Foto Daniel Schwarz: Bam. Iran 1995Jene Region in Asien, die Herd latenter Konflikte und andauernder Kriege ist, hat sich der Fotograf Daniel Schwartz zum Thema genommen; sein Werkzyklus „Schnee in Samarkand“ konfrontiert mit brisanter Gegenwart:

 
 
 
 
 

Daniel Schwartz, aufgenommen im Dezember 2010 von einem Strassenfotografen in Mazar-e-Sharif, Afghanistan

Daniel Schwartz, aufgenommen im Dezember 2010 von einem Strassenfotografen in Mazar-e-Sharif, Afghanistan
© Privatbesitz. Z.V.g.

 
Der Martin-Gropius-Bau informiert:

Schnee in Samarkand – Ansichten aus dem Hinterland der Kriege.

Fotografien von Daniel Schwartz

23. Juni – 12. September 2011

Die Ausstellung konfrontiert mit brisanter Gegenwart. Sie führt nach Afghanistan und Zentralasien und zeigt Geschichte, Geografie und Gegenwart einer Region, die vom Kaspischen Meer bis über die Wüsten Westchinas hinausreicht und von Kasachstan im Norden bis Pakistan und Iran im Süden. Diese Region ist in den Nachrichten als Herd andauernder Kriege und latenter Konflikte präsent.

Der international renommierte Schweizer Fotograf und Autor Daniel Schwartz untersucht in seinem Werk das geografisch heterogene und machtpolitisch komplexe Gebilde Zentralasien sowohl von innen her als auch aus europäischer, chinesischer und persisch-arabischer Perspektive.
 

Foto Daniel Schwartz: Flüchtlinge aus dem Hungergebiet. Herat, Afghanistan 2001

Flüchtlinge aus dem Hungergebiet. Herat, Afghanistan 2001

© 2001 Daniel Schwartz / ProLitteris / VG Bild-Kunst, Bonn 2011

 
Die Vermittlerrolle Zentralasiens zwischen Ost und West reicht bis in die prähistorische Zeit zurück. Schon immer war sie ein entscheidender machtpolitischer Faktor. Und nicht erst seit 9/11 und der darauf folgenden militärischen Intervention in Afghanistan besitzt diese Region geostrategische und geo-ökonomische Bedeutung.

Der ausgestellte Werkzyklus entstand zwischen 1995 und 2007 in den fünf zentralasiatischen Republiken sowie in Afghanistan und den angrenzenden Regionen. Seit 14 Jahren bereist Schwartz dieses Gebiet und hat dabei ebenso betörende wie bestürzende Bilder geschaffen – etwa die zeitlos anmutende Aufnahme afghanischer Flüchtlinge aus dem Hungergebiet oder das Bild der iranischen Ruinenstadt Bam. Die Fotografien bilden eine humanistische Sichtweise innerhalb der Tradition der Dokumentarfotografie ab. Angesiedelt in der Schnittmenge zwischen Dokumentar- und Kunstfotografie, sind sie gekennzeichnet durch ein feines Gespür für soziopolitische Zusammenhänge sowie für besondere visuelle Momente. Das Ergebnis sind relevante Bilder.

 

Foto Daniel Schwartz: Das Lamm. Sary Tash, Kirgistan 2004

Das Lamm. Sary Tash, Kirgistan 2004
© 2004 Daniel Schwartz / ProLitteris / VG Bild-Kunst, Bonn 2011

 
Zeit und Erinnerung, Gegenwart und Vergangenheit sind Gegenstände des Werkes von Daniel Schwartz. Sie thematisieren den Dialog von Geografie und Geschichte, von nachwirkender Vergangenheit und herrschenden Entwicklungen. Die Fotografien sind Momentaufnahmen und gleichzeitig Geschichtsbilder. Sie führen an entlegene und vermeintlich bekannte Orte und beleuchten Asymmetrien und tradierte Missverständnisse innerhalb der Begegnung der Kulturen.

Die erstmals in Deutschland präsentierte Ausstellung zeigt die Bilder nicht chronologisch oder geografisch geordnet, sondern assoziativ gruppiert. Die Ausstellung und die beiden begleitenden Bildbände eröffnen Perspektiven und Zusammenhänge, die auch Historiker, Geografen und Militärstrategen überraschen.

Daniel Schwartz, 1955 in Olten in der Schweiz geboren, besuchte von 1977 bis 1980 die Fachklasse für Fotografie an der Schule für Gestaltung in Zürich. Von 1990 bis 2005 war er Mitarbeiter der Kulturzeitschrift «du». 1987/88 dokumentierte er die Architektur der Großen Mauer in China und die sich verändernde Landschaft. In den 1990er Jahren arbeitete er in den ökologischen Notstandszonen und Konfliktgebieten Süd- und Südostasiens, danach in Zentralasien und Afghanistan. Zeugnis dieser Arbeit gibt die fast tausendseitige historische Reportage „Schnee in Samarkand. Ein Reisebericht aus dreitausend Jahren“ (2008) und das Künstlerbuch „Travelling Through the Eye of History“ (2009).
 

Foto Daniel Schwarz: Bam. Iran 1995

Bam. Iran 1995
© 1995 Daniel Schwartz / ProLitteris / VG Bild-Kunst, Bonn 2011
 
 
Foto Daniel Schwartz: Multinationale Widerstandskämpfer. Vanch, Tadschikistan 1996

Multinationale Widerstandskämpfer. Vanch, Tadschikistan 1996
© 1996 Daniel Schwartz / ProLitteris / VG Bild-Kunst, Bonn 2011
 
 
Foto Daniel Schwarz: Unter den Augen der Taliban. Kabul, Afghanistan 1998

Unter den Augen der Taliban. Kabul, Afghanistan 1998
© 1998 Daniel Schwartz / ProLitteris / VG Bild-Kunst, Bonn 2011
 
 
Foto Daniel Schwartz: Straßenkehrer. Kargil, Ladakh, Indien 2000

Straßenkehrer. Kargil, Ladakh, Indien 2000
© 2000 Daniel Schwartz / ProLitteris / VG Bild-Kunst, Bonn 2011

 
Schwartz hatte zahlreiche Einzelausstellungen unter anderem im Kunsthaus Zürich, Imperial Palace Museum, Beijing, Kunstmuseum Solothurn und im Rahmen des Billboard-Programms des Kunsthaus Bregenz. Zweimal wirkte er bei Gruppenausstellungen bei der Biennale Venedig mit. Im Sommer 2011 zeigt das San Francisco Museum of Modern Arts eine Serie von Afghanistan-Bildern.

Zur Ausstellung ist das Buch „Travelling through the Eye of History” mit 165 Fotografien bei Thames & Hudson, London, erschienen. Preis: 39,80 Euro ISBN: 978-0-5005-4290-3
Es ist auch in einer auf fünfzig Exemplare limitierten und nummerierten Sonderausgabe mit einer schwarz-weißen Originalfotografie erhältlich.

 
 
Ausstellung:
Schnee in Samarkand
Ansichten aus dem Hinterland der Kriege
Fotografien von Daniel Schwartz
23. Juni bis 12. September 2011
Martin-Gropius-Bau
Niederkirchnerstraße 7
10963 Berlin

Öffnungszeiten: Mi bis Mo 10 – 20 Uhr, Dienstag geschlossen
 

(thoMas)