Yashica möchte den Zauber der analogen Fotografie ins digitale Zeitalter retten – mit der heute vorgestellten digiFilm Camera Y35. Die nimmt zwar digital auf, wird aber bedient wie eine Analogkamera – inklusive „Filmtransport“ zur nächsten Aufnahme und „Filmpatronen“, wenn andere Empfindlichkeiten oder Formate gewünscht sind. Ob das gut geht?
Seit Wochen trommelt Yashica im Web für sein neues Projekt, heute Mittag wurde der Schleier gelüftet: die Yashica digiFilm Camera Y35 ist eine Digitalkamera, die eine analoge sein will. Zwar nimmt sie digital auf, wie bei einer analoger Kamera muss allerdings der „Film“ gewechselt werden, wenn zum Beispiel Schwarzweiß- statt Farbfotos gewünscht sind oder quadratische Aufnahme anstelle von rechteckigen.
Yashica digiFilm Camera Y35: Digitalkamera mit Rückdeckel statt Monitor und wechselbarem Programm-Modul im Design einer Filmpatrone.
Wobei der Film, Yashica nennt ihn „digiFilm“, offenbar nichts anderes ist, als ein Programmiermodul. Es entscheidet über die ISO-Empfindlichkeit, das Seitenformat und andere Parameter, die man bei einer Digitalkamera heute eigentlich mit ein paar „Klicks“ einstellt. Will man bei der Camera Y35 dagegen von Farb- zu Schwarzweißfotos wechseln, heißt es: Deckel auf, Farbpatrone raus und dafür die Schwarzweißpatrone einlegen.
Damit nicht genug: Vor der nächsten Aufnahme muss erst der „Transporthebel“ betätigt werden, mit dem bei einer analogen Kamera der Film zum nächsten Bild weitertransportiert wird. Vorgestellt hat Yashica sein eigenwilliges Kamerakonzept heute auf Kickstarter, wo es bereits nach zwei Stunden Laufzeit knapp ein Drittel des Finanzierungsziels eingefahren hatte.
Die Camera Y35 sieht aus wie ein Nachbau der legendären Yashica Electro 35. Diese Messsucherkamera setzte bereits in den 60er Jahren auf eine Belichtungssteuerung via Zeitautomatik. Das simple Bedienkonzept war seinerzeit ein durchschlagender Erfolgt, die Electro 35 ging bis zur Einstellung der Produktion 1977 millionenfach über die Ladentheke.
Simpel ist bei der digitalen Neuinterpretation dagegen vor allem die Aufnahmetechnik: Ein winziger 1/3,2-Zoll-Sensor mit 14 Megapixel Auflösung bildet das Herz der digiFilm Camera Y35. Das Objektiv weist eine Brennweite von 35 Millimeter auf (bezogen auf Kleinbild), die Blendenöffnung beträgt fix f/2.8. Die Belichtung wird über fünf wählbare Verschlusszeiten (1 s, 1/30 s, 1/60 s, 1/250 s und 1/500 s) gesteuert – und natürlich über die ISO-Empfindlichkeit des aktuell eingelegten digiFilms.
Derzeit geplant sind vier digiFilm-Module: ISO200 Ultra Fine für „scharfe Bilder“, ISO1600 High Speed für Fotos von sich schnell bewegenden Objekten, Black & White mit „Filmkorneffekt“ und das quadratische 120 Format (6×6) „passend für Instagram“. Weitere digiFilme sollen in Kürze folgen. Hochauflösende Bildbeispiele (wobei „hoch“ in diesem Fall relativ ist) hat Yashica bislang nicht veröffentlicht.
Wer sich ein Exemplar der Yashica digiFilm Camera Y35 sichern möchte, kann dies noch bis morgen, 13:00 (MESZ), besonders günstig tun – nämlich für 124 US-Dollar. Alle anderen Unterstützer der Kickstarter-Kampagne zahlen mindestens 142 US-Dollar. Übrigens: Das umständliche Wechseln der digiFilm-Module spart sich, wer – ganz wie in analogen Zeiten – gleich mehrere Camera Y35 erwirbt und diese mit unterschiedlichen Patronen bestückt. Entsprechende Bündel hat Yashica auf seiner Kickstarter-Seite geschnürt.
In einer früheren Version des Artikels war zu lesen, die Auflösung betrage 1,4 Megapixel. Das ist nicht korrekt, die Auflösung beträgt 14 Megapixel.
Äh, nein. Das ist ja ein reines Hipster-Gadget, von einer "Kamera" ist ja nicht mehr viel übrig. Schade, denn die Idee hätte man auch gut umsetzen können.
Wow, sie haben die schlechten Eigenschaften einer Analogkamera (Filme wechseln usw.) mit den schlechten Eigenschaften einer Digitalkamera (winziger Sensor, bescheidene Bildqualität/Dynamikumfang) kombiniert. So ein Müll. Eine Handyhülle wäre besser gewesen, zumal ein Handy heute vermutlich schon bessere Bilder macht als diese Kamera.
Der Retrotrend treibt so seine Stilblüten: eine Leica von Zenith oder auch das hier: http://imback.eu/home/
Je, was hätte man nicht alles Schönes in ein Yashica 35 Gehäuse verbauen können …
Wenn du glaubst, es geht nix mehr, kommt von irgendwo noch was Schlechteres daher. Irgendwann scheint sich immer irgendwer berufen zu fühlen, die Fotografie noch weiter zu verschlimmbessern.
Oh nein da bleibe ich lieber bei meiner Original Yashica Electro 35 von 1972 da muss ich zwar Film wechsel aber das macht ja auch den ganzen Charme einer "analogen" Kamera aus und natürlich das verarbeiten der Negative und Papierabzüge. Wenn schon analoger Charme dann auch richtig und keine "Pseudo-Imitation".
oben ist zu lesen:
"Ein winziger 1/3,2-Zoll-Sensor mit mageren 1,4 Megapixel Auflösung bildet das Herz der digiFilm Camera Y35."
auf kickstarter steht unter specifications folgendes:
"14 megapixel photos"
Danke für den Hinweis. Wir haben es berichtigt.
Eigentlich eine lustige Idee aber mit dem Murks Sensor und der de facto nicht vorhandenen Auflösung ist das IMHO ein Schuss ins Knie
Den Herstellern fällt nichts mehr ein, womit sie ihr Geschäft ankurbeln können. Also kreieren sie etwas, von dem sie überzeugt sind, es wird ein Hype werden, und lassen es auf einer Crowd Funding Plattform vorfinanzieren.
Das Produkt muss nicht gut sein, denn ein Hype läuft für eine gewisse Zeit von selbst…
es erstaunt mich immer wieder, wenn für mich völlig absurde Produkte dennoch Käufer finden.
'kickstarter' – für mich schon jetzt das Unwort des Jahres 2017, verursacht durch Projekte wie dieses.
Bitte weitere Features nicht vergessen einzubauen:
1. Wird der 'Rückdeckel' geöffnet, ohne den 'digiFilm' vorher virtuell zurückzuspulen, wird selbstverständlich mind. das letzte Bild gelöscht, wegen Lichteinfall.
2. Der digiFilm muß ins Labor geschickt werden um die Fotos entwickeln zu lassen. Bei jeder dritten Patrone werden digital dann 'Telegraphendrähte' mit eingezogen, die Bilder jeder zehnten Patrone werden am Rand falsch 'geschnitten'.
Es wird immer absurder.
Schade, Entwicklungsarbeit und Resourcenverschwendung in Reinform. Hätte auf eine wunderschöne Kamera mit herausragender optischer Leistung gewartet.
yep. zb ähnlich zu einer fuji x-pro 2 im yashica gehäuse … mit hybrid-sucher … und einem feinen 36x24mm Sony -Sensor … das hätte durchaus Potential
Das tut irgendwie richtig weh. Zeiss (Patente an Yashica damals) wird die Entscheidung wohl mal wieder schwer bereuen. Was für ein Murks.
Naja man kann die Kamera kritisieren und das ganze Procedere nicht verstehen, aber die Lomografie wurde auch belächelt und keiner hatte es ernst genommen, und heute vertreiben die mehr Analoge Kameras wie alle anderen zusammen.
Klar könnte die Kamera gerne einen größeren Sensor haben, aber trotz der Kickstarterkampagne ist das ja ein finanzielles Risiko und man kann erst einmal abchecken ob es für so etwas genügend Kunden gibt.
Im grunde verlangsamt man so die Fotografie und man muss wieder etwas mehr nachdenken bei dem was man macht, im grunde sollte man so wie es Leica schon getan hat sogar auf einen Monitor verzichten. Und schlecht gedacht ist das ja nicht, die Kunden werden weitere Module nachkaufen wollen und dem hersteller fließen weitere Einnamen zu.
Also bei mindestens einem APS-C Sensor 20 oder mehr Megapixeln und Wechselobjektivsystem könnte ich durchaus anfangen nachzudenken so etwas für den Spaß nebenbei zu kaufen.
"Im grunde verlangsamt man so die Fotografie und man muss wieder etwas mehr nachdenken bei dem was man macht, im grunde sollte man so wie es Leica schon getan hat sogar auf einen Monitor verzichten.
Zum Nachdenken braucht man Verstand und keine neue Kamera,die an Kuriositäten kaum zu überbieten ist.Eine "Verlangsamung" der Fotografie ist auch nicht notwendig.Um der Bilderflut Herr zu werden muss man einfach beherzt die Delete-Taste (hat die Yashica eine solche?) drücken.Oder einfach mal wieder den M-Modus seiner Kamera wählen.Bis man Zeit und Blende eingestellt hat und schließlich noch fokussiert hat,weiß man ob sich der finale Druck auf den Auslöser noch lohnt.
'Lomography' ist hiermit meiner Meinung nach nicht vergleichbar, denn immerhin erzeugt eine "Lomo'Instant" am Ende noch ein echtes Instax-Bild.
Bei diesem hier vorgestellten "Meisterstück" passt dagegen so gar nichts, weder die analogen noch die digitalen Komponenten. Es vereint sozusagen das schlechte aus beiden Welten.
Zitat 'der kritiker': "Im grunde verlangsamt man so die Fotografie und man muss wieder etwas mehr nachdenken bei dem was man macht, im grunde sollte man so wie es Leica schon getan hat sogar auf einen Monitor verzichten."
Nehmen Sie doch hierfür dann einfach eine richtige Analoge, die erfüllt doch genau Ihren gewünschten Zweck, aber eben richtig. Wofür brauchen Sie für die 'Entschleunigung' am Ende eine digitale Datei? Etwa weil Sie im Grunde doch wieder ein Display (Rechner) benötigen um etwas aus Ihrem Bild zu machen? Ich für meinen Teil kann auch mit einer modernen Digitalkamera noch vor dem Auslösen nachdenken. Es liegt an einem selbst, nicht am Werkzeug.
Zitat 'der kritiker': "Also bei mindestens einem APS-C Sensor 20 oder mehr Megapixeln und Wechselobjektivsystem könnte ich durchaus anfangen nachzudenken so etwas für den Spaß nebenbei zu kaufen."
Ich verstehe ja grundsätzlich diese neue Form des Spaßes nicht, die künstliche Verschlechterung sowohl der analogen als auch der digitalen Technik, aber wozu brauchen Sie denn für einen Spaß nebenbei bitteschön dann APS-C, 20MP oder mehr und Wechselobjektive? Um den Spaß dann auf A0 zu drucken?
Irritierte Grüße…
Das ist etwas Nettes für das Absurditätenkabinett. Und diese Sammler technologischer Mißgeburten wird der Kickstart-Unternehmer wohl auch im Visier haben. Interessant wäre noch zu erfahren, was es mit der Rückspulkurbel auf sich hat – die klar ersichtlich an der Kamera vorhanden ist. Folgerichtig wäre es ja, wenn man den "Digifilm" vor dem Wechseln erst zurückspulen müsste – ansonsten sind alle Bilder weiss wegen Lichteinfall.
Eher habe ich den Eindruck, dass in erster Linie Sammler von Kuriositäten die Zielgruppe sein können. Durch geringe Stückzahl, die eher wahrscheinlich ist, soll wohl eine hohe künftige Wertsteigerung erzielt werden.
Vielleicht hätte man das ganze zu ende denken sollen, nämlich die Möglichkeit, sowohl analog als auch digital.
Die Rückwand für Film und Patrone mit Sensor. Patrone auch für S/W. Das wäre einmalig, das gibt es jetzt noch nicht.
Der fehlende Monitor kann durch ein Smartphone ergänzt werden. Oder einen, den man auf den Zubehörschuh aufsteckt.
Der Sensor sollte mininmal 1 Zoll sein und min 16 MPX auflösen. Für Filmbetrieb mit Vorsatzlinse, damit die Brennweite für das Format stimmt.
Mit der Möglichkeit analog wäre diese Kamera auch ein neues Werkzeug da um Langzeit Dokumentationen zu erstellen.
Bis auf wenige teure Alternativen gibt es für analog nur noch alt gediente Geräte. Und die werden leider nicht ewig existieren.
Ein solches von mir beschriebenes Projekt dürfte dann auch 400,-€ kosten.
Hipster-Spielzeug. Ich bin ja meist Allem Unsinn gegenüber aufgeschlossen aber das ist einfach nur -> Hipster-Spielzeug.