Das deutsch-österreichische Fotografen-Kollektiv Seconds2Real, das sich der Straßenfotografie verschrieben hat, präsentiert sich mit einer ersten Gruppenausstellung. In Berlin sind jetzt rund 100 zeitgenössische Aufnahmen des Genres „Street Photography“ zu sehen:
Foto: Siegrfried Hansen
Das Kollektiv Seconds2Real informiert:
fascination street
Die Ausstellung
Der Straßenfotograf ist ein Sammler. Ein Sammler von Augenblicken, die er im öffentlichen Raum, im vermeintlich banalen Alltag findet. Dabei nimmt er selten aktiv am Geschehen teil, ist nur ein Beobachter, der in den Rhythmus und die Geschwindigkeit der Stadt eintaucht.
Der Straßenfotograf ist ein Magier. Er macht etwas sichtbar, das anderen Menschen verborgen bleibt. Die Puzzleteilchen des städtischen Lebens und Treibens fügen sich vor seinem Objektiv zu einem Bild zusammen. Dann drückt er auf den Auslöser und hält den Moment in einer einzigartigen Komposition fest. Dieses Foto bildet nicht eine Situation ab wie sie ist, sondern wie nur der Fotograf sie sehen kann. Eine Portion Glück ist dabei sehr oft mit im Spiel: An guten Tagen schenkt die Straße dem Fotografen besonderes Licht oder eine einmalige Begegnung direkt vor der eigenen Haustür. An schlechten Tagen scheint sie nichts preisgeben zu wollen und selbst stundenlanges fotografisches Flanieren bleibt unbelohnt.
Ausgehend vom englischsprachigen Raum erlebt die Straßenfotografie gerade eine neue Blütezeit: Publikationen, Ausstellungen, Festivals beschäftigen sich mit dem Thema. Einschlägige Internet-Plattformen vernetzen Interessierte aus aller Welt, durch leistungsfähige Handy-Kameras tun sich neue Möglichkeiten auf. Publikumsinteresse und -beteiligung schließen einander nicht mehr aus und neue Fragestellungen ergeben sich: Wer ist ein Straßenfotograf? Was sind die Zutaten für ein gutes „street-photo“? Und wo ist die Grenze zwischen Straßenfotografie und „Knipserei“?
Foto: Christian Reister
Foto: Elisabeth Schuh
Foto: Guido Steenkamp
In der Ausstellung „fascination street“ zeigt das Kollektiv Seconds2Real zeitgenössische Straßenfotografie mit Schwerpunktsetzung auf Deutschland und Österreich. Den klassischen Hochburgen der Straßenfotografie wie Paris, London oder New York setzt man Berlin, München und Wien entgegen. Die lange Tradition der Straßenfotografie, deren Geschichte in den 1930er Jahren mit den ersten kompakten Kleinbildkameras begann, führen die Seconds2Real-Fotografen im Hier und Jetzt mit einem zeitgemäßen Blick auf das öffentliche Leben fort.
Ausstellung:
fascination street
15.10.2011 30.10.2011
Meinblau Kunsthaus
Christinenstraße 18/19, Haus 5 (Pfefferberggelände)
10119 Berlin
Öffnungszeiten: Donnerstag und Freitag, 16.00 19.00 Uhr Samstag und Sonntag, 14.00 19.00 Uhr
Eintritt frei
Website:
www.seconds2real.com
Fotos: Thorsten Strasas, Kay von Aspern
Das Kollektiv Seconds2Real beschreibt sich selbst so:
Seconds2Real wurde 2007 von Fotografen aus Deutschland und Österreich als Plattform für Straßenfotografie gegründet. Die Gruppe pflegt den intensiven aktiven Austausch, zum Teil in Form persönlicher Treffen in verschiedenen europäischen Städten und ist auch mit Straßenfotografen außerhalb des deutschsprachigen Raums vernetzt. Derzeit umfasst Seconds2Real 13 Mitglieder, 9 davon sind in der aktuellen Ausstellung „fascination street“ vertreten:
Kay von Aspern (Wien) www.von-aspern.com
Mario Cuic (München) www.flickr.com/people/mariocuic
Siegfried Hansen (Hamburg) www.siegfried-hansen.de
Natalie Opocensky (Wien) www.lichtzeichnung.at
Christian Reister (Berlin) www.reister-images.de
Elisabeth Schuh (Wien) www.elisabeth-schuh.com
Guido Steenkamp (Berlin) www.guido-steenkamp.com
Andreas Stelter (Minden) www.kaipho.com
Thorsten Strasas (Berlin) www.thorsten-strasas.de
Foto: Natalie Opocensky
(thoMas)
Naja …
Das Gezeigte hat aber nicht annähernd die Faszination und den geistreichen Humor zu bieten, wie man sie von den Altmeistern dieses Genres kennt. Und was soll man denn mit dem Bild rechts von der SW-Gegenlichtaufnahme anfangen? Ein Mann, dem scheinbar ein Baum aus dem Kopf wächst … sehr lustig.
Cartier Bresson & Co. waren viel dichter am und im Geschehen. Mit Sicherheit haben auch sie solche Bilder wie die oben gezeigten in ihrem Archiv – und dort bleiben sie auch, weil sie nach kritischer Sichtung als nicht gelungen aussortiert wurden.
auch naja…
ich muss mich meinem vorkommentatoren anschließen. die second2real gemeinde ist eine von sich selbst über-überzeugte ansammlung mittelmäßiger hobbyfotografen, die an die alten magnum-traditionen anknüpfen möchten – was sie sicher verneinen werden…die fotografien sind schlicht enttäuschend, ohne tiefe, erzählen kaum geschichten… nicht, dass es gar nicht zu würdigen wäre, immerhin entstehen altagsdokumente. jeder der fotografen hat mit sicherheit zwei drei sehr schöne schnappschüsse im portfolio, aber als gesamtkunstwerk ist das einfach zu wenig. und wer 1000mal draufhält, der hat auch mal nen gutes bild. ist nicht bös gemeint..ich bin ausschließlich kunstkonsument und könnte wohl nichtmals eines der bilder machen, die da gezeigt werden, aber es gibt einfach zu viel gute fotografie, als das man so ein “schülerprojekt” unbedingt besuchen muss. von magie ist das weit entfernt. das gilt im übrigen auch für viele andere selbsternannte straßenfotografen.
Hmm
Nicht gerade sehr berauschend. Das Meiste davon gehört in den Papierkorb.
Gast schrieb: Nicht gerade
[quote=Gast]Nicht gerade sehr berauschend. Das Meiste davon gehört in den Papierkorb.[/quote]
Langweiliges Flickr-Mittelmaß. Das zum Klischee verkommene Vorbild stets fest vor Augen.
[quote=Gast]Aber als normale Fotografie taugt es schon ganz gut. [/quote]
Entweder ist es neu – oder kalter Kaffee. Und hier ist es nachgemachter kalter Kaffee.
[Francis Bacon, 1909 – 1992]
Ganz so schlecht wars auch nicht
Ich habe mir die Ausstellung heute angesehen und finde die Arbeiten nicht unbedingt ungelungen. Insbesondere Siegfried Hansen besticht mit seinem emotionslosen Street-Srukturalismus; da bleibt das Auge schon mal länger hängen. Was ich aber wirklich als störend empfand, das waren die “Rahmen”-Bedingungen. Hier sollten sich einige Fotografen dringend beraten lassen; das war fürs Auge teilweise sehr sehr unangenehm. Kann man aber drüber hinwegschauen mit Fokus auf die Fotos. Was ich aber als eine absolute Frechheit empfunden habe ist, dass sich einige Fotograf(inn)en nicht einmal die Mühe gemacht haben, störende Chroma-Lines oder Artefakte zu entfernen, was heute schon mittels Freeware akzeptabel zu beseitigen ist. Dem Betrachter gegenüber sind solche Nachlässigkeiten ein Zeichen mangelnder Wertschätzung. Es ist wie ein Roman mit Schreibfehlern. Man ist geneigt zu denken, die Ausstellung diene allein dem Lebenslauf der Künstler, nicht der Freude des Betrachtes. Alles in allem aber eine durchaus ansehnliche Mixtur. Die Lokation ist nett, die Fotos mit Liebe und Sachkunde positioniert.