Exolens bietet für Apples iPhones der 6er-Serie Vorsatzobjektive von Zeiss an. Derzeit sind drei Objektive erhältlich: Ein Superweitwinkel, ein sehr moderates Tele und ein spezielles Makroobjektiv. Ich hatte in den letzten Tagen die Gelegenheit, das komplette Set an meinem iPhone 6 auszuprobieren. Zur Sicherheit war allerdings meine „Edel-Kompakte“ stets auch dabei. War das nötig?
E-Mail, Telefon, Internet – mein Smartphone nutze ich vorwiegend zur Kommunikation und Information. Gut, wenn mir auf einer Bahn- oder Flugreise die Zeit gar zu lang wird, stülpe ich auch schon einmal die Kopfhörer über und höre Musik. Aber fotografieren mit dem iPhone 6? Nur wenn es gar nicht anders geht, weil ich gerade keine andere Kamera zur Hand habe!
Normalerweise habe ich immer eine kleine Kompaktkamera mit 1-Zoll-Sensor und 3,5fach-Zoom zum Fotografieren bei mir. In erster Linie nicht, weil sie eine bessere Bildqualität liefert als das iPhone 6. Sondern weil ich einfache eine „richtige“ Kamera gewohnt bin, mit mechanischem Auslöser und den vielfältigen Einstellmöglichkeiten. Die passt so gerade noch in die rechte Hosentasche, in der linken Tasche steckt dann das iPhone.
Von Exolens (eine Marke des Smartphone-Zubehörhersteller Fellowes) gibt es nun seit einigen Wochen drei Vorsatzobjektive für das iPhone 6/6 Plus bzw 6s/ 6s Plus. Sie stammen aus dem Hause Zeiss und wollen die Kompaktkamera obsolet machen:
- ZEISS Mutar Weitwinkel mit 18 mm Brennweite (entsprechend KB) – ca. 250 Euro inkl. Halterung
- ZEISS Mutar Tele mit 56 mm Brennweite (entsprechend KB) – ca. 180 Euro
- ZEISS Vario-Proxar mit 40–80 mm Brennweite (entsprechend KB) – ca. 250 Euro
Die Halterung ist auch einzeln erhältlich und kostet ca. 65 Euro (Variante für das iPhone).
Die Halterung
Das iPhone weist von Haus aus – wie alle Smartphones – keine Anschlussmöglichkeit für Vorsatzobjektive auf. Basis des Exolens-Systems bildet daher eine Objektivhalterung, in die das iPhone derart eingeschoben wird, dass der eigentliche Objektivanschluss vor der Linse der Smartphone-Kamera platziert ist. Diese Halterung besteht aus Metall und wirkt wuchtig wie aus dem Vollen gefräst. Eine Aussparung in der Schiene lässt den Auslöser frei, zudem ist das „Exoskelett“ mit einem kleinen Stativgewinde sowie mit einem rudimentären Zubehörschuh versehen.
Die Objektive
Auch die Objektive machen einen sehr hochwertigen Eindruck. Die Fassung besteht aus kühlem Metall, bei den Mutaren auch die Sonnenblenden. Beim Vario-Proxar hat sich Zeiss für eine Kunststoffblende entschieden, die lichtdurchlässig ist. Diese Blende ist so konstruiert, dass man sie auf eine Oberfläche aufsetzen kann, um kleinste Dinge zu fotografieren. Weil die Blende lichtdurchlässig ist, verschwindet das Objekt unter der Linse nicht vollkommen im Dunklen.
Handhabung
Schon bevor ich mit den Exolens-System überhaupt ein Foto aufgenommen hatte, stellte sich die Frage: wohin damit? Die drei Objektive samt Halterung einfach in die rechte Hosentasche stecken? Dafür ist der Rahmen zu sperrig, die Objektive tragen in ihren Transportbeuteln zu sehr auf. Also kam das ganze Zubehör in meine kleine Office-Tasche, mit der ich sowieso oft unterwegs bin.
Zunächst habe ich die Halterung einfach am iPhone belassen und dann zum Fotografieren eines der drei Objektive angeschraubt. Aber das war dann auf Dauer doch zu umständlich, jedes Mal ein Objektiv erst aus dem Transportbeutel zu fingern, dann die kleine Kappe von Anschlussgewinde herunterpulen und schließlich das Objektiv an das Skelett zu schrauben. In dieser Zeit, die das beansprucht, hätte ich die Aufnahme mit meiner Kompaktkamera längst erledigt gehabt.
Also habe ich etwas anderes ausprobiert: Das Mutar 18 mm (das sich für mich am vielseitigsten erwiesen hat) blieb fest in den Rahmen geschraubt, für ein Foto brauch ich dann nur noch die gesamte Konstruktion über das iPhone zu schieben. Dass das iPhone mit Vorsatzobjektiv keinen Platz mehr in der angestammten Hosentasche hat, muss ich kaum noch eigens erwähnen.
Kurzum: In Sachen Transport bietet das Exolens-System keine Vorteile gegenüber einer herkömmlichen Kompaktkamera. Ebenso nicht bei der Aufnahme: Durch die angeschraubten Vorsatzobjektive wird das iPhone beim Fotografieren arg kopflastig. Meine Kompaktkamera habe ich jedenfalls sicherer im Griff. Und sie hat ein Zoomobjektiv, während ich beim Exolens-System das Objektiv wechseln muss, um den Bildwinkel zu ändern.
Und die Bildqualität?
Acht Megapixel löst die Hauptkamera des iPhone 6 auf – das hätte vor zehn Jahren jeder ausgewachsenen Digitalkamera zu Ehren gereicht. Allerdings bereitet das Smartphone die Aufnahmen aggressiv auf, bereits bei ISO 64 sind die Eingriffe der Rauschunterdrückung in der 100%-Ansicht nicht zu übersehen. Dennoch sollte natürlich die Bildqualität durch die Exolens-Objektive möglichst wenig weiter beeinträchtigt werden.
Und in diesem Punkt hat Zeiss wirklich einen guten Job gemacht. Die Abbildungsleistungen des iPhones werden durch die Vorsatzobjektive nicht sichtbar beeinträchtigt. Ich konnte jedenfalls weder einen Schärfeverlust noch Vignettierungen ausmachen. Aber meine Kompaktkamera mit ihrem 1-Zoll-Sensor bleibt da klar überlegen, insbesondere bei höheren ISO-Werten.
Mein Fazit
Wird das iPhone mit dem Exolens-System von Zeiss ausgestattet, erhält man auf jeden Fall mehr kreative Möglichkeiten, als sie die integrierte Kamera des Smartphone zu bieten hat. Das Mutar 18 mm erweitert den Bildwinkel beträchtlich, mit dem Mutar 56 mm lässt sich das Hauptmotiv dank der hohen Lichtstärke der iPhone-Kamera (F/2.2) bereits ordentlich vom Hintergrund freistellen. Und mit dem Vario Proxar taucht man in die Welt der kleinen Dinge, die einem mit der iPhone solo verschlossen bleibt. Dass das alles ohne sichtbare Einbußen bei der Bildqualität funktioniert, hat mich schon beeindruckt.
Beeindruckend ist auch die Fertigungsqualität der kleinen Vorsatzobjektive und der Halterung. Das mag den recht hohen Preis von gut 650 Euro für das Komplettpaket etwas relativieren. Dennoch: Für diesen Betrag gibt es bereits hochwertige Kompaktkameras die mit einem Zoomobjektiv sowie deutlich größerem Sensor einfach mehr Spaß machen als das iPhone mit den Vorsatzobjektiven.
Gar nicht zu reden vom Handling. Das iPhone wird auch mit dem Exolens-System nicht zu einer vollwertigen Digitalkamera, für mich war der Umgang damit einfach zu umständlich. Wer allerdings bevorzugt mit dem iPhone fotografiert und nicht auf den Cent schauen muss, dem erweitertet das Zeiss Exolens-System die Möglichkeiten der Smartphone-Kamera beträchtlich.
PRO
- Sehr hohe Verarbeitungsqualität (mechanisch und optisch)
- Bildqualität des iPhones wird nicht beeinträchtigt
- Vielseitige Halterung mit Stativ-und Zubehöranschluss
CONTRA
- Umständliche Handhabung
- Möglichkeiten bleiben hinter denen einen hochwertigen Kompaktkamera mit Zoom-Objektiv zurück
- Teuer
Seltsame Geschäftsidee auf der Smartphone Welle bzw. Hype mitzuschwimmen: Ich habe noch nie jemanden gesehen, der sich so etwas vor das iPhone schnallt. Vor allem macht es wenig Sinn eine Linse vor die Linse zu schnallen. Das Zeiss kann nur so gut abbilden wie es die iPhone Plastiklinse überhaupt ermöglicht. Geldverschwendung sich so etwas anschaffen zu wollen.
Vorsatzlinsen gab es ja zu allen Zeiten genug. Dass Herr Vieten keine Verschlechterung spürt, wird nicht zuletzt daran liegen, dass es nur 8 MP sind, denen das Original-"Objektiv" eh schon hinterherhinkt.
Die "tollsten" Vorsatzlinsen von Zeiss waren sicher die "Satzobjektive" zu den Contaflexen, wo man 100.000e Benutzer verdummt hat ("Schlitzverschluss – niemals!!!"). In der Contarex und der Icarex ging es dann plötzlich anders. Gut waren diese "Satzobjektive" auch nicht. Aber in Analog, maximal zum Postkartenformat vergrößert, durfte jeder von der "tollen Zeiss-Qualität" schwärmen.
Wenn sich die Zeiss-Geschäftsidee durchsetzt, dann gibt es bestimmt auch bald eine System-Bereitschaftstasche und ein ordentliches Stativ fürs Smartform, gewiss auch bald einen Kabelauslöser und einen Pistolengriff.
Damit ist klar, was ein Smart Phone kann: Als Telefon, portable Music Box und Daddelkiste fungieren.
Hier den Begriff 'fotografieren' zu verwenden, ist absurd.
Wer sich so einen Unsinn zulegt, hat auch immer einen Satz M+S-Reifen im Kofferraum liegen, die er aufzieht, bevor er in einen Feldweg abbiegt.
Das Katzenbild wirkt auch einfach unschön – es hat kaum Details in den Haaren, ist weichgezeichnet und ausgefranst – wahrscheinlich mußte das iPhone den ISO Wert ein bisschen erhöhen – das reicht ja schon damit die Bilder wie Wachsmalstifte aussehen. Fotografie? Nee, lieber ein echter Fotoapparat – vielleicht soll uns das der Artikel auch vermitteln. Schade, das die echten Kamerahersteller so etwas nicht zu Werbezwecke nutzen – Echte Bilder statt Wachsmalstifte. Aber ob die heutigen Verbraucher noch Wert auf Qualität legen? 90% der Bilder wird ja mit dem Smartphone geknipst und auf Facebook oder Instagram hochgeladen.