Auch wenn der Nutzen hoher Sensorempfindlichkeiten oft in Frage gestellt oder gar ins Lächerliche gezogen wird – die Möglichkeiten faszinieren, wenn man’s denn mal ausprobiert. Hier Anschauungsmaterial zu den bis zu ISO 102.400 in Schwarzweiß der Nikon D5100:
Ich erinnere mich an Analogzeiten, wo darüber berichtet wurde, dass bestimmte Nachtaufnahmen Hamburgs aus einem Hubschrauber trotz höchstempfindlichen Films nur durch den zusätzlichen Einsatz des legendären 1,0/50 mm USM L von Canon möglich wurden. Oder an ein Schwarzweißfoto aus einem 24-Stunden-Autotest, zu dem mit Begeisterung vermerkt wurde, dass der Fahrer während der Nachtfahrt nur dank der eingeschalteten Innenbeleuchtung noch auf dem Foto zu erkennen war. Aufnahmematerial war der Kodak Recording 2475, dessen Nennempfindlichkeit von ISO 1000 durch Spezialentwicklung entsprechend gesteigert werden konnte.
Solche Situationen gelingen heute mit Einsteiger-DSLRs samt lichtstarkem Normalobjektiv, sofern der Bildsensor bis ISO 12800 zulässt. Wenn es ganz extrem werden soll, werden für den Preis einer Nikon D5100 (ca. 650 Euro) „magische“ ISO Ein-Hundert-Tausend in Schwarzweiß geboten. In Farbe wird es teurer, da braucht es Boliden wie Canons EOS 1D MK IV (ca. 4500 Euro) oder Nikons D3s (ca. 5000 Euro), die beide farbige ISO 102.400 erlauben (siehe Nikon D3s bei ISO 102.400/51° und Nikons D3s schwelgt in höchsten ISO-Dimensionen).
Auch wenn man in diesen Extrembereichen zumindest bei der Nikon D5100 den Begriff „Qualität“ nicht mehr verwenden sollte: allein das Vorhandensein der Möglichkeit lässt aufhorchen. Und wenn schon ISO 102400 geboten werden, will ich die auch mal testen und gelegentlich nutzen. Hier eine kleine Bilderauswahl, die die Möglichkeiten erkennen lässt:

Aufnahme mit ISO 102.400
(Klick aufs Bild!)
Keine „erkennungsdienstlichen” Probleme. Im Beispiel bis auf den einen Buchstaben unkenntlich gemacht.
Aufnahme mit ISO 40.000
(Klick aufs Bild!)
1:1-Ausschnitt aus einer ISO-40000-Aufnahme.
Die Bilder haben etwas Investigatives, ja Verbotenes. Wobei die Möglichkeit, (unbemerkt) Aufnahmen in der Dunkelheit zu fabrizieren, nicht neu ist. Arthur Felling, besser bekannt als „Weegee“ fotografierte in den 40er Jahren Liebespärchen oder im dunklen Kino auf Infrarotmaterial siehe Weegee – Movie Theatres. Auch der Nightshot-Modus ist nichts Neues. Sony hat dieses Verfahren eingeführt, das Aufnahmen mit Foto- und Videokameras bei Dunkelheit ermöglicht. Siehe unter anderem: Nightshot. Beide Verfahren benötigen aber eine natürlich unsichtbare IR-Lichtquelle, was dann auch Aufnahmen bei absoluter Dunkelheit gestattet. Bei sogenannten Nachtsichtgeräten muss noch ein Rest von Licht vorhanden sein. Nicht ohne Grund spricht man ja auch von Restlichtverstärkern. Entsprechend braucht auch die Nikon D5100 einen Rest an Licht.
Ist der Nachtsicht-Modus aktiviert, nimmt die D5100 in Schwarzweiß auf und verstärkt die Sensorempfindlichkeit in Drittelstufen auf bis zu ISO 102.400. Wobei die ISO-Zahlen nirgendwo als Direktwert auftauchen. Bei der Bildwiedergabe auf dem Kameramonitor wird zum Beispiel angezeigt: EXP. MODE, ISO Hi 3.7 oder 2.7. Unter Nikon ViewNX2 ist zu lesen: ISO Sensivity: Auto (3,7 EV over 6400):

D5100-Monitor
Das trifft übrigens für alle „irregulären“ ISO-Werte jenseits der Nenn-Höchstempfindlichkeit von ISO 6400 zu. Hier die Gegenüberstellung von ISO-Werten und Anzeige:
ISO | Anzeige |
6400 | 6400 |
8000 | Hi 0.3 |
10000 | Hi 0.7 |
12800 | Hi 1 |
16000 | Hi 1.3 |
20000 | Hi 1.7 |
25600 | Hi 2 |
32000 | Hi 2.3 |
40000 | Hi 2.7 |
51200 | Hi 3 |
64000 | Hi 3.3 |
80000 | Hi 3.7 |
102400 | Hi 4 |
Dass ich die 4928×3264 Bildpunkte einer ISO-102400-SW-Aufnahme als 42×28 cm großen 300-ppi-Druck präsentiere, kann ich mir weniger vorstellen. Aber auf 1800×1200 Pixel runtergerechnet ergibt sich im 40er Raster (ca. 100 ppi) eines Tageszeitungsfotos, das mit 200 ppi kalkuliert wird, eine Druckgröße von 23×15 cm. Bei 150 ppi ließe sich für den Hausgebrauch 30×20 cm (A4) groß drucken oder belichten. Nehmen wir einen kleinen „Zweispalter“, der ca. 11 cm breit ist, genügen sogar rund 900 Pixel Bildbreite für den Paparazzo-Schuss. Hauptsache, es ist zu erkennen, worum es geht!
Der Nachtsicht- / Night-Vision-Modus der Nikon D5100 funktioniert übrigens nur in Verbindung mit Live-View und nicht besonders schnellem Autofokus. Außerdem ist P-Automatik fest eingestellt, die zudem selbst bei Einsatz des 1,8/35-AF-S-Nikkors trotz der hohen Lichtstärke nur ganz zögerlich über f/5,6 hinaus öffnet. Nur bei den Bildern in extremer Dunkelheit „quälte“ sich die Automatik auf f/3,2. Warum wird in diesen speziellen Fällen die hohe Lichtstärke nicht ausgenutzt? Die simple Zeitautomatik würde in diesem Fall alles richten … Vielleicht mal ein Firmware-Update?
Die hier gezeigten Bilder sollen der Anschauung dienen; sind keinesfalls von großem fotografischen Wert, doch in der Kürze der Zeit … Umso mehr freue ich mich auf den Urlaub. Und auf den Spaziergang nach Sonnenuntergang am Waldrand entlang zum Meer immer auf der (meist vergeblichen) Jagd nach dem skandinavischen Elch.
(Ralf Jannke)
Hm…
Also MIR erschliesst sich der konkrete Nutzen oder die Lust an der Dunkelfotografie im Moment nicht, dennoch finde ich diesen Artikel interessant. Einzig stört mich die etwas an den Haaren herbeigezogene Einleitung:
„Auch wenn der Nutzen hoher Sensorempfindlichkeiten oft in Frage gestellt oder gar ins Lächerliche gezogen wird…“
Ich wusste übrigens gar nicht, dass es Menschen gibt, die die Zeit haben, über solche „Probleme“ nachzudenken. Aber wie heisst es so schön: „Man steckt nicht drin“. 🙂
Schönes Wochenende!
MfG
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Wissen ist Macht.
[Francis Bacon, 1561 – 1626]
Ts
Ich weiß wirklich nicht, was an derart grottigen Bildern interessant sein soll.
So schön lustig
Immer wenn ich SPASSSSSS haben will, lese ich die Kommentare hier bei photoscala! Auch wie feindseelig aber auch feinsinnig und witzig hier geschrieben wird – ohne Ironie – einfach amüsant. Dafür danke an alle Schreiber – weiter so!
Hallo Herr Jannke,
Sie müssen uns nicht gebetsmühlenartig erklären, dass Sie ein HighISO Fan sind… Aber Sie beschreiben selber die Grenze: Die Farbinfo geht verloren. Und das fängt schon bei den Lichtverhältnissen am, für die man normalerweise auf ISO 3200 schaltet… Wir wollen Ihnen also nicht Ihre HighISO ausreden oder lächerlich machen — allein, wenn man auf Farbdynamik noch einen gewissen Wert legt, sollte man hohe Verstärkungsbereiche meiden.
Und im Übrigen sollten Sie auch noch dazuschreiben, von wem die Sensoren so kommen.. Sonst kommen unsere Nikon-Fanboys noch auf den Gedanken, dass das eine Nikon-Heldentat sei (zumal sie Sony ja explizit erwähnen)…
Ach ja, im Juli sollen wir wohl dann endlich die a77 des Herstellers Ihres Sensors zu sehen bekommen, die mit ISO „bis in die hunderte von Tausend“ gehen soll. Sie werden die Kamera wohl abgöttisch lieben…
High ISO Fan wirft die Gebetsmühle an…
[quote=Gast]Sie müssen uns nicht gebetsmühlenartig erklären, dass Sie ein HighISO Fan sind… Aber Sie beschreiben selber die Grenze: Die Farbinfo geht verloren. Und das fängt schon bei den Lichtverhältnissen am, für die man normalerweise auf ISO 3200 schaltet… Wir wollen Ihnen also nicht Ihre HighISO ausreden oder lächerlich machen — allein, wenn man auf Farbdynamik noch einen gewissen Wert legt, sollte man hohe Verstärkungsbereiche meiden.
Und im Übrigen sollten Sie auch noch dazuschreiben, von wem die Sensoren so kommen.. Sonst kommen unsere Nikon-Fanboys noch auf den Gedanken, dass das eine Nikon-Heldentat sei (zumal sie Sony ja explizit erwähnen)…
Ach ja, im Juli sollen wir wohl dann endlich die a77 des Herstellers Ihres Sensors zu sehen bekommen, die mit ISO „bis in die hunderte von Tausend“ gehen soll. Sie werden die Kamera wohl abgöttisch lieben…[/quote]
Hallo
Schon ein bisschen vergesslich?
>> Ob die Sensoren der D3100 und D7000 nun von Nikon selbst, oder im Auftrag unter entsprechenden Vorgaben – wieder – von Sony gefertigt werden, interessiert mich dabei genau so wenig wie der Lieferant wichtiger Teile meines Autos. Es muss einwandfrei funktionieren, sonst nichts. So laufen von Volkswagen oder Peugeot gefertigte Dieselmotoren ja auch in Autos anderer Hersteller.
Gast schrieb:
Gast
[quote=Gast][quote=Gast]Ich weiß wirklich nicht, was an derart grottigen Bildern interessant sein soll.[/quote]
Möglicherweise wird die Kamera von einer Person verwendet, die einen Nutzen daraus ziehen kann? Bspw. ein Stalker, aber evtl. auch die Polizei, ein Detektiv, ein Forscher der das nächtliche Verhalten von Tieren herausfinden will oder … überlegt euch selber was!
Nicht alles was über den eigenen Horizont geht ist auch wirklich unnütz![/quote]
Danke … und volle Zustinmmung in allen Punkten!
Wenn das
[quote=Gast]Offensichtlich suchen Dauerhirnkraempfe die Gesichtsacht heim.[/quote]
Ihr einziges Problem wäre, wären Sie wohl ein beneidenswerter Mensch … 😎
Jene
die hohe Empfindlichkeiten ins Lächerliche ziehen, haben die fotografischen Krämpfe, die uns zu Filmzeiten plagten, offensichtlich schon erfolgreich verdrängt … 😎
Moment…
Also, 1/30 Sekunde bei f/5.6 sind 1/500 s bei f/1,4 (oder 1/1000 bei f/1,0 wie von Herrn Jannke ins Feld geführt) — bei ISO 80.000.
Auf ISO 3200 umgerechnet wären das folglich 1/15 bei f/1,4, richtig?
Perlen vor die Säue
[quote=8-)]Jene die hohe Empfindlichkeiten ins Lächerliche ziehen, haben die fotografischen Krämpfe, die uns zu Filmzeiten plagten, offensichtlich schon erfolgreich verdrängt … 8-)[/quote]Genau so ist es.
Warum hat man eigentlich zu Filmzeiten versucht aus hoch empfindlichen Filmen durch allerlei Tricks noch ein paar ASA mehr herauszuholen?
Ich frage mich auch allen Ernstes wie lange sich noch Autoren finden die sich solche unqualifizierten Kommentare antun wollen wie man sie hier teilweise lesen kann.
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Hirnkrampf
Offensichtlich suchen Dauerhirnkraempfe die Gesichtsacht heim.
Danke noch
für den Hinweis, dass wohl nur ein zwangsweise langsamer Kontrast-AF in diesem Modus gerade noch scharfe Aufnahmen verspricht.
Es gibt sicherlich Anwendungsgebiete
wo HighISO in der Form irgendwie Sinn machen. Mir würden zwar nur wenige einfallen, aber das muss ja nix heißen. Bei mir persönlich kommt dieses Thema nicht vor. Und bei meinen Beobachtungen fällt auf, dass es unglaublich viele Amateurfotografen gibt, die sich derzeit mit mehr oder minder vergrieselten Aufnahmen bemerkbar machen, weil das wohl momentan der Absoluthype ist.
Sowas wie sanfte Farbverläufe, detailgenaue Durchzeichnung von Objekten und graduelle Abstufungen sind diesen Leuten offensichtlich Schnuppe. Na gut, sollen halt die hartgradierten Bilder der frühen Zeitungsbilder wieder auferstehen. Auch damit lässt sich gestalten.
Für den Rest, der auf hohe lichtbildernerische Qualität wert legt, gelten andere Maßstäbe.
Aber was bei dem HighISO-Rennen schon interessant ist, dass auch Kameras, die bisher eher mit einem engen Empfinglichkeitsspektrum daher kamen, profitieren. So beispielsweise die neue G3 von Panasonic, oder die Olympus EPL2, die mit feinsten Abstufungen wie auf dpreview.com zu sehen, glänzen können, auch noch bei ISO 400. Bzw. mit ISO 800 noch durchaus aktzeptable Bilder in Bezug auf grieselfreie, detailgenau durchgezeichnete Bilder aufwarten können. Das wird sich fortsetzen. Als Nächstes wird wohl die SONY A75 mit 23 Mpx das Maß setzen, auch mit HighISO.
Das ist der eigentliche Profit aus dem HighISO-Rennen: man kann inzwischen mit einem doch recht flexibel gesetzten Empfindlichkeitswert sehr hohe Bildqualität erwarten, was bis vor Kurzem absolut nicht der Fall war. Ein geringes Korn (nicht Rauschen) macht dabei die Sache durchaus eher besser und man kann schöne Stills auch in ungünstigen Lichtverhältnissen noch mitnehmen, ohne Abstriche machen zu müssen.
Alles was über ISO 800 raus geht, ist eine theoretische Frage, bzw. eine Spielwiese für Action- und Sportfotografen, die sich auch mit Grobgeschnitztem gut klar kommen. Nichts für Still-Fotografen. Insofern für die meisten ernsthaften Anwender eher uninteressant.