Foto Cyber-shot RX100 II von SonyFoto RX1RSony hat gestern die beiden RX-Modelle RX1R und RX100 II vorgestellt und uns Gelegenheit gegeben, einen Nachmittag lang mit ihnen zu verbringen. Hier unsere Eindrücke von zwei in jeder Hinsicht ambitionierten und bemerkenswerten Kameras:

Zunächst einmal: beide Vorgängermodelle sollen im Programm bleiben; bei der RX100 will ich ein „vorerst“ dazusetzen, wohingegen die RX1 und die RX1R sicher gut und lange als Schwestermodelle nebeneinander existieren können.

Sonys RX-Serie ist durch zwei Dinge gekennzeichnet: Es sind alles Kameras mit fest verbautem Objektiv und sie sind alle im oberen Qualitäts- und Preisdrittel ihres jeweiligen Segments angesiedelt. Wobei die RX1 / RX1R auf ihre Weise einzigartig sind.
 

RX100 / RX100 II RX1 / RX1R
20 Megapixel 24 Megapixel
CX-Sensorfläche

1 Zoll, 8,8×13,2 mm

Kleinbild-Sensorfläche

Kleinbild, 24×36 mm

 
Oben die beiden Sensorflächen im Vergleich. Der Flächenunterschied ist offensichtlich deutlich größer als der Auflösungsunterschied; sprich, die RX1 & RX1R werden ein gut Teil ihrer besseren Bildqualität nicht über die höhere Auflösung, sondern über größere, lichtempfindlichere Pixel und damit rauschfreiere, „sauberere“ Signale realisieren. Wobei auch Sonys 1-Zoll-Sensor sehr, sehr ordentliche Fotos macht (siehe weiter unten). Es ist eine Wahl zwischen sehr gut mit Zoomobjektiv und hervorragend mit Festbrennweite.

RX100 II

Laut Sony ist die RX100 die erfolgreichste Premiumkompakte in Deutschland. Zu den Premiumkompakten werden dabei alle Kameras mit etwas größerem Sensor und dem Hauptaspekt auf Bildqualität gezählt.
 

Foto Cyber-shot RX100 II
 
 
Foto der Rückseite der Cyber-shot RX100 II

Produktfotos: Sony

 
Die wichtigsten Eckdaten der RX100 II:
• 1-Zoll-Sensor 8,8 x 13,2 mm, 20 Megapixel
• RAW, RAW+JPEG, JPEG (wobei Aufnahme-Bildeffekte nur im JPEG-Modus möglich sind)
• Zeiss Vario-Sonnar T* 1,8-4,9/28-100 mm (entspr. Kleinbild)
• ISO 160 bis 12.800 (erweitert bis 25.600)
• Bildstabilisator Steady-Shot
• max. 10 B/s (2,5 B/s mit AF-S)
• Zubehörschuh für Blitz, Sucher, Mikrofon
• 749 Euro UVP

Bei der RX100 II hat Sony so ziemlich alle Kritikpunkte, die es zur RX100 gab, ausgemerzt. Zubehörschuh, Schwenkmonitor, Multi-USB-Port (mit Ladefunktion und als Fernbedienungsanschluss nutzbar), Filteradapter (E49) und Griffschale (letztere beide passen auch an die RX100).

Apropos Griffschale: die kann schon hilfreich sein, denn die Kamera ist wirklich klein – ich habe sie ohne Probleme in der Hosentasche verstaut; in der Jackentasche dann sowieso. Was auch bedeutet, dass auch die Bedienelemente nicht eben groß sind. So überschreiten diverse Tastknöpfe knapp Stecknadelkopfgröße. Dennoch, mit ein wenig Gewöhnung, und die ist bei einer neuen Kamera immer notwendig, lassen sich alle Bedienelemente zweifelsfrei und sicher auslösen.

Der gegenüber der RX100 doppelt so lichtempfindliche, rückseitenbelichtende Exmor-R-Sensor verspricht rauschfreiere, glattere Fotos auch bei Standardempfindlichkeit, und v. a. natürlich auch bei höheren Empfindlichkeiten. Die Bildqualität der IIer Version ist damit besser als die der RX100, und die war schon beileibe nicht schlecht.

Was die Standardempfindlichkeit angeht: „ISO 100“ ist nicht mehr das Maß aller Dinge, wie das zu analogen Zeiten noch der Fall gewesen sein mag. Vielmehr legen die Hersteller die Standardempfindlichkeit da fest, wo der Sensor seine beste Leistung zeigt. Und das ist bei der RX100 II ganz offensichtlich bei ISO 160 der Fall.
 

Foto thoMas

Aufgenommen mit RX100 II

 
Das Zeiss Vario-Sonnar T* 1,8-4,9/28-100 mm (entspr. Kleinbild) blieb gegenüber der RX100 unverändert – es war und ist ein für diese Kameraklasse sehr gutes moderates Zoom ohne große Schwächen, das in allen Brennweitenbereichen und bei allen Blenden sehr gute Abbildungsqualität zeigt. Die Brennweitenwahl erfolgt via Kipphebel oder auch mittels Objektivring (der wahlweise mit jeweils einer von diversen Funktionen belegt werden kann, u. a. eben auch mit der Brennweitenverstellung), wobei die RX100 II die Brennweite wahlweise stufenlos oder stufenweise (28 – 35 – 50 – 70 – 100) verstellt. Ich fand das Stufenzoom angenehmer, aber es geht, wie gesagt beides.

Dank des integrierten WiFi lässt sich die Kamera mit einem Smartphone fernsteuern (Live-View, Auslösen, Übertragen). Mit dem Betriebssystem Android und einem NFC-fähigen Handy ist auch die „near field communication“ – der besonders einfache Drahtlos-Direktverbindungsaufbau – möglich. Das iPhone beherrscht NFC nicht, deshalb muss hier die Verbindung etwas umständlicher per WiFi initiiert werden.

Foto Sucher FDA-EV1MK

Der „Multi Interface Shoe“, der Zubehörschuh, an der RX100 II ist übrigens mit dem der RX1 (R) und dem der alphas identisch – Zubehör wie Blitz, elektronischer Sucher, Mikrofon passt hier wie da. Sony will einen Universalanschluss für alle schaffen:: RX, NEX, alpha und Sony-Camcorder sollen dasselbe Zubehör benutzen können.

Der Sucher FDA-EV1MK (der auch an die RX1(R) passt), ein „XGA OLED TruFinder mit 1,3 cm großem, neigbarem Display“ und 2.359.000 dots (= 1024×768 Pixel), soll 449 Euro kosten und er ist – brauchbar. Allerdings habe ich schon deutlich bessere Sucher gesehen, so den von Olympus zur PEN, und auch den der alpha 99. Für die RX1(R) bevorzuge ich ganz klar den alternativen, aber auch teureren, optischen Sucher FDA-V1K (599 Euro). Und bei der RX100 II verzichte ich auf den elektronischen Sucher – der schwenkbare (sehr gute) Rückseitenmonitor genügt mir.

Wer eine kompakte, hosentaschentaugliche bzw. nicht belastende Kamera möchte, die qualitativ fast der „Großen“ das Wasser reichen kann, und mit der man deshalb gern, und unbesorgt um die technische Qualität, fotografiert, der sollte sich die RX100 II unbedingt einmal genauer ansehen. Ist sie doch eine hervorragende Immer-dabei-Kamera.
 

Foto thoMas
 
 
Foto thoMas
Foto thoMas
Foto thoMas
Foto thoMas
Gesamtmotiv und jeweils ein 200-%-Ausschnitt

Die Aufnahmedaten sind nicht identisch, aber vergleichbar: Jeweils Brennweite 35 mm, jeweils Standardempfindlichkeit (ISO 160 bei der RX100 II, ISO 100 bei der RX1) und Blende 4 bei 1/100 s (RX100 II) respektive Blende 5,6 bei 1/80 s (RX1).

 
„Bei der Bildqualität … zeigt sie nahezu Spiegelreflex-Niveau“ so Sony zur RX100 II und wie sich erweist, ist das keine Übertreibung. Allen Respekt, was Sony aus dem kleinen Sensor holt. Im Vergleich mit der unzweifelhaft hervorragenden RX1 sind Unterschiede sichtbar, aber die beiden Kameras liegen doch überraschend nah beieinander. Da würde so manche Einsteiger-DSLR mit Kit-Zoom leichenblass, wenn sie denn könnte. Doch ein Trost bleibt den größeren Formaten: die größeren Schärfentiefe-Gestaltungsmöglichkeiten und die höheren Empfindlichkeiten.

Und, wie hier gut zu erkennen, ist Schärfe als einziges Kriterium zu kurz gegriffen (siehe oberes Bildpaar, wo praktisch nur sie eine Rolle spielt). Die RX1 bzw. der große Sensor kann sichtlich da punkten, wo es um Tonwerte und deren Reinheit und Leuchtkraft, um Sättigung und um Tonwertmodulation geht. Das wird gut erkennbar am unteren Bildpaar mit dem Auto.

RX1R

„Ultimative Schärfe und Auflösung“ wollte Sony bei der RX1R realisieren und dazu verzichtet die Kamera auf das Tiefpassfilter. UV- und IR-Filterscheiben sind aber nach wie vor dem Sensor platziert. Ein Tiefpassfilter „verwischt“ respektive weichzeichnet das Bild ganz leicht in mikroskopischen Dimensionen, um Moiréeffekte zu vermeiden, jene wellenförmigen Chargierungen an sich gleichmäßiger Strukturen. Berühmtes Beispiel: das Karomuster des Anzugs traf gerne mit der Zeilenstruktur des Fernsehbildes just so nicht ganz exakt aufeinander, dass das Karo auf dem Bildschirm flimmerte. Genau das nun soll das Tiefpassfilter vermeiden, das wie gesagt in etwa wie ein leichter Weichzeichner wirkt. Natürlich wird diese „Weichzeichnung“ dann vom Bildprozessor wieder scharfgerechnet.

Aber, theoretisch noch etwas besser ist die Aufnahme ohne Tiefpassfilter. Und laut Sony findet bei der RX1R auch keinerlei Moirè-Bearbeitung in der Kamera statt; das Bild ist also so scharf wie nur was.
 

Foto DSC-RX1R

Produktfoto: Sony

 
Die wichtigsten Eckdaten der RX1R:
• Kleinbildsensor 24×36 mm, 24 Megapixel
• Festbrennweite 2/35 mm
• ISO 100 bis 25.600 (erweitert bis 102.400)
• max. 5 B/s (2,5 B/s mit AF-S)
• Zubehörschuh für Blitz, Sucher, Mikrofon
• 3099 Euro UVP

Was nun das (fehlende) Tiefpassfilter in der Praxis angeht: das scheint mir im Augenblick schwer in Mode, nicht aber ein wirklich qualitätsentscheidender Faktor zu sein. In einem Vergleich zwischen Nikon D800 und D800E konnten wir letztlich keine praxisrelevanten Unterschiede feststellen. Kollegen kommen auch beim Vergleichen anderer Modelle mit und ohne Tiefpassfilter unter Laborbedingungen (beste Objektive, Stativ, bestes Licht, …) regelmäßig auf einen Schärfegewinn von höchstens 5 % bis 10 % ohne Tiefpassfilter. Das sind Zugewinne, die in der Praxis allein schon durch die Freihandfotografie zunichte gemacht werden können, und die spätestens bei der Bildausgabe keine Rolle mehr spielen: Ein Bild mit, sagen wir mal, einer Auflösung von 100 Lp/mm ist gedruckt nicht von einem mit 90 Lp/mm zu unterscheiden.

Andererseits hat es etwas, zu wissen, die bestmögliche Bildqualität rauskitzeln zu können. Das ist nicht vernünftig (weil man es eben im Ergebnis gar nicht sieht), kann aber viel Spaß machen.

Ansonsten sind beide Kameras – RX1 und RX1R – identisch und wirklich ganz feine Kameras. Blendenring, Entfernungsvorwahlring (Nahbereich und Fernbereich) und Einstellring am Objektiv, wobei es beispielsweise eine Freude ist, den Blendenring zu bedienen. Sanft aber satt dreht und rastet er – wobei man die mechanische Präzision bei dem Preis auch erwarten kann. Auch die Größe, das Gewicht und die Funktionsknöpfe finde ich gelungen und gediegen; es ist eine Freude, mit der Kamera zu hantieren. Sie fasst sich gut an, liegt vertrauenerweckend in der Hand, und für alle wichtigen Funktionen gibt es griffige Bedienelemente.
 

Foto thoMas

Aufgenommen mit RX1

 
Der Zentralverschluss erreicht seine schnellste Zeit 1/4000 s erst ab Blende 5,6; vorher sind die Verschlusslamellen zu langsam: bei Offenblende 2 sind „nur“ 1/2000 s als schnellste Verschlusszeit möglich, so ab Blende 4 dann 1/3200 s und ab Blende 5,6 und kleiner eben 1/4000 s. Ursprünglich wollte Sony es wohl bei der 1/2000 s für alle Blenden belassen, nur diese Verschlussgeschwindigkeit wurde zunächst kommuniziert, entschied sich dann aber doch, auch die schnelleren Verschlusszeiten, wo möglich, zuzulassen.

Der an sich praktisch lautlose Zentralverschluss wird beim Auslösen von einem elektronischen dezent-elegant Auslösegeräusch begleitet, das mir sehr gut gefallen hat, das aber auch abschaltbar ist.

Letztlich: eine Kamera, getrimmt auf Bildqualität, mit fest eingebauter Festbrennweite. Das muss man mögen und bezahlen können bzw. wollen. Dafür steht die RX1 (R) ganz allein auf weiter Flur: so handlich unterwegs zu sein und dabei (technisch) so gut zu fotografieren, das geht nur mit ihr.

(thoMas)
 

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