Heute Abend zeigt der MDR einen Film über die Geschichte des VEB Pentacon. Der volkseigene Betrieb versorgte Ost und West 25 Jahre lang u.a. mit Praktica-Kameras, hatte nach der Wende aber keine Chance mehr:
Der MDR Sachsen hat für seine Sendereihe „Spurensuche in Ruinen“ einen Film zur Geschichte des VEB Pentacon gedreht, der heute Abend um 22:00 Uhr ausgestrahlt wird. Zu Wort kommen zahlreiche Zeitzeugen; geschildert werden Aufstieg, Erfolg und Niedergang eines der größten Fotounternehmen der DDR. Am bekanntesten ist sicherlich die Spiegelreflex „Praktica“, die bei uns damals auch als „Revueflex“, „Hanimex“ usw. zu kaufen war.
Siehe dazu auch: Praktica und die Dresdner Kameraindustrie.
Praktica BX20s
Exakta 66
(thoMas)
Meine “Fotokarriere” begann
mit einer VX1000 dann RTL1000. Mit Objektiven von 20-135mm, später 180 und 300mm Zeiss Jena. Dann Pentacon Six 50 bis 300mm
Angst
[quote=Hififan]da der verkappte Parteisekretär oder der der es nie sein durfte?![/quote]
Sie haben Angst vor der Wahrheit. Denn die gefährdet Ihr Bewusstsein, zerstört die heile Welt, in der Sie leben. Ich kann Sie da verstehen.
Natürlich greifen Sie nach den üblichen Klischees der Diskreditierung – dies zeigt zugleich Ihre Hilflosigkeit vor dem Problem. Sie erinnern mich an den Film MATRIX. Da gibt es einen Darsteller, der sagt, dass er lieber betrogen und glücklich leben will als wissend und in Armut und Krieg.
MfG
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Wissen ist Macht.
[Francis Bacon, 1561 – 1626]
Ach
ist das langweilig! Sie glauben zu wissen, aber bestimmt nicht meine Einstellung zur Wahrheit, ob ich diese erkenne oder sehen will! Und glauben Sie mir, die hatte ich auch in der DDR erkannt, in der wir genauso verarscht wurden wie in diesem jetzigen System! Na dann träumen Sie weiter und zitieren Sie was Sie nie erreichen werden, WISSEN!
Das Matrix-Zitat
ist kein solches, sondern eine realitätsgetreue Zustandsbeschreibung unserer “ersten” Welt.
Dann soll der MDR Sachsen
auch mal zB nach Cottbus in den ehemaligen Stasiknast gehen und sich mal zeigen lassen wo viele Teile für die Kamerafertigung gestanzt und mechanisch bearbeitet wurden! Und zwar unter nicht gerade optimalen Arbeitsverhältnissen, bei schlechtem Licht und unter einem Druck der eigentlich dem Kapitalismus zugeschrieben wurde. In der öffentlichen DDR Industrie wurde dagegen Maximum nur die Hälfte davon gearbeitet! Die Arbeit für VEB Pentacon war gelinde gesagt Ausbeutung pur! Ich weis dies aus eigener Erfahrung zwischen 1978/81!
Aber ich möchte wetten das davon niemand mehr etwas wissen will, geschweige es noch vor Ort nachzuweisen ist!
Praktica aus dem Stasiknast?
Oh – ich wusste das nicht. Finde ich aber ein spannendes Thema. Zumal ukrainische Kameras (FED) einen ähnlichen Hintergrund haben.
Niemand
sollte ernsthaft daran zweifeln, dass der Staatskapitalismus, wie auch einst der Nationalkapitalismus, nur eine Spielart des globalen Kapitalismus war und ist.
Kann doch nicht verkehrt sein
wenn man den DDR-Kritikern das wahre Gesicht des Kapitalismus vorgeführt hat, oder?
Hätte man es doch bloß der ganzen DDR-Bevölkerung rechtzeitig gezeigt! Dann hätten sie nicht so gierig auf den mit Bananen geköderten Haken gebissen.
Übrigens sind die Produktionsbedingungen in der HEUTIGEN Elektronik- und damit auch Fotoindustrie übrigens überwiegend noch weit schlechter als im damaligen Stasiknast. Und das im ganz freien Westen des fernen Ostens, wo fast alle bezahlbaren Kameraträume heute herkommen.
Viel Spaß beim Knipsen!
Freiheit und Kameras
[quote=Gast]wenn man den DDR-Kritikern das wahre Gesicht des Kapitalismus vorgeführt hat, oder?
Hätte man es doch bloß der ganzen DDR-Bevölkerung rechtzeitig gezeigt! Dann hätten sie nicht so gierig auf den mit Bananen geköderten Haken gebissen.
Übrigens sind die Produktionsbedingungen in der HEUTIGEN Elektronik- und damit auch Fotoindustrie übrigens überwiegend noch weit schlechter als im damaligen Stasiknast. Und das im ganz freien Westen des fernen Ostens, wo fast alle bezahlbaren Kameraträume heute herkommen.
Viel Spaß beim Knipsen![/quote]
Der Trick des Kapitalisten ist es, den Proleten nicht zum Arbeiten einzusperren (wie im “Osten”, wo sogar Arbeit Pflicht des Bürgers war), sondern ihm mit Ausschluss aus der freiheitlichen Lebensweise zu drohen. 😀 Denn ohne Geld keine sogenannte Freiheit.
Darum kann man heute im Westen jeden Müll im Überfluss kaufen – auch Kameras, die nicht jeder wirklich haben will noch sie sich leisten kann. Das bedeutet auch: Je teurer die Kamera, die man kauft, desto freier ist man. Genial, oder? Das perfekte Hamsterrad.
MfG
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Wissen ist Macht.
[Francis Bacon, 1561 – 1626]
Spricht
da der verkappte Parteisekretär oder der der es nie sein durfte?!
Herzblut
Dann bin ich mal gespannt, welche Bilder die Journalistensicht nach zwanzig Jahren hervorbringt.
Ganz klar ist, der DDR-Kamerabau war ein hoch angebundenes Politikum. Zur Selbstbestätigung des herrschenden Regimes und der “Richtigkeit” des Sozialismus. Geheimniskrämerei gab es nicht nur aus technologischen sondern vor allem aus politischen Gründen. Wer das nicht verstand, war naiv. Erstaunlich war das Konglomerat unterschiedlicher Leistungsmotivierung, eher selten “kommunistisch” geprägt.
Nach der “Kombinatsabwicklung” ist mir NIE wieder eine derartig große Gruppe, allein wegen der faszinierenden Technik entusiastisch arbeitender Menschen begegnet. An jeder Ecke war der Mangel ersichtlich, und doch wurde irgendwie eigentlich Unmögliches mit Ideen und Improvisation doch ermöglicht. Natürlich ist dabei die Ökonomie völlig auf der Strecke geblieben – das ging nur im (durchaus nicht so gemütlichen) Sozialismus – zur Verfolgung von Staatsinteressen.
der alte Pentaconer,
welcher sich über die vielen Grabenkämpfe über Fototechnik, von unausgelasteten Nerds, nur wundert – auch deshalb kaum Beiträge schreiben mag
Lebendige Geschichte
[quote=Gast]Nach der “Kombinatsabwicklung” ist mir NIE wieder eine derartig große Gruppe, allein wegen der faszinierenden Technik entusiastisch arbeitender Menschen begegnet. [/quote]Aus welcher Perspektive man das auch betrachtet, es ist ein lebendiges Stück deutscher Geschichte.
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Mal wieder ein Bildchen:
Marktprinzip
[quote=Gast]…
der alte Pentaconer,
welcher sich über die vielen Grabenkämpfe über Fototechnik, von unausgelasteten Nerds, nur wundert – auch deshalb kaum Beiträge schreiben mag[/quote]
Sie wundern sich? Wieso?
Es ist doch so:
Baue 3 Kamera-Modelle und lasse sie entsprechend teuer sein – es werden wenige Leute fotografieren.
Baue 100 Kamera-Modelle – für’n Appel und ‘n Ei bezahlbar – und die halbe Welt knipst und glaubt, etwas mit Fotografie zu tun zu haben.
Es ist der bezahlbare Überfluss, der den Leuten den Kopf verdreht. Dagegen hilft kein Mittel ausser aktiv gegenzusteuern. Wer also schweigt, obwohl er Ahnung hat, tut nichts für die gute Sache. – Neue Zeiten – neue Kämpfe.
MfG
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Wissen ist Macht.
[Francis Bacon, 1561 – 1626]
Werde mir die Sendung ansehen….
Egal in welchem System, man muss nur auf der herrschenden Seite stehen und ein Macher sein, dann geht es einem immer gut. Natürlich auf Kosten anderer. Ist auch immer gleich, egal in welchem System.
Wen interessiert schon das Leid anderer. Die reichen Fettsäcke werden den Hungerbäuchen immer das letzte Korn wegfressen, aber nur weil es gierige Händler gibt.
Aber um bei Pentacon zu bleiben, die Preise haben im Westen das Bilder machen sozialisiert. So manch armer Fotografenlehrling im Westen hat mit der SIX das Mittelformat erklommen. Ich habe keine Vorstellung davon wie viele Kameras und Set Angebote damals von Porst, Quelle und Neckermann verkauft worden sind. Es muss jede Menge gewesen sein wenn man heute in den Gebrauchtbörsen schnüffelt.
Gegen eine digitale SIX zum sozialen Preis hätte ich momentan auch nichts einzuwenden.
Die Exakta Varex war zu
Die Exakta Varex war zu ihrer Zeit okay. Die meisten Praktikas auch ganz gut brauchbar. Aber die Pentacon Six lieferte wegen ihres Spiegelschlages nur unter günstigen Bedingungen Mittelformatqualität.
Zum Glück glotze ich seit drei Jahren nicht mehr TV, denn diese weinerlichen “im Osten war nicht alles schlecht” Sendungen nerven nur.
Der Rolleiflexer
mdr
[quote=Gast]Die Exakta Varex war zu ihrer Zeit okay. Die meisten Praktikas auch ganz gut brauchbar. Aber die Pentacon Six lieferte wegen ihres Spiegelschlages nur unter günstigen Bedingungen Mittelformatqualität.
Zum Glück glotze ich seit drei Jahren nicht mehr TV, denn diese weinerlichen “im Osten war nicht alles schlecht” Sendungen nerven nur.
Der Rolleiflexer[/quote]
Ich gucke auch keinen MDR…
MfG
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Wissen ist Macht.
[Francis Bacon, 1561 – 1626]
Pentacooon
Den Bericht habe ich mir mit viel Freude angesehen und sogar aufgenommen. Besonders beeindruckend am Anfang der Betriebschor mit dem aufmunternden Lied “Die Welt zu kennen in Bild und Toooon, das ist Qualität von Pentacooon”. Insgesamt auch sehr unterhaltend durch die Interviews mit den ehemaligen Konstrukteuren und Betriebsleitern, überraschend die immer noch vorhandene Haltung der Befragten, die Prakticas wären Spitzenkameras (??) gewesen. Eine starke Übertreibung. Das lief vielleicht bis Mitte der Sechziger, dann startete die Qualitätsoffensive aus Japan. Als die Modelle von Asahi Pentax, Minolta, Canon, Topcon, Kowa, Miranda, Yashica, Konica und Mamiya die Welt eroberten, konnte die DDR-Kisten nicht mehr konkurrieren, allenfalls noch in der Preisgestaltung. 1972 kostete eine Minolta SR T 101 (eine sehr beliebte und hochwertige SLR) 726 DM, die Schraubgewinde-Spotmatic 638 DM, eine Praktica Super TL nur 450 DM, eine Nova B (Horrorkamera) nur noch 220 DM. Mit Profikameras tat sich die DDR-Kameraindustrie sehr schwer, eine richtig gut funktionierende Motorkamera stand nicht auf der Produktionsliste, selbst die Fotografen der DDR-Nachrichtenagentur ADN vertrauten deshalb eher einer Nikon F2 Motor. Das dokumentierte sogar die DDR-Fotozeitschrift “Fotografie”. Auch der Objektivbereich zeigte deutliche Lücken. Fischaugen, Zoomobjektive oder Shift – im Osten völlig unbekannt. Nach dem Zusammenbruch der westdeutschen Kameraindustrie (Zeiss Ikon/Voigtländer, Edixa, Regula usw.) konnte Pentacon wieder den Umsatz steigern, aber langfristig hatten sie nach dem Übergang von der Mechanik zur Elektronik nicht den Hauch einer Chance.
Noch eine Anmerkung: Wie erwartet – ein dicker Fehler des “mdr” war dabei. Damit sich die Kameras aus der ungeliebten DDR auch in der BRD verkaufen konnten, gab es von Photo Porst eine spezielle Porst Reflex CX mit deutlich abgeändertem Prisma, dahinter versteckte sich eine Praktica LB. Dieses Modell zeigte das mdr leider nicht, dafür ging sie auf den Handel mit der Foto-Quelle ein und präsentierte als Musterkamera nicht die optisch veränderte Praktica, sondern eine japanische Cosina CX mit dem Schriftzug Revueflex, ein grober Fehler. Cosina, Lieferant von Billig-Spiegelreflexkameras an Neckermann, Dixons (GB), Sears (USA) usw. und vor allem in den USA Praktica-Konkurrent, ist heute Lieferant von Zeiss-Wechselobjektiven.
Trotzdem, ein äußerst sehenswerter Bericht mit damaligen Aktiven. In einem früheren Bericht über “Zeiss Jena” nervte das selbstherrliche Gelaber von Lothar Späth, in diesem Fernsehbeitrag verzichteten darauf glücklicherweise die Redakteure.