Heute vor 175 Jahren hat der französische Physiker François Arago die Erfindung der Fotografie in Paris öffentlich vorgestellt – und die Grande Nation hat sie der ganzen Welt zum Geschenk gemacht. Wir zeigen ausgewählte Meilensteine aus der Geschichte dieser Erfindung, die unsere Weltsicht ganz entscheidend verändert hat:
Der Photoindustrie-Verband hat ja das Jahr 2014 als Jubiläumsjahr der Fotografie ausgerufen. Entscheidende Voraus-Entwicklungen, von der Camera obscura über optische Erfindungen bis hin zum ältesten bekannten Foto von Joseph Nicéphore Niépce im Jahr 1826, fanden natürlich schon in den vorangegangenen Jahrhunderten und Jahrzehnten statt. Und doch kann man im Jahr 2014 mit einiger Berechtigung 175-jähriges Jubiläum feiern: Am 19. August 1839 wurde die Erfindung der Fotografie in Paris offiziell vorgestellt, Daguerres Verfahren war von der französischen Regierung angekauft worden und wurde als spektakuläre Gabe der Grande Nation der ganzen Welt geschenkt.
Wir zeigen im Folgenden einige ausgewählte fotografische Meilensteine:
1826
Die erste bekannte Fotografie der Welt: Joseph Nicéphore Niépce, 1826, Blick aus dem Fenster in Les Gras
1839
François Arago, Sekretär der Französischen Akademie der Wissenschaften, gibt offiziell die Erfindung der Fotografie durch Nieépce und Daguerre bekannt und erläutert sie am 19. August. Der französische Staat erwirbt die Erfindung gegen eine lebenslängliche Rente für Louis Jacques Mande Daguerre, 1787-1851 (oben im Bild) und den Erben des verstorbenen Joseph Nicéphore Niépce (1765-1833) und macht sie der Welt zum Geschenk.
1840
Der Engländer William Henry Fox Talbot erfindet die Fotografie („Kalotypie“, später: „Talbotypie“) auf Silberiodidpapier und damit das Negativ/Positiv-Verfahren.
Bild: © William Henry Fox Talbot
1861
Erste Projektion einer Farbfotografie durch Professor James Clerk Maxwell in London. Drei schwarzweiße Dias der Farbanteile Rot, Grün und Blau des Motivs („Schottische Ordensschleife“) werden durch entsprechende Farbfilter übereinander projiziert.
Bild: © Gert Koshofer
1873
Der Deutsche Heinrich W. Vogel entdeckt Sensibilisierungs-Farbstoffe, wodurch fotografische Aufnahmematerialien neben Blau auch für Grün und Gelb empfindlich gemacht werden können. Damit wird die Fabrikation orthochromatischer Schichten möglich.
Bild: © Heinrich W. Vogel
1888
George Eastman bringt für seinen Strippingfilm (Rollfilm) eine Boxkamera für 100 kreisrunde Aufnahmen unter der von ihm geschaffenen Marke „Kodak“ heraus. Das ist der Durchbruch für die Fotografie für Jedermann: „You Press the Button – We Do the Rest“.
Bild: Copyright @ 2011 Kodak. Used with permission.
1891
Der von Momme Andresen, Aktiengesellschaft für Anilin- Fabrikation (später „Agfa“), Berlin, entdeckte Filmentwickler Rodinal (Paramidophenol) kommt in den Handel.
Bild: © Momme Andresen
1902
Dr. Adolf Miethe lässt sich die von ihm konstruierte Dreifarben-Wechselschlittenkamera (drei Aufnahmen durch Rot-, Grün- und Blaufilter hintereinander auf einer einzigen länglichen Fotoplatte) von der Tischlerei Wilhelm Bermpohl, Berlin, bauen. Dazu liefern Goerz und Meissner ab 1903 Projektoren.
Bild: © Gert Koshofer
1907
Die Autochrome-Platte von Lumière, Lyon, nach dem Kornrasterverfahren (Aufnahme und Betrachtung der Dias durch winzige farbige Filterkörner aus eingefärbter Kartoffelstärke) kommt heraus und wird zum ersten kommerziell erfolgreichen farbfotografischen Aufnahmematerial.
1911
Die Erfindung von Dr. Rudolf Fischer und Dr. Johann W. Siegrist, Neue Photographische Gesellschaft, Steglitz (Berlin), das Mehrschichten- Farbmaterials mit chromogener (Farbstoffe bildender) Entwicklung, wird patentiert (DRP 257.160).
Bild: © Gert Koshofer
1914
Oskar Barnack, Leitz, Wetzlar, konstruiert den Prototyp der späteren „Leica“ für Aufnahmen auf Kleinbildfilm 35mm. 1925 wird die Leica offiziell auf der Leipziger Frühjahrsmesse vorgestellt.
Bild: © Leica Camera AG
1916
Die Agfa Farbenplatte nach dem Kornrasterverfahren kommt als Konkurrenz zu Autochrome, dem sie überlegen ist, auf den Markt.
Bild: © Gert Koshofer
1929
Franke & Heidecke, Braunschweig, bringen die erste zweiäugige Spiegelreflexkamera „Rolleiflex“ für das Mittelformat (6×6 cm) heraus.
Bild: Eugene Ilchenko; CC BY-SA 3.0
1932
Agfa bringt auf Initiative von Dr. h. c. Bruno Uhl die erfolgreiche „Preisbox“ heraus, die man für vier Eine-Mark- Münzen mit den Prägebuchstaben A, G, F und A billig erwerben kann.
Bild: © Agfacolor
1936
Kodak (Kodachrome) und Agfa (Agfacolor-Neu) führen die ersten Mehrschichtenfilme mit chromogener Entwicklung für Dias ein.
Bild: Copyright 2011 Kodak. Used with permission.
1942
Kodak bringt den ersten Farbnegativfilm für Amateure, Kodacolor, auf den US-Markt.
Bild: Copyright © 2011 Kodak. Used with permission.
1948
Die Firma Polaroid des Amerikaners Edwin H. Land bringt die erste Sofortbildkamera (Model 95) heraus. Das kombinierte Negativ und Positiv wird nach zirka 1 Minute voneinander getrennt und erzeugt mit dem Silbersalz-Diffusionsverfahren ein brauntoniges (Sepia-)Bild.
Bild: © Polaroid
1949
Die schwedische Hasselblad ist die erste einäugige Mittelformat-Spiegelreflexkamera mit auswechselbaren Filmmagazinen.
Bild: © Hasselblad
1959
Agfa Optima (mit der „magischen Taste“) – die erste Kamera mit Programmautomatik.
Bild: © Agfacolor
1962
Das Cibachrome-Print-Material (Silberfarbstoff-Bleichverfahren) für lichtechte Farbvergrößerungen von Dias wird in der Schweiz (Photorama 62 in Zürich) und 1963 auch auf der photokina vorgestellt.
Bild: © Gert Koshofer
1963
Polaroid, USA, führt das farbige Sofortbild Polacolor ein.
1964
Asahi Pentax stellt mit der Spotmatic SP die erste M42-Spiegelreflexkamera mit TTL-Belichtungsmessung vor. Die Spotmatic-Serie entwickelt sich im Laufe der Zeit neben Nikons F-Serie zum erfolgreichsten Kamerasystem der 1960-er Jahre, infolgedessen wird auch der M42-Schraubanschluss praktisch zum Industriestandard.
Bild: © Ricoh Imaging Deutschland GmbH
1970
Der CCD-Chip wird entwickelt.
1975
Steven J. Sasson, US-amerikanischer Ingenieur, konstruiert bei Eastman Kodak die erste Digitalkamera Sasson, wird am 26. Dezember 1978 das U.S. Patent 4,131,919 zugeteilt und nimmt das erste Digitalbild (100 x 100 Pixel) auf.
Bild: Copyright © 2011 Kodak. Used with permission.
1978
Die Canon A-1 und die Minolta XD-7 sind die ersten Multimode-Kameras mit mehreren wählbaren Belichtungsautomatiken.
Foto: Benjamin Nagel (Canon); Lennex (Minolta). Beide: CC BY-SA 3.0
1983
Erster höchstempfindlicher Farbdiafilm: 3M ColorSlide 1000 (von Ferrania, Italien).
Bild: © 3M
1986
Die Pentax Zoom 70 ist die erste Kompaktkamera mit Zoomobjektiv (35-70mm).
Bild: © Ricoh Imaging Deutschland GmbH
1988
Die Fujix DS-1P (0,4 Megapixel) von Fujifilm gilt als erste echte Digitalkamera.
1995 und folgende
Die ersten Amateur-Digitalkameras kommen auf den Markt, darunter die Schnappschusskamera Kodak DC 40 (0,4 Megapixel), Olympus Camedia C-800L, Nikon Coolpix 900 usw… Die digitale Technik entwickelt sich rasant; ab dem Jahr 2003/2004 werden weltweit mehr Digitalkameras verkauft als analoge.
Weitere technische Meilensteine finden Sie in der Datenbank „Meilensteine der Fotografie“ des PPhotoindustrie-verbands.
Quellennachweis:
Texte des Photoindustrie-Verbands e.V. zu 175 Jahren Fotografie; redigiert und ergänzt.
Abdruck mit freundlicher Genehmigung vom Photoindustrie-Verband e.V.
(thoMas)
Mal ein Augenzeugenbericht vom 19. 08.1839:
Mal ein Augenzeugenbericht über das was sich am 19. August 1839 ereignete.
Der deutsche Schriftsteller und Politiker Ludwig Pfau (1821-1894), der 1839 bei Paris in Ausbildung war, schilderte in seinem Buch Kunst und Gewerbe, wie er “der Geburt oder wenigstens der Taufe” der Fotografie beiwohnte.
[quote]
Ich wohnte sozusagen der Geburt oder wenigsten der Taufe dieser Erfindung bei, als ich im Frühling 1839, ein Bursche von 17 Jahren, zum erstenmal nach Paris kam. Mit der Wissensgier der Jugend stand ich stundenlang vor einem Schaufenster am Kai, wo die ersten Daguerreotype ausgestellt waren, und suchte die Wunderbilder zu enträthseln welche in allen Kreisen den Gegenstand der Unterhaltung bildeten. Als die Zeitungen die Nachricht von der öffentlichen Akademiesitzung brachten in welcher das Geheimniß enthüllt werden sollte, befand ich mich in Ris, einem Dorfe an der Seine, einige Stunden oberhalb Paris. Ich hatte natürlich nichts wichtigeres zu thun als am Morgen des 19. August mit dem Dampfschiff in die Stadt zu fahren, denn von einer Eisenbahn war damals noch keine Rede. Diese Fahrt hat sich meinem Gedächtnisse um so tiefer eingeprägt, als mir unterwegs ein unhöflicher Windstoß den Strohhut in die Seine warf, so daß ich ohne Kopfbedeckung nach Paris kam. Aber barköpfig wie ich war, stürzte ich nach dem Akademie-Gebäude, wo mich eine zweite Ueberraschung erwartete. Die Oeffentlichkeit der Sitzung hatte ich etwas allzu wörtlich verstanden, denn obwol die Feierlichkeit erst in zwei Stunden beginnen sollte, waren nicht nur alle Plätze längst von Begünstigten besetzt, sogar Umgebung, Hof und Vorplatz des Instituts waren mit einer dichten Menschenmenge bedeckt. Eine Aufregung herrschte als ob es sich wenigstens um eine gewonnene Schlacht handelte. Ein Sieg – ein größerer als jene blutigen – war allerdings erfochten worden, ein Sieg des wissenden Geistes. Und gerade diese allgemeine Feier einer solchen Eroberung hatte etwas Berauschendes. Die Menge war wie eine elektrische Batterie die einen Funkenstrom aussendet. Jeder hatte eine Freude an der Freude des Anderen. Im Reiche des unendlichen Fortschritts war wieder eine Grenze gefallen, und die Menschheit fühlte sich im Lande ihrer Heimat. Oft will es mich schmerzlich bedünken als ob das nachgekommene Geschlecht einer ähnlichen Begeisterung nicht fähig wäre.
Allmählig gelang es mir durch die Menge zu gleiten, und mich in der Nähe des Allerheiligsten einer Gruppe einzuverleiben die aus Leuten der Wissenschaft zu bestehen schien. Hier fühlte ich mich wenigstens dem Vorgange geistig und der Aufklärung physisch näher gerückt. Nach langem Warten öffnet sich endlich im Hintergrund eine Thüre und die ersten Zuhörer stürzen auf den Vorplatz. »Jodsilber!« ruft der Eine, »Quecksilber!« schreit der Andere, und ein Dritter behauptet gar, unterschwefligsaures Natron heiße die geheimnißvolle Materie. Jedermann spitzt die Ohren, und Niemand begreift. Dichte Kreise bilden sich um einzelne Sprecher, und die Menge sucht bald hier, bald dort einzudringen um die Kunde zu erhaschen. Endlich gelingt es auch unserer Gruppe einen der glücklichen Zuhörer am Frackzipfel zu erwischen und zum Beichten zu nöthigen. Das Geheimniß klärt sich allmählig auf; aber noch lange wogt die aufgeregte Menge unter den Arkaden des Instituts und auf dem Pont des Arts hin und her, bevor sie sich entschließen kann in die Grenzen der Alltäglichkeit zurückzukehren.
Eine Stunde später waren bereits die Läden der Optiker belagert, die nicht genug Instrumente auftreiben können um das hereinbrechende Heer der Daguerreotypisten zu befriedigen; und nach einigen Tagen sah man auf allen Plätzen von Paris dreibeinige Guckkasten vor Kirchen und Palästen aufgepflanzt. Sämtliche Physiker, Chemiker und Gelehrte der Hauptstadt polirten Silberplatten, und selbst der höhere Würzkrämer konnte sich unmöglich die Genugthuung versagen, einen Theil seines Zeitlichen auf dem Altare des Fortschritts in Jod zu verdampfen und in Quecksilber zu verräuchern. Bald erschien auch eine Schrift in welcher Daguerre sein Verfahren auf’s genaueste beschrieb, und da – o Schmerz! – mein Geld nicht zum Apparate reichte, kaufte ich die Broschüre um wenigstens in Gedanken zu daguerreotypiren. Ich sehe sie noch vor mir, in ihrem violettgrauen Umschlag, auf dem als Vignette das Pantheon abgebildet war mit der Inschrift: »Aux grands hommes la patrie reconnaissante.« Der Herausgeber hatte nicht umhin gekonnt dem Erfinder mit einem Holzschlegel der Unsterblichkeit zu winken.
Von den liebenswürdigen Philistern die sich dieser neuen Beschäftigung widmeten, sah sich übrigens mehr als einer grausam enttäuscht. Denn wie wenig Schwierigkeiten die Operation auch Leuten vom Fache darbot, sie bedurfte immerhin einer gewissen wohlverstandenen Genauigkeit die nicht jedermanns Sache ist. Mancher Enthusiast wurde daher etwas abgekühlt, wenn er auf seiner Platte nichts als finstere Tintenhimmel oder verschwommene Schneehäuser hervorzauberte. Auch war das Daguerreotyp in den ersten Tagen noch weit von jenen Verbesserungen entfernt welche ihm die Mitarbeiterschaft des Publikums in kurzer Zeit eintrug.
[/quote]
Vielen Dank…..
für diesen Beitrag.
mehr als das
[quote=Gast][quote=Plaubel]vom Unikat zum Massenprodukt
vom Gegenstand zur Simulation
vom Schatz zur Nichtigkeit
vom forschenden Subjekt zur Diktatur der digital Angepassten[/quote]
Von der Epidemie zur Impfung.
Von der Blutvergiftung zur Antisepsis.
Vom Schmerz zur Anästhesie.
Vom Herzinfarkt zum Stent.
O wie schön ist die Steinzeit!
Geschenkt: Lascaux war ästhetisch ansprechender als ein durchschnittliches Billboard.
Trotzdem: möchten Sie in der Steinzeit leben? Denn nur dorthin führt, in letzter Konsequenz, Ihr rückwärtsgewandtes Gebaren.[/quote]
Es ist nicht nur rückwärtsgewandt – vordergründig ist es m. M. nach gezielte Anti-Digital-Propaganda mit erfundenen Kampfbegriffen, die eine Vergangenheit verklären und eine Zukunft verfälschen.
Kurzum: ein ganz privates Desaster, öffentlich ausgelebt.
Gut Licht!
Wollen.
[quote=Gast]Lascaux war ästhetisch ansprechender als ein durchschnittliches Billboard.
Trotzdem: möchten Sie in der Steinzeit leben?[/quote]
Lascaux könnte ein Grund sein, das zu wollen. Mit diesen Menschen, welche uns so weit überlegen waren und deren hochstehende Kultur für immer untergegangen ist, zu leben, zu essen, zu trinken, zu jagen und zu malen. Ja, ich denke, das ist genau was wir wollen sollten.
Winnetou-Illusion: Flucht aus der Moderne
[quote=Gast]Lascaux könnte ein Grund sein, das zu wollen. Mit diesen Menschen, welche uns so weit überlegen waren und deren hochstehende Kultur für immer untergegangen ist, zu leben, zu essen, zu trinken, zu jagen und zu malen. Ja, ich denke, das ist genau was wir wollen sollten.[/quote]
Dieser Illusion kann sich nur ein komfortverwöhnter Westeuropäer des 21. Jahrhunderts hingeben.
Als prähistorischer Archäologe kann ich Ihnen bezeugen: wenn Sie detailliert mit den Einzelheiten des Alltagslebens der Menschen aus der Lascaux-Zeit vertraut wären, würden Sie keine Stunde so leben wollen — und bestimmt keinen Tag überleben.
Gast schrieb:
Plaubel
[quote=Gast][quote=Plaubel][quote=Gast]
“Digitale Anpassung” – was soll das sein? Können Sie das genauer erklären? [/quote]
Uniformität der Bilder durch steten Vergleich (Instagram etc.)[/quote]
“Uniformität durch steten Vergleich”? Also “Einheitlichkeit durch steten Vergleich”?
Eine sprachlich – meines Erachtens – bizarre Konstruktion.
Etwas ist uniform, weil es verglichen wird? Sorry, dazu fällt mir nichts mehr ein.
Gut Licht![/quote]
Ja, weil der Vergleich zur Nachahmung führt.
Was für ein Weg
vom Unikat zum Massenprodukt
vom Gegenstand zur Simulation
vom Schatz zur Nichtigkeit
vom forschenden Subjekt zur Diktatur der digital Angepassten
Kein Text des Photoindustrie-Verbands e.V.
digitale Irrtümer
[quote=Plaubel]vom Unikat zum Massenprodukt
vom Gegenstand zur Simulation
vom Schatz zur Nichtigkeit
vom forschenden Subjekt zur Diktatur der digital Angepassten
Kein Text des Photoindustrie-Verbands e.V.[/quote]
Wir leben in einer wahrlich schweren Zeit… 😀
Natürlich kommen wir ab vom Werkzeug als Spielzeug, als Alleinstellungsmerkmal oder Statussymbol. Ich sehe demgegenüber aber nicht die Knechtschaft des Bits, denn diese schafft erstmal irrsinnig viele unfaire Unterschiede und soziale Ungerechtigkeiten ab. Und genau genommen können doch die, die es so wie gestern wollen, auch so haben. Okay, das Material wird irgendwann nicht mehr produziert… Aber hier erkennt man ein viel wichtigeres Problem: Zu viele haben in der Vergangenheit geKNIPST und meinten, sie fotografieren. Diese Lüge ist/wird nun Geschichte.
Eine andere Lüge ist das in-Abrede-Stellen des “Unikats”. Ein Unikat bleibt ein Unikat wie auch der Urheber immer Urheber bleibt.
“Digitale Anpassung” – was soll das sein? Können Sie das genauer erklären?
Eine andere Wahrheit entsteht:
Schauen wir uns mal die digitalen Arbeiten der breiten Masse genauer an (siehe leider auch DOCMA), da sieht man Müll, Müll, Müll. Visuellen bunten Müll und Kitsch ohne Ende. Dafür sitzen manche wochenlang. Und schauen wir uns mal die Fotos an. Das ist der gleiche Mist wie früher – nur anders. 🙂 Es hat sich im Grunde nichts verändert.
Was sagt uns das? Zuerst einmal: Der “Schatz” ist was für Sammler – nichts für Fotografen.
Ansonsten: Das Gute ist heute genauso vorhanden wie früher – man muss es sich auch wieder erarbeiten.
Eine Simulation bleibt eine Simulation – und wer will auch sein individuelles Foto an einer Simulation messen? Wozu? Und was soll das Motiv dafür sein? – Da steckt der Denkfehler: Banale Knipsereien kann man mit Simulationen erledigen – das darf man nicht mit Fotografie verwechseln.
Schaut man also genauer hin, lässt sich seit vielen Jahren eines feststellen: Ob analog oder digital – der geknipste Müll ist derselbe.
Und die, die nun so viele Möglichkeiten haben, können oft nichts damit anfangen, weil es ihnen an Talent, Bildung, Fachwissen, Zeit und/oder Interesse mangelt (oder Geld). Damit bleiben die Grenzen bestehen. Es tummeln sich halt nur wesentlich mehr Leute im Grenzgebiet. Davon muss man sich nicht beeindrucken lassen.
Gut Licht!
Verklärter Flachsinn
[quote=Plaubel]vom Unikat zum Massenprodukt
vom Gegenstand zur Simulation
vom Schatz zur Nichtigkeit
vom forschenden Subjekt zur Diktatur der digital Angepassten[/quote]
Von der Epidemie zur Impfung.
Von der Blutvergiftung zur Antisepsis.
Vom Schmerz zur Anästhesie.
Vom Herzinfarkt zum Stent.
O wie schön ist die Steinzeit!
Geschenkt: Lascaux war ästhetisch ansprechender als ein durchschnittliches Billboard.
Trotzdem: möchten Sie in der Steinzeit leben? Denn nur dorthin führt, in letzter Konsequenz, Ihr rückwärtsgewandtes Gebaren.
Viel Verband(s)material nötig!
Auf der genannten Webseite:
http://www.photoindustrie-verband.de/technische-meilensteine-der-fotografie
stimmt kaum etwas. Die Textinformationen nennen falsche Fakten, die Produktbilder sind vertauscht oder passen gleich gar nicht.
Die deutsche Fotoindustrie scheint demnach am Boden zu liegen.
Die hat sich vom Schock
dass die Digitalfotografie halt doch kein Übergangsmedium ist, immer noch nicht erholt … 😎