Der Oktober ist klassischerweise ein Monat mit vielen Neuerscheinungen auf dem Feld des Fotobuchs. Wir haben uns umgesehen und stellen einige der schönsten Bücher vor. Dazu gibt es wie immer einige Ausstellungstipps und ganz am Ende eine Empfehlung, Fotokunst selbst zu kaufen:

 

Foto Werner Gadliger, Jean Tinguely, 1984

Werner Gadliger, Jean Tinguely, 1984
© Werner Gadliger

 
 
Foto Werner Gadliger, Margaretha Dubach

Werner Gadliger, Margaretha Dubach
© Werner Gadliger

 
Das Thema des Künstlerporträts ist ein Klassiker in der Fotografie. Und Werner Gadliger macht klassische Bilder. Sein Buch „Im Atelier und unterwegs: Künstlerporträts“ versammelt sensible Porträts von Bildenden Künstlern und Literaten wie Jean Tinguely oder Roman Signer – sehr persönliche Dokumente, die gerade in der „Photogarage“ in Zürich zu sehen waren. Die Ausstellung ist vorbei, doch dieses bei Benteli erschienene Buch mit Texten von Guido Magnaguagno, Werner Gadliger, Manfred Papst, Ines Anselmi und Interviews mit Nora Iuga bietet einen wunderbaren Überblick.
 

Foto Edgar Zippel, Davide    Foto Edgar Zippel, Marta

Edgar Zippel, Davide / Marta

 
Man könnte mal wieder nach Berlin fahren. Etwa, um die Ausstellung von Edgar Zippel zu sehen, der im „Museum Europäischer Kulturen“ seine Porträts junger Europäer zeigt. Aber auch hier gibt es ein Buch, rufen wir den Reisemuffeln zu! Erschienen ist es im Heidelberger Kehrer-Verlag. Es will helfen, wichtige Fragen zu beantworten. „Wie sehen Jugendliche in Europa zu Beginn des 21. Jahrhunderts aus, wie stellen sie sich dar? Gibt es deutlich erkennbare Unterschiede im Outfit und in der Haltung junger Leute verschiedener europäischer Regionen? Verwischen die gegenwärtigen gesellschaftlichen Prozesse regionale Prägungen?“ Diese Bilder sind auf vielen Reisen durch Europa entstanden – zu sehen sind etwa 100 Porträts, denen auch Interviews mit den Porträtierten beigegeben sind.
 

Foto Michel Vanden Eeckhoudt    Foto Michel Vanden Eeckhoudt    Foto Michel Vanden Eeckhoudt    Foto Michel Vanden Eeckhoudt

 
Gleich einen weiteren Band aus dem Kehrer Verlag möchten wir Ihnen empfehlen, nämlich Michel Vanden Eeckhoudts Buch „Bittersweet“. Auch diese Bilder gibt es im Original zu bestaunen, nämlich bis zum 27. Oktober beim Foto Art Festival im polnischen Bielsko-Biala. Der Band zeigt den Fotografen als einen wirklichen Könner auf dem Gebiet der Tierfotografie. Hier begegnen sich unterschiedliche Tiere auf mal komische, dann zärtliche, geheimnisvolle, berührende Weise! Michel Vanden Eeckhoudt, geboren 1947 in Brüssel, ist Mitglied der Vu Agentur seit ihrer Gründung 1986.
 

Foto Elliott Erwitt, Frankreich, Saint-Tropez, 1978

Elliott Erwitt, Frankreich, Saint-Tropez, 1978
Gunter Sachs und befreundetes Model
© 2013 Elliott Erwitt / Magnum Photos

 
 
Foto Elliott Erwitt, USA, California, 1956

Elliott Erwitt, USA, California, 1956
© 2013 Elliott Erwitt / Magnum Photos

 
Elliott Erwitt – der Name zaubert Fotoliebhabern ein Lächeln ins Gesicht. Seit vielen Jahren schon gilt der 1928 in Paris geborene amerikanische Fotograf als besonders origineller, humorvoller Vertreter einer Fotografie, die das Leben in all seiner Fülle zu erfassen sucht. Jetzt stellt ein opulenter Band seine schönsten Farbbilder vor. Immerhin eine halbe Million Dias sichtete Erwitt bei der Auswahl. Auf 450 Seiten zeigt uns Erwitt seine Welt voller Vitalität – und diesmal in Farbe. Und wie bei seinen Schwarzweiß-Aufnahmen sind wir überrascht, belustigt, berührt. Dieser Fotograf liebt die Welt – von Vegas bis Venedig.
 

Foto Le Corbusier
 
 
Foto Le Corbusier

 
Bei dem Schweizer Verlag Lars Müller Publishers ist soeben ein Buch erschienen, das den Architekten Le Corbusier als Fotografen vorstellt. „LC FOTO: Le Corbusier Secret Photographer“ untersucht die Stellung der Fotografie im Werk des Baumeisters – publiziert wurden viele bisher unveröffentlichte Fotografien, die sein enormes visuelles Imaginationsvermögen offenbaren.
 

Foto Janos Frecot, Berlin 1965/66 (Charlottenburg)

Janos Frecot, Berlin 1965/66 (Charlottenburg)
© Janos Frecot

 
 
Foto Janos Frecot, Berlin 1965/66 (Kreuzberg)

Janos Frecot, Berlin 1965/66 (Kreuzberg)
© Janos Frecot

 
Janos Frecots im Nicolai Verlag veröffentlichtes Buch „Die Jahre mit der Kamera“ versammelt Fotografien, die im Berlin der mittleren Sechziger entstanden sind. Auf 120 Seiten präsentiert Frecot zeitlose Schwarzweißbilder einer provisorischen Stadtlandschaft, in welche der Krieg Fugen und Kerben gerissen hatte. Dennoch ein elegantes Buch, das eine Ausstellung in der „Kommunalen Galerie Berlin“ begleitet, die bis zum 10. November zu sehen ist. Janos Frecot war bis 2002 Kurator der Fotografischen Sammlung der Berlinischen Galerie.
 

Auszug Wo Orpheus begraben liegt

 
„Foto-Frisch“ soll ein Ort sein, an dem wir auch immer wieder über den Tellerrand des Fotografischen blicken. Deshalb möchten wir jetzt einen wundervollen Grenzgänger zwischen Fotografie und Literatur vorstellen. „Wo Orpheus begraben liegt“ heißt der von Ilija Trojanow gemeinsam mit dem Berliner Fotografen Christian Muhrbeck herausgegebene Band, der sich einem Land widmet, das immer noch nicht ganz im Fokus des restlichen Europas angekommen ist: Bulgarien. Es ist die Heimat des Autors. Mehrere Reisen bilden die Grundlage für seinen Text, der einen ganz ungewöhnlichen Versuch unternimmt: Der Autor folgt der Spur des Orpheus, der im alten Thrakien wirkte, seiner Mutter, der Muße Kalliope – bis in die Gegenwart. Wir legen Ihnen das Buch wirklich ans Herz: Dieser Text-Bildband – die Schwarzweißfotografien sind von großer Intimität und Offenheit – ist etwas Besonderes!

Es ist eine Reise in eine fremde, arme Welt – 52 Prozent der Bulgaren leben unter der Armutsgrenze –, eingefangen in Texte und Bilder, die vom Alltag am Rande Europas erzählen. Eine Reportage, ein Bildband, ein poetisch verdichteter Text, denen abgehorcht, denen der Autor begegnet ist. „Kein Land nimmt man so genau unter die Lupe wie die verlorene Heimat“, hat Trojanow einmal in einem Interview gesagt. Und es stimmt: Sein Blick ist genau, präzise – doch gleichzeitig voller Zärtlichkeit und Zuneigung. Eine ganz besondere Reisebeschreibung.
 

Foto aus: Christopher Anderson, Son
 
 
Foto aus: Christopher Anderson, Son
 
 
Foto aus: Christopher Anderson, Son

Aus: Christopher Anderson, Son
© Christopher Anderson / Magnum Photos

 
Christopher Andersons Buch „Son“ stellt Bilder vor, die bis zum 10. November beim „5. Fotofestival MA_LU_HD“ im Wilhelm-Hack-Museum in Ludwigshafen zu bewundern sind. Der Magnum-Fotograf wendet sich in dieser Serie ganz seinem Sohn zu. So entstanden Bilder, die der Fotograf als „Aufzeichnungen über die Liebe“ beschreibt.
 

Übung zum Ankleben falscher Bärte    Aus einem Handbuch fuer Verkleidungsvarianten

Übung zum Ankleben falscher Bärte / Aus einem Handbuch für Verkleidungsvarianten
Simon Menner und BStU 2013

 
 
Spione fotografieren Spione

Spione fotografieren Spione
Simon Menner und BStU 2013

 
Ganz zum Schluss noch etwas sehr Skurriles. Bilder aus den Archiven der Staatssicherheit vereinigt Simon Menners Buch „Top Secret“. Der Band ist gleichermaßen erschütternd wie komisch, denn die Dokumentation der Überwachung gipfelt visuell in einer Kostümparty der Schnüffler – amüsant und gruselig.

Am Ende von Foto-Frisch steht wie immer eine Empfehlung, Fotokunst käuflich zu erwerben. Man kann in Onlinegalerien fündig werden, bei Fotokunst-Galerien, auf Kunstmessen, in Auktionshäusern, bei Kunsthändlern – oder auch in den Ateliers der Künstler selbst. Wir möchten Ihnen Arbeiten vorstellen, die wir für sammlungswürdig halten – angeboten von seriösen Galerien, Verlagen oder Händlern.
 

Foto Christopher Anderson    Foto Christopher Anderson

 
Diesmal empfehlen wir die „Collector’s Edition“ des Buchs von Christopher Anderson mit C-Print. Diese beiden Motive stehen zur Wahl. Blattformat etwa 20 x 24 cm. In einer Auflage von 100 Exemplaren – und das alles für nur 120 Euro.
 
 
Haben Sie Anregungen? Dann schreiben Sie mir: info@marcpeschke.de

(Marc Peschke)