Das Google Research Team Europe hat einen JPEG-Encoder entwickelt, der trotz stärker Kompression eine bessere Bildqualität verspricht als die herkömmliche Methode. Die mit „Guetzli“ erzeugten JPEG-Dateien können mit jedem Programm angezeigt werden, das sich auf JPEG-Dateien versteht. In der jüngsten Betaversion des Mac-Bildkompressors ImageOptim ist Guetzli bereits integriert.
Guetzli, Schweizerdeutsch für Keks oder Plätzchen, verspricht JPEG-Dateien besser zu kodieren. Besser heißt hier: Im Gegensatz zum standardmäßigen Encoder libjpeg spart Guetzli im Schnitt 35 Prozent Speicherplatz. Gleichzeitig soll die Bildqualität besser sein als von JPEGs gewohnt – insbesondere Artefakte in gleichmäßigen Farbflächen verkneift sich Guetzli. Alternativ liefert Guetzli bei gleichem Speicherbedarf eine deutlich bessere Bildqualität als herkömmliche JPEG-Dateien.
Ein großer Vorteil von Guetzli ist, dass damit kodierte Bilddateien kein spezielles Anzeigeprogramm benötigen – jedes Programm, das sich auf JPEG versteht, kann auch Guetzli-JPEGs lesen. Guetzli ist Open Source und kann bei GitHub heruntergeladen werden. Direkt implementiert ist der neue JPEG-Encoder bereits in die jüngste Betaversion 1.7.1a5 von ImageOptim, einem Bildkomprimierer exklusiv für Mac.
Bei gleicher Kompressionsrate erzeugt Guetzli (rechts) deutlich weniger Artefakte als herkömmliche JPEG-Encoder (Mitte). Links das unkomprimierte Original. (Screenshot als PNG gespeichert, um weitere Kompressionsartefakte zu vermeiden).
Die schöne neue JPEG-Welt mit Guetzli hat allerdings auch einen gravierenden Nachteil: Der JEPG-Kompressor arbeitet noch sehr langsam, bis zu 30 Minuten benötigt er, um ein Bild zu kodieren und zu speichern. Derzeit arbeiten die Entwickler daran, Guetzli deutlich flotter zu machen. Ob das Schweizer JPEG-Gebäck jemals Einzug in Digitalkameras hält, ist damit fraglich. Und wenn, dann dürfte es noch einige Kameragenerationen dauern.
Doch trotz der langen Speicherzeiten bietet Guetzli bereits heute deutliche Vorteile, wenn es um die Bildübertragung im Internet geht. Mit Guetzli kodierte JPEG-Dateien können wesentlich schneller aus dem Netz abgerufen werden als herkömmliche JEPGs; Fotografen können Ihre Arbeit in sichtbar besserer Qualität präsentieren, ohne sich um lange Ladezeiten sorgen zu müssen.
Weiterführende Informationen: Announcing Guetzli: A New Open Source JPEG Encoder bei Google Research
Nein, Danke! Farbwiedergabe leidet sichtbar unter der stärkeren Komprimierung. there is no free lunch …
Es geht hier schlicht und ergreifend um riesiger Energieeinsparungen. Denn Speicher kostet Strom. Und Bilder werden häufig völlig überdimensioniert hochgeladen.
Die grüne Farbe im unteren Augenreflex und in der Mitte des Bildes wird leider wegkomprimiert. Im Standard Jpeg ist das noch gut zu sehen. Aussagen wie geringere Dateigröße ei gleicher Bildqualität sind subjektiv. Bin mal gespannt, wie groß die Datei wird, wenn man beim neuen System den Kompressionsfaktor so weit runterregelt, bis die farbigen Details nicht mehr verloren gehen. Könnte gut sein, dass es dann 30% mehr als beim standard JPEG Encoder sind.
Vielleicht ist auch nur die Farbunterabtastung stärker eingestellt – das könnte auch den vermeintlichen Größenvorteil erklären und würde bei vielen Testbildern nicht gleich auffallen.