Mit der gestern vorgestellten X-T2 will Fujifilm neuen Schwung in die Klasse der Spiegellosen Systemkameras bringen. Auf dem Papier hat die Kamera auch das Zeug dazu. Doch wie sieht es in der Praxis aus? Ich hatte bereits die Gelegenheit, knapp zwei Tage mit einem Vorserien-Modell zu fotografieren.

Fujifilm X-T2

Die X-T2 ist zwar keine ausgesprochen kleine APS-C-Kamera,
bleibt mit den entsprechenden Objektiven dennoch angenehm kompakt.

 

Die Liste der Verbesserungen und Neuerungen, die Fujifilm mit der X-T2 eingeführt hat, liest sich auf den ersten Blick beeindruckend:

  • „X-Trans CMOS III“- Sensor mit 24 Megapixel Auflösung
  • Leiterbahnen des Bildsensor aus Kupfer mit verbessertem Rauschverhalten und höherer Empfindlichkeit
  • 325 wählbare AF-Punkte, die einen deutlich größeren Bereich des Sucherbilds abdecken als bei der XT-1
  • Hochauflösender elektronischer Sucher (2,36 Millionen Dots) mit Bildwiederholrate von bis 100 Hertz.
  • Serienbildrate mit 8 fps (11 fps im Boost-Modus) inklusive Autofokus
  • Verbesserter und einfacher zu handhabender Tracking-AF

Bildqualität

Musste sich die X-T1 noch mit 16 Megapixel Auflösung bescheiden, so löst der Bildwandler der X-T2 nun mit 24 Megapixel deutlich höher auf. Der Sensor im APS-C-Format ist schon fast ein alter Bekannter, nämlich aus der X-Pro2. Die Basis des Sensors dürfte von Sony kommen (und wird in der Alpha 6300 verwendet), allerdings setzt sich Fujifilm mit seiner X-Trans-Farbmatrix vom üblichen Bayer-Pattern ab. Das soll die Farbauflösung erhöhen und die Gefahr von Moiré minimieren.

Fujifilm X-T2: Beispielaufnahme

Auf den ersten Blick weiß die Bildqualität der X-T2 bereits zu gefallen.
Eine tiefere Analyse habe ich mir anhand des Vorserienmodells verkniffen.

 

Fujifilm hatte mir letzte Woche für fast zwei Tage eine X-T2 in die Hand gedrückt. Auf die spannende Frage, wie sie’s mit der Bildqualität hält, kann ich allerdings heute noch keine endgültige Antwort geben: Das Testmuster war ein Vorserienmodell, das in Sachen Bildqualität laut Fujifilm zwar „almost final“ war, aber eben noch nicht endgültig. Da die inneren Werte der X-T2 jedoch weitgehend identisch sind mit der im Januar vorgestellten X-Pro2, dürfte auch bei ihr die Bildqualität wenig Anlass zu Kritik geben. Mir haben die Aufnahmen mit der X-T2 jedenfalls jetzt schon gefallen, mit fein ausdifferenzierten Farben und bei hohen ISO-Werten erfreulich wenig Bildrauschen beziehungsweise Detailverlust durch die Rauschunterdrückung.

Handling

Fujifilm setzt ja traditionell auf ein „analoges“ Bedienkonzept, mit vielen dedizierten Einstellrädern anstatt elektronischer Steuerelemente – da macht die X-T2 keine Ausnahme. Das hat Vor- und Nachteile. Vorteilhaft ist ohne Zweifel, dass sich die Kamera grundsätzlich konfigurieren lässt, ohne dass man sie einschalten muss. Auch sieht man mit einem Blick auf die entsprechenden Drehräder und den Blendenring, welche Verschlusszeit, Empfindlichkeit, Blende etc. vorgewählt ist. Ich habe es jedoch bisweilen auch als etwas umständlich empfunden, mit derart vielen Bedienelementen „hantieren“ zu müssen – doch das ist sicherlich eine Geschmackssache.

Obwohl die X-T2 betriebsbereit (aber ohne Objektiv) gerade einmal ein Pfund wiegt, hat sie auf mich einen äußersten robusten Eindruck gemacht. Da will ich gerne glauben, dass die 63 Dichtungen am Gehäuse die Kamera zuverlässig gegen Staub und Spritzwasser schützen. Auch die Objektive von Fujifilm wirken auf mich sehr wertig und haltbar.

Obwohl (oder vielleicht gerade) weil Fujifilm auf ein eher traditionelles Gehäusedesign setzt, liegt die X-T2 hervorragend in der Hand. Dazu mag auch beitragen, dass die X-T2 nicht auf Teufel komm raus kompakt sein will – so bleibt auf alle Fälle genügend Platz für griffige und logisch angeordnete Bedienelemente. Besonders angetan hat es mir der mit der X-Pro2 eingeführte AF-Joystick, mit dem die Wahl eines der 325 AF-Felder zur Freude wird.

Fujifilm X-T2

Der optionale Batteriegriff VPB-XT2 verbessert nicht nur das Handling und die Akkulaufzeit,
sondern steigert auch die Leistung der X-T2.

 

Insbesondere bei Hochformataufnahmen, oder falls ein schweres Telezoom an die X-T2 angesetzt ist, verbessert sich das Handling der Kamera nochmals, wenn sie mit dem optionalen Batteriegriff VPB-XT2 (ca. 330 Euro) bestückt wird. Er dupliziert die wichtigsten Bedienelemente, sogar den AF-Joystick. Der Batteriegriff kann aber weitaus mehr, als das Handling zu verbessern und die Akkulaufzeit auf rund 1000 Aufnahmen zu verlängern – er erweitert die X-T2 sogar um neue Funktionen. Dazu gleich noch mehr.

Bei der X-T2 setzt Fujifilm ganz auf eine elektronische Sucherbildanzeige – entweder im EVF oder auf dem rückwärtigen Display. Der EFV hat bei mir allerdings einen gemischten Eindruck hinterlassen. Ohne Zweifel ist er für eine APS-C-Kamera sehr groß (0,77fache Sucherbildvergrößerung bezogen auf Kleinbild) und löst mit 2,36 Millionen Sub-Pixeln standesgemäß hoch auf. Aber mir war der Dynamikumfang zu gering – in dieser Hinsicht kenne ich bessere elektronische Sucher. Insbesondere die Schattenpartien gibt der Sucher der X-T2 für meinen Geschmack zu dunkel wieder. Den Tiefen fehlt bei kontrastreichen Motiven die Zeichnung, sodass ich unwillkürlich die Belichtung nach oben korrigieren wollte. Ein Blick auf die Aufnahmen hat mir dann aber schnell gezeigt, dass die Fotos auch ohne Belichtungskorrektur optimal belichtet waren. Da „meine“ X-T2 noch ein Vorserienmodell war, bleibt zu hoffen, dass Fujifilm diese kleine Schwäche bis zum Anlauf der Serienproduktion noch beheben wird.

Fujifilm X-T2: Beispielaufnahme

Bei kontrastreichen Motiven hat mich der geringe Dynamikumfang des Suchers anfangs verführt,
die Belichtung unnötig zu erhöhen.

 

In einem anderen Punkt hat mich der elektronischer Sucher dagegen restlos überzeugt: Er stellt Bewegungen völlig flüssig dar, da zittert und flimmert nichts. Auch nicht bei einem zügigen Kameraschwenk oder bei schnellen Action-Motiven. Möglich macht das eine hohe Bildwiederholrate von 60 Hertz (wie bei einem üblichen TFT-Monitor). Theoretisch weiter verbessern lässt sich die Sucherbildanzeige mit dem Batteriegriff VPB-XT2. Er bietet nämlich die Möglichkeit, die Kamera in den „Boost“-Modus zu versetzen. Dann steigt die Bildwiederholfrequenz des EVF auf 100 Hertz, die maximale Serienbildrate wächst von 8 fps auf 11 fps. Ich konnte allerdings bei der auf 100 Hertz erhöhten Sucherbildfrequenz kaum noch eine Verbesserung wahrnehmen.

Der Boost-Modus bietet übrigens noch einen weiteren Vorteil: Er reduziert bei schnellen Bildserien die Dunkelphase des Suchers zwischen zwei Aufnahmen. Die ist zwar bei Reihenaufnahmen mit 5 fps immer noch etwas länger als die eigentliche Bildanzeige – in der Praxis bin ich damit aber gut zurechtgekommen.

Serienbilder und Autofokus

Nominell schießt die XT-2 mit 8 fps keine schnelleren Bildreihen als ihre Vorgängerin – nur in Verbindung mit dem VPB-XT2 ist sie schneller. Dennoch hat Fujifilm bei der neuen Kamera einiges für Action-Fotografen getan. Etwa beim Autofokus: Der Nachführ-AF der XT-2 lässt sich mit den Einstellmöglichkeiten für Verfolgungsempfindlichkeit, Beschleunigungserfassung und Bereichspriorität sehr fein auf sich unterschiedlich bewegende Motive anpassen. Wirklich ausprobieren konnte ich das nicht, weil mein Action-Motiv sich nur innerhalb der Schärfezone bewegt hat. Aber bei zwei schnellen Probeaufnahmen im Straßenverkehr schien mir der Tracking-AF seinen Job gut zu erledigen.

Fujifilm X-T2: Beispielaufnahme

Nicht nur ihre hohe Serienbildrate macht die X-T2 Action-tauglich.
 

Zusätzlich erleichtert es die bereits angesprochene, verkürzte Dunkelphase des Suchers sehr, das anvisierte Motiv im Bildausschnitt zu halten. Etwas schade ist es allerdings, dass die X-T2 lediglich bei bis 5 fps ein Live-View-Bild zeigt – in dieser Hinsicht ist ihr die Alpha 6300 von Sony eine Nasenlänge voraus. Entscheidend ist bei Action-Motiven jedoch, wie zuverlässig der AF das gewünschte Objekt im Fokus hält. Eine spannende Frage, die ich sicherlich noch einmal aufgreifen werde, sobald mir die X-T2 in einer endgültigen Version zur Verfügung steht.

Fujifilm X-T2: Beispielaufnahme

Mit schnellen Motiven hat der Autofokus der X-T2 keine Probleme.
 

Mein Fazit

Es muss nicht immer Vollformat sein. Die X-T2 mit ihrem Halbformat-Sensor erledigt die wohl meisten fotografischen Aufgaben ebenso gut. Mir ist die Kamera jedenfalls in den knapp zwei Tagen, die ich mit ihr unterwegs war, ein wenig ans Herz gewachsen – auch wenn mich beim Vorserienmodell die Darstellung des EFV noch nicht restlos überzeugt hat. Schön fand ich dagegen, dass die X-T2 bestückt mit einer kleinen aber feinen Festbrennweite (etwa dem XF35mmF2 R WR) sehr handlich und unauffällig ist. Verlangt man ihr mehr Leistung ab oder benötigt für lange Telezooms mehr „Gegengewicht“, lässt sich die X-T2 mit dem Batteriegriff VPB-XT2 schnell aufrüsten.

Verfechter des Kleinbildformats (zu denen ich mich durchaus auch zähle) könnten jetzt einwerfen, dass es für den Preis der X-T2 (ca. 1700 Euro) mit der Sony Alpha 7 II bereits eine sehr gute Spiegellose mit Kleinbildsensor gibt. Von dem größeren Sensor einmal abgesehen, hat die X-T2 der Sony indes einiges voraus (Wetterschutz, höhere Serienbildrate, besserer Tracking-AF etc.). Was mich jedoch am meisten beeindruckt hat: Eine gute APS-C-Kamera wie die X-T2 kommt mit spürbar kompakteren und leichteren Objektiven aus.

(Martin Vieten)