Logo CokinDas japanische Unternehmen Kenko-Tokina hat Personal und Vermögenswerte der französischen Cokin SAS übernommen. Die Zukunft der Cokin-Foto-Filter, die, das nebenbei, erstaunliche Gemeinsamkeiten mit Treibstofftanks für B-17-Bomber aufweisen, scheint damit gesichert:

Was sich schon seit geraumer Zeit abzeichnete, ist nun offiziell: Das japanische Unternehmen Kenko-Tokina Co., Ltd., meldete mit Datum vom 5. Juli 2011, dass man den französischen Filterhersteller Cokin SAS erworben haben und dass die neu gegründete Firma „Cokin France S.A.S.U.“ unabhängig bleiben werde, was Produktion, Marketing und weltweiten Vertrieb angehe. Das eigenständige Unternehmen ist wie bisher in Rungis bei Paris angesiedelt. Cokin war seit dem 26. September 2010 im „redressement judicaire“, einem Sanierungsverfahren nach französischem Recht, das einem Unternehmen in finanziellen Schwierigkeiten genau ein Jahr Zeit zur Restrukturierung bietet.

Das Unternehmen Kenko-Tokina war selbst erst zum 1. Juni durch den Zusammenschluss von Kenko mit der vormaligen Tochter Tokina entstanden und nutzt nun die Gelegenheit, sein Filtersortiment zu erweitern.

Die Firma Cokin, die auf den französischen Fotografen Jean Coquin zurückgeht, sieht sich als den Erfinder und Marktführer im Sektor quadratischer Filtersysteme und exportiert inzwischen 90 % seiner Produktion in weltweit über 100 Länder. Die Filter wurden erstmals im Jahre 1978 durch die damalige Firma Cromofilter SA vorgestellt. Im Gegensatz zu den meisten anderen Filtern werden die Cokin-Filter nicht aus Glas, sondern aus CR-39 hergestellt. CR-39 ist ein Kunststoff (genauer das Monomer Allyl-Diglykol-Carbonat / ADC), der heute auch häufig bei der Produktion von Brillen eingesetzt wird. Das Kürzel CR-39 entstand, weil die zugrunde liegende chemische Formel die 39. war, die im Jahre 1940 im Columbia-Resins-Projekt bei der Columbia Southern Chemical Company, einer Tochter der PPG Industries, entwickelt wurde. Die erste Anwendung des neuen Kunststoffs waren Treibstofftanks für den B-17-Bomber. Die hohe Abriebfestigkeit und Beständigkeit gegen Kratzer, wie auch die Durchlässigkeit von sichtbarem Licht und das gegenüber Glas um 50 % reduzierte Gewicht, boten auch als Ausgangsmaterial für die Filterproduktion neue Möglichkeiten.

In der Pressemeldung vom 5. Juli erklärte Toru Yamanaka, der Präsident der Kenko-Tokina Co., Ltd., er sei schon immer von den kreativen Möglichkeiten der Filter und des Zubehörs von Cokin beeindruckt gewesen. Er bewundere die Professionalität dieser Produkte, welche den französischen Einfallsreichtum widerspiegelten und er sei stolz, diesen Filterhersteller zu seiner Unternehmensgruppe hinzuzufügen. Kenko-Tokina Co., Ltd. nennt das Jahr 1957 als Gründungsdatum und verfügt heute weltweit über zehn Produktionsstätten und Tochtergesellschaften. Das Unternehmen sieht sich als ein Weltmarktführer bei runden fotografischen Filtern und anderen optischen Produkten.

Cokin France S.A.S.U.* soll als eigene Einheit mit eigener Produktion, Marketing und weltweitem Vertriebsnetz unabhängig bleiben. Marc Heintz, Verkaufdirektor von Cokin France, erklärte, dass Kenko dem Unternehmen einen starken finanziellen Rückhalt biete und die Versorgung mit Rohmaterial sichere, was es Cokin erlauben werde, zu expandieren und wieder neue innovative Produkte auf den Markt zu bringen. Cokin wird in Deutschland, wie auch die Produkte von Kenko-Tokina, vom HapaTeam in Eching vertrieben.

Mit der Übernahme durch Kenko-Tokina scheint die Zukunft zumindest für Cokin, die Kernfirma der Fokia-Gruppe gesichert zu sein. Der zeitweilig zur Gruppe zählende britische Hersteller der Formatt-Filter ist inzwischen offensichtlich wieder unabhängig und firmiert heute als Formatt Hitech Ltd.

Was mit den anderen Unternehmen der Groupe Fokia geschieht, scheint derzeit noch offen zu sein. Es sind dies das Vertriebsunternehmen Piktus in Frankreich und den USA, der Blitzgeräte- und Beleuchtungsgerätehersteller Balcar, die bis 2009 zu Manfrotto und damit zur Vitec-Gruppe gehörende Marke IFF (Lighting Italia S.r.l.), die ebenfalls 2009 erworbene LTM, und die schon seit 2007 zur Groupe Fokia zählende Quartzcolor (ehemals Strand Lighting Italia). Bei der Groupe Fokia handelt es sich nach vorliegenden Informationen nicht um eine Holding, unter welcher die einzelnen Unternehmen angesiedelt waren, sondern um eine bislang eher virtuelle Struktur, die zwar die Gruppenzugehörigkeit anzeigte, nicht aber die konkreten Besitzverhältnisse und -strukturen wiedergab.

(CJ)
 
 
*S.A.S.U. oder SASU steht für „Société par Actions Simplifiée Unipersonnelle“ und ist eine französische Form der Aktiengesellschaft mit gegenüber der SA (Société Anonyme) vereinfachten Regularien und nur einem Aktionär bei Unternehmensgründung. Die bisherige Cokin SAS (Société par Action Simplifiée) war ebenfalls eine (nicht börsenfähige) Aktiengesellschaft.