Logo RicohLogo PentaxRicoh will den Pentax-Fotobereich („Imaging Systems Business“) von Hoya übernehmen, melden die beiden japanischen Unternehmen heute:

Die japanische Hoya Corporation hat mit der ebenfalls in Japan ansässigen Ricoh Company, Ltd. heute vereinbart, den Bereich „Pentax Imaging Systems“ auf Ricoh zu übertragen. Hierzu wird der von Hoya seit März 2008 als nicht selbständiger Betriebsteil geführte Bereich über eine Abspaltung (corporate split / kyushu bunkatsu) in eine neue Firmeneinheit namens „NewCo“ (new corporation) überführt. Dieses Unternehmen soll dann zum 1. Oktober 2011 von Ricoh übernommen werden (siehe: Notice of Sale of the PENTAX Imaging Systems Business; PDF-Datei).

Zuvor wird Hoya seine Anteile an der Pentax VN CO., Ltd. auf die NewCo übertragen. Dieses Unternehmen soll alle Rechte und Pflichten des abgespaltenen Unternehmensteils Pentax Imaging Systems übernehmen. Ob hierzu auch die Namensrechte zählen, geht aus den vorliegenden Informationen nicht hervor.

Alle früheren Pentax-Unternehmensteile, die am 31. März 2008 aus der ehemaligen Pentax Corporation in Hoya aufgegangen waren und die nicht zum Bereich „Pentax Imaging Systems Business“ zählen, wie Digitalkamera-Module, DVD-Pickup-Optik, Endoskope, künstliche Knochen und Sprachsynthetisierungs-Systeme, werden von Hoya weitergeführt und sind nicht Teil der Abspaltung.

Hoya zählt den Fotobereich heute offensichtlich nicht (mehr) zu den für das Unternehmen wichtigen Feldern. Auch bei Ricoh, die ihren Schwerpunkt bislang in der Bürotechnik haben, war die Fotosparte nicht der bedeutendste Unternehmensteil.

Ricoh hat jedoch seit der Aufnahme der Kamerafertigung im Jahre 1936 zahlreiche innovative Kameras produziert. Nach eigenen Aussagen zählte man 1995 zu der ersten Herstellern von Digitalkameras. Ricoh hat sich nun offensichtlich entschlossen, neben dem Firmenkundengeschäft mit Bürotechnik, das Angebot für Endkunden auszubauen. Der erste Schritt hierzu soll die Erweiterung des Kamerasektors sein. Hier sieht Ricoh in der Übernahme der Pentax Imaging Systems Division, deren Optiktechnologie und den Vertriebsstrukturen eine hervorragende Möglichkeit, das eigene Geschäft im Digitalkameramarkt auszubauen.

Welche Auswirkung die Abspaltung auf den Vertrieb in Europa haben wird, ist noch offen. Die Entscheidung über das Schicksal der Pentax Europe Imaging Systems S.A.S. („PEIS“) und deren Töchter Pentax Imaging Systems Business, Pentax Imaging Systems Limited und Pentax Imaging Systems GmbH soll nach Verhandlungen mit der Arbeitnehmervertretung bei PEIS getroffen werden.

(CJ)
 

Nachtrag (1.7.2011; 11:33 Uhr):

Überschrift geändert. Von „Ricoh will Pentax kaufen“ zu „Ricoh will Pentax-Fotosparte kaufen“, da nicht das gesamte ehemalige Unternehmen Pentax zum Verkauf steht, sondern nur der foto-relevante Teil.

Die japanische Tageszeitung „Nikkei“ berichtet, dass Hoya mit Ricoh einen Kaufpreis in Höhe von rund 10 Mrd. Yen (ca. 85 Mio. €) für die Pentax-Fotosparte vereinbart habe. Hoya selbst hatte für Pentax bei der Übernahme im Jahr 2008 rund 105 Mrd. Yen (damals rund 644 Mio. €) hingeblättert – allerdings inklusive der Medzinsparte etc., die jetzt nicht Bestandteil des Verkaufs ist.

Seit der Übernahme durch Hoya wurden bei Pentax weitreichende Maßnahmen zur Kostensenkung eingeleitet. Von ehemals 6.530 Mitarbeitern im Jahr 2008 waren im März 2010 noch 3.979 Mitarbeiter bei Pentax tätig. Die Gesundschrumpfung zeigte sich auch in hohen Abschreibungen auf das Anlagevermögen, u.a. wirkten sich die Betriebsstilllegungen von Pentax-Niederlassungen – beispielsweise in Japan und China – auf das Anlagevermögen schrumpfend aus. Hoya konnte durch diesen Sparkurs Pentax im Geschäftsjahr 2009/10 immerhin wieder in schwarze Zahlen zurückführen (Pentax: Fotosparte hält sich wacker). Doch ein erfolgreicher Fortbestand von Pentax schien mit der kompletten Verschmelzung mit Hoya für das darauf folgende Geschäftsjahr bereits wieder fraglich zu sein. Eigenständige Geschäftszahlen wies Hoya für Pentax seitdem nicht mehr aus. Hoya nutzte hauptsächlich den Markennamen „Pentax“ für Medizinprodukte und erzielte in diesem Bereich auch Wachstumsraten.

Der „Nikkei“ weist darauf hin, dass Pentax im Jahr 2010 rund 1,63 Mio. Digitalkameras weltweit verkauft habe (Weltmarktanteil ca. 1,5 %), während Ricoh an der 500.000-Stück-Marke gescheitert sei. Ricoh hat ebenfalls ein Kostensenkungsprogramm mit entsprechenden Restrukturierungsmaßnahmen auf dem Weg gebracht. Die Fotosparte war bei dem Bürogerätehersteller eher ein Stiefkind und wurde in den Geschäftsberichten unter „Other“ aufsummiert.
 

  Ricoh
Sparte „Other“
Pentax
  Umsatz in Mrd. Yen Gewinn in Mrd. Yen Umsatz in Mrd. Yen Gewinn in Mrd. Yen
Geschäftsjahr 08/09 142,8 0,3 122,2 -11,57
Geschäftsjahr 09/10 124,3 -3,3 106,15 2,77
Geschäftsjahr 10/11 121,9 -4,9 Keine Pentax-Zahlen mehr verfügbar

 
Die Pentax-Übernahme durch Ricoh sichert den Verbleib des Unternehmens in japanischer Hand. Denn die japanische Regierung hatte im Zuge einiger Gesetzesnovellen im Unternehmensgesetz und im Aktiengesetz im Jahr 2006 die Übernahme japanischer Unternehmen durch ausländische Investoren erleichtert.

Die japanische Wirtschaft ist durch eine starke Verflechtung und Überkreuzbeziehungen der Unternehmen untereinander gekennzeichnet. Das macht Aktionärsversammlungen teilweise überflüssig, obwohl diese nach dem Aktienrecht vorgeschrieben sind. So beruft sich denn auch Hoya auf Artikel 784 Abschnitt 3 des Japanese Companies Act (Aktiengesetz) und leitet die Pentax-Auslagerung (Corporate Split) in einem vereinfachten Verfahren ein. Da braucht es keine Hauptversammlung, der Präsident von Hoya darf ganz allein die Entscheidung treffen.

(agün)
 

Nachtrag (2.7.2011): Einen Fehler korrigiert; Betriebsstilllegungen von Pentax-Niederlassungen gab es nicht „beispielsweise in Frankreich“ sondern „beispielsweise in Japan und China“. Der Satz oben wurde entsprechend korrigiert.

Die Pentax Imaging Systems GmbH (= Pentax Deutschland) hat am Nachmittag des 1. Juli 2011 mitgeteilt, dass der Pentax-Zentrale für die DACH-Region weitere, über den Inhalt der japanischen Meldung hinausgehende Details derzeit nicht bekannt sind. Informationen zum weiteren Verlauf des Transfers will man zu gegebener Zeit geben.