Puh, geschafft. Die Fußball-EM ist vorbei. Der Fokus kann sich wieder auf andere schöne Dinge richten. Zum Beispiel auf einige interessante Fotobücher aus diesem Frühjahr, die wir bisher noch nicht vorgestellt haben:
Ein solches Buch ist Nina Poppes Band „Ama“, der im Kehrerverlag Heidelberg erschienen ist. In anmutige Bilder gießt Poppe das Leben der japanischen „Ama-San“, jener „Frauen der Meere“, die bis ins hohe Alter bis zu 20 Meter tief tauchen, um auf die Jagd nach Meerschnecken zu gehen, die in Ostasien als Delikatesse gelten. Die Kölner Fotografin schildert in ihrem fein gedruckten Buch eine sehr besondere Frauendomäne wundervoll zurückhaltend und elegant fotografiert. Ein Augenschmaus.
Gerne blättert man auch in dem bei Prestel erschienenen Band „Beautiful Britain. Photographs from the 1970s to the Present“. Der britische Modefotograf Iain McKell porträtiert seine Heimat in zum Teil unglaublich skurrilen Bildern. Ein „Kaleidoskop britischer Wirklichkeit“ ist dieses Buch. Es versammelt Fotografien, welche die Eigenheiten und Schrulligkeiten der Engländer grell ausleuchten doch stets mit viel Herz für die Gezeigten.
Mohnfeld in der Provinz Balkh, Afghanistan, 2003
Mamik und Farzana. Als Mamik’s Vater starb, heiratete ihre Mutter wieder, aber ihr neuer Ehemann lehnte die Kinder aus erster Ehe ab. Mamik musste bei ihrem Bruder und dessen Frau leben. Ihre Augen entzündeten sich, wurden aber nie behandelt. Wenn die schlimmste Mittagshitze vorbei ist, führt Farzana ihre blinde Freundin durchs Dorf. „Ich kann kaum mehr sehen“ sagt Mamik. „Nur das Sonnenlicht oder sehr helle Lampen.“ Shikhan, 2001, Afghanistan.
Robert Knoth und Antoinette de Jong haben das vielleicht stärkste Buch dieser Tage fotografiert. Ihr Band „Poppy. Trails of Afghan Heroin“, erschienen bei Hatje Cantz, porträtiert die ehemalige Seidenstraße als heutige Drogenroute in aufregenden Bildern. Ein Buch über die dunkle Seite der Globalisierung über die Wege des Heroins von Afghanistan nach Westeuropa. Ein Buch auch, das jene zeigt, die an dem Handel gewinnen und jene, die verlieren.
Fotos: Peter Puklus
Und noch ein Buch aus dem Kehrerverlag Heidelberg möchten wir in diesem Monat empfehlen. Peter Puklus’ „One and a half meter“ zeigt auf einfühlsame Weise das direkte Umfeld des ungarischen Fotografen. „Ich sammle Porträts der Menschen, die mich umgeben. Ich dokumentiere und bilde diejenigen ab, die mir in der einen oder anderen Weise nahe stehen (ich sammle Erinnerungen). Irgendwann werde ich alle haben. Egal ob Verwandte oder Freunde, wichtig ist, dass das Foto meine Beziehung zu ihnen symbolisiert, die Beziehung der Menschen auf dem Foto untereinander oder das persönliche Geheimnis, das das Auge enthüllen könnte. Ich halte einen Moment fest, dessen Magie im Vertrauen liegt; Intimität und Fotografie, mit anderen Worten, die Geschichte von Liebe, Freundschaft und Identität.“ Ein berührendes Buch.
Ein etwas anderes Buch über ein etwas anderes Stadtviertel ist „St. Pauli Vom Pfosten bis zur Ritze“, erschienen bei Edel. Wer hier wohnt, der fühlt sich seinem Viertel auf besondere Art verbunden. Für all jene und alle anderen, die St. Pauli lieben ist dieses Buch gemacht. Ein Band über Fußball, Punkrock, Street Art, über ein Viertel mit einem ungewöhnlichen Lebensgefühl mit vielen Fotografien von Robert Grischek und schließlich noch zwei CDs, die erleben lassen, wie Punkrock auf St. Pauli klingt.
Fotos: Andrea Hoyer
Und noch ein letztes Fotobuch möchten wir Ihnen in diesem Monat vorstellen. Andrea Hoyers Band „Recollections“ versammelt Bilder einer sechs Jahre langen Reise quer durch die frühere Sowjetunion. Sehr unterschiedlich sind die Lebenswelten in den verschiedenen Ländern und sehr unterschiedlich sind die Schwarzweiß- und Farbbilder, die Hoyer gefunden hat. Von ganz besonderer Schönheit ist die Lichtbehandlung der Fotografin: ein schwermütiges, rätselhaft-entrücktes Fotobuch, das mit nur 144 Seiten mehr erzählt als viele Schwergewichte der aktuellen Fotobuch-Produktion.
Am Ende von Foto-Frisch steht wie immer eine Empfehlung, Fotokunst käuflich zu erwerben. Man kann in Onlinegalerien fündig werden, bei Fotokunst-Galerien, auf Kunstmessen, in Auktionshäusern, bei Kunsthändlern oder auch in den Ateliers der Künstler selbst. Wir möchten Ihnen Arbeiten vorstellen, die wir für sammlungswürdig halten angeboten von seriösen Galerien, Verlagen oder Händlern.
Diesmal empfehlen wir die „Collectors Edition“ von Nina Poppes Buch „Ama“ (mit Pigmentprint in Box, Blattformat 20 x 24 cm, Auflage 30+5) zum Preis von Euro 290,. Wir denken: eine gute Anlage.
(Marc Peschke)
Fotokunst käuflich erwerben
die Berliner Bank bietet dafür sogar spezielle Kredite an (keine Werbung, kenne grade keine andere Bank die dieses tut).
Das Geld dafür
kommt eh vom Steuerzahler – trifft also nur die Dummen … 😎