Ein paar rund 90 Jahre alte Glasnegative, für 45 US-Dollar auf einem Flohmarkt in Fresno gekauft, sollten von Ansel Adams stammen und 200 Millionen US-Dollar wert sein – das sind sie aber nicht:
Wie Mitte letzten Jahres berichtet, entbrannte ein Streit um einen Flohmarkt-Kauf. Während der glückliche Käufer, Rick Norsigian (rechts im Bild), fest daran glaubte, verlorene Negative von Ansel Adams gefunden zu haben, hielt die Gegenseite – namentlich Adams-Enkel Matthew Adams, aber auch andere Adams-Kenner – das für sehr unwahrscheinlich.
Noch im Jahr 2010 hatten die beiden Parteien sich gegenseitig verklagt; dann aber nach einem Vergleich die Klagen im März 2011 zurückgezogen; ist der Webseite von Rick Norsigian zu entnehmen (die Meldung datiert vom 14. März 2011 und ja, wir sind ein wenig hintendran damit, aber in dem Fall: besser spät, als nie). In einer gemeinsamen Erklärung des Ansel Adams Publishing Rights Trust einerseits sowie Rick Norsigian und PRS Media Partners, LLC andererseits bleiben die beiden Parteien bei ihren jeweiligen Standpunkten, schließen aber einen einvernehmlichen Vergleich.
Kernpunkt dieses Vergleichs: Rick Norsigian und PRS Media Partners verpflichten sich, den Namen und die Marke „Ansel Adams“ nicht mehr im Zusammenhang mit Verkauf und Bewerbung besagter Negative, sowie Vergrößerungen, Poster usw. davon, zu benutzen.
Womit die Echtheit der „Adams“-Negative als widerlegt gelten kann.
Bei Norsigians „verlorenen Negativen“ steht nun folgender Hinweis: „*Merchandise sold through this website, including but not limited to darkroom/digital prints or posters, is sold as is with no representation or warranty of authenticity as a work of Ansel Adams.“ (Waren, die über diese Webseite verkauft werden, inklusive, aber nicht beschränkt auf, Vergrößerungen und Poster, werden „wie gesehen“ verkauft, ohne den Anschein zu erwecken oder eine Garantie dafür zu geben, ein Werk von Ansel Adams zu sein).
Der Preis für die Vergrößerung eines „Lost Negative“ ist gegenüber dem letzten Jahr deutlich auf bis zu 1/10 des Ursprungspreises gefallen.
(thoMas)
Jemand
der 90 Jahre Glasnegative ohne Archivhandschuhe anfaßt und dann auch noch im Freien in den Sonnenschein hält, gehört sowieso eingesperrt.
Sagt
der Archivar
Na ja
Es soll ja sogar Leute geben, die 90 Jahre alte Glasnegative für 45 Dollar auf dem Flohmarkt verkaufen. Oder Leute, die 90 Jahre alte Glasnegative einfach wegwerfen, weil es ihnen zu mühsam ist, sie auf dem Flohmarkt zu verkaufen, oder weil sie den Wert als gering einschätzen. Wollen Sie die alle einsperren?
Bitte etwas mehr Verhältnismäßigkeit.
1/10 des Ursprungspreises
In ersten Stellungnahmen haben damals selbst Gegner des Norsigian Clans eingeräumt, dass einige der mit hoher Wahrscheinlichkeit von Earl Brooks stammenden Aufnahmen durchaus mit Adams’ Arbeiten aus der damaligen Zeit auf einer Stufe stehen. Von einem “Epigonen” kann man bei Brooks nicht sprechen, da Adams in den 20ern des vorigen Jahrhunderts nicht den Ikonenstatus von heute hatte. Eher von einem unbekannt gebliebenen Meister der amerikanischen Landschaftsfotografie. Auch 2010 hatte “Uncle Earl” nur deshalb seine 15 Minuten Berühmtheit, weil jemand mit einem wieder aufgetauchten kleinen Teil seiner Arbeiten das große Geld machen wollte. Genau deshalb sind Abzüge von den “Lost Negatives” auch 0.1x soviel wert wie ein Abzug eines behaupteten Adams Negatives, wohl gemerkt nicht von einem bestätigten Werk, schon gar nicht von einem vom Meister selbst bearbeiteten Hauptwerk. Hätte es diesen Hype nicht gegeben, wäre der Wert mit “nach gründlicher Reinigung für den Weissglas Container” zu beziffern.
Womit wir wieder einmal erkennen müssen, dass Kunst sich nicht an der Qualität der künstlerischen Arbeit, sondern am darum entfachten Hype orientiert. Sonst müsste ja das was gleich gut ist, auch gleich wertvoll sein.
Wert und Preis?
[quote=Gast]… Sonst müsste ja das was gleich gut ist, auch gleich wertvoll sein.[/quote]
Was gleich gut ist, ist auch gleich wertvoll!! Darüber darf es keinen Zweifel geben.
Dass nun jemand für einen Namen wie z.B. Adams, Bang+Olufsen oder Rolls Royce einen höheren “Preis” bezahlt, als die Ware am Ende wert ist, kann man besonders in der Kunst beobachten. Auch andere ideelle Werte (z.B. Oldtimer) werden beim gleichen Wert mal als “Geldanlage” zu Höchstpreisen verkauft, ein paar Jahre später kosten sie dann nur noch 1/3 des ursprünlichen Preises.
Leider können besonders Bänker diesen Unterschied nicht kapieren. Vor der Immobilienkrise in den USA wurde nie der Wert eines Hauses (Grundstück, Baumaterial, Zustand, Größe..) sondern immer nur ein fiktiver “Preis” bewertet. Der Preis wird sich ändern, ein Wert bleibt bestehen.
1/10 des Ursprungspreises
>auf bis zu 1/10 des Ursprungspreises gefallen
Wobei sich an der künstlerischen Qualität der Bildern selbst nichts geändert hat. Damit macht “die Story hinter den Bildern” 9/10 des Gesamtwertes aus.
Oder anderes Beispiel: wenn Lieschen Müller ein verwackeltes und überblitztes Foto einer Person macht, dann gilt das Bild als mißraten – wenn hingegen jemand mit am Kunstmarkt etabliertem Namen ein verwackeltes und überblitztes Foto in eine Galerie hängt, dann wird es Kunst genannt …
Gast schrieb:
>auf bis zu
[quote=Gast]>auf bis zu 1/10 des Ursprungspreises gefallen
Wobei sich an der künstlerischen Qualität der Bildern selbst nichts geändert hat. Damit macht “die Story hinter den Bildern” 9/10 des Gesamtwertes aus.
Oder anderes Beispiel: wenn Lieschen Müller ein verwackeltes und überblitztes Foto einer Person macht, dann gilt das Bild als mißraten – wenn hingegen jemand mit am Kunstmarkt etabliertem Namen ein verwackeltes und überblitztes Foto in eine Galerie hängt, dann wird es Kunst genannt …[/quote]
Quark. Wer die Bilder angesehen hat, hat mit Leichtigkeit gesehen, dass sie eben nicht auf Adams-Niveau liegen. Es war gerade diese Tatsache, die zu den von Anbeginn existierenden Zweifeln geführt hat.