Mit seiner Camera Restricta hat der Designer und Fotograf Philipp Schmitt eine Kamera entwickelt, die die Aufnahme von allzu häufig fotografierten Motiven verweigert. So will Schmitt einen Beitrag dazu leisten, die Flut belangloser Bildchen in den sozialen Netzwerken einzudämmen und den Blick des Fotografen auf das besondere Motiv zu schärfen.
„Es ist alles schon einmal fotografiert worden – nur nicht von mir“. Frei nach Karl Valentin richten viele Knipser ihre Kameras vor allem auf den Eiffelturm in Paris, den Markusplatz in Venedig oder die Meerjungfrau in Kopenhagen und überfluten dann mit ihren belanglosen Bildchen die sozialen Netzwerke.
Bislang gibt es von der Camera Restricta lediglich einen im 3D-Drucker gefertigten Prototypen.
Wenn es nach dem Designer und Fotografen Philipp Schmitt geht, könnte damit bald Schluss sein. Schmitt hat den Prototypen einer Kamera „Camera Restricta“ entwickelt, die Aufnahmen von bereits millionenfach fotografierten Wahrzeichen verweigert.
Die Kamera Camera Restricta erkennt ihren Standort per GPS und durchsucht online die Foto-Portale Flickr und Panoramio nach Bildern mit gleichen Ortskoordinaten in einem rund 35 mal 35 Meter großen Umfeld. Je mehr Fotos sie findet, desto intensiver ertönt ein Geigerzähler-ähnliches Geräusch – jeder „Klick“ steht für ein entdecktes Foto. Wird eine vorgegebene Zahl von Fotos am aktuellen Standort überschritten, zieht sie automatisch den Auslöser ein, und es kann mit der „ungehorsamen Kamera“ kein weiteres Foto an dieser Location aufgenommen werden.
Am aktuellen Ort wurden bereits 41 Fotos aufgenommen und auf Flickr oder Panoramio
geteilt – da braucht es nach Meinung der Camera Restricta kein weiteres Bild.
Die Camera Restricta besteht aus einem per 3D-Drucker gefertigten Gehäuse mit der Technik eines GPS- und Wi-Fi-fähigen Smartphones samt Kameramodul. Das Smartphone gibt auch die Geräusche von sich, sein Monitor dient als Infozentrum mit aktuellen Geo-Koordinaten und Zahl der entdeckten Fotos.
Schmitt, derzeit Student der Fachrichtung „Interaction Design“ an der Hochschule für Gestaltung Schwäbisch Gmünd, sieht in der restriktiven Kamera nicht nur ein Werkzeug gegen die Welle belangloser Digitalfotos, die sozialen Netzwerke und Internet überfluten – sondern auch ganz neue fotografische Anreize wie den, etwa die erste oder letzte Person zu sein, die an einem bestimmten Ort fotografiert. Was die ganze Idee noch populärer machen könnte: „Für diese Funktionen bedarf es im Grunde nicht mal einer speziellen Kamera. Im Prinzip ließe sich auch ein Smartphone per Softwareupdate in eine Camera Restricta verwandeln.“
Carina Schwake, Fotografin in Kopenhagen, demonstriert die Camera Restricta
(Autor: Horst Gottfried/Martin Vieten)
Das Gegenteil
einer Kamera mit Motivklingel:-).
Gegen Selfies
ist das wirkungslos – die wurden ja oft noch nie so persönlich vor der entsprechenden Sehenswürdigkeit fotografiert … 😉
Besser als Zubehör?!
Wenn ich mir im Fotoclub 160-mal schlecht fotografierte Pseudo-Aktfotos ansehen muss und der Schöpfer dieser Knipserchen dabei mindestens zwanzigmal “Shooting” sagt, dazu von einer anderen Teilnehmerin 60-mal die Karnevals-Massenware aus Venedig, dann hätte die Kamera durchaus eine Berechtigung, aber gibt es diese Einrichtung nicht als Zubehör-Einschub für den ISO-Schuh? Befürchte aber, das könnte kein Erfolg werden, wer zeigt schon den Mitmenschen, dass er zur Knipsertruppe gehört?
Gar nicht
Dem gehen Fakes selbstredend am Arsch vorbei.
Überflüssig!
Warum sollten die darauf reagieren? [quote=Gast][quote=ROG]Es reicht schon dass das gleiche Gesicht auftaucht um die Aufnahme zu blockieren.
ROG[/quote]
Wie reagiert eigentlich der Verband der Pressefotografen?
mfG
DL[/quote]
Geht bei jeder Kamera
Die Funktion sollte 15 cm hinter dem Sucher sein 🙂
uncas
Politiker sind wie Planeten. In der Opposition strahlen sie am hellsten…
Das ist ja subversiv!
Gehört eher in dem sein Ressort, s. “Nachahmung als altes Leitprinzip!”
https://photosubversive.wordpress.com/page/2/
😉
Die ideale Kamera
für eine doofe Gesellschaft.
In der Form unsinnig
Es kommt nicht darauf an, wo, sondern was und wie ich fotografiere.
OhWeh
Man könnt’s noch
mit Motivprogrammen koppeln: Eifelturm mit Architekturprogramm ist ein Nogo, Eifelturm mit Portraitprogramm, das geht … 😉
So ist es.
Aber in anderer Form sehe ich grosses Potential.
Dafür brauchte es noch nicht mal GPS, es reicht eine App auf dem Smartphone die die dort gespeicherten Bilder untersucht sowie vielleicht noch die auf dem Facebook account, und schon würde die Selfie Flut zu einem schmalen Rinnsal werden. Da diese üblicherweise vor häufig fotografierten Motiven verfertigt werden, hätten wir das Problem, dem die Camera Restricta zu Leibe rücken will, in einem Aufwasch mit erledigt.
ROG
Das da
http://www.dpreview.com/articles/4220052254/exo-creates-gopro-case-that-makes-it-operate-look-more-like-a-traditional-camera
fänd ich dagegen fast sinnvoller … glaubt schnell einer, man fotografiert grad mit Leicas Kompaktkameraprototyp. 🙂
paah
Soweit kommt es noch, mir von der Kamera vorgeben zu lassen ob ich was fotografieren darf oder nicht. Glücklicherweise darf man wohl davon ausgehen, dass nur wenige so etwas benötigen und haben wollen.
immer mir der Ruhe
[quote=Gast]Soweit kommt es noch, mir von der Kamera vorgeben zu lassen ob ich was fotografieren darf oder nicht. Glücklicherweise darf man wohl davon ausgehen, dass nur wenige so etwas benötigen und haben wollen.[/quote]
Das ganze ist ein Kunstprojekt und sollte eigentlich zu Nachdenken über die Ich-auch-noch-eins-Fotografie anregen. Nur zum Nachdenken. Wer nicht kann oder will: Einfach ignorieren!
Geht’s noch ?
Ich lasse mir doch von niemand vorschreiben was ich fotografieren darf (solange es im öffentlichen Rahmen ist).
Das ist ja wohl die absurdeste Idee die ich je gehört habe. Man könnte ja mal eine App speziell für den Hrn. Schmitt schreiben, die ihm sagt, dass es Plätze gibt, die schon mal jemand besucht hat. Da dürfte er dann nicht mehr hinfahren!
leider
ist die Meldung hier ja auch nicht vollständig. Die Kamera ist nicht wirklich ernst gemeint. Wer den Artikel bei golem.de liest erfährt mehr.
Falscher Ansatz
Klingt für mich nach 1. April.
Abgesehen davon: Völlig falscher Ansatz.
Nicht das Fotografieren, sondern das Hochladen sollte unterbunden werden.
Woher weiß Herr Schmitt, daß der Fotograf das Bild unbedingt ins Internet stellen will?
Oder woher weiß die “Motivklingel”, daß ich eben jenem Motiv nicht den Rücken gekehrt und etwas ganz Anderes fotografiert habe?
Hanebüchen, das Ganze.
BTW: Ich habe kein Problem mit der Bilderflut im Internet.
An mir geht diese Flut vorüber.
Die Sensoren müssen glühen
Da hat Karl Valentin recht.Wenn ich in Venedig bin,möchte ich die Rialtobrücke fotografieren,auch wenn sie schon längst “totfotografiert”ist.
Im übrigen kann es gar nicht genug Bilder in sozialen Netzwerken geben.Um so mehr es gibt,desto weniger werden angeschaut.Oder schauen Sie sich die 30 Bilder an,die Ihnen Ihr Bekannte stündlich aus dem Urlaub schickt.Die werden mal eben durchgescrollt und weg damit.
Die Kamera Restricta ist als Denkanstoss zu sehen.
Das Kamerakonzept hat Zukunft
weil es die Bildproduktion online überwacht und fällige Abgaben gleich an Ort und Stelle vom Konto des Fotografen abbuchen kann. Mit der weiteren Einschränkung der Panoramafreiheit wird diese Anwendung zwingend. Künftig werden Aufnahmerechte in den einzelnen EU-Mitgliedsstaaten an private Investoren versteigert wie heute Funkfrequenzen. Für Touristen wird das dann richtig teuer, wenn sie noch Bilder machen wollen.
Design
Schickes Ding 😉
Liegt sicherlich satt in der Hand und hat ne tolle Haptik.
Und Geräusche macht es auch.
Oben ein Türmchen, oder Fahnenmast
Echter Lederriemen wie man sieht.
Das wird ein Sammlerstück
Die Kamera selbst
ist wohl das beste Fotoverhüterli …
Der “Ich-war-dort-Wahn”
Da ich mein Geld nicht mit der Fotografie verdiene, ist es tatsächlich so, dass ich Fotos von Architektur, die garantiert irgendeiner in brauchbarer Qualität macht (z.B. Brandenburger Tor in Berlin, Völkerschlachtdenkmal, Schloss Moritzburg, Erfurter Dom, Schweriner Schloss, Frauenkirche… hintenan stelle. Ich schaue eher mal rum, was es sonst noch so gibt und das ist einiges.
Natürlich ist die hier vorgestellte Kamera ein Scherz. Aber ein schöner. Leute, die im Urlaub ihr Gesicht vor jeder Attraktion verewigt sehen wollen, sollten so eine Kamera bei der Einreise an der Grenze verpflichtend in Empfang nehmen müssen.
MfG
DL