Im Vorfeld der photokina 2014 schien es, als sei mit dem Insolvenzantrag der DHW-Fototechnik das Schicksal der legendären Rolleiflex-Kameras endgültig besiegelt. Im Frühjahr wurde dann die Insolvenzmasse versteigert. Doch jetzt sieht es so aus, als könnte die Produktion der Zweiäugigen aber auch der Hy6 von der neugegründeten DW Photo GmbH wieder aufgenommen werden. Die Markenrechte an den traditionsreichen Kameranamen hat inzwischen jedoch eine andere Firma.

Zweiäugige Spiegelreflexkameras wie die Rolleiflex 2.8 F waren ein Markenzeichen
des Braunschweiger Kameraherstellers Franke & Heidecke. (Quelle: Wikipedia, © Sputniktilt)
Totgesagte leben länger – das scheint insbesondere für einige Kameras des ehemaligen Braunschweiger Herstellers Franke & Heidecke zu gelten. Dabei war genau das kaum vorstellbar, als eines dessen zahlreichen Nachfolgeunternehmen, die DHW Fototechnik, vor rund einem Jahr einen Insolvenzantrag stellen musste. Doch jetzt erhebt sich fast schon wie ein Phoenix aus der Asche der Insolvenzmasse die neue DW Photo GmbH. Sie wagt zusammen mit einem Stamm langjähriger Mitarbeiter am alten Standort die erneute Produktion der legendären Doppelaugen und will wohl auch die Hy6 nebst Objektiven und Zubehör wieder produzieren. Endgültig besiegelt ist allerdings das Ende der Rollei 35 und der Rolleivision-Projektoren.
Anders als noch die DHW-Fototechnik kann indes die neue DW Photo die Marken Rollei und Rolleiflex nicht mehr für die Kameras nutzen. Die entsprechenden Markenrechte liegen schon seit längerem bei der RCP-Technik, auf einen Preis für eine Markenlizenz wurde man sich jetzt offenbar nicht einig. RCP-Technik firmiert übrigens seit Anfang des Jahres 2015 als Rollei GmbH &Co.KG und vermarktet von Hamburg aus Actioncams, Kompaktkameras und allerlei Zubehör vornehmlich aus fernöstlicher Produktion. So kommt es, dass der Schriftzug „Rolleiflex“ heute auf einem Videostativ prangt.

Unter dem Namen Rolleiflex hipjib vermarktet die Rollei GmbH &Co.KG heute ein Videostativ.
Wohl kein anderes Unternehmen der deutschen Fotoindustrie hat eine derart wechselvolle Geschichte hinter sich, wie die Rollei-Werke Franke & Heidecke. Nach deren Insolvenz zu Beginn der 1980er-Jahre und der damit verbundenen Aufgabe der Fertigungsstandorte in Singapur, konzentrierte man sich unter dem Namen Rollei Fototechnik in Braunschweig auf die Produktion von Mittelformatkameras und den Handel mit Kompaktkameras. Bis die aus Singapur stammenden Verschlussvorräte für die KB-SLR-Kameras aufgebraucht waren, fertigte man noch die KB-Modelle 3003 und 3001. Zahlreiche Eigentümerwechsel und Aufspaltungen sorgten im Laufe der Jahre dafür, dass es heute neben der Rollei Immobilien GmbH & Co.KG in Braunschweig, der die Immobilie Rolleiwerke gehört, seit Anfang des Jahres 2015 auch eine Rollei GmbH &Co.KG in Hamburg gibt, die als RCP-Technik vor einigen Jahren schon die Markenrechte für Rollei, Rollei F&H sowie Rolleiflex erworben hatte.
(Christoph Jehle/Martin Vieten)
Helden!
Es versteht sich, dass das wieder nichts wird. Der ohnedies kleinere Markt der digitalen Mittelformatkameras (im Vergleich zum vormaligen Markt von MF-Film-Kameras) ist verteilt. Zwischen Mamiya/Phase One, Hasselblad, Pentax, Leica und Alpa. Ich vermute mal, dass sogar noch einer von denen hopps gehen wird.
Thyl
Ja schon,
aber das ist ja heute nicht mehr das Thema. Heute kauft man Verschlüsse auch für diesen Typ aus dem Systemsortiment, das haben die damals extra entwickelt und damit sind die dann auch baden gegangen, weil die Qualität nicht gestimmt hat. So wie die damals geplant und produziert haben, wird das heute nichts mehr.
Da bau(t)en sie
die interessanteste MF-Kamera am Markt, waren/sind aber unfähig, die auch ordentlich zu vermarkten.
vermarkten?
[quote=Gast]die interessanteste MF-Kamera am Markt, waren/sind aber unfähig, die auch ordentlich zu vermarkten.[/quote]
Welche MF-Kamera wir den nennenswert vermarktet?
Leica: Geht doch!
Leica hat noch einen weiteren Partner im Boot: Panasonic! Ein “deutscher” Schriftzug auf die Japan-Kameras, das japanische Objektiv schnell als Vario-Elmarit gekennzeichnet – dann läuft es doch! [quote=Shitop]waren jewweils schon mal unter einem Konzerndach. Es hat nicht funktioniert. Rollei hat keine eigene Produktion und Minox produziert keine Kameras mehr. Leica Camera wäre ohne den Partner Blackstone schon längst verhungert, weil Leica Camera fpr Kaufmann ein sogenanntes Klumpenrisiko darstellte.[/quote]
wer repariert noch SL2000F und 3003/3001?
Paepke in Düsseldorf.
Zugegeben, meine SL2000F zickt schon manchmal und Paepke meint, es gäbe keine Elektronik mehr für diese Kameras, d.h. wenn die Elektronik hinüber ist, ist die Kamera irreperabel.
Aber meine 3003 bereitet mir bislang nur Freude.
eBay gibt auch beständig SL2000F und 3003 und jede Menge Zubehör recht günstig her.
Grüsse
Bernhard
Vorbei
Wer will schon in so eine unsichere Zukunft investieren?
OhWeh
na ich!
[quote=OhWeh]Wer will schon in so eine unsichere Zukunft investieren?
OhWeh[/quote]
ich würde sofort eine Hy6 kaufen, wenn ich das Geld hätte. Passt bestens zu meiner SLX-Ausrüstung, und 6000er-Objektive gibts genug, vor allem wäre ich scharf auf die Schneiderobjektive, ein PCS z.B.. Das wäre schön! Und wer weiss, wie lange Phas One mit der XF durchhält? Das wäre doch die einzige Alternative! Die Pentax 645z habe ich im Moment, Superding u. sehr gute Objektive, aber: Kein Shift, kein Lichtschacht, kein Zentralverschluss.
Grüße, Schünemann
Digiotische Basteleien.
[quote=Gast]Ich bin für eine Crowdfundingaktion, alle verfügbaren SL2000F, 3003 und 3001 aufkaufen und zu einer digial- und analogfähigen Kamera umbauen und wieder verkaufen.[/quote]
Nicht dass ich der Einschätzung, dass das eine bescheuerte Idee sei, widersprechen möchte, aber da gibt es vielleicht doch etwas.
Etwa um die Jahrtausendwende hatten einige Mittelformatrückteile Sensorflächen von 24x24mm mit 4 Megapixeln oder 24x36mm mit 6 Megapixeln. Findige Konstrukteure hatten damals die naheliegende Idee, Kameras zu konstruieren, welche hinten ein digitales Hasselblad Rückteil und vorne ein Nikon- oder Olympus-Bajonett hatten. Sowas gab es von Sinar, Horseman (Digiflex) und möglicherweise weiteren Herstellern. Die Kameras sind vergelichsweise simpel gestrickt. Sowas könnte man eventuell auf ein Rollei Bajonett umrüsten. Damit wären wenigstens die Objektive digitalisiert.
Was man noch wissen möchte, bevor man diesen Vorschlag tatsächlich ernst nimmt:
Die Mittelformatrückteile von anno 2000 hatten weder Akku, noch Speicherkarte. Die moderneren Typen waren mit Firewire Schnittstelle ausgestattet und bezogen den Strom vom Macintosh, an welchen sie auch die Bilder lieferten. Mac ist in diesem Falle ein alter PowerPC basierter Mac mit MacOS 7 oder sowas in der Art. Aber wer Rollei sammelt, der hat ja vielleicht auch ein passendes Computermuseum zur Hand.
“Sie wagt zusammen mit einem
“Sie wagt zusammen mit einem Stamm langjähriger Mitarbeiter am alten Standort …”
Der Fisch stinkt am Kopf zuerst.
Drei- oder viermal mit dem selben Manager/Geschäftsführer antreten und sich jedesmal neu wundern, daß der lieber ein paar krumme Peanuts-Deals einfädelt und seine Partner betuppst, statt ein-zwei große Sachen straight durchzuziehen. Es ist ein kalter Morgen in Punxsutawney …
bin schon neugierig…
wenn DW-Photo eröffnet. Der Markt für Mittelformat ist ja sehr klein. Aber hochwertige, klassische Kameras baut sonst – außer Leica – keiner mehr in Deutschland. Daher ist es gut, wenn wieder Kameras aus Braunschweig kommen.
Fusionieren ?
Vielleicht sollten mal einige Unternehmen in Deutschland über eine Fusion nachdenken. Ich denke da an Rollei, Leica, Minox und ev. Schneider.
Aber die sind alle so überzeugt von sich selbst dass sie gar nicht auf die Idee kommen. Stattdessen biedert man sich, wie z.B. Leica, einer amerikanischen Heuschrecke an.
Vorschlag!
Nur so als Vorschlag: Klassiche Mittelformatkameras finden fast nur noch Käufer unter älteren Sammlern und Kameraliebhabern bzw. -Historikern (die haben noch Geld dafür übrig!). Dazu zähle ich mich auch. Wie wäre es, eine Zweiäugige mit der modernen Digitaltechnik zu vereinigen. Das schafften die Japaner sogar als “Rolleiflex-MiniDigi” (Rollei Logistics, Tokio, Nihonbashi), vermarktet auch von Minox. Es lässt sich sogar der Lichtschacht verwenden! Eingelegt wird eine SD-Karte! Der SPIEGEL hatte diese Mini-Rollei eine Zeitlang als Abonnentengeschenk im Angebot. Vielleicht könnte eine Kamera dieser Art wieder etws Schwung in das Angebot bringen? Rollfilme entwickeln lassen? Das ist so langsam vorbei! Außerdem: Wer will denn noch die Hy6? Das können doch Nikon und Canon besser! [quote=Gast]Vielleicht sollten mal einige Unternehmen in Deutschland über eine Fusion nachdenken. Ich denke da an Rollei, Leica, Minox und ev. Schneider.
Aber die sind alle so überzeugt von sich selbst dass sie gar nicht auf die Idee kommen. Stattdessen biedert man sich, wie z.B. Leica, einer amerikanischen Heuschrecke an.[/quote]
Japanischer Technologie-Transfer an Rollei, Leica und Minox
Wie soll das gehen? Sind dann auch die japanischen Kameras mit Rollei-, Leica- und Minox-Schriftzug im Boot? [quote=Gast]Vielleicht sollten mal einige Unternehmen in Deutschland über eine Fusion nachdenken. Ich denke da an Rollei, Leica, Minox und ev. Schneider.
Aber die sind alle so überzeugt von sich selbst dass sie gar nicht auf die Idee kommen. Stattdessen biedert man sich, wie z.B. Leica, einer amerikanischen Heuschrecke an.[/quote]
Rollei und Schneider sowie Leica und Minox
waren jewweils schon mal unter einem Konzerndach. Es hat nicht funktioniert. Rollei hat keine eigene Produktion und Minox produziert keine Kameras mehr. Leica Camera wäre ohne den Partner Blackstone schon längst verhungert, weil Leica Camera fpr Kaufmann ein sogenanntes Klumpenrisiko darstellte.
Irreführend….
… das titelbild, niemand hält diese Kamera so mit diesem Stativ länger als 1 min. auch nicht im Bauchgurt. Länger höchstens mit Nackengurt. Es gibt dazu bessere Stabilösungen. Hab dazu ein Thema dazu im stereoforum.org unter Steadycam-Stabilisator für Video http://stereoforum.org/viewtopic.php?f=38&t=1712
Was ich nie ganz verstanden habe,
dass die die Rolleiflex SL 2000F nie entsprechend ausgebaut haben.
Dieses Kamerasystem war in vieler Hinsicht wegweisend, was die Systemtechnik anbetrifft.
Auf heutige Verhältnisse übertragen, kann man das Wechselmagazin weglassen und den exzeptionellen Sucher von damals mit einer weit nach hinten herausgezogenen Lupe mit einer elektronischen Variante besetzen, wobei ein Prisma, das ein OLED-Display auf dem Kameradach ansteuert, das auch über einen Schacht eingesehen werden kann, von der Grundidee her immer noch überzeugt. Den Sensor kann man von SONY einkaufen und die wesentlichen Elektronikbauteile auch. Die Objektive müssen heute mit einem Autofokus funktionieren, da führt kein Weg vorbei, aber die Objektive an sich waren hervorragend. Eigentlich ist alles da, selbst das Design war hervorgehoben aus dem sonstigen Einerlei, man muss es nur neu interprätieren. Aber da fehlt wohl doch der nötige Mut…
Fehlt wohl.
[quote=Gast]da fehlt wohl doch der nötige Mut…[/quote]
Alle im letzten Jahrzehnt eingeführten Mittelformatsysteme (Pentax 645D/Z und Leica S2) haben keine Wechselmagazine mehr. Auch bei den noch verbliebenen Altherstellern PhaseOne/Mamiya und Hasselblad gibt es diese Option zwar, aber es kommt eigentlich eh jede neue Rückteilgeneration mit einer neuen oder erneuerten Kamerageneration. Die einzige Wechseloption sind unterschiedliche Auflösungen zu unterschiedlichen, aber jedenfalls sehr hohen Preisen. Da bestimmt der Sensor den Preis, der Rest ist für den Betrieb erforderliche Zugabe.
Das ehemalige Hauptargument für Wechselmagazine – jederzeitiger Wechsel zwischen unterschiedlichen Filmsorten – zieht nicht mehr. Die Filmempfindlichkeit ist einstellbar, Schwarzweiss entsteht in der Nachbearbeitung und die Option Negativ zur Vergrößerung im Labor oder Dia zur Projektion ist in etwa abgelöst durch die Optionen RAW oder JPEG. Alles mit dem gleichen Sensor in der gleichen Kamera.
Eine Wiederbelebung des Rollei Kleinbildsystems hat mit Mut nichts zu tun. Das ist vor dreissig Jahren gescheitert, als die Randbedingungen im Vergleich zu heute noch geradezu rosig waren. Eine Neuauflage macht so viel Sinn wie eine Neuauflage der Konica Autoreflex, der Miranda oder der Topcon. Alles gute Kameras zu ihrer Zeit, aber an diese Zeit erinnern heute nur mehr die Kuratoren von Technikmuseen.
Jetzt mal abgesehen davon, dass die selbsternannten Totenvögel schon seit Jahren verzweifelt den Untergang von zwei Herstellern herbei krähen, die sich aktuell noch zwei Drittel des Marktes aufteilen.
Für die SL 2000 gab es keine Verschlüsse mehr
Die Kamera benötigte spezielle symmetische Schlitzverschlüsse, die in Singapore gefertigt wurden. Als das Werk in Singapore geschlossen wurde, konnte niemand mehr diese Verschlüsse liefern und irgendwann waren die Vorräte aufgebraucht.
Rollei: Nicht ausgereift!
Das mangelnde Interesse an der Kleinbild-Wechselmagazin-Rollei (2000F, 3001, 3003) lag nicht an dem Konzept, das beeindruckte durch seine Vielseitigkeit, als “Knackpunkt” erwies sich die Verarbeitung oder die nicht durchdachte Technikübersetzung. Bedeutet: Die Kleinbild-Rolleis hatten oft ein Reparaturproblem! Das sprach sich schnell herum, Profis kauften sowieso nur zuverlässige Kameras, da hatte die Rollei keine Chance. Sogar Rollei-Sammler grummelten über die miese Qualität. Hier steht noch eine Luxus-3003 herum, ebenfalls defekt! Bei der Gelegenheit: Wer repariert noch diese Kameras? [quote=Gast]dass die die Rolleiflex SL 2000F nie entsprechend ausgebaut haben.
Dieses Kamerasystem war in vieler Hinsicht wegweisend, was die Systemtechnik anbetrifft.
Auf heutige Verhältnisse übertragen, kann man das Wechselmagazin weglassen und den exzeptionellen Sucher von damals mit einer weit nach hinten herausgezogenen Lupe mit einer elektronischen Variante besetzen, wobei ein Prisma, das ein OLED-Display auf dem Kameradach ansteuert, das auch über einen Schacht eingesehen werden kann, von der Grundidee her immer noch überzeugt. Den Sensor kann man von SONY einkaufen und die wesentlichen Elektronikbauteile auch. Die Objektive müssen heute mit einem Autofokus funktionieren, da führt kein Weg vorbei, aber die Objektive an sich waren hervorragend. Eigentlich ist alles da, selbst das Design war hervorgehoben aus dem sonstigen Einerlei, man muss es nur neu interprätieren. Aber da fehlt wohl doch der nötige Mut…[/quote]
eine ähnliche Idee
hatte schon mal jemand:
http://www.meinezersaegtenkameras.de/in%20bau.html
Ich bin für eine Crowdfundingaktion, alle verfügbaren SL2000F, 3003 und 3001 aufkaufen und zu einer digial- und analogfähigen Kamera umbauen und wieder verkaufen. Viele haben heutzutage wieder Spass an Analog und damit muss keiner gleich auf Digital verzichten.
Abgesehen davon, dass der Kollegen wohl bislang gescheitert ist, bin ich natürlich nicht verrückt genug, auch nur eine Sekunde an die Realisierbarkeit einer solchen Geschichte zu glauben 😉
Grüsse
Bernhard