Seit diesem Monat ist Google mit seinem Museumsprojekt online. Jetzt kann man sich vom heimischen Schreibtisch aus durch die Räume von derzeit 17 Museen und Galerien bewegen. Bislang noch eine eher kleine Sparte der Amerikaner, ist mit deutlichem Wachstum zu rechnen:

Statt im Museum Schlange zu stehen, kann man in Googles neuem Angebot Art Project von zuhause aus virtuell durch ausgewählte Museen schlendern und zahlreiche berühmte Kunstwerke bequem am heimischen Bildschirm aus der Nähe betrachten (Art Project auf YouTube). Im Gegensatz zum realen Museum kann man sich die Bilderfolge auch nach Künstlern sortieren lassen und ist nicht an die vorgegebene Abfolge des Museums gebunden. Zudem lässt sich derzeit jeweils ein Bild pro Museum in einer Auflösung von ca. 7 Mrd. Pixeln betrachten. Wie bei Google üblich, erleichtert die Navigation den Weg durch die Kunstwelt und zusätzliche Erläuterungen dienen als virtueller Museumsführer. Wer sich registriert, kann wohl auch eigene Kommentare zu den Bildern abgeben. Wie es bei Streetview gepixelte Häuser gibt, verhüllt auch Art Project bestimmte urheberrechtlich geschützte Objekte durch Verpixelung.

Google fällt mit seiner neuen Sparte besonders auf, ist aber weder der Erste, noch finden sich dort derzeit die meisten Kunstwerke für eine Online-Besichtigung. Wie bei anderen Google-Projekten schon gesehen, startet man wohl bewusst eher verhalten in einem schmalen Segment, um sich dann in voller Breite auf dem Markt zu etablieren. Mit diesem schrittweisen Vorgehen scheint Google erfolgreicher zu sein als das europäische Projekt Europeana (photoscala berichtete), das mit derzeit 15 Millionen wiedergegebenen Objekten viel umfangreicher ist als das Art Project. Allerdings verteilt sich das Angebot bei Europeana auf eine große Zahl unterschiedlicher Medien, vom Gemälde über reine Tonaufnahmen bis hin zur Wochenschau.

Es ist die Marketingmacht der amerikanischen Suchmaschine, die dieses Angebot in den Vordergrund rückt. Virtuelle Museumsbesuche als solche gibt es schon seit vielen Jahren, wenn auch ursprünglich offline als CD oder DVD. Seit geraumer Zeit wurden diese Angebote wie im Falle des Louvre in Paris dann auch ins Netz gestellt. Daneben gibt es auch Online-Galerien wie Mypicasso aus der Schweiz, die nach eigener Aussage schon 30.000 Bilder online verfügbar hat.

Als schnell erreichbare Informationsquelle haben all diese Online-Angbote fraglos ihre Berechtigung. Nicht jeder kann für jedes Bild das jeweilige Museum besuchen. Auch als Appetizer oder zur Nachbereitung eines Museumsbesuchs sind die virtuellen Angebote sicherlich eine gute Idee und eine Bereicherung für den Kulturbetrieb. Einen vollkommenen Ersatz für einen realen Museumsbesuch stellt jedoch auch das „Art Project powered by Google“ nicht dar. So fehlt die räumliche Wirkung und von den menschlichen Sinnen wird gerade mal das Auge bedient und das aufgrund der konservierten Lichtstimmung auch nur eingeschränkt. Geruchs- und Temperatur-Wahrnehmung bleiben vollständig außen vor. Auch wenn mancher virtuelle Besucher wie frühere amerikanische Touristengruppen dann bald glaubt sagen zu können: „we did Rome in one day“, kann der reale Museumsbesuch dadurch nicht wirklich ersetzt werden.

(CJ)