Gestern wurde in London der „Pirelli Kalender 2016“ vorgestellt. Wie immer stehen Frauen im Fokus der Fotografien – diesmal aber ganz andere und ganz anders als gewohnt. Fotografiert hat Annie Leibovitz ganz schlicht und in Schwarzweiß.
Serena Williams. © Pirelli Kalender 2016 by Annie Leibovitz
Seit mehr als 50 Jahren ist der Pirelli-Kalender „The Call“ heiß begehrt. Er wird nur an eine Handvoll ausgewählte VIPs verteilt, zu kaufen ist er nicht. Diese Exklusivität hat viel zum Mythos des Pirelli-Kalenders beigetragen. Kult-Status erlangte er aber auch, weil die berühmtesten Fotografen die schönsten Frauen vor die Linse holten. Heidi Klum, Naomi Campbell, Kate Moss stehen stellvertretend für die vielen Top-Models, die sich für „The Call“ meist spärlich oder gar nicht bekleidet ablichten ließen.
Patti Smith. © Pirelli Kalender 2016 by Annie Leibovitz
Berühmte Frauen sind auch das Thema des 2016er Pirelli-Kalenders – aber ganz anders als bislang gewohnt. Im Fokus stehen diesmal nicht Frauen, die sich ausgezogen haben, sondern Frauen, die sich ausgezeichnet haben. Darunter Patti Smith (68) „Godmother of Punk“, Yoko Ono (82) oder die Tennisspielerin Serena Williams (34) und die Schauspielerin Yao Chen (36).
Yao Chen. © Pirelli Kalender 2016 by Annie Leibovitz
Fotografiert hat sie Annie Leibovitz, eine der angesehensten Fotografinnen – ganz schlicht und in Schwarzweiß. Leibovitz wollte, „dass die Frauen auf den Fotos genau so erscheinen, wie sie wirklich sind, ohne irgendwelche Ansprüche“. Und so hockt die US-Komikerin Amy Schumer einfach so auf einem Holzhocker, eine Pose spart sie sich. Dass sie nur mit einem Slip bekleidet ist, ist da vielleicht noch der einzige Anknüpfungspunkt an die Tradition von „The Call“.
Amy Schumer. © Pirelli Kalender 2016 by Annie Leibovitz
Einen Einblick in die Arbeit von Annie Leibovitz bei den Aufnahmen zum Pirelli-Kalender 2016 gibt die offizielle Webseite Pirelli Calendar.
Alle Jahre wieder
Viele Worte um einen Kalender,den man nicht kaufen kann.Und Annie Leibovitz ist auch kein Garant für gute Bilder.Die Damen möchte ich lieber nicht kommentieren.
Ist teuer
[quote=Gast]Gibt es wirklich Leute, die sich so etwas an die Wand hängen?[/quote]
Muss gut sein! Von dem Kurzschluss lebt eine ganze Industrie. 😉
Gut, ich kommentier das mal kulturell
Sieht so aus, als wenn die Norm-Prüderie Utahs über Apples iTunes store, Facebook und Youtube langsam in Europa ankommen würde, und es Pirelli nicht mehr opportun findet, erotische Frauen zu zeigen. Ich finde das ziemlich schockierend, da wir hier einfach mit Moralvorstellung indoktriniert werden, die irgendwo zwischen unseren Freiheiten und dem IS liegen. Die ganze Gesellschaft wird schon seit Jahren immer verklemmter. Mich nervt das ziemlich.
Thyl
Scheinbar sind die Schulden der Annie L inzwischen ….
… irgendwie beglichen, ich kann die Lavazza-Aufschrift auf dem Tässchen der Nr. 4 gar nicht lesen.
Es lebe der Unterschied
zwischen dem Pirelli-Kalender und dem verschwitzten Frauenkalender des Fotoklubs Unterpfortzheim: Annie Leibovitz ! :-)))
Gibt es
Gibt es wirklich Leute, die sich so etwas an die Wand hängen?
Neuer Stil
Wenn das mit dem abgeschnittenen Fuß, wie bei Amy Schumer, jetzt neuer Stil bei Bildern von Frauen wird, dann kann ich auch noch einige Bilder zu dem Kalender beitragen.
Hehe, genau das
Habe ich mir auch gedacht. 🙂
Bin insgesamt etwas ratlos beim Betrachten der Bilder. Bei mir wäre es je ein Fall von “nicht besser können”, aber bei AL ist es ein klarer Fall von “bewusst so gewollt”. Und für mich haben die Fotos dennoch oder deshalb? “ja durchaus etwas” … bewusst abgeschnittene Füsse machen die Bilder zwar nicht besser, aber in diesem Fall auch nicht wirklich schlechter. Die starke Persönlichkeit der Portraitierten dominiert alles. Das sichtbar zu machen ist vermutlich wirklich Kunst. Oder doch nicht?
Traut sich niemand
zu sagen wie schrecklich diese Fotos sind.
Das hat mit schlicht, oder gar künstlerisch, überhaupt nichts zu tun.
Sowas macht man nur in einer persönlichen Krise, wenn einem gar nichts einfällt.
Gruß Rolf
Na ja
trauen … ist einfach nur irgendwie peinlich. Aber zum Glück geht’s eh nur an exquisite Kundschaft. Das tröstet ein wenig. :-)))
Trauen? Lohnt sich schlicht nicht
Jahr für Jahr kommt von Pirelli ein mieser Kalender, der aber ganz toll gelobt wird, weil er nicht zu kaufen ist und weil jemand mit bekanntem Namen hinter der Kamera steht.
OhWeh
Ich hab mal
was Schöneres gemalt und ne Sechs dafür bekommen, mault der Kleine (in der Karikatur) im Museum. Also denn: Ich hab mal schönere Porträts fotografiert und keinen Kalender machen dürfen… Also gut denn: Künftig nur noch den Kopf in die Mitte, egal wie viel Freiraum dafür oben entsteht und wie viel unten abgeschnitten wird. Dabei hatte ich mich in den Kursen so bemüht, darauf hinzuweisen, dass der Schnittbildindikator nicht heißt: Da muss der Kopf drinne sein. Ach so, in der Digiknipse von AL ist kein Schnittbildmesser mehr drin? Hat sie dafür wenigstens einen künstlichen Horizont? Offensichtlich nicht. Egal…
Welcher Wahnsinn
hat die Entscheider bei Pirelli geritten? Künstlerische Freiheit ist das eine, eine Plattform in der Werbung ist etwas anderes. Mag sein das später ein Experte zu Wort kommt und die besondere Leistung des Werkes hervorhebt.
Meine Sehnerven sind anscheinend verkümmert, denn sie können nicht viel mit den gezeigten Bildern anfangen. Dabei komme ich mir vor wie ein geknoteter Gartenschlauch unter Druck.
Ganz einfach
Hier sind Frauen abgebildet, die sehr erfolgreich sind und normal aussehen. Und sie wollen auch so wahrgenommen werden und nicht mit der unwahrscheinlichen Ästhetik der Supermodels verglichen werden. Denn das wäre genau so absurd, als müsste sich ein Dax-Vorstand optisch dem Vergleich mit Brad Pitt stellen.
So ist dieser Kalender zu verstehen. Dann passt auch der Rest der Inszenierung.
Und somit ist es Kunst oder zumindest steckt eine Aussage dahinter.
Respekt dem Mut der Abgebildeten, dem Auftraggeber und der Fotografin.
In meinen Augen der beste* Pirelli-
Kalender bis jetzt…
*wenn sich nicht mindestens einer drüber aufregt, ist es keine Kunst…
Jehova
Tja, für den üblichen Speckfinger, der sich schwitzend seine Fotos von unbekleideten jungen Damen auf dem Rechner anschaut, die selbstredend natürlich mit dem Planar-38-Linser gemacht sein dürfen, für den ist das halt nix. Der sieht jetzt nicht mehr das retuschierte Traum-Objekt, das sich aus Eitelkeit und Geldnot für ihn auszieht und digital verbasteln lässt. Nein, er wird mit einer Realität konfrontiert, die dem (sofern überhaupt vorhandenen) Liebchen daheim auf der Wohnzimmercouch doch viel näher kommt, als es ihm gefällt.
Da dann aber gleich die eigene Daseinsberechtigung angegriffen scheint, wird erstmal die ganz große Keule herausgeholt: “Norm-Prüderie Utahs” und gleich mal ein Bezug zu Daesh…drunter geht’s nicht, da wird das ganze Arsenal aufgefahren. Hier ist die westliche Werte-Welt zu verteidigen, die hochstehenden Silikon-Hupen unter dem H&M-Neckholder am Costa-Blanca-Strand und die dauernde Libido-Stimulation auf meterhohen Plakatwänden in europäischen Innenstädten.
Alternativ dazu wird der Versuch unternommen, die Verantwortlichen zu diskreditieren: “Scheinbar sind die Schulden der Annie L inzwischen irgendwie beglichen, ich kann die Lavazza-Aufschrift auf dem Tässchen der Nr. 4 gar nicht lesen” oder “Das hat mit schlicht, oder gar künstlerisch, überhaupt nichts zu tun. Sowas macht man nur in einer persönlichen Krise, wenn einem gar nichts einfällt”.
Der klassische Hobbyfotograf, der seine Lebenserhaltungsmaßnahmen mit selbstdefinierten fotografischen Regeln verknüpft, findet sich natürlich auch wieder im Kommentar zu abgeschnittenen Füßen oder sonstigen Ersatzreligionen.
Und in Summe hat sich dann doch nur wieder die übliche Bruddler-Armee versammelt, die aus dem Schmelztiegel der Gewöhnlichkeit Blasen aufsteigen lässt in der Hoffnung, doch zumindest “die da oben” ein wenig zu sich hinab zu ziehen, wenn doch der eigene Aufstieg so meilenweit entfernt erscheint.
Dabei wäre der Weg zum Glück doch so einfach: Leben und leben lassen. Und sich auf seine eigenen Taten konzentrieren und daran erfreuen.
Die Bilder
sind auch mit pseudowissenschaftlicher Exegese nicht zu retten. Aber erschließen tun sie sich so, nur so, ganz bestimmt.