig dem stärker nachlassenden Geschäft mit Kompaktkameras zu.
Bei Olympus sieht es düster aus
Dass spiegellose Systemkameras alleine noch kein Garant für den Erfolg sind, muss derzeit Olympus erfahren. Beim Miterfinder des Micro-Four-Thirds-Systems geht der Umsatz der Imaging-Sparte in den ersten drei Monaten des aktuellen Geschäftsjahres um -19% zurück, dabei fährt das Unternehmen einen Verlust von 14,6 Milliarden Yen ein.
Zur Ehrenrettung sei indes gesagt: Olympus Imaging leidet im aktuellen Quartal unter einer Sonderbelastung. Durch das Unvermögen bestimmte Produkte wegen einer Reform des Produktionsprozesses (gemeint ist wohl die Verlagerung der Produktion von China nach Vietnam) liefern zu können, sind die Umsätze stärker als geplant eingebrochen. Die durch die Reorganisation entstandenen Sonderkosten drücken zudem kräftig auf das operative Ergebnis.
Sorgen dürfte Olympus allerdings bereiten, dass das Geschäft mit den Spiegellosen besonders stark vom Umsatzrückgang betroffen ist: -23% stehen in den ersten drei Quartalen des aktuellen Geschäftsjahres zu Buche, bei den Kompakten sind es vergleichsweise moderate -15%.
Nikon wartet weiterhin auf Kehrtwende
Nikon hat zwar seit Spätsommer die spiegellose Kleinbildkamera Z7 (und seit Dezember die Z6) am Markt, bis in die Bilanzen schlägt das aber bislang kaum positiv durch. Der Umsatz von Nikon Imaging ist in den ersten neun Monaten des aktuellen Geschäftsjahres 2019 um 17 % zurückgegangen, der operative Gewinn um fast 10 %. Das dritte Quartal liegt da übrigens gleichauf.
Nikon spricht davon, dass sich die neue Z-Serie „lebhaft“ verkauft, dem steht jedoch ein „heftiger“ Einbruch beim Verkauf von Einsteiger-/ und Mittelklasse-DSLRs entgegen. Und zwar derart heftig, dass Nikon seine Prognose für das laufende Geschäftsjahr nach unten korrigiert hat – die neuen Spiegellosen können die Einbrüche bei den DSLR (noch) nicht auffangen.
Nikon rechnet nun bis Ende März (wenn das Geschäftsjahr 2019 endet) mit einem Umsatzeinbruch von 15,4 %, das operative Ergebnis wird gar 17,2 % einbüßen.
Canon schwächelt
Ganz ähnlich wie bei Nikon sieht es auch bei Canon aus: Das Geschäft mit DSLR geht deutlich zurück (Absatzmenge -9 %), die erst im Sommer eingeführte spiegellose Kleinbildkamera EOS R kann dem nicht viel entgegensetzen. Im jetzt beendeten Geschäftsjahr 2018 büßt Canon beim Umsatz mit Kameras 14,6 % ein. Canon weist das operative Ergebnis für das Kamerageschäft nicht einzeln aus, zu Canon Imaging zählen auch die Inkjet-Printer. Mit den Druckern zusammen kommt Canon Imaging immer noch auf eine ordentliche Umsatzrendite von 11,6 % – im Geschäftsjahr 2017 lag sie jedoch noch bei sehr guten 15,3 %.
Im jetzt angelaufenen Geschäftsjahr 2019 rechnet Canon abermals mit einem Umsatzrückgang, aber nur noch mit einem leichten (-6,2 %). Den Abwärtstrend bremsen soll ein erweitertes Produktportfolio mit dem EOS-R-System als Herzstück. Außerdem möchte Canon die Entwicklung neuer Produkte beschleunigen (für das spiegellose Kleinbildsystem?).
Jetzt unabhängig von Nikon: Aber können Verkäufe von Mittleklasse bis High-End Spiegellosen überhaupt die Einbrüche von Einsteiger-/Mittelklasse-DSLRs jemals kompensieren? Wenn man das betriebswirtschaftlich durchkalkuliert, ich habe Zweifel. Andere Zielgruppe, Preisregionen, Aufwand F&E, Aufwand Produktion, etc. etc. Gerade diese "Massenware" ist doch die Haupteinnahmequelle der Hersteller.
Das wird wohl der Abschwung des Gesamtmarktes für System- und Spiegelreflexkameras sein.
Sony hat bisher viel richtig gemacht und Olympus wohl ziemlich viel falsch.
Da geht es nicht nur um Produktionsverlagerungen und nicht verfügbare Produkte.
Da geht es um die Sensorgröße, die faktische Aufgabe der PENs und das Vernachlässigen der mittelpreisigen OM Ds.
Bei Nikon und Canon erschließt sich mir noch nicht, warum ein Profi oder Enthusiast den Wechsel von DSLRs zu Systemkameras jetzt vollziehen sollte. Bildqualität ist es bisher nicht oder?
Bei Sony sehe ich das weitaus eher…
"Bei Nikon und Canon erschließt sich mir noch nicht, warum ein Profi oder Enthusiast den Wechsel von DSLRs zu Systemkameras jetzt vollziehen sollte. Bildqualität ist es bisher nicht oder?"
Weil eine DSLR eine aus Analogzeiten auf digital umgerüstetes Werkzeug ist (Sensor statt Film) mit allen damit verbundenen Nachteilen. Kein Wysiwyg Prinzip, viel Mechanik daher immer Servicebedarf (alleine der AF-Hilfsspiegel der bei JEDEM Bild wegklappen muss und dessen Dejustage im 1/100mm Bereich schon zu Ärger führ), Front-/Backfokus-Probleme, Belichtungsmessung/-steuerung erfolgt auf einem vom Sensor komplett getrennten Chip und ist somit oft ein Ratespiel, AF-Sensoren die gerade Mal 1/3 des Bildfeldes abdecken, Sucher die in dunklen Umgebungen zu schwarzen Mäusekinos werden, usw. usw.
Ich kann den ganzen Tag so weiter machen und ja Systemkameras sind nun ENDLICH Volldigital-Kameras, die von der ersten Sekunde weg genau für den Einsatzzweck konzipiert wurden. Von mir aus kann jeder seine DSLR zum Plattenspieler oder Tonbandgerät stellen und in alten Zeiten schwelgen, die Zukunft sieht definitiv anders aus.
Eines noch: Bildqualität ist aufgrund der AF-Genauigkeit schon Mal 1 Klasse besser, natürlich nicht unter Laborbedingungen wo man solche AF-Toleranzen natürlich mit einem entsprechendem Testaufbau ausschliesst, sonder im Alltag in JEDEM wirklich jedem Bild sichtbar (und das sage ich als ehemaliger D800 und D4 Nutzer).
Für mich zeigen die Zahlen auch, dass DSLR Kunden mit ihrem System vollends zufrieden sind. Ein Systemwechsel macht das Bild nicht besser. 2018 kaufte ich mir bewusst eine Nikon D8XX weil ich die Ausrüstung dafür habe, das System kenne und verstehe. Ich will keine neuen Objektive kaufen und schon garnicht adaptieren. Ich will meine Ausrüstung ausbauen und Spaß haben. Die Digitale Fotografie ist ausgereizt. Ein Spiegel weniger, ein technisches Feature mehr oder 2 Pixel da machen die Fotos nicht besser. Der Gebrauchtmarkt ist Momentan sowas von überschwemmt, (auch mit dslm's)was den Verkauf bzw. Umstieg weiter unattraktiv macht und einen enormen Wertverlust nach sich zieht.
Wer hat gewonnen? Sony? Das ist falsch!
Auf den ersten Blick seinen die Sony-Zahlen beeindruckend zu sein 670 Milliarden Yen Umsatz geplant. Das Sony Geschäftsjahr endet am 31.03., da dürften die aktuelle Schaätzung schon ziemlich präzise sein. Canon hat "nur" 599,9 Milliarend Yen erzielt. Sony jetzt stärker als Canon? Unsinn! Sony gibt eine Kamera-Stückzahl von 3,6 Mio. an (Kompaktkameras+Kameras mit Wechselobjektiven), Canon sagt 8,21 Mio. Letztes Jahr hatte Sony noch 4,4 Mio, Rückgang um -18%. Canon hatte 2017 noch 9,55 Mio. ein Rückgang um -14%. Mit anderen Worten: Sony hat es stärker gebeutelt als Canon.
Wieso dann der höhere Umsatz und auch der höhe Rendite? Der Umsatz beider Image-Divisions kommen nur zum Teil vom Kamerageschäft. Da braucht man nur die 670 Mil.. Yen ins Verhältnis zu den Stückzahlen zu setzen. Das wären dann 186 Tsd. Yen oder 1489 € pro Kamera, Herstellerabgabepreis ohne Mehrwertsteuer. Das stimmt nicht.
In den Umsatzzahlen sind noch die Objektive dabei, aber auch die können das nicht erklären. Es fällt auf, dass Sony seine Division immer "Image Produkte & Solutions" nennt. Der Suchbegriff "Sony Image Solutions" führt zu etlichen Produkten, die wenig mit einer klassischen Kamera zu tun haben, aber deren Umsatz auch in der "Image" Division verzeichnet wird. Videokameras, TV-Kameras, Industrie-Kameras etc. Das gleiche gilt, wenn auch nicht so stark für Canon. Auch dort gibt es Videokameras, wenngleich das keine so starke Bedeutung hat wie bei Canon.
Ich sage: aktuell gewinnt keiner im Kameramarkt, wenngleich es einigen besser, anderen schlechter geht. Vor allem der Low-End Markt bricht weg, dort sind fast nur noch Smartphones. Alle Hersteller versuchen, sich wenigstens die Hi-End Nische offenzuhalten und konzentrieren sich immer mehr auf andere Bereiche, in denen "sehen" wichtig ist: Medizintechnik, Automobile (ein selbstfahrendes Auto muss "sehen" können) usw.