Ob Sibylle Bergemann, Thomas Struth oder Peter Lindbergh – in diesem Frühjahr und Sommer zeigen wieder Galerien von Berlin bis Salzburg die Werke bedeutender Fotografinnen und Fotografen. Für photoscala stellt Marc Peschke eine Auswahl der interessantesten und schönsten Präsentationen vor.
Berlin
Bis zum 1. September zeigt die Galerie Kicken in Berlin die Ausstellung „Der Rand der Welt. Sibylle Bergemann in Dialogue“ – das Werk von Sibylle Bergemann im Dialog mit ihren ostdeutschen Zeitgenossen, Freunden und Wegbegleitern wie Ursula Arnold, Arno Fischer, Harald Hauswald, Ute und Werner Mahler, Roger Melis, Helga Paris, Sabine Peuckert, Evelyn Richter und Gundula Schulze Eldowy. Die einfühlsame Darstellung von Menschen und Orten jenseits stereotyper Sichtweisen vereint die Protagonisten der Schau. Ihre Bilder geben Zeugnis vom Status quo der 1970er und -80er Jahre in Ostdeutschland und den Veränderungen der Nachwendezeit. Bergemann ist eine der bekanntesten Fotografinnen der früheren DDR. Charakteristisch sind ihre behutsame Annäherung an die ostdeutsche Lebensrealität und ihre unverwechselbare, subjektive Sicht, die der Realität immer neue poetisch-surreale Bilder abgewonnen hat.
Berlin, Palast der Republik, 1987. gelatin silver print. © Nachlass Sibylle Bergemann; Ostkreuz / Courtesy Kicken Berlin and Loock Galerie
Der Rand der Welt. Sibylle Bergemann in Dialogue
Galerie Kicken
Linienstr. 161 A
10115 Berlin
Di – Fr 18 – 18 Uhr und nach Vereinbarung
noch bis zum 1. September
Berlin
Bis zum 2. Juli ist bei C/O Berlin die Ausstellung „William Klein. Photographs & Films“ zu sehen. Kompromisslos, risikobereit und abseits gängiger Konventionen – der Fotograf und Filmemacher William Klein ist seinem unverwechselbaren Weg mehr als 60 Jahre treu geblieben. Nicht allein der Blick auf die Städte New York, Moskau, Rom oder Tokio steht bei dieser Retrospektive des 88jährigen Fotografen im Vordergrund, sondern William Klein als Transformer zwischen den Medien Fotografie und Film. Die Ausstellung umfasst rund 300 Exponate – große Tableaus, Vintage-Prints, Kontaktbögen, Bücher und Magazine und Filme. Sie setzt Kleins fotografisches und filmisches Werk in Bezug, das in den vergangenen 60 Jahren entstanden ist. Mit seinem einzigartigen Stil ist Klein längst Vorbild und eine Inspirationsquelle für viele junge Fotografen und Filmemacher.
William Klein. Photographs & Films
C/O Berlin, Amerika Haus
Hardenbergstraße 22–24
10623 Berlin
Täglich 11–20 Uhr
noch bis zum 2. Juli
Frankfurt am Main
In einer umfassenden Überblicksausstellung mit dem gut gewählten Titel „Fotografien werden Bilder. Die Becher-Klasse“ widmet sich das Städel Museum in bis zum 13. August der Becher-Klasse und dem mit ihr verbundenen Paradigmenwechsel im Medium der Fotografie. Anhand von rund 200 Fotografien der international renommierten oder wiederzuentdeckenden Künstler Volker Döhne, Andreas Gursky, Candida Höfer, Axel Hütte, Tata Ronkholz, Thomas Ruff, Jörg Sasse, Thomas Struth und Petra Wunderlich geht die Ausstellung der Frage nach, welchen Einfluss Bernd und Hilla Becher auf ihre Studentinnen und Studenten an der Düsseldorfer Kunstakademie ausübten. Die Ausstellung nimmt das Werk des Künstlerpaares als Ausgangspunkt, um die radikale Veränderung im Umgang mit dem Medium der Fotografie aufzuzeigen und ihre kunsthistorische Tragweite bis in unsere Gegenwart zu untersuchen. Zu sehen sind großformatige Hauptwerke sowie zentrale Frühwerke der wohl einflussreichsten deutschen Fotografengeneration.
Thomas Ruff (*1958). Porträt (G. Benzenberg), 1985. Chromogener Farbabzug, 41 x 33 cm. Leihgabe des Künstlers. © Thomas Ruff; VG Bild-Kunst, Bonn 2017
Fotografien werden Bilder. Die Becher-Klasse
Städel Museum
Schaumainkai 63
60596 Frankfurt am Main
Di, Mi, Sa, So + Feiertage 10.00–18.00 Uhr, Do + Fr 10.00–21.00 Uhr, montags geschlossen
noch bis 13. August
München
Die von Thomas Weski kuratierte Übersichtsausstellung „Figure Ground“ von Thomas Struth präsentiert bis zum 17. September im Haus der Kunst in München eine Auswahl seiner umfassenden Werkgruppen. Von den ersten Arbeiten bis zu den aktuellen Bildern entwickelt das Werk des international anerkannten Fotografen durch seine Themenwahl, die Art der fotografischen Umsetzung und ihrer Präsentation seinen speziellen Charakter. Die Fähigkeit des Künstlers, Analyse und individuelle Bildfindungen in den verschiedenen Serien und Techniken zu einer übergreifenden Werk-Idee zu vereinen, wird so auf beeindruckende Weise deutlich.
Kyoko und Tomoharu Murakami, Tokio, 1991. Chromogenic print. 105,5 x 126,0 cm © Thomas Struth
Figure Ground
Haus der Kunst
Prinzregentenstraße 1
80538 München
Mo – So 10 – 20 Uhr, Do 10 – 22 Uhr
noch bis 17. September
München
Die Kunsthalle der Hypo-Kulturstiftung in München präsentiert bis zum 27. August die Schau „Peter Lindbergh. From Fashion to Reality”. Peter Lindbergh ist einer der einflussreichsten Modefotografen der letzten vierzig Jahre. Neben seinen ikonischen Fotografien, mit denen Lindbergh das Supermodel-Phänomen der 1990er-Jahre begründete, präsentiert diese multimediale Schau mit rund 220 Objekten auch Filme sowie exklusives, bisher noch nicht gezeigtes Material wie Storyboards, Requisiten, Polaroids und Kontakt-Abzüge. Lindberghs Vorliebe für natürliches Styling und seine abwehrende Haltung gegenüber digitaler Manipulation sind der Kern seines künstlerischen Schaffens: Es geht ihm um das Einfangen individueller, bisweilen auch markanter Schönheit. Davon zeugen auch die ausdrucksstarken Porträts des Who-is-who der Mode-, Musik-, Tanz- und Filmszene der letzten Jahrzehnte – darunter Jil Sander, Giorgio Armani, Jean Paul Gaultier, Tina Turner, Madonna, Pina Bausch, Pharell Williams und viele, viele weitere.
Tina Turner, Paris, 1989. © Peter Lindbergh (Courtesy of Peter Lindbergh, Paris / Gagosian Gallery)
Peter Lindbergh. From Fashion to Reality
Kunsthalle München
Theatinerstr. 8
80333 München
täglich 10 bis 20 Uhr
noch bis 27. August
Salzburg
Bis zum 5. Juni widmet sich die Leica Galerie Salzburg ganz dem Thema der Mode. Präsentiert wird eine große Auswahl zeitloser, analoger Fotografien von Willy Rizzo. Rizzo hatte alle großen Stars vor seiner Linse: von Marilyn Monroe bis Brigitte Bardot, von Marlene Dietrich bis Jack Nicholson. 1928 in Neapel geboren, arbeitete er für Zeitschriften wie „Paris Match“, „Life“ und „Vogue“. Bevor er sich auf Star-Porträts spezialisierte, reiste er als Fotoreporter durch die Welt. Später entdeckte Rizzo seine Liebe zum Design und entwarf eine eigene Möbel-Kollektion. Im Jahr 2009 eröffnete er in Paris seine erste Foto- und Möbel-Galerie. Am 25. Februar 2013 verstarb Willy Rizzo im Alter von 84 Jahren in Paris.
Leica Galerie Salzburg
Gaisbergstraße 12
5020 Salzburg
Dienstag bis Freitag: 14 – 18 Uhr; Samstag: 10 – 14 Uhr
noch bis 5. Juni
Wie wäre es mit Oberhausen? Dort zeigt die Ludwig-Galerie im Schloss Oberhausen die Bilder von Sam Shaw, in den Fünfzigern bis zu ihrem Tod 1962 ein enger Freund von Marilyn Monroe. Am 18. Mai (Pressekonferenz) und (Samstag 20. Mai) zur Eröffnung reisten deshalb seine Töchter Meta und Edith aus New York ins Ruhrgebiet. Eindrucksvolle Bilder, aber nicht nur "Hollywood" ist dabei, sondern auch Fotos seiner sozialen Reportagen. Für Nostalgiker: In einer Schauvitrine ist auch seine Fotoausrüstung zu sehen: Eine Rolleiflex und eine Canon VI-T mit Trigger und Nikkor 135 mm. Als die Nikon F heraus kam, stieg Sam Shaw kompett um und hatte nur noch zwei schwarze F-Kameras für seine Aufnahmeserien dabei, deshalb ist auch in der Vitrine sein Lieblingsobjektiv zu bewundern: Ein völlig abgegriffenes und immer noch funktionsfähiges Nikkor 1,8/85 mm. Damit entstanden viele eindrucksvolle Shaw-Fotos! Zur Ausstellung erschien auch ein neues Buch. Sehr empfehlenswert ist der Büchershop im Schloss, dort ist über fast alle bedeutendenden Fotografinnen und Fotografen ausreichend Literatur zu finden. Die "Shaw-Show" läuft noch bis zum 17. September!