Foto Trude Geiringer / Dora Horovitz, Harald Kreutzberg, um 1929Die Salzburger Ausstellung eröffnet einen Blick auf eine in Vergessenheit geratene Facette der Zwischenkriegszeit – das damalige Faible für Hände und Posen in Fotografie und Tanz:

Presseinformation vom Museum der Moderne Salzburg:

Tanz der Hände
Tilly Losch und Hedy Pfundmayr in Fotografien 1920–1935
14. November 2014 – 15. Februar 2015
Rupertinum

 

Foto Anonym, Tilly Losch als Nonne in „Das Mirakel“

Anonym, Tilly Losch als Nonne in „Das Mirakel“, Regie von Max Reinhardt, 1932
Silbergelatineabzug
Theatermuseum, Wien
 
 
Foto Rudolf Koppitz, Handstudie Hedy Pfundmayr, um 1929

Rudolf Koppitz, Handstudie Hedy Pfundmayr, um 1929
Ausschnitt, nach dem Negativ
Photoinstitut Bonartes
 
 
Foto Rudolf Koppitz, Werbesujet für das Schmerzmittel Togal

Rudolf Koppitz, Werbesujet für das Schmerzmittel Togal (mit den Händen seiner Frau Anna und seiner Tochter Lisl), um 1930
Silbergelatineabzug
Photoinstitut Bonartes

 
Ausgehend von einem Tanzabend bei den Salzburger Festspielen mit den beiden Solotänzerinnen Tilly Losch und Hedy Pfundmayr beleuchten das Museum der Moderne Salzburg und das Photoinstitut Bonartes in der Ausstellung Tanz der Hände den Händekult der 1920er-Jahre.

Salzburg, 13. November 2014. Das Museum der Moderne Salzburg organisiert eine Ausstellung über die Ergebnisse einer interdisziplinären Spurensuche des Photoinstitut Bonartes zum Thema Fotografie und Hände. Ausgangspunkt ist ein Tanzabend im Rahmen der Salzburger Festspiele im Jahr 1927. Zwei Solotänzerinnen der Wiener Staatsoper, Tilly Losch (1903–1975) und Hedy Pfundmayr (1899–1965), zeigten in Salzburg ungewöhnliche Choreografien, bei denen sie nur die Hände bewegten. „Die Ausstellung eröffnet einen Blick auf in eine Vergessenheit geratene Facette der Zwischenkriegszeit, nämlich auf das damalige Faible für Hände und Posen in Fotografie und Tanz der 1920er-Jahre, und das alles in Verbindung mit einer – möglicherweise – auch für heutige Begriffe ungewöhnlichen Aufführung“, begründet Sabine Breitwieser, Direktorin, warum sie die Ausstellung in erweiterter Form am Museum der Moderne Salzburg zeigt. „Für Tilly Losch und Hedy Pfundmayr sollten jene Tänze zum Markenzeichen werden, ihr Auftreten in Fotografie und Film inspirieren und damit die Wahrnehmung in einer breiten Öffentlichkeit prägen“, erklärt Monika Faber, Leiterin des Photoinstitut Bonartes und Ko-Kuratorin der Ausstellung. Rund 140 Werke, darunter zum Großteil Fotografien, aber auch Filme, Glasdiapositive und Handmoulagen aus diversen Sammlungen – unter anderem auch aus der des Museum der Moderne Salzburg – werden gezeigt.
 

Foto Trude Geiringer / Dora Horovitz, Harald Kreutzberg, um 1929

Trude Geiringer / Dora Horovitz, Harald Kreutzberg, um 1929
Silbergelatineabzug, getont
Fotomuseum WestLicht, Wien

 
Der Händekult der 1920er-Jahre wird in der Ausstellung aus mehreren Perspektiven beleuchtet. Warum Tilly Losch und Hedy Pfundmayr als Balletttänzerinnen die Beinarbeit zurücknahmen und sich derart exklusiv auf Hände konzentrierten, wird unter anderem anhand der fotografischen Nachlässe der beiden analysiert. Einerseits unterstrichen sie damit ihre Nähe zum Ausdruckstanz. Schlanke Frauenhände waren andererseits ein erotisches Symbol, das sich gut für Werbesujets eignete und in der damaligen Lesbenszene regen Anklang fand. Ein weiterer Aspekt, der untersucht wurde, ist die schier überbordende Vielfalt an Büchern, Zeitungen und Magazinen, die sich dem Kult, aber auch der Analyse von Händen widmeten und reich mit Fotografien illustriert waren. Handlesen hatte zur damaligen Zeit Hochkonjunktur und morphologische Untersuchungen der Hand sollten unter anderem Rückschlüsse auf den Charakter zulassen. Nicht zuletzt spiegelt sich all das in der Studiofotografie der Zeit wider, in der die Gestik die Mimik ergänzte. Der Fotograf Rudolf Koppitz, mit dem Hedy Pfundmayr eng zusammenarbeitete, sah in Handstudien eine unerlässliche Vorübung seiner Schülerinnen und Schüler für das Porträtfach – eine Auffassung, die offensichtlich auch seine Kolleginnen und Kollegen, wie Trude Fleischmann, Madame d’Ora, Anton Josef Trčka oder Franz Xaver Setzer teilten.
 

Foto Atelier Manassé, Die schwarze Hand, um 1930

Atelier Manassé, Die schwarze Hand, um 1930
Silbergelatineabzug
Fotomuseum WestLicht, Wien

 
Künstlerinnen und Künstler der Ausstellung: Norman Bel Geddes, Arthur Benda, Photo Ellinger, Pepa Feldscharek, Max Fenichel, Trude Fleischmann, Trude Geiringer/Dora Horovitz, Edith Glogau, Horst von Harbou, E.O. Hoppé, Max Jaffé, Dora Kallmus (Madame d’Ora), Grete Kolliner, Rudolf Koppitz, Atelier Koppitz, Germaine Krull, Franz Löwy, Hans Malek, Atelier Manassé, Albert Renger-Patzsch, Residenz Atelier (Albin Kobé), Atelier Robertson (Hans Robertson), Charlotte Rudolph, Franz Xaver Setzer, Otto Skall, Anton Josef Trčka, Wilhelm Willinger, Herta Winkler, Paul Wolff

In der Ausstellung werden Werke aus dem Fotonachlass von Hedy Pfundmayr, der sich im Besitz des Photoinstitut Bonartes befindet, gezeigt, gemeinsam mit Leihgaben von: Theatermuseum, Wien; Archiv IMAGNO/Photoarchiv Setzer- Tschiedel, Wien; Sammlung Brandstätter; Fotomuseum WestLicht, Wien; Österreichisches Filmmuseum, Wien; Department für Anthropologie der Universität Wien; Lebendiges Tanzarchiv Wien / Andrea Amort; Archiv der Salzburger Festspiele; Derra de Moroda Dance Archives, Salzburg; Sammlung Oczlon, Salzburg; Kunstbibliothek, Staatliche Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz; Universitätsbibliothek Wien, Bibliothek der Höheren Graphischen Bundes-Lehr- und Versuchsanstalt als Dauerleihgabe in der Albertina; Harry Ransom Center, The University of Texas at Austin sowie von ausgewählten Privatsammlungen und der Sammlung des Museum der Moderne Salzburg.

Eine Ausstellung des Photoinstitut Bonartes, erweitert in Zusammenarbeit mit dem Museum der Moderne Salzburg
Gastkuratorinnen: Monika Faber, Leiterin und Kuratorin, Magdalena Vukovic, Kuratorin, Photoinstitut Bonartes, unter Mitarbeit von Andrea Amort, Tanzkritikerin/ -historikerin, und Ines Rieder, Schriftstellerin
Kuratorische Assistentin: Barbara Herzog, Kuratorische Assistentin, Museum der Moderne Salzburg

 
 
Ausstellung:
Tanz der Hände
Tilly Losch und Hedy Pfundmayr in Fotografien 1920–1935
14. November 2014 – 15. Februar 2015

Museum der Moderne Salzburg
Rupertinum
Wiener-Philharmoniker-Gasse 9
5020 Salzburg
 

(thoMas)