Im Wiener Auktionshaus Westlicht kommt eine sehr seltene und alte Kamera von Nikon unter den Hammer: Eine Nikon I aus dem Jahre 1948. Laut Auktionsprospekt ist sie die älteste Kamera aus der Serienproduktion von Nikon, die heute noch existiert. Zum Angebot gehört das passende Objektiv Nikkor-H 2/5cm. Der Startpreis der Auktion liegt bei 90.000 Euro.
Nächstes Jahr wird Nikon 100 Jahre alt, am 25. Juli 1917 wurde das Unternehmen als Nippon Kogaku Kogyo Kabushiki Kaisha gegründet. In den ersten Jahrzehnten stellte Nikon allerdings noch keine Kameras her, sondern zunächst optische Gläser, später auch Objektive.
Die Entwicklung einer eigenen Kamera begann erst 1945, auf den Markt kam sie im Frühjahr 1948 als Nikon I. Dabei handelte es sich um eine Messsucherkamera, die den entsprechenden Kameras von Contax nachempfunden war. Die Nikon I war ausschließlich für den heimischen, japanischen Markt vorgesehen, bis August 1949 wurden gerade einmal 738 Exemplare gefertigt.
Eines davon kommt nun bei Westlicht unter den Hammer. Dabei handelt es sich ausweislich der Seriennummer um das dritte Exemplar, das produziert wurde. Damit dürfte die nun zur Versteigerung anstehende Nikon I die älteste Nikon-Kamera sein, die heute noch existiert. Das gilt ähnlich für das passende Objektiv Nikkor-H 2/5cm, es ist das elfte aus der Serienproduktion und wird zusammen mit der Kamera versteigert. Teil des Angebots ist zudem eine Bereitschaftstasche aus Leder.
Die Kamera stammt aus dem Bestand des japanischen Sammlers Tad Sato und befindet sich gemessen an ihrem Alter in einem hervorragenden Zustand. Aufgerufen wird die Nikon I mit dem Objektiv für einen Startpreis von 90.000 Euro.
Weiterführende Informationen im Online-Katalog von Westlicht.
In der Tat, eine der ersten Nikon-Kameras, der Start einer legendären Kamera-Baureihe, aber richtig los ging es erst mit der Nikon SP (S-Professinal) und ihrem Elektro-Motor, mit einer Einspiegelung von fünf Brennweiten zwischen 28 und 135 mm. Eine wirklich beeindruckende Kamera, dann die Nikon F, F2, F3….usw. Eine vergleichbare Kamera mit der Seriennummer 609 111 ist übrigens im neuen Nikon-Museum in Tokyo zu sehen. Meine erste Nikon startet erst mit der Nummer 609 1301, es ist "nur" eine "Nikon M" – aber sie funktioniert noch bestens mit den Brennweiten 4/21 mm, 1,8/35 mm und 2,5/105 mm.
Sucher und Objektivfassung scheinen klar von der Contax inspiriert, dagegen weisen Ausführung und Lage des Auslösers, sowie der rotierende Zeiteneinstellknopf auf die Schraubleica hin: ich würde mal tippen horizontalablaufender Tuchverschluß … Das wäre ja ein interessanter Leica-Contax-Zwitter: Filmtransport und Schlitzverschluß der Leica gekreuzt mit Contax-Messucher incl. Schwenkeil E-Messer und Objektivfassung mit Innen- und Aussenbajonett der Contax:) Das Objektiv scheint dem Sonnar 1:2/50 zu ähneln, zumindest äußerlich …
Das ist korrekt, Nikon hat sich stark an der Contax-Vorkriegsproduktion orientiert, wer aber beide Kameras (Contax im Vergleich zur Nikon) ans Auge nimmt, wird sich sofort für die Nikon entscheiden, denn sie überzeugt durch die eindeutig bessere Verarbeitung, die Verschlusszeiten sind übersichtlicher und der Verschluss ist langlebiger. Kein Wunder, dass die LIFE-Fotoreporter im harten koreanischen Kriegswinter 1950/51 die Nikon wählten, denn diese Kameras hielten durch. Damit holte sich Nikon die ersten Anfangserfolge und entwickelte sich zur Top-Marke. Übrigens: Die Nikkor-Objektve waren damals schon sehr gut! Noch eine Anmerkung: Mit der deutlich verbesserten Nikon S2 (1954) erschien eine contaxähnliche Kamera (immer noch Messsucher) mit einem Schnellschalthebel, das hat es beim Original nie gegeben – und ein 1,1/50 mm konnte Zeiss auch nicht in Serie bieten.
Es war jedem von Anfang an klar, daß es sich um eine Leica im Contax-Gehäuse handelte. Die grobe Verarbeitung der frühen Nikon Modelle im Inneren stand zunächst in keinem Verhältnis zur deutschen Fertigung. Vorteile waren die niedrigeren Herstellungskosten im Nachkriegs-Japan mit entsprechenden Preisen für die Besatzer vor Ort sowie der im Vergleich zur Contax einfache und robuste Leica-Verschluß. Frei von jeglichen Schutzrechten war es logisch, die maßgeblichen Vorteile von Mechanik und Gehäuse der deutschen Modelle zu kopieren. Schade, daß sich bisher niemand gefunden hat, digitale Replicas solcher Klassiker anzubieten. Für 900 anstatt 90000 Euro.
Das stimmt, richtig los ging es aber erst mit der Nikon F. Was hatten sich die schon älteren Zeitungs-Kollegen gefreut: Endlich eine robuste und brauchbare Kamera mit einer sehr guten Objektivauswahl – und gaben ganz schnell ihre M-Leicas für wenig Geld in Zahlung.
Die Nikon-Objektive aus und nach der Zeit der abgebildeten Kamera waren unmittelbare Zeiss Kopien, im Fall von Bertele's Sonnar 2/50 von 1931 bei Google unter "US1998704" einzusehen. Während die dortigen Daten hinsichtlich Glassorte und Dimensionen zum Nachbau bereit standen, fehlte Smakula's tiefblaue Magnesiumfluorid Zeiss-Vergütungung von 1935.
Contax/Leica gegen Nikon…
Wer Spaß an "Tests" hat, hier gibt es was zu lesen – aus den 1950er Jahren:
https://sites.google.com/site/nikonlegendenbildung/
PS.: Mir ist vollkommen egal wer mit welcher Kamera, welchem Objektiv seine Motive ablichtet!