Die Pinakothek der Moderne in München zeigt mit true stories stilprägende amerikanische Fotografie. Zu sehen sind die Werke noch bis Ende September 2012:
Presseinformation der Pinakothek der Moderne:
Garry Winogrand (1928-1984), Los Angeles, California, 1969
Bromsilbergelatineabzug (vor 1984), 21,8 x 32,8 cm (Bildmaß)
Seit 2003 Dauerleihgabe der Siemens AG, München, für die Sammlung Moderne Kunst
© Estate of Garry Winogrand
true stories
Amerikanische Fotografie aus der Sammlung Moderne Kunst
Die amerikanische Fotografie bildet einen umfangreichen und zugleich hochkarätigen Sammlungsschwerpunkt, der erstmals in einem konzentrierten Überblick vorgestellt wird. Das zentrale Interesse junger Fotografen, die sich seit den späten 1960er Jahren mit den veränderten politischen, gesellschaftlichen und ökologischen Bedingungen der amerikanischen Lebensrealität auseinandersetzen, gilt der American Social Landscape. Sie entwickeln neuartige Stilmittel, die zwischen individueller Weltsicht, analytischer Bestandsaufnahme und konzeptuellen Strategien oszillierend eine als genuin amerikanisch empfundene Bildsprache definieren. Während die schon heute zu den modernen Klassikern zählenden Fotografen Lee Friedlander, Garry Winogrand, Robert Adams, Lewis Baltz oder Larry Clark weiterhin der Schwarzweißfotografie verpflichtet bleiben, haben vor allem William Eggleston und Stephen Shore die Farbfotografie als künstlerisch eigenständige Ausdrucksform etabliert. Die Ausstellung führt rund 130 Werke zusammen, die sich sowohl dank der Siemens Fotosammlung als auch aufgrund von Erwerbungen, Stiftungen und Schenkungen in Museumsbesitz befinden. true stories spannt einen weiten Bogen von der subjektiv intendierten Straßenfotografie der 1960er Jahre über die betont sachlichen Landschaftsstudien der sogenannten New Topographics bis hin zu konzeptuell angelegten Arbeiten von John Baldessari und Dan Graham und beendet den Rundgang mit dem erst vor einigen Jahren entstandenen New York-Zyklus der Künstlerin Zoe Leonard, der gleichermaßen ein Hohelied wie den Abgesang auf die analoge Fotografie darstellt.
Lee Friedlander (*1934), New York City, 1966
Bromsilbergelatineabzug, Barytpapier (kartonstark), 21,9 x 32,8 cm (Bildmaß)
Seit 2003 Dauerleihgabe der Siemens AG, München, für die Sammlung Moderne Kunst
© Lee Friedlander
Lee Friedlander (*1934), Route 9W, New York, 1969
Bromsilbergelatineabzug, Barytpapier (kartonstark), 20,4 x 30,5 cm (Bildmaß)
Seit 2003 Dauerleihgabe der Siemens AG, München, für die Sammlung Moderne Kunst
© Lee Friedlander
»Es gibt eine neue Generation von Fotografen, die den dokumentarischen Ansatz ins Persönliche wenden. Ihre Arbeiten lassen eine Neigung für das Unvollkommene, Fragile der Gesellschaft erkennen. Ihnen geht es nicht darum, das Leben zu verbessern, sondern es zu kennen.« Mit der Ausstellung New Documents läutete der einflussreiche Foto-Kurator am New Yorker Museum of Modern Art, John Szarkowski, im Frühjahr 1967 eine neue Ära der amerikanischen Fotografie ein. Die vertretenen Fotografen, neben Diane Arbus, Lee Friedlander und Garry Winogrand, standen für eine veränderte Haltung innerhalb der dokumentarischen Fotografie, die ausschließlich von der subjektiven Sicht auf die Wirklichkeit des einzelnen bestimmt war. Der Gegenstand des fotografischen Interesses war die American Social Landscape und ihre Bedingungen. Es ging dabei weniger um die Natur-Landschaft und deren zunehmende kulturelle Überformung, als um den urbanen oder urbanisierten Raum und das Agieren des Menschen in ihm.
Dabei verweigerten sich die neuen Dokumentaristen einem offenkundigen aufklärerischen Impetus, sondern wendeten sich dem Alltäglichen und Gewöhnlichen zu. Eine Gegenbewegung zu dieser subjektiven Ausdrucksform stellte die Ausstellung New Topographics:Photographs of a Man-Altered Landscape dar, die Mitte der 1970er Jahre vom International Museum of Photography in Rochester organisiert wurde. Ihre Protagonisten, unter ihnen Robert Adams, Lewis Baltz, Nicholas Nixon und Stephen Shore, beriefen sich zwar ebenfalls auf eine dokumentarische Haltung und Vorbilder wie Walker Evans und Robert Frank, doch sahen sie sich vor allem in der Tradition der topographischen Fotografie des 19. Jahrhunderts. Als wesentlicher Initiator dieser ausdrücklich nicht um Stil bemühten Arbeitsweise gilt der in Los Angeles ansässige Künstler Ed Ruscha. Eine distanzierte, analytisch anmutende und zugleich urteilsfreie Beschreibung ist ihr zentrales Anliegen, ihr Thema die vom Menschen veränderte Landschaft. Es ist vor allem das von Mythen und Wunschvorstellungen geprägte Bild des amerikanischen Westens, das durch Kommerzialisierung und ökologischen Raubbau schon lange von der Realität eingeholt wurde, das in ihren Werken sichtbar wird.
Martha Rosler (*1943 ), Donuts, New Jersey Turnpike, 1995 aus der Serie »Rights of Passage«
C-Print, 36,4 x 99,5 cm (Bildmaß)
Seit 2003 Dauerleihgabe der Siemens AG, München, für die Sammlung Moderne Kunst
© Martha Rosler
William Eggleston (*1939), Ohne Titel, 1980, Erste von 15 Arbeiten aus dem Portfolio »Troubled Waters«
Dye Transfer Print, 29,0 x 44,0 cm (Bildmaß)
Seit 2003 Dauerleihgabe der Siemens AG, München, für die Sammlung Moderne Kunst
© Eggleston Artist Trust
Der entscheidende Quantensprung auf dem Weg zur Etablierung der Farbfotografie vollzog der Südstaatler William Eggleston mit seiner 1976 ebenfalls im New Yorker Museum of Modern Art gezeigten Ausstellung sowie der Veröffentlichung des William Egglestons Guide. Die harsche öffentliche Kritik an seinen Bildern galt nicht dem Einsatz von Farbe, sondern dem Umstand, dass Eggleston bis dato als nicht bildwürdig erachtete Dinge und Alltagssituationen – der Blick in ein vereistes Kühlfach oder auf ein Früchtestillleben – aus dem Moment heraus und scheinbar nachlässig fotografierte, um sie dann mittels des kostspieligen und aufwendigen Dye-Transfer-Verfahrens in exquisite Prints zu übersetzen. In Egglestons Bilderkosmos, der stark von der Motivwelt und dem Licht des Mississippi Deltas geprägt ist, ist Farbe bildkonstituierend. Der mit dieser Ausstellung einsetzende »rush to colour« führte in den folgenden Jahren zu einer flächendeckenden Durchsetzung der Farbfotografie im Bereich der künstlerischen Fotografie, von den USA ausgehend auch in Europa und vor allem in Deutschland.
Mit Ende der 1970er Jahre etablierte sich eine künstlerische Haltung, die unter Rückgriff auf vorgefundenes Bildmaterial aus Kunst, Film, Werbung oder den Massenmedien neue Bildvorstellungen formuliert und im gleichen Atemzug tradierte künstlerische und kunsthistorische Kategorien wie Autorenschaft, Originalität, Einzigartigkeit, geistiges Eigentum und Authentizität zur Diskussion stellt. Als Impressario dieser Appropriation Art gilt der in Kalifornien lebende und lehrende Künstler John Baldessari, als einer ihrer bekanntesten Vertreter Richard Prince, der vor allem durch seine künstlerischen Adaptionen von Werbebildern bekannt wurde. Aber auch die Konzeptkunst der 1960er und 70er Jahre bediente sich der Fotografie, sowohl als Teil einer mit unterschiedlichsten Materialien agierenden künstlerischen Praxis als auch als singuläres Medium, um Aktionen, Happenings oder Performances zu dokumentieren. Wie das Werk von Dan Graham oder Zoe Leonard deutlich macht, sind die ehemals strikten Grenzen zwischen einer Fotografie, die sich auf die eigene, medienimmanente Geschichte bezieht, und der Verwendung von Fotografie als bildnerische Strategie im Kontext zeitgenössischer Kunst fließend geworden.
Begleitend erscheint ein Ausstellungsmagazin, 16 Euro
Verantwortliche Kuratorin:
Dr. Inka Graeve Ingelmann
Sammlung Fotografie und Neue Medien
Larry Clark (*1943), Tulsa, 1972
Silbergelatineabzug, 20,3 x 25,4 cm (Blattmaß)
Sammlung Moderne Kunst in der Pinakothek der Moderne München, 2003 erworben von PIN. Freunde der Pinakothek der Moderne
© Larry Clark
John Baldessari (*1931), Man Running/Men Carrying Box, 1988-1990
Bromsilbergelatineabzüge, Vinylfarbe und Ölfarbentönung, Teil 1: 121,3 x 118,6 cm; Teil 2: 121,3 x 146,6 cm (Bildmaß)
Seit 2003 Dauerleihgabe der Siemens AG, München, für die Sammlung Moderne Kunst
© John Baldessari
Künstler:
Robert Adams, John Baldessari, Lewis Baltz, Larry Clark, William Eggleston, Lee Friedlander, John Gossage, Dan Graham, Zoe Leonard, Nicholas Nixon, Richard Prince, Martha Rosler, Judith Joy Ross, Ed Ruscha, Stephen Shore, Garry Winogrand
Ausstellung:
true stories
Amerikanische Fotografie aus der Sammlung Moderne Kunst
Ausstellungslaufzeit: 02.03.-30.09.2012
Pinakothek der Moderne, Saal 21
Barer Straße 40
80333 München
Zoe Leonard (*1961), Aus der Serie »Analogue«, 1998-2006
Dye-Transfer-Print, 50 x 40 cm
Sammlung Moderne Kunst in der Pinakothek der Moderne München. 2009 erworben von PIN. Freunde der Pinakothek der Moderne e.V.
© Zoe Leonard
(thoMas)
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Vielen Dank für den Tip, werd ich mir auf jeden Fall ansehen (Auch wenn die Aufnahmen nicht mit der Brillanz der Nikon D800 aufwarten können)
Nicht mal
damit können sie aufwarten … um genau zu sein.
???
[quote=einherzfuerpeter]Vielen Dank für den Tip, werd ich mir auf jeden Fall ansehen (Auch wenn die Aufnahmen nicht mit der Brillanz der Nikon D800 aufwarten können)[/quote]
also ich finde die Bilder auch ganz toll, aber sie sind ganz eindeutig nich so gut wie mit ner Canon EOS D50 gemacht. in Echt! Besonders das Bokeehh (oder heisst das Bukee???)
Einfurzherrpeter
münchen
Das was in der Klammer steht ist ja sicher nicht ernst gemeint, sondern bezieht sich auf deinen nickname. Die hier gezeigten Bilder und alles was auch ich mir dieses Jahr noch ansehen werde, hat ja nun wirklich nichts mit der Superkamera 800E zu tun. Um in die Zeit zurückzugehen und mit Feininger zu sprechen, hat die Qualität der Fotografien nichts zu tun mit der Ausrüstung. Aber das sehen hier die bekannten Sachverständigen und Lieblinge der Fotohändler sicher ganz anders.