Eine Sonderausstellung über jüdische Ritualbäder gewährt Einblick in ein wenig bekanntes, wiewohl zentrales Thema der jüdischen Religion: die Vorstellungen von ritueller Reinheit
Presseinformation des Jüdischen Museums der Stadt Frankfurt am Main:
Ganz rein! Jüdische Ritualbäder. Fotos von Peter Seidel
Das Mikwenprojekt. Fotos von Janice Rubin, Texte von Leah Lax
Zwei Ausstellungen zum Thema Mikwe / Religiöse Reinheit des Jüdischen Museums Frankfurt in Zusammenarbeit mit den Jüdischen Museen Hohenems, Franken und Wien.
Ausstellung im Museum Judengasse von 5. Mai bis 30. Oktober 2011
Das Gemeinschaftsprojekt der Jüdischen Museen wird in Frankfurt im Museum Judengasse in der Zeit von 5. Mai bis 30. Oktober 2011 zu sehen sein. Das Projekt eröffnet beispielhaft den Einblick in ein wenig bekanntes, aber zentrales Thema der jüdischen Religion: die Vorstellungen von ritueller Reinheit.
Jüdische Ritualbäder. Fotos von Peter Seidel
Eine Ausstellung über die Mikwe ist eine Entdeckungsreise in verborgene Räume und damit auch ein Balanceakt zwischen Archäologie und Gegenwart. In den letzten zwanzig Jahren wurden zahlreiche historische Ritualbäder wieder entdeckt, so auch die, die heute im Frankfurter Museum Judengasse zu besichtigen ist. Für die einen sind sie Zeugnisse einer überlebten Tradition, für andere Spuren zerstörter Kultur und für manche sind sie lebendige Gegenwart.
Peter Seidel: Andernach, D, ca. 1300 (Foto 1995)
Andernach 1995
Peter Seidel: Friedberg, D, 1260 (Foto 2001)
Viele Jahrhunderte waren die jüdischen Ritualbäder unter Synagogen und Wohnhäusern der Ort eines nicht immer widerspruchsfreien Aufeinandertreffens von Religion und Intimität. Gerade für Frauen bedeutete das Ritual der Reinigung eine Verschmelzung von religiöser Lebensordnung und persönlichster Lebenssphäre. Die verschwiegenen Räume der Mikwe waren zugleich „Frauenräume“, Orte weiblicher Kommunikation und Initiation, und Ausdruck einer von Männern geprägten religiösen Vorstellung von Reinheit und Unreinheit, von Körper und Sexualität. Sie waren mehrdeutig und sind es bis heute. Sie lösen emotionale Reaktionen aus und Fragen, die niemand leicht zu beantworten weiß. Peter Seidels kunstvolle Fotografien, die nicht nur geografisch, sondern auch zeitlich den Bogen von der Antike bis ins Heute spannen, eröffnen in ihrer bis in jeden Winkel vordringenden Schärfe einen Imaginationsraum, in dem viele dieser Fragen ihren Platz finden: Fragen nach Aktualität oder Überlebtheit der Tradition, Fragen nach dem Verhältnis von Frauen und Männern zu diesem je unterschiedlich erfahrenen Ort der Mikwe im Leben. Fragen nach Nähe oder Distanz zu einer rituellen Ordnung, die gerade im Zugriff auf das Allerpersönlichste ihre Wirkung im Alltag entfaltet.
Das Mikwenprojekt Fotografien von Janice Rubin, Texte von Leah Lax
Janice Rubin und Leah Lax haben sich jahrelang in Porträts, Interviews und Unterwasseraufnahmen mit dem Verhältnis jüdischer Frauen zur Mikwe beschäftigt. Dabei thematisieren sie zugleich die traditionelle Überlieferung des Rituals und seine Wahrnehmung durch Frauen in den USA, wie auch die nicht unumstrittene Renaissance der Mikwe im Zeichen neuer Formen jüdischer Spiritualität. Ihre Ausstellung wurde an 24 Orten in den USA und in Kanada gezeigt und ist nun erstmals in Europa zu sehen. Amerikanische Frauen mit ganz unterschiedlicher religiöser Orientierung kommen hier zu Wort: von der Orthodoxie bis zur neuen Spiritualität, Frauen aus europäisch geprägten wie orientalisch-jüdischen Familien, Frauen, die in ganz unterschiedlichen Momenten ihres Lebens Erfahrungen mit der Mikwe gemacht haben.
Janice Rubin, aus der Reihe „Immersions / Eintauchen“, ohne Titel
© Janice Rubin, Das Mikwenprojekt
Janice Rubin, ohne Titel
© Janice Rubin, Das Mikwenprojekt
Ihnen gegenübergestellt werden in Frankfurt Zitate von Frauen aus Europa, den USA und Israel, die zum Ritual der Mikwe aus verschiedenen Gründen auf Distanz gegangen sind. So entwickelt sich ein kontroverser Dialog der Stimmen über ein altes und bis heute praktiziertes Ritual.
Ganz rein!
5. Mai 2011 – 30. Oktober 2011
Museum Judengasse
Kurt-Schumacher-Str. 10
60311 Frankfurt a. M.
Tägl. 10 bis 17 Uhr, Mi. bis 20 Uhr, Mo. geschl.
(thoMas)
Super.
Super. Kein einfaches Thema, jedoch von Peter Seidel und Janice Rubin hervorragend erfasst und umgesetzt.
Der Spanier. Viva!