Foto Hiroshi Sugimoto, Revolution 012, 1992, Ostchinesisches Meer, Amakusa„Mein Anliegen war es“, so Hiroshi Sugimoto, „mit den Mitteln der Fotografie eine uralte Stufe der menschlichen Erinnerung sichtbar zu machen … sich zu erinnern, woher wir kommen und wie wir entstanden sind.“

 
 
 
 
 
 
 

Foto Hiroshi Sugimoto, Landschaft 004, 1989

Hiroshi Sugimoto, Landschaft 004, 1989
Silbergelatineabzug, 119,5 x 211 cm
© 2012 Hiroshi Sugimoto

 
Pressemitteilung des Museums Brandhorst:

Hiroshi Sugimoto. Revolution
25. Oktober 2012 bis 10. Februar 2013 im Museum Brandhorst

Hiroshi Sugimoto gilt als einer der bekanntesten Fotokünstler unserer Zeit. Sein großes internationales Renommee basiert auf seinen Bildern, wenngleich er sich in den letzten Jahren zunehmend auch mit anderen Gattungen beschäftigt hat. Architektur, Möbel, Objekte und Mode spielen eine zunehmend wichtige Rolle in seinem Schaffen. Die großen Museen der Welt zeigen und sammeln bislang jedoch in erster Linie seine Fotografien.

Was Sugimoto in seinem ureigensten Metier realisiert, widerspricht den konventionellen Aufgaben des Mediums, das ja vor allem einer möglichst genauen Aufzeichnung von Realität zu dienen hat. In Sugimotos Œuvre stößt man hingegen auf formal äußerst reduzierte Denkbilder, mit denen er grundlegende Probleme von Raum und Zeit, von Vergangenheit und Gegenwart, von Kunst und Wissenschaft, von Imagination und Realität thematisiert. „Mein Anliegen war es“, so der Künstler 2002, „mit den Mitteln der Fotografie eine uralte Stufe der menschlichen Erinnerung sichtbar zu machen. Ob individuelle oder kulturelle Erinnerung der Menschheit insgesamt: Es geht darum, in die Vergangenheit zurückzugehen und sich zu erinnern, woher wir kommen und wie wir entstanden sind.“ In seinen Bildern, die aufgrund ihrer Schönheit und ihrer auratischen Wirkung nachhaltig beeindrucken, verschränken sich japanische Traditionen mit westlichen Vorstellungen. Dieser west-östliche Dialog ist bis heute für sein Œuvre prägend geblieben, das durch seine herausragende handwerkliche Qualität und seine eminente ästhetische Präsenz besticht und eine geradezu magische Wirkung zu entfalten vermag.
 

Foto Hiroshi Sugimoto, Revolution 012, 1992, Ostchinesisches Meer, Amakusa       Foto Hiroshi Sugimoto, Revolution 003, 1990, N. Atlantischer Ozean, Neufundland

Links: Hiroshi Sugimoto, Revolution 012, 1992, Ostchinesisches Meer, Amakusa
Silbergelatineabzug, 239 x 119,5 cm
© 2012 Hiroshi Sugimoto

Rechts: Hiroshi Sugimoto, Revolution 003, 1990, N. Atlantischer Ozean, Neufundland
Silbergelatineabzug, 239 x 119,5 cm
© 2012 Hiroshi Sugimoto

 
Wenn Sugimoto dem hier erstmals öffentlich gezeigten Werkkomplex den Titel „Revolution“ gibt, so verweist er auf eine radikal veränderte Wahrnehmung des Begriffes, die sich in fünfzehn großformatigen Werken manifestiert. Nicht auf politische oder soziale Umstürze will Sugimoto mit dem Begriff hinweisen, sondern er verwendet den Terminus in seiner ursprünglichen Bedeutung im Sinne von Aufhebung oder Umwälzung von bisher als gültig anerkannten Gesetzen oder Praktiken aufgrund neuer Erkenntnisse und Methoden. Technisch gesehen handelt es sich bei den Arbeiten zweifellos um Fotografien, aber wahrgenommen und verstanden werden sie in erster Linie als Bilder, die man eher einer malerischen oder konzeptuellen Sphäre zurechnen möchte.

Die mediale Überschreitung ist für das gesamte Schaffen Sugimotos charakteristisch. Das gilt auch für die „Seascapes“, den größten Werkkomplex seines Œuvres. Seit über dreißig Jahren stellt Sugimoto das Meer dar, und zwar immer auf die gleiche, stereotype Art und Weise. Es geht um Differenz im augenscheinlich Identischen, um die gestalthafte Vergegenwärtigung und ikonische Fassung eines überzeitlichen Bewusstseinszustandes. „Dioramas“, „Theaters“, „Chambers of Horrors“, „Portraits“, „Architecture”, „Conceptual Forms” usw. sind zweifellos sehr wichtige Werkgruppen, während die „Seascapes” gleichsam das breite und durchgängige Fundament bilden, auf dem all die anderen Komplexe seines Schaffens basieren. Um dies zu verdeutlichen, ist am Anfang der Ausstellung ein Beispiel dieser Gattung zu sehen, während am Ende des Rundgangs durch die sechs Kabinette zwei 1989 entstandene Landschaften stehen. In ihnen sind Erde, Wolken, Wasser und Himmel klar geschieden, wobei in einem Fall der Mond deutlich in Erscheinung tritt und Wolken und Meer in ein fahles Licht taucht.
 

Foto Hiroshi Sugimoto, Revolution 011, 1992, Rotes Meer, Safaga

Hiroshi Sugimoto, Revolution 011, 1992, Rotes Meer, Safaga
Silbergelatineabzug, 239 x 119,5 cm
© 2012 Hiroshi Sugimoto

 
Der Ausgangspunkt für die fünfzehn Arbeiten mit dem Titel „Revolution“ liegt in nächtlichen Meereslandschaften, in denen nur das Meer, der Himmel und der Mond zu sehen sind. Durch Drehung um 90° im Uhrzeigersinn werden aus Horizonten vertikale Linien. Das Romantische des Nachtbildes verflüchtigt sich. Ohne die materielle Substanz oder das motivische Ensemble zu verändern, werden durch die Transformation naheliegende Bedeutungen ausgeblendet bzw. um ihre Evidenz gebracht. An ihre Stelle tritt gleichsam eine abstrakte Konfiguration von großer Eigenständigkeit. Es ist letztlich die Präsenz des Ästhetischen, die Sugimoto mit den neuen Werken nachdrücklich zur Erscheinung bringt. Das Verfahren verdankt sich herkömmlichen Vexierbildern, bringt aber in diesem Fall keine neuen erzählerischen Momente hervor, sondern führt zu hermetischen Kompositionen, die an Werke amerikanischer Malerei wie etwa von Barnett Newman erinnern können.

In Tokyo geboren und aufgewachsen, verließ Sugimoto 1972 seine Heimatstadt, um in Los Angeles ein Kunststudium zu beginnen. 1974 zog es ihn nach New York, wo er bis heute lebt und arbeitet, wobei er aber auch einen Wohnsitz in Tokyo hat.

Die Ausstellung ist vom 25. Oktober 2012 bis 10. Februar 2013 im Museum Brandhorst zu sehen.

Zur Ausstellung erscheint das Buch „Hiroshi Sugimoto: Revolution“ mit Texten von Hiroshi Sugimoto und Armin Zweite in deutscher und englischer Sprache im Hatje Cantz Verlag (Preis 48,00 €, ISBN 978-7757-3471-4).
 

Portrait Hiroshi Sugimoto, Foto: Haydar Koyupinar

Portrait Hiroshi Sugimoto
Foto: Haydar Koyupinar

 
Ausstellung:
Hiroshi Sugimoto
Revolution
25. Oktober 2012 bis 10. Februar 2013

Museum Brandhorst
Kunstareal München
Theresienstraße 35 a
80333 München
 

(thoMas)