Kodak-Chef Antonio Pérez schafft es einfach nicht, eine stringente Strategie für das schwer angeschlagene Unternehmen zu entwickeln und durchzuhalten. Nach dem Film- und Fotopapiergeschäft soll jetzt auch das Geschäft mit Heimdruckern sukzessive aufgegeben werden:
Drucker für Endanwender, vor wenigen Jahren als ein Heilsbringer für den kränkelnden Konzern auserkoren und noch vor wenigen Wochen als wichtiger Bestandteil der Überlebens-Strategie angesehen, sollen nun nach Pérez Willen obsolet werden. Eastman Kodak will ab 2013 das Tintenstrahldrucker-Geschäft herunterfahren und stattdessen lieber Geld mit dem Tintenverkauf für die installierte Basis verdienen.
Nachdem das amerikanische Unternehmen Eastman Kodak, das seit Anfang 2012 in den USA unter Insolvenzverwaltung nach Chapter 11 steht, kurz darauf meldete, dass man sich zur Erholung auf profitable Bereich konzentrieren wolle, darunter Tintenstrahldrucker und das traditionelle Film- und Fotopapiergeschäft, folgte im August 2012 die Meldung, dass man das Film- und Fotopapiergeschäft verkaufen wolle. Dem folgt nun die Nachricht, dass Eastman Kodak ab 2013 die Verkäufe von Tintenstrahldruckern herunterfahren und sich auf den Tintenverkauf für die installierte Basis konzentrieren wolle: Kodak Continues Progress toward Emergence. Man erhofft sich damit einen deutliche Verbesserung des Cashflow. Eine weitere Maßnahme, die Geld in Kodaks Kassen spülen sollte, ist der beabsichtigte Patente-Verkauf. Bislang gelang es allerdings nicht, einen Käufer zu finden.
Im Zuge der „Wiederauferstehung“ will Kodak weltweit noch mehr Mitarbeiter entlassen als ursprünglich geplant. Insgesamt sollen 3900, und damit knapp ein Viertel (23 %) aller Kodak-Mitarbeiter, im Jahr 2012 ihren Arbeitsplatz verlieren.
Die dramatische Entwicklung von Kodak macht diese Grafik deutlich:
Aktienkurs von Eastman Kodak, 2008 – 2012, in US-Dollar
Von Oktober 2008 bis Oktober 2012 sank der Aktienkurs von damals knapp 29 US-Dollar auf heute 19 US-Cent (außerbörslich *). Damit brach der Börsenwert von Eastman Kodak in nur vier Jahren auf rund 1/150 ein. Wobei ergänzend angemerkt sei, dass auch der Oktober 2008 kein „goldener Oktober“ für Kodaks Aktienkurs war: 10 Jahre vorher, in den besten Zeiten, notierte der Kurs bei um die 80 US-Dollar, um zunächst in den Sinkflug und schließlich in den freien Fall überzugehen.
Antonio Pérez führt Kodak seit dem 2. April 2003.
(thoMas)
* Seit Kodak am 19. Januar 2012 „eine freiwillige Reorganisation der Geschäftstätigkeit gemäß Chapter 11“ einleitete (wobei anzumerken ist, dass kein Unternehmen „freiwillig“ den Schutz vor Gläubigern gemäß Chapter 11 sucht, sondern das nur tut, wenn es die Verbindlichkeiten nicht mehr bedienen kann), werden Kodak-Aktien nurmehr außerbörslich am OTC Bulletin Board gehandelt.
Was ist aus dieser Firma geworden?
Die Dias aus den 50er Jahren (meine Kindheit) kann man immer noch anschauen. In “Gedenken” :
http://www.dailymotion.com/video/x1g9q7_simon-garfunkel-kodachrome_music
Schade, sehr schade.
Das Lied bleibt…
der Rest wird noch für einige Nostalgie bleiben und dann ganz verschwinden. Ich werfe auch den Dinos kein Missmanagement vor, ihre Zeit war halt einfach rum.
P.S.: ich hab noch zwei 64er in Memory!
[quote=Gast]Die Dias aus den 50er Jahren (meine Kindheit) kann man immer noch anschauen. In “Gedenken” :
http://www.dailymotion.com/video/x1g9q7_simon-garfunkel-kodachrome_music
Schade, sehr schade.[/quote]
Kodachrome und Nikon, Superkombination der Siebziger
Toller Song, passt zur Nostalgie, in dem Lied erwähnten Simon & Garfunkel auch die Kamera, die notwendig ist, um die Kodachrome-Schärfe voll auszunutzen: Nikon. Textstelle: “A sunny day, I got a Nikon camera….”. [quote=Gast]Die Dias aus den 50er Jahren (meine Kindheit) kann man immer noch anschauen. In “Gedenken” :
http://www.dailymotion.com/video/x1g9q7_simon-garfunkel-kodachrome_music
Schade, sehr schade.[/quote]
Where do you go to…
Heute stehen wir vor dem Abgrund – Morgen sind wir einen Schritt weiter. (Witz aus der ehemaligen GDR). “You Press the Button – We do the Rest” so der geniale Claim von George Eastman für Kodak. “Chapter 11 press the Button – Antonio Pérez do the Rest.” >>> no comment
Nö,
[quote=hinterobermaier](Witz aus der ehemaligen GDR)[/quote]
das war ernst gemeinter O-Ton Honni.
Und ausserdem hiess das, wenn überhaupt, SBZ.
Rekord! 10 Jahre Sichtum bei Kodak, aber immer noch dabei!
Weltrekord für Kodak! 10 Jahre miese Bilanzen und sinkende Aktienkurse, aber immer noch am Markt. Alle Achtung! Was hat man in diesen 10 Jahren nicht alles für Parolen herausgegeben und herumprobiert. Jetzt kommt die neueste Drucker-Nummer: Tinte für Kodak-Drucker, deren Produktion eingestellt wird! Wow, da muss man wirklich drauf kommen. Das nennt man dann Marktverwirrung oder Mitbewerbertäuschung. Nun den, auf die nächsten 10 Jahre Kodak! Dann seit ihr immer noch dabei. Ihr habt dann weltweit noch 5 Mitarbeiter und Euer Aktienkurs hat sich dann endlich bei 1 Cent stabilisiert.
Sudel Eddi.
Die ganze Welt ist eine Wolke!
Pérez ist der zweitgrösste
Pérez ist der zweitgrösste Werte- & Geldvernichter der Geschichte nach Schrempp (Ex-Vorstand Daimler-Chrysler-Mitsubishi-Fokker).
Der Spanier. Viva. schrieb:
[quote=Der Spanier. Viva.]Pérez ist der zweitgrösste Werte- & Geldvernichter der Geschichte nach Schrempp (Ex-Vorstand Daimler-Chrysler-Mitsubishi-Fokker).[/quote]
Kann nicht sein. Die Plätze 1-3 sind schon von den Vorständen spanischer Banken belegt.
http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/spanien-banken-stresstest-gut-haushaltslage-schlechter-als-erwartet-a-858736.html
Der Spaniel. Wau!
Völliges Unverständnis
Ich bin völlig fassungslos. Wie kann man ein Unternehmen so in den Abgrund führen. Pérez scheint absolut ideen- und perspektivenlos sein. Warum um Alles auf dieser Welt haben die nicht bei der Sensorentwicklung weitergemacht. Olympus und Leica waren doch brave Auftraggeber. Dass die Flut von Kompakten kein Geschäft sind, glaube ich gerne. Aber als Zulieferer kann man, siehe Sony, gut die Auftragsbücher füllen. Nicht zu vergessen, dass die ersten Vollformat Nikons vom Kodak kamen.
Wie kann man dieses Geschäft zugunsten von Druckern aufgeben.
It’s the personality, stupid
Shame on you, “Mr.” Perez!
Bei den Patenten…
… kreisen wohl schon die Geier, und schleichen die Hyänen um den vor Auszehrung eingeknickten Elefanten – wozu teuer hinauflizitieren, wenn man die Beute aus der Konkursmasse fast geschenkt bekommen wird?
Scheint sich
um vernunftgesteuertes Verhalten seitens der Gläubiger zu handeln … 😎
Schlechte Verarbeitung
Kodak hat mit den Druckern kein gutes Händchen bewiesen. Die grundlegende Technik des Drucks ist gut, aber die Drucker sind mies. Fehlerhaft und mit Firmware-Bugs. Und das schon seit Anfang an. Die ersten Kunden haben wohlwollend Drucker gekauft und sind reihenweise auf die Schnauze geflogen. Ich hab einen der dritten (!) Generation gekauft, im naiven Glauben, dass ja wohl jetzt die Fehler ausgemerzt wären. Beim ersten Versuch, eine Patrone zu wechseln, fuhr der Schlitten nicht in die Mitte. Gerät ausgetauscht (ab da vermutlich Verlust für Kodak). Wenige Drucke später ging dann etwa ein halbes Jahr später nix mehr, weiße Blätter; auch nach Austausch der Patronen und des gesamten Druckkopfs. Habe auf weiteren Gerätetausch verzichtet und würde Kodak nicht mehr empfehlen. Wenn es vielen so geht, ist es kein Wunder, dass Kodak auch diesen Bereich loswerden will.
Im übrigen ist die Zeit des Heimfotodrucks schon wieder rum; weder Epson noch HP noch Canon bieten noch A4-Drucker mit breitem Gamut an.
Thyl
Pérez.
Ist Pérez jetzt eigentlich Spanier oder Spaniel?
Na ja, dem Namen nach könnte er ja auch Make-Sick-aner sein.
Geordnete Abwicklung. Schade!
Für mich sieht das alles aus, als wolle man das, was noch übrig ist, nun geordnet abwickeln. Der einstmals gelbe Riese ist im Grunde heute schon Geschichte.
Ob es hätte anders kommen können? Vielleicht. Dann hätte man aber bereits in den 90er Jahren die Weichen grundlegend anders stellen müssen. Weg vom Chemie-Film hin zur Zukunft der Bildaufzeichnung – und zwar ohne angezogene Handbremse! Ob das bei den Aktionären, im Unternehmen und in der Öffentlichkeit zu dem Zeitpunkt, zu dem es nötig gewesen wäre, durchsetzbar war, ist dann natürlich eine andere Frage.
Auch fast schon legendäre Unternehmen haben halt keine Unsterblichkeitsgarantie. Was bleibt, sind bei mir die Erinnerungen an den ersten selbst entwickelten Film. Das war ein Kodak T-Max 100 im Volkshochschulkurs Dunkelkammer vor nunmehr über 20 Jahren.
Sei mal nicht so hart.
Kodak war immerhin DER Pionier der digitalen Bildaufzeichnung. Kodak hat schon digital gemacht, da wussten Canon und Nikon noch nicht mal was digital bedeutet. Nur wusste damals noch niemand wohin die Reise geht, gehen kann. Die allererste Digitalkamera wurde, ja, bei Kodak gebaut. Nur: Die passte noch nicht an einen Schultergurt, geschweige denn in eine Hosentasche. Und Computer, die die Bilder hätten anzeigen können, standen auch noch in keinem Wohnzimmer. Folglich ging bei Kodak die Entwicklung in Richtung Investionsgüter (Belichter, Wissenschaft, Militär). Erst als Kodak und die Computer- und Halbleiterbranche die Grundlagenarbeit gemacht haben und die Bausteine entsprechend klein wurden, ging auf einmal alles ganz schnell. Und so ein Riesenschiff wie Kodak reisst du nicht mal eben schnell rum. Zumal noch keiner wusste, ob das nur eine Eintagsfliege mit dem Digital im Massenmarkt ist oder nicht (Wer will sich schon Fotos auf einem Computermonitor anschauen?).
Die Revolution fraß gewissermaßen ihren Vater.