Lytro verabschiedet sich vom Geschäft mit den Consumer-Lichtfeldkameras. Künftig will sich das Unternehmen ganz auf die Entwicklung einer VR-Plattform auf Basis der Lichtfeld-Technologie konzentrieren. Wie der CEO von Lytro, Jason Rosenthal, kürzlich in seinem persönlichen Blog mitteilte, sieht er keinen Weg, wie Lichtfeldkameras für Konsumenten in einem etablierten Fotomarkt auf Dauer bestehen können.

Dass Lytro sich neuen Geschäftsfeldern zuwendet, zeichnete sich bereits im November letzten Jahres mit der Vorstellung des Immerge-Systems ab. Dieses System besteht aus einer Lichtfeld-Videokamera, die ein 360°-Panorama aufzeichnet. Hinzu kommt ein leistungsfähiger Computer, an dem sich Schärfeebene, Tiefenschärfe und Bildwinkel Frame für Frame manipulieren lassen.

Lytro Illum

Aus und vorbei: Die Lytro Illum war die letzte Lichtfeldkamera für Konsumenten.
 

Vor einigen Tagen hat nun Lytro-CEO Jason Rosenthal in einem Blogeintrag mitgeteilt, dass sich Lytro ganz auf die Weiterentwicklung des Immerge-Systems konzentrieren wird; das Geschäftsfeld „Lichtfeldkameras für Konsumenten“ wird aufgegeben. Die Gründe für diesen Kurswechsel sind laut Rosenthal vielfältig. So führt er den nachhaltigen Rückgang im Geschäft mit klassischen Digitalkameras an, der auch vor Lytro nicht Halt macht. „Smartphone kills Lytro“ könnte man das salopp auf einen Punkt bringen.

Lytro Immerse

Lytro will in Zukunft nur noch professionelle VR-Systeme entwickeln –
wie das im November 2015 vorgestellte Immerse-System.

 

Rosenthal akzeptiert allerdings auch, dass die Lichtfeldtechnologie aus Konsumentensicht einen gravierenden Nachteil hat: Die tatsächliche Bildauflösung ist weiterhin sehr gering, obwohl eine immense Datenmenge aufgezeichnet wird. Aber ein großer Teil der Daten enthält eben keine Bildinformationen sondern Informationen über die Entfernung der Bildebene zum Motiv.

Auch wenn Rosenthal es nicht eigens anführt, darf zudem nicht vergessen werden: Auch konventionelle Kameras beherrschen inzwischen das nachträgliche Fokussieren, etwa mit Panasonics „Post Fokus“-Funktion. Es dürfte nur eine Frage der Zeit sein, bis dieses oder ähnliche Verfahren zur Grundausstattung einer jeden Kamera oder eines Smartphone werden.

Daraus ergab sich laut Rosenthal eine für Lytro gefährliche Situation: Um die bereits angelaufene Entwicklung von Lichtfeldkameras der dritten und vierten Generation zu finanzieren, hätte das Unternehmen mehr als die Hälfte des akquirierten Risikokapitals einsetzen müssen. Wären diese Kameras nicht erfolgreich geworden, hätte das das Ende des Unternehmens bedeutet.

Daher hat der Aufsichtsrat von Lytro bereits Ende Januar 2015 beschlossen, das Consumer-Geschäft aufzugeben und sich auf die Entwicklung eines professionellen VR-Systems basierend auf der Lichtfeld-Technologie zu konzentrieren. Erleichtert wurde diese Entscheidung offenbar durch die großen Filmstudios in Hollywood, die sich durch Techniken wie das Immerge-System einen Innovations- und Kreativitätsschub erhoffen.

Inzwischen sind die Produktionsstätten für die bisherigen Lytro-Kameras abgewickelt, Lytro hat sich damit offenbar auch von einem großen Teil seiner Mitarbeiter getrennt.

(Martin Vieten)