Wie es scheint, ist der Lichtfeldpionier Lytro am Ende. Mehreren Medienberichten zufolge sollte das defizitäre Start-Up verkauft werden, es fand sich indes kein Interessent. Einzig Google hat offenbar einen akzeptablen Preis geboten, jedoch lediglich für die Patente. Damit dürfte auch das hochgesteckte Ziel gescheitert sein, mit dem professionellen Immerge-System die Filmproduktion in Hollywood zu revolutionieren.
UPDATE 28. März: Aus von Lytro offiziell bestätigtInzwischen hat die Lytro, Inc. in einem Beitrag auf dem Firmen-Blog offiziell das Ende des Unternehmens bestätigt. Demnach werden ungeachtet der „spektakulären Erfolge“ Entwicklung und Produktion der Lichtfeldkameras ab sofort eingestellt. Bevor sich das Team in alle Winde zerstreut, bereitet es die Abwicklung des Unternehmens vor. Von Google findet sich in der Mitteilung kein Word. |
Einem Bericht von Techcrunch zufolge ist Google gerade dabei, den Lichtfeldpionier Lytro zu übernehmen. Google scheint aber offenbar lediglich am geistigen Eigentum von Lytro interessiert zu sein, nicht jedoch an der Fortführung der Hardware-Produktion und der Software-Entwicklung. Das berichtet Techcrunch unter Berufung auf diverse Quellen aus Unternehmenskreisen
Lytro war 2006 als Refocus Imaging gegründet worden zäunchst um Lichtfeldkameras für Privatanwender zu produzieren. Eine Lichtfeldkamera speichert nicht nur Farb- und Helligkeitsinformationen sondern auch Tiefeninformationen. So ist es mit einer geeigneten Software möglich, Fokusebene und Tiefenschärfe nachträglich zu manipulieren.
Erstes Produkt war die schlicht Lytro getaufte Lichtfeldkamera, die 2011 vorgestellt wurde. Die speicherte zwar elf Megarays, konnte sich mit ihrer mageren Bildauflösung von 1080 x 1080 Pixel aber nie am Markt durchsetzen.
Mit der anspruchsvolleren Illium im DSLR-Design versuchte es Lytro dann vor vier Jahren noch einmal. Die Illium kam auf 40 Megarays, was einer Bildauflösung von immerhin vier Megapixel entsprach. Doch ihr Preis war mit 1599 Dollar für den Consumer-Markt einfach zu hoch angesetzt.
Vor zwei Jahren kam dann der 180-Grad-Schwenk: Lytro gab das Geschäft mit Lichtfeldkameras für Konsumenten auf, um sich ganz auf die Entwicklung professioneller VR-Systeme zu konzentrieren. 2016 ging Lytro noch von einem großen Interesse der Filmstudios in Hollywood an derartigen System aus – eine Hoffnung, die sich offenbar nun zerschlagen hat.
Jetzt bekommt Google die Patente und das Know-How von Lytro offenbar für 40 Millionen Dollar. Geradezu ein Schnäppchenpreis, denn die Geldgeber haben weit mehr als 200 Millionen in Lytro investiert. Wie Techcrunch weiter erfahren haben will, waren Facebook und Apple jeweils nur bereit, 25 Millionen für das geistige Eigentum von Lytrum hinzublättern.
2011 war das Interesse von Apple an Lytro noch größer. Da traf sich Steve Jobs mit Lytro-Gründer Ren Ng, um die Implementierung der Lichtfeld-Technologie ins iPhone auszuloten.
Gute Zusammenfassung. Ja, schade – da wäre mehr Potenzial gewesen bei Lytro. Aber Investoren interessiert nicht der Gebrauchswert, sondern nur der Marktwert einer Erfindung.
Böse Investoren? Ich würde sagen böse Konsumenten, die die Kameras einfach trotz "überlegener" Technik nicht gekauft haben.
Die Kameras sind noch letztes Jahr zumindest bei Ebay für weniger als 500€ verhökert worden, das ich schon fast dran war mir eine zu kaufen. Aber auch wenn sie billig war, was soll ich damit?
Für den Consumer-Bereich war es einfach nicht das richtige Produkt, da sich der Normalverbraucher nicht um Tiefenschärfenmanipulationen kümmern will, sondern meist alles von vorn bis hinten scharf haben will. Auch die Stereofotografie konnte sich einst nicht auf breiter Front durchsetzen und blieb ein Randphänomen.
Was hat das mit Tiefenschärfe von vorn bis hinten zu tun? Wenn ich mit (m)einer hochgeöffneten Brennweite ein Motiv freistelle, brauche ich da später nicht doch den Hintergrund scharf und das Hauptmotiv unscharf. Und wann kommt es vor, dass man beim Fotografieren nicht weiß was das Hauptmotiv ist? Es gibt nun mal Erfindungen die kaum ein Mensch braucht, auch wenn sie technisch toll sind.