Forscher am Computer Vision Laboratory der Columbia University in New York haben ein modulares Kamerasystem entwickelt, dessen Objektive, Sensoren, Filter und der Bildprozessor nach Bedarf zusammengesetzt werden können. Die meist würfelförmigen Module halten mit Magnetkraft. Auf diese Weise entstehen im Handumdrehen die unterschiedlichsten Kameratypen, etwa eine Stereo- oder eine Panoramakamera.
Im Mittelformat ist es ja gang und gäbe, dass sich der Fotograf seine Kamera mit dem gewünschten Back, einem Balgen sowie dem geeigneten Objektiv ganz für die gestellte Aufgabe zusammenbaut. Doch einmal davon abgesehen, dass derartige Kamerasysteme teuer sind, ist die Konfiguration auch umständlich und zeitraubend.
Nicht so bei Cambit, dem modularen Kamerasystem, das mit Unterstützung von Ricoh an der Columbia University entwickelt wird. Das System besteht aus zumeist würfelförmigen Funktionseinheiten, die sich mit wenigen Handgriffen zur gewünschten Kamera zusammenbauen lassen. Die einzelnen Module docken per Magnetkraft an ihren Nachbarn an, genormte Schnittstellen dienen zur Stromversorgung und dem Datenaustausch zwischen den Modulen. Gesteuert wird das Ganze derzeit von einem PC aus.
Dieses Video (auf Englisch) des Computer Vision Laboratory erläutert
Funktionsweise und Möglichkeiten des Cambit-Kamerasystems.
Cambit ermöglicht deutlich mehr, als nur unterschiedliche Objektive und Sensoren miteinander zu kombinieren. So gehört etwa auch ein Modul zu dem System, das die eigentliche Kamera drehen und schwenken kann – ideal für vollautomatisch gesteuerte Panoramaaufnahmen. Die Forscher am Computer Vision Laboratory haben zudem einen Mikroskopaufsatz und ein Blitzlichtmodul für ihr wegweisendes Kamerakonzept entwickelt.
Noch ist es ungewiss, ob und wann aus dem Studienobjekt Cambit ein marktreifes Produkt entstehen wird. Dass die pfiffige Modulkamera irgendwann einmal den Elfenbeinturm der Universität verlässt, scheint nicht ganz ausgeschlossen: Immerhin unterstützt Ricoh das Vorhaben – und die Japaner haben ja bereits Erfahrung mit einer modularen Kamera, wie mit der 2009 vorgestellten Ricoh GXR.
(Redaktion photoscala)
Nachfrage
Eine wichtige Frage dazu: Ist auch ein Leica-Adapter geplant?
Viel wichtiger…
Wird Nikon dieses Konzept auch endlich in 10 Jahre vorstellen?
Da war Hasselbad
mit seinem Würfe schon weiter….
Zum Würfel
drängt es sie doch alle … :-)))
Ich bin begeistert
Welche fantastische Präzision!
Welch innovative Module (LED-Blitz, Spielzeugmikroskop, sogar ein fokussierbares Obi, um stacken u können!)
Welch zukunftssichere Kommunikationstechnik (4 Wackelkontakte für Strom und Daten!!)
Ich kann es gar nicht erwarten, dass das Wunderwerk auf den Markt kommt.
Gekauft!
OhWeh
Ich bin begeistert
ohweh OhWeh!
Nicht wirklich verstanden um was es geht. Das ist kein fertiges, massentaugliches Produkt sondern eine Studie der Columbia University in New York. Diese Studie soll nur eine Idee umsetzen und das Prinzip erklären. Das sind natürlich keine guten Objektive der Blitz ist auch kein wirklich brauchbarer und die Stecker sicher nicht bis ins Allerletzte ausgefeilt. ABER zum verständlich machen der Idee reicht es allemal. Nochmal, so will das eh kein Mensch verkaufen. Deshalb hat man sich einen Partner ins Boot geholt nämlich Ricoh. Die haben das Wissen und Können diese Idee in ein für potentielle Kunden taugliches Produkt umzuwandeln – sofern sie es für sinnvoll und vor allem profitabel erachten. Ich finde das Projekt der Studenten hoch interessant, mal sehen ob die Industrie was damit anfangen kann.
Frage
müssen die an Lego irgendwelche Patente und Rechte zahlen?
Ich bin manchmal sehr müde.
Locker vom Hocker…
Endlich unbedarfte (ohne Scheuklappen) Menschen aus der LEGO Fraktion die spielen dürfen. Da kann schon was dabei rauskommen, nicht unbedingt für Otto Normalverbraucher, aber für diverse Industrie Anwendungen durchaus überlegenswert.
Leider auch dieses mal kein quadratischer Sensor für uns alte Hasen eingebaut. Für mich bitte einen Würfel mit elektronischem Sucher auf der Oberseite, einem shift Sensor auf der Rückseite und eine tilt Vorderseite mit frei wählbarer Objektiv Platine. Fokussiert wird mit der Sensorebene.
Man wird doch mal träumen dürfen!
Marktpotential.
Das Ding hat Potential, das ist klar. Und zwar nicht als Fotoapparat am freien Markt, sondern im Unterricht. Das reicht von den Unterstufen – wie funktioniert eine Kamera, wie arbeiten die einzelnen Module zusammen, wie können zusätzliche Funktionen integriert werden – über Sachunterrichtsprojekte – Zeitrafferaufnahmen von der keimenden Brunnenkresse – bis zu Ingenieursschulen, wo die Studenten Hardware- und Softwareerweiterungen auf Basis eines standardisierten Toolsets entwickeln können.
Ansonsten steht zu hoffen, dass die Herren Professoren kein Patent für das Ding erhalten haben, denn die Erfindungshöhe tendiert gegen Null. Solche modularen Projekte werden etwa alle fünf Jahre vorgestellt. Im Prinzip ist das die reale Ausführung eines Funktionsdiagramms “wie funktioniert eine Kamera”. Vermutlich kommen sogar die bunten Farben aus Powerpoint. Da haben wir schon wesentlich marktnähere Projekte gesehen, ohne dass jemals eines tatsächlich den Markt erreicht hätte. Auch der quadratische Querschnitt der Module scheint eine fixe Größe bei allen Konzpten zu sein. Vermutlich wurde der erste Entwurf in Keilschrift eingereicht.
Gamebit.
Nach nochmaligem sorgfältigen Studium des obigen redaktionellen Artikels möchte meiner eher positiven Beurteilung des vorgestellten Projektes noch einige Bemerkungen hinzu fügen, welche sich nicht auf das bunte Ding an sich, sondern auf dessen Vorstellung beziehen.
Jeder, der älter ist als sein Handy und schlauer als dessen Ladegerät, hat da wohl einige Dinge anders in Erinnerung.
“Im Mittelformat ist es ja gang und gäbe, dass sich der Fotograf seine Kamera mit dem gewünschten Back, einem Balgen sowie dem geeigneten Objektiv ganz für die gestellte Aufgabe zusammenbaut.”
Das trifft zu, allerdings auf Fachkameras aus der Blütezeit der Großformatfotografie. Diese Kameras waren völlig modular. Nicht einmal das Aufnahmemedium war vorgegeben. Rückteile in mehreren Formaten für Planfilm, Kassetten für Rollfilm, Adapter für Rückteile von Mittelformatsystemen, sowohl auf Rollfilmbasis als auch digital, für höchstauflösende Reproaufgaben Scanbacks mit linearer Abtastung, dazu noch Adaptionen von Mittelformat und Kleinbildkameras, wenn auch mit eingeschränkten Möglichkeiten. Von diesen Möglichkeiten will der Baukasten nicht einmal träumen.
Unter “Mittelformatkamera” versteht man heute üblicherweise ein Gerät im Stil einer Hasselbald H oder Phase One DF, obwohl digitale Fachkameras de facto auch Mittelformatkameras sind. Bei manchen Mittelformatkameras der letzten Jahre lässt sich nicht einmal der Sucher wechseln. Die Renaissance des Lichtschachts bei aktuellen Modellen ist schon fast ein Retrotrend.
“Doch einmal davon abgesehen, dass derartige Kamerasysteme teuer sind, …”
Bei digitalen Fachkameras einerseits und digitalen Mittelformatkameras andererseits liegt das überwiegende preisliche Schwergewicht beim Rückteil. Den Rest gibt es nicht für Nebbich, aber präzise Feinmechanik kostet nun mal mehr als Scheiben von einem bunten stranggepressten Plastikprofil.
“… ist die Konfiguration auch umständlich und zeitraubend.”
Die Konfiguration einer Fachkamera ist logisch und konsistent. Mir wäre keine solche Kamera bekannt, welche wie die Kompaktknipse von der Gurkentheke ein zweihundertseitiges Manual benötigen würde. Auch die Konfiguration einer klassischen modularen Mittelformat von Hasselblad oder Zenza Bronica ist simpel und mit wenigen Handgriffen erledigt.
Wer übrigens ein Faible für Kameras mit PC Interface hat: Sinar E. Heute ein bisschen schwierig zu restaurieren, wenn der PC nicht mehr dabei ist. Man benötigt einen Rechner der 386er Generation (so lange ist das schon her) für den Einbau der Steckkarte und Windows NT für den Betrieb der Software. Eine Mac Version gab es glaube ich nicht.
Wie gesagt, ich erhalte meine Einschätzung aufrecht, dass dieses – weder neue noch bahnbrechende – Konzept ein gewisses Potential im Unterrichtsbereich hat. Das ganze Tamburium rundherum ist aber genau das, was die Amerikaner als “Snake Oil” bezeichnen. Der Ausdruck geht zurück auf dubiose Brühen, welche in Flaschen abgefüllt auf den Jahrmärkten des 19. Jahrhunderts unter absurdesten Wirkungsversprechen an das ahnungslose Publikum verramscht wurden.
Ich finde
es einfach nur schade dass in Blogs wie diesem prinzipiell einmal alles und jeder niedergemacht wird egal was, egal von wem und ohne den geringsten Nutzen für alle die es lesen. Die rein negativen Kommentare sollten nur freigeschaltet werden wenn die Poster einen verbesserten Vorschlag zu dem haben was sie sonst einfach nur niedermachen wollen.
Ich befürchte es wäre nicht mehr viel zu lesen hier….
Ich finde es einfach nur schade,
dass in Zeiten des Internet und des völlig unkritischen 160-Zeichen-Journalismus (hiervon ist Photoscala ausdrücklich ausgenommen) jeder Schrott von der Netzgemeinde als Innovation abgefeiert wird.
Gefällt mir…
Es gab
[quote=Gast]es einfach nur schade dass in Blogs wie diesem prinzipiell einmal alles und jeder niedergemacht wird egal was, egal von wem und ohne den geringsten Nutzen für alle die es lesen. Die rein negativen Kommentare sollten nur freigeschaltet werden wenn die Poster einen verbesserten Vorschlag zu dem haben was sie sonst einfach nur niedermachen wollen.
Ich befürchte es wäre nicht mehr viel zu lesen hier….[/quote]
hier auch schon genügend Anregungen, Vorschläge, sogar Beiträge zu alternativen Kamerasicht- und -denkweisen. Solches landet, wie auch die meisten anderen Dinge auch, offensichtlich, weil seit Jahren schon, bei der Fotoindustrie in Ablage P.
Um 1 Mio mache ich das Forschungsprojekt auch …
discovery of the obvious.
Super….
Eine derart zusammengebaute Kamera besteht aus durchschnittlich 4.7 Modulen. Die Mehrheit der zusammengebastelten Frankensteins hat das Kameramodul gemein und nutzt verschiedene Objektve bzw. Rotoren – sonst nix. Also wie bisher auch – ein Kameragehäuse und viele bunte Anbauteile. Nur dass die Module sehr viel schrottiger sind und noch zusätzliche Stromversorgungsenheit nötig ist – wobei, das gibts ja auch jetzt schon – nennt sich Batteriegriff…
Echte Innovation…
Für die heutigen Nintendo-Ingenieure,
die nur noch maximal Knöpfe drücken, mag so ein System aus Bauklötzchen der große Wurf sein. Von hochspezialisierten Ausnahmefällen abgesehen, ist Kompaktheit gefragt. Das Ricoh-GXR-System ist bereits schon wieder ausgestorben, wohl mangels Nachfrage.
Frühere Modularlösungen mit Wechselsuchern, diversen (Lang-)Filmkassetten usw. wie bei Hasselblad, Mamiya, Exakta, Nikon, Canon etc. waren nur für Profis, sehr engagierte Amateure und Wissenschaftler interessant.
Samsung-Studie….
…zeigte auch hasselbladähnliche Würfelform. auf dpreview vor wenigen Jahren gezeigt. Wäre doch ideal für 3Dstereo. Meiner Meinung nach hat Samsung nur einen Marschhalt eingeführt.
Früher
Das waren die Zeiten, als noch Vielfalt herrschte, wo heute nur noch Einfalt waltet … :-)))
Ohhhh…
…ein moderner Wackel-Dackel!
Da lobe ich mir meine mechanisch robuste Grossformat-Kamera. Die ist modifizierbar ohne Limit, da wackelt nichts, da ist nichts fummelig, Plastik gibt es nicht, und Strom braucht das Teil ebenfalls nicht. Dafür sind die Dias und Negative derart detailreich, dass jedem Pixelknipser der Hut wegfliegt.
Nostalgie
Wenigstens ein analoger Knipser, der noch daran glaubt…. Meine Linhof Kardan Color (die wird jetzt verkauft) nannte ich immer “Wackeldackel”. Präzision würde ich das nicht nennen, da ist mir mein 3,5/28-Shiftobjektiv aus japanischer Fertigung an einer Vollformat-Kamera aber dreimal lieber. [quote=Gast]…ein moderner Wackel-Dackel!
Da lobe ich mir meine mechanisch robuste Grossformat-Kamera. Die ist modifizierbar ohne Limit, da wackelt nichts, da ist nichts fummelig, Plastik gibt es nicht, und Strom braucht das Teil ebenfalls nicht. Dafür sind die Dias und Negative derart detailreich, dass jedem Pixelknipser der Hut wegfliegt.[/quote]
Diskussionsniveau
So gern ich Photoscala auch lese, nervt mich der geistige Dünnschiss einiger Kommentatoren immer mehr. Lebt eure Profilneurose bitte woanders aus.
Hans