Foto Anton Stankowski, Zeitprotokoll mit Auto, 1929Dem durchaus sehenswerten fotografischen Werk des Grafikers Anton Stankowskis (1906-1998) widmet sich eine Ausstellung in Stuttgart:

Presseinformation des Kunstmuseums Stuttgart:

STANKOWSKI-STIFTUNG. FOTOGRAFIEN AUS DEM ARCHIV

22. Juni – 27. Oktober 2013

Anton Stankowski (1906-1998) war einer der großen Grafiker des 20. Jahrhunderts. Dass er ein ebenso bedeutender Fotograf war, rückt erst in den letzten Jahren zunehmend ins öffentliche Bewusstsein. Unterstützt durch die Arbeit der Stankowski-Stiftung, die seinen umfangreichen Nachlass verwaltet, widmet das Kunstmuseum Stuttgart nun Stankowskis fotografischem Werk eine Ausstellung.
 

Foto Anton Stankowski, Eisblumen, 1930er

Anton Stankowski, Eisblumen, 1930er
18 x 13 cm, Neuabzug auf Barytpapier
© Stankowski-Stiftung

 
Von der Konkreten Kunst kommend war Anton Stankowskis Schaffen maßgeblich geprägt durch eine programmatische Verwandtschaft von Kunst und Technik. Dem Medium der Fotografie ist diese Überschneidung inhärent: Die Dokumentation der Wirklichkeit auf dem Filmstreifen kann sowohl nüchtern-objektiv, als auch künstlerisch-subjektiv ausfallen. Stankowski interessierte sich für Grenzübergänge dieser Art und experimentierte mit Fotogrammen und Industrieaufnahmen ebenso wie mit Landschafts- und Stilllebenstudien. Viele privat aufgenommene Bilder fanden Eingang in sein gebrauchsgrafisches Werk, andere wurden Teil von Stankowskis umfangreicher Fotokartei, die über 40.000 Aufnahmen von den 1920er bis 1980er Jahren umfasst.

Als Sohn masurischer Einwanderer 1906 in Gelsenkirchen geboren, wuchs Stankowski im Ruhrgebiet auf und machte zunächst eine Ausbildung als Dekorationsmaler. Nach der Lehre fand er eine Anstellung in einem Atelier in Düsseldorf; dort hatte er engen Kontakt zu den Kunstschaffenden im Kreise der Galeristin Johanna Ey. Bestärkt durch Bekanntschaften mit Max Ernst, Otto Dix und Gerd H. Wollheim nahm er 1926 ein Studium an der Folkwangschule in Essen auf. Stankowski lernte dort bei Max Burchartz die Grundzüge der Neuen Gestaltung kennen. 1929 siedelte er nach Zürich über und arbeitete für das renommierte Werbebüro von Max Dalang.
 

Foto Anton Stankowski, Lichtspiel oder Materialreiz, 1933

Anton Stankowski, Lichtspiel oder Materialreiz, 1933
13 x 18 cm, Neuabzug auf Barytpapier
© Stankowski-Stiftung
 
 
Foto Anton Stankowski, Straßenarbeit Mailand, 1931

Anton Stankowski, Straßenarbeit Mailand, 1931
23,9 x 30,4 cm, Kunststoffabzug
© Stankowski-Stiftung
 
 
Foto Anton Stankowski, Zeitprotokoll mit Auto, 1929

Anton Stankowski, Zeitprotokoll mit Auto, 1929
30 x40 cm, Neuabzug auf Barytpapier
© Stankowski-Stiftung

 
Mit seinen Entwürfen wurde Stankowski zu einem gefragten Gestalter und Fotografen. Seine Fotografien entstanden mit dem klaren Blick eines Werbegestalters, der präzise Bildaussagen vermitteln möchte. Mit seinen progressiven Schrift-Bild-Montagen avancierte Stankowski in dieser Zeit zu einem der wesentlichen Wegbereiter der konstruktiven Werbung in der Schweiz. Da es zu diesem Zeitpunkt noch keine professionellen Bildagenturengab, fotografierte er systematisch Gegenstände, Arbeitsvorgänge, Mitmenschen in unterschiedlichen Situationen sowie Pflanzen, Tiere und Naturbegebenheiten. Mit diesem reichen Material baute Anton Stankowski sich ein eigenes Bildarchiv auf, in dem er die Motive thematisch ordnete und das die Grundlage seiner werbegrafischen und journalistischen Tätigkeiten bildete.

Jahre später machte er sich auch einen Namen in Stuttgart, wo er 1951 auf dem Killesberg ein eigenes Grafik-Atelier gründete und für die »Stuttgarter Illustrierte« fotografierte. Hier bewegte er sich in einem künstlerischen Umfeld zu dem u.a. Willi Baumeister, Mia Seeger, Max Bense und Egon Eiermann zählten.

Obwohl Stankowskis Arbeitsfokus in den 1960er und 1970er Jahren verstärkt der Gebrauchsgrafik galt – in diesen Jahren entwarf er beispielsweise die prägnanten Logos von Viessmann (1960), des Deutschen Werkbundes (1963), der Deutschen Bank (1974) und der Münchener Rück (1974) –, blieb die Fotografie für ihn stets ein wichtiges Arbeitsmittel. Die Grundlagen der Gestaltung, allen voran Vereinfachung und Klarheit, werden an seinen fotografischen Aufnahmen deutlich. Mit seinem Tod 1998 ging das umfangreiche Fotoarchiv in die Hände der Stankowski-Stiftung über, deren freundliche Unterstützung es nun möglich macht, teils unpublizierte Aufnahmen erstmals zu zeigen. Die Ausstellung präsentiert außerdem einige gebrauchsgrafische Arbeiten, sowie – erstmals öffentlich überhaupt – etwa 50 Tafeln der Fotokartei. Auf diese Weise wird die spartenübergreifende Arbeitsweise von Stankowski vorgestellt und im Sinne seines Werkverständnisses die Einheit von Kunst und Design aufgezeigt.
 
 
Ausstellung:
Stankowski-Stiftung. Fotografien aus dem Archiv
22. Juni – 27. Oktober 2013

Kunstmuseum Stuttgart
Kleiner Schlossplatz 1
70173 Stuttgart

Publikation:
Anton Stankowski – Fotografie
Hrsg. von Ursula Zeller und Frank-Thorsten Moll
Verlag Das Wunderhorn, 2012
168 Seiten, ca. 150 schwarzweiße Abbildungen, 19,90 €
ISBN 9783884234204
 

(thoMas)