Nahe an der Realität und doch jeweils auf ganz eigene Art wie aus einer anderen Welt erscheinen die Fotos, die uns vier Bildbände mit ganz unterschiedlichen Sujets präsentieren:
Farbe in das kommende Herbstgrau dieser Tage bringen vier jüngst erschienene Fotobände, von denen zwei nach ihrer frühen Ankündigung länger auf sich warten ließen. Schon 2013 hatte Steidl Michael Graffenrieds „Bierfest” angekündigt, und auch Tawwon Yangs „Stained Ground” hat Hatje-Cantz schon länger versprochen. Steve Shores „Retrospektive” soll dagegen erst Ende 2015 in Deutschland als Ausstellung zu sehen sein, kommt aber jetzt schon als Buch, und einen aktuellen Blick zurück wirft Anton Corbijn in „looking in a most wanted man” mit Bildern zu und aus seinem jüngsten Film.



© Michael Graffenried, 2014; verlegt bei Steidl
Es ist nicht bekannt, ob die Klärung von Rechten am eigenen Bild der Grund dafür ist, dass das für 2013 angekündigte „Bierfest” des Schweizer Fotografen Michael Graffenried mit Fotos vom Münchner Oktoberfest erst Ende 2014 erscheint – ein Wunder wäre es nicht. In seiner neutral-dokumentarischen Art zeichnet Graffenried in seinem Buch ganz ohne Worte nur mit seinen Fotos ein gnadenloses Porträt eines Hochamtes deutscher „Gemütlichkeit“ bzw. dessen, was manche dafür halten. Dank seines konsequenten Einsatzes des Panorama-Formates samt Darstellung auf Doppelseiten entzieht sich Graffenried zugleich dem Verdacht der selektiven Wahrnehmung des „größten Volksfestes der Welt“. Wer selbst schon mal auf dem Oktoberfest war, kann nur bestätigen „So isses – Prost!“
Michael Graffenried – Bierfest
Steidl-Verlag, 114 Seiten, Hardback, 29.5 x 24.5 cm, Deutsch, 1. Auflage 10/2014
ISBN 978-3-86930-680-3
34 Euro

Taewon Jang, Buffalo, USA, 2013
Taewon Jang, Glenwood Powerplant, USA, 2013
Taewon Jang, Bethlehem Steel, USA, 2013
In eine menschenleere Welt der toten Dinge führt den Betrachter dagegen der 1976 in Seoul geborene koreanische Fotograf Taewon Jang mit „Stained Ground”, ins Deutsche etwa wahlweise als „bunter“, „gefärbter“ oder „verschmutzter“ Boden zu übersetzen. Sieht man sich die zwischen 2007 und 2013 in Korea, Japan, und den USA entstandenen Bilder an, kommt man zu der Ansicht, dass der Fotograf der trotz ihrer Düsterkeit zuweilen glamourös wirkenden Fotos wohl letzteres meint. Jang zeigt Denkmäler der industriellen Revolution – Stahlfabriken, Atommeiler, Kühltürme, Lagercontainer oder Giftgasfabriken – bevorzugt im Morgengrauen oder Abendrot, bei Mondlicht, Nebel oder Schnee. Der gezielte Einsatz von Fokus/Defokus verstärkt die Wirkung einzelner Bilder zusätzlich. Das Ergebnis ist je nach Sichtweise gespenstisch schön oder ganz schön gespenstisch.
Taewon Jang – Stained Ground
Hatje-Cantz-Verlag, Texte von Suejin Shin u.a., Gestaltung von Andreas Platzgummer, Englisch, 2014. ca. 160 Seiten, ca. 100 Abb., 30,50 x 25,00 cm, gebunden
ISBN 978-3-7757-3784-5
35 Euro

© Anton Corbijn / Courtesy Schirmer/Mosel München. Aus dem soeben erschienenen Schirmer/Mosel Buch Anton Corbijn – Looking at A Most Wanted Man.
Im Fokus von Anton Corbijns „looking at a most wanted man” stehen die Dreharbeiten seines gleichnamigen Films nach dem Roman „A Most Wanted Man” von John le Carré und damit vor allem Hauptdarsteller Philip Seymour Hoffman und die Stadt Hamburg als Haupt-Drehort. Durch den Drogen-Tod des Oscar-Preisträgers Seymour Hoffmanns im Februar 2014 bekommt der Fotoband eine zusätzliche Dimension mit dem Vermächtnis eines großen Schauspielers. Corbijn zeigt „Facts and Fictions“ vor dem realen Stadtbild Hamburgs. Besondere Intimität gewinnt das Buch nicht nur durch Corbijns oft düstere Art der Fotografie, sondern auch durch die Skizzen und Anmerkungen Corbijns zu einzelnen Szenen, die aus dem Band teilweise ein „Making of …“ zu dem im September in deutschen Kinos gestarteten Film machen. Nicht nur für Cineasten und Hamburg-Liebhaber sehenswert.
Anton Corbijn – looking at a most wanted man”
Schirmer/Mosel-Verlag, mit Photographien und Texten von Anton Corbijn. 180 Seiten, 140 Farbtafeln. Format: 30,5 x 21 cm, gebunden. Englische Ausgabe mit deutscher Textbeilage.
49,80 Euro

Stephen Shore, Merced River, Yosemite National Park, California, August 13, 1979
© Stephen Shore
Stephen Shore, Ginger Shore, Causeway Inn, Tampa, Florida, November 17, 1977
© Stephen Shore
Stephen Shore, Ginger Shore, West Palm Beach, Florida, November 14, 1977
© Stephen Shore
Vor allem in die Welt der bunten US-amerikanischen Oberflächen versetzt uns Stephen Shore. Über 250 Fotos von Shore aus den Jahren 1964-2013, seit Anfang der 1970er Jahre stilbildend und wegbereitend für die „New Color Photography“, zeigen auf den ersten Blick oft bunte Kulissen, die aber bei genauerem Hinsehen viel über den Charakter des Sujets verraten. Auf die Bedeutung Shores als Foto-Klassiker weist schon der Titel des Bandes „Steven Shore – Retrospektive” hin. Dabei handelt es sich um den Katalog zur gleichnamigen Ausstellung, die derzeit noch bis zu 23. November in Madrid und im Herbst 2015 bei C/O Berlin gezeigt werden soll. Textbeiträge zum Verständnis von Shores Werk, ein Interview mit dem Fotografen und eine Biblio- und Chronografie runden den reich bebilderten Katalog ab. Dieses Kompendium eines stilprägenden Klassikers gehört in jede Fotobuch-Bibliothek.
Stephen Shore – Retrospektive
Kehrer-Verlag, herausgegeben von Fundación Mapfre, mit Texten von David Campany, Horacio Fernández, Marta Dahó und Sandra Phillips Gestaltet von Montse Lago, Halbleineneinband, 30 x 24cm, 320 Seiten, 300 Farb- und S/W-Abb. Deutsch
ISBN 978-3-86828-562-8
49,90 Euro
(Horst Gottfried)
Oktoberfest
Da gibt es eine “wunderbare” Website: http://www.muenchenkotzt.de/
Prost!
OhWeh
Jo
Da kotzt sich so manches aus. Offensichtlich auch Fotografen.
Danke!
Danke! Ich war noch nie auf dem Oktoberfest, aber die Fotos sagen mir, dass ich nichts, aber auch gar nichts versäumt habe.
Teutonischer Abschaum-Event.
OhWeh
Da werden ja Menschen in entwürdigenden Situationen gezeigt.
Herr Minister gegen die Fotografie, übernehmen Sie!
Aberischhabegarkeinfotoapparat
Legalize it!
“… ja woast, da derfst di bsaufn bist hifoist und nimma kriacha konst, und da lings und schpeims. Des is fo Schtaats weng erlaupt, aber wehe du rauchst an Tschoint, dann datns di glei eikastln … i gibs ja zua, i bin a Kiffer … konst du mia song … i wenan Tschoint rauch, dann siggst du mi aba net so rumflagga un schpeim unscho glei ganet ind hosn soacha …”
Oktoberfest
Ich sehe niemand,der kotzt.Hier wird eine ekelhafte Website kommentiert und nicht die gezeigten Aufnahmen.
Die erste Aufnahme ist übrigens sehr gut.
Nun ja,
so ein Foto macht jeder Tourist, allerdings sind dann meist die Köpfe mit drauf…
[quote=Gast]Die erste Aufnahme ist übrigens sehr gut.[/quote]
Gast: Die erste Aufnahme ist übrigens sehr gut.
[quote=Gast]Ich sehe niemand,der kotzt. Die erste Aufnahme ist übrigens sehr gut.[/quote]
Das ist die Werbung eines Schuhherstellers. Schön, dass sie Dir gefällt!
Sudel Eddi.
Was unterscheidet einen Bekloppten von einem Vollidioten? Der Bekloppte ist geringfügig klüger, damit er dem Vollidioten seine Dummheit erklären kann!
Gast schrieb: Die erste
[quote=Gast]Die erste Aufnahme ist übrigens sehr gut.[/quote]
ja, denk ich auch – graffenried hat mit dem panoramaformat schon seit einer weile einen eigenen stil aufgebau, an welchem man ihn auch erkennt. das sich einer selektiven wahrnehmung entziehen könnte hinkommen.
ich finde aber auch die anderen drei serien recht interessant
danke dafür an die redaktion
Alfons Corbijn — WAAAAAAAAAAAAAAAA!
Vor lauter Speiberei liest hier keiner mehr den Text?
In der 3. Zeile aus Anton einen Alfons zu machen, ist das ein Test oder Absicht 😉
Gast schrieb:
Vor lauter
[quote=Gast]Vor lauter Speiberei liest hier keiner mehr den Text?
In der 3. Zeile aus Anton einen Alfons zu machen, ist das ein Test oder Absicht ;-)[/quote]
In der Tat – danke. Wurde korrigiert.
(thoMas)
Glenwood Powerplant
Fällt mir gerade auf: technisch ziemlich mies das Bild.
Obwohl, siehe den schwarzen Streifen oberer Rand links (ts, ts, ts) schon mit EBV bearbeitet, ist das Gebäude, insbesondere die Schlote alles andere als gut entzerrt.
Wer so was in einem Buch veröffentlicht …..
OhWeh
Hm
der Graffenried entwickelt sich nicht weiter und der Shore wird immer zeitloser