Eine Berliner Ausstellung zeigt Auftragsfotografie, die das Leben in der DDR zeigt, und auch, wie sich damals der Staat und seine Organisationen gerne selbst dargestellt sahen. Dabei kam der Farbfotografie eine besondere Aufgabe bei der Vermittlung der sozialistischen Ideologie zu:

Kurt Schwarzer, Paar mit Moped vor dem Kraftwerk Vockerode, 1963
Titelbild der Frauenzeitschrift „Für Dich“ (Heft 18/1963)
© Stiftung Deutsches Historisches Museum
Medienmitteilung:
Farbe für die Republik
Auftragsfotografie vom Leben in der DDR
21. März bis 31. August 2014
Die Ausstellung „Farbe für die Republik – Auftragsfotografie vom Leben in der DDR“, die das Deutsche Historische Museum zeigt, widmet sich erstmals ausschließlich der offiziellen journalistischen Bildproduktion der DDR am Beispiel der Farbfotografie. Die Grundlage für diese Präsentation bilden die umfangreichen Archive der beiden Bildreporter Martin Schmidt (geb. 1925) und Kurt Schwarzer (1927-2012) aus dem Sammlungsbestand des Deutschen Historischen Museums.

Martin Schmidt, Traktoristin, um 1965
Erschien 1970 als Titelfoto der Zeitschrift „Lernen und Handeln“, dem Funktionärsorgan des Demokratischen Frauenbund Deutschlands (DFD)
© Stiftung Deutsches Historisches Museum
Martin Schmidt: VEB Baumwollspinnerei Leinfelde, 1966
Das Motiv entstand im Rahmen der Reportage „Tradition und Fortschritt im Eichsfeld“, die in der FDGB-Rundschau Heft 2/1966 erschien; es wurde 1971 als Titelbild der Zeitschrift „Lernen und Handeln“ Heft 2/1971 verwendet.
Kurt Schwarzer: Der neue Skoda 1000MB vor Schloss Pillnitz, 1964
Ein Motiv aus dieser Fotoserie erschien als Titelbild der Zeitschrift „Der deutsche Straßenverkehr“, Heft 11/1964
In der Ausstellung wird die farbige Gebrauchs- und Auftragsfotografie mit großformatigen Abzügen präsentiert, aber auch in ihrer publizierten Form gezeigt. Farbdias und Negative werden durch weitere Arbeitsmaterialien der Bildreporter ergänzt. Die Ausstellung bietet einen Einblick in die Entstehungs- und Wirkungsgeschichte von Auftragsfotografie und reflektiert diese kritisch. Begleitet wird die Schau durch Hörstationen, die die Bildproduktion der DDR mit persönlichen Statements in den Blick nehmen. Es äußern sich Politiker, Journalisten und Wissenschaftler wie Wolfgang Thierse, Christoph Dieckmann und der Direktor des Zentrums für Zeithistorische Forschung Potsdam, Martin Sabrow.
Als freiberufliche Fotografen arbeiteten Martin Schmidt und Kurt Schwarzer im Auftrag für verschiedene Zeitschriften. Auch Massenorganisationen wie der Freie Deutsche Gewerkschaftsbund und Betriebe gehörten zu ihren Auftraggebern. Der Farbfotografie kam bei der Vermittlung der sozialistischen Ideologie eine besonders wichtige Aufgabe zu. Sie wurde zum Ausdruck für Modernität im Sozialismus und illustrierte zugleich die Verheißung auf eine sozialistische Zukunft.

Martin Schmidt: Blick vom Balkon des Altenheimes im Allendeviertel Berlin-Köpenick, 1980
(Auftraggeber und Verwendung unbekannt)
Ausstellung:
Farbe für die Republik. Auftragsfotografie vom Leben in der DDR
21. März bis 31. August 2014
Täglich 10 – 18 Uhr
Deutsches Historisches Museum
Unter den Linden 2
10117 Berlin
(thoMas)
Faszinierend!
Mich faszinieren derartige Fotografien immer wieder. Ist schon komisch – inhaltlich sind sie den Fotos aus dem ‘Westen’ aus der gleichen Zeit ähnlicher, als manchem Leser lieb sein mag: Der Skoda stammt aus der gleichen Epoche wie der DKW F 102, ebenfalls mit Zweitaktmotor:
[image courtesy of Wikipedia – common license]
Nur mal so für diejenigen, die meinen, der sogenannte Westen wäre schon immer viel fortschrittlicher gewesen. Nein, ich bin kein ‘Ossi’ und auch kein ‘Wessi’, falls das jetzt jemand denken sollte.
Egal, mehr von derartigen Fotos, weil sie einfach Spass machen. Zumindest werden mit den Fotos die künstlich herbeigeredeten und politisch gewollten Differenzen zwischen Ost und West auf das tatsächliche Mass nivelliert!
Der Skada war aber ein
Der Skada war aber ein Viertakter 😉
.
Na ja, bis in die 60er hinein war der Kommunismus dem westlichen System wirtschaftlich und technisch ja durchaus ebenbürtig (manchmal sogar überlegen), was damals auch zu einigen Diskussionen geführt hat – ähnlich wie heute, wenn wir uns mit dem “gelenkten Kapitalismus” in China vergleichen. Deshalb gabs damals ja auch diese fast krankhafte Abgrenzung zum Kommunsimus, weil er eben zu der Zeit noch als gangbare Alternative erschien.
Später tat sich dann doch eine kräftige Lücke auf, bis es den Menschen im Osten Ende der 80er völlig gereicht hat, mit dem bekannten Ergebnis.
Ist schon komisch.
[quote=Gast]Ist schon komisch – inhaltlich sind sie den Fotos aus dem ‘Westen’ aus der gleichen Zeit ähnlicher, als manchem Leser lieb sein mag: Der Skoda stammt aus der gleichen Epoche wie der DKW F 102, ebenfalls mit Zweitaktmotor.[/quote]
Der Trabant hatte einen Zweitaktmotor. Der Škoda hatte einen Vierzylinder Reihenmotor, Viertakt, Vergaser mit ca. 1000ccm Hubraum. Daher der Name, sonst hätte er ja nicht 1000MB, sondern 1GB geheissen.
Na gut, Scherzchen, Gigabytes gab es damals noch gar nicht.
Die Fotos haben insoferne etwas gemeinsam, dass auf beiden ein altes Auto drauf ist, welches damals gerade neu war. Das eine ist eine diesige Aussenaufnahme vom Paradefahrzeug des (R)ostens, das andere eine gut ausgeleuchtete Studioaufnahme, um das damals höchst angesagte blitzende Chrom besser zur Geltung zu bringen. Da liegen Welten dazwischen. Nicht das man das in der DDR nicht vermutlich genau so gekonnt hätte, aber aus diesen Fotos geht das nicht hervor.
Eher schon interessant die noch erkennbare Randbeschriftung AGFACOLOR auf einem anzunehmenderweise in der Praktisix belichteten ORWO Color. So weit ging das sozialistische Selbstvertrauen dann wohl doch nicht, dass man auf den gut eingeführten Markennamen der jetzt im Westen befindlichen ehemaligen Eigentümer verzichten wollte.
[quote=Gast]Zumindest werden mit den Fotos die künstlich herbeigeredeten und politisch gewollten Differenzen zwischen Ost und West auf das tatsächliche Mass nivelliert![/quote]
Diese Zeit ist ja jetzt wirklich schon ein Weilchen her und ich habe die 60er noch als Kleinkind miterlebt, aber es stimmt. Die Traktorfahrerinnen sahen bei uns damals genau so aus.
Museum.
[quote=Gast]… das ist keine Studio-Umgebung gewesen.[/quote]
Ok, aber zumindest hat im Museum nicht der bewölkte Himmel als Beleuchtung gedient. Gute Museen habe da schon ihre Lichttechniker, welche in der Lage sind, die Objekte “ins rechte Licht” zu rücken. Und das ist bei einem stark glänzenden Objekt gar nicht so einfach.
Wenn
die Farben der digitalen Welt kreischend und künstlich überzogenen daherkommen, dann liegt das entweder am Geschmack oder dem Unvermögen des Fotografen, nicht aber am Medium.
ROG
So
[quote=ROG]die Farben der digitalen Welt kreischend und künstlich überzogenen daherkommen, dann liegt das entweder am Geschmack oder dem Unvermögen des Fotografen, nicht aber am Medium.
ROG[/quote]
isses.
allgemein bekannt…
[quote=Gast]Na ja, bis in die 60er hinein war der Kommunismus dem westlichen System wirtschaftlich und technisch ja durchaus ebenbürtig (manchmal sogar überlegen), was damals auch zu einigen Diskussionen geführt hat [/quote]
…ist ja, dass nur durch einen Mauerbau der Massenansturm aus dem Westen in die wirtschaftlich und technisch überlegene DDR verhindert werden konnte.
Zum fotografischen Inhalt meine ich, dass es schon einen bemerkenswerten Unterschied gibt, ob man für ein westliches Konsumprodukt wirbt, zu dem es wählbare Alternativen gibt, oder sich in privilegierter Position für verlogene Propaganda zur Verfügung stellt -wohl wissend, dass man dem eingemauerten Volk ohne Vergleichsmöglichkeit nur eine potemkinsche Kulisse präsentiert, wenn zugleich Bildveröffentlichungen von Zerfall und Umweltzerstörung mit Zuchthaus bedroht sind.
Oh weh! Orwo!
und maulende Rentner!
Anders als bei uns ?
Was ist das vermeintlich besondere an dieser Auftragsfotografie ?
Auftragsfotografie in Farbe mit fragwürdiger Aussage, gabs und gibt es auch bei uns, und ehem. Bundesrepublik. Nur ein Beispiel von vielen : Kinder mit tollen Farbfotos zu Kosumenten in entspr. Richtungen, meiner Meinung auch fragwürdigen Produkten, zu animieren. Noch beschissener als erwachsene Menschen für einen Staat zu begeistern versuchen.
Gau
Gast schrieb:
Was ist das
[quote=Gast]Was ist das vermeintlich besondere an dieser Auftragsfotografie ?
[/quote]
Nichts, lieber guter Mann, gar nichts. Alles, was außerhalb Ihres Kopfes stattfindet, ist bedeutungslos. Und wenn es in der Vergangenheit liegt, also außerhalb unserer Zeit (der Gegenwart), dann ist es völlig egal. Sie tun recht daran, sich hierfür nicht zu interessieren.
Offensichtlich tummeln Sie sich auf einer Seite für Fotografie, interessieren sich also für Fotografie. Dennoch ist es richtig, sich nicht für die Fotografie anderer zu interessieren. Schau’n Sie sich lieber an, was auf Ihrer Speicherkarte liegt.
Herzliche Grüße, Ihr Faröer.
Gast][quote=Gast schrieb:
[quote=Gast][quote=Gast]Ist schon komisch – inhaltlich sind sie den Fotos aus dem ‘Westen’ aus der gleichen Zeit ähnlicher, als manchem Leser lieb sein mag: Der Skoda stammt aus der gleichen Epoche wie der DKW F 102, ebenfalls mit Zweitaktmotor.
…
Die Fotos haben insoferne etwas gemeinsam, dass auf beiden ein altes Auto drauf ist, welches damals gerade neu war. Das eine ist eine diesige Aussenaufnahme vom Paradefahrzeug des (R)ostens, das andere eine gut ausgeleuchtete Studioaufnahme, um das damals höchst angesagte blitzende Chrom besser zur Geltung zu bringen. Da liegen Welten dazwischen. Nicht das man das in der DDR nicht vermutlich genau so gekonnt hätte, aber aus diesen Fotos geht das nicht hervor.[/quote]
Zwischen den beiden Fotos gibt es schon einen erheblichen Unterschied:
Das Skoda-Foto ist zur Entstehungszeit des Fahrzeugs entstanden – das DKW-Foto ist es nicht, sondern offensichtlich neueren Datums und in einem Automuseum aufgenommen worden.
Nicht ganz.
[quote]das andere eine gut ausgeleuchtete Studioaufnahme, um das damals höchst angesagte blitzende Chrom besser zur Geltung zu bringen.[/quote]
Nicht ganz. Der DKW wurde im Museum aufgenommen, das ist keine Studio-Umgebung gewesen.
Egal, danke für den Hinweis auf den 4T-Motor des Skoda.
Allein die Farb-Anmutung ist für mich der Hit. Das ist wahrscheinlich auch der Grund, dass ich heute noch gern einen Portra belichte. Ich mag die kreischenden, künstlich überzogenen Farben der digitalen Welt einfach nicht für Dokumentationen.
schön
also ich habe das M o p e d als Motorroller in Erinnerung.
Man sieht auf dem letzten Bild auch den weniger grünen Rasen und das typische Grau in der (sogenannten) DDR.