Die derzeit am Hamburger Flughafen im Testbetrieb installierten Körperscanner („Nacktscanner“) arbeiten noch äußerst unzuverlässig, hat der NDR recherchiert. Mehr noch: amerikanische Forscher haben jetzt Untersuchungen vorgelegt, wonach mindestens bestimmte Baureihen dieser Scanner möglicherweise gänzlich nutzlos sind:

Die umstrittenen Nacktscanner an Flughäfen, zumindest die mit Röntgenstrahlung arbeitenden Rückstreuungsscanner, sind nutzlos, glaubt man den Untersuchungen der Forscher Leon Kaufman und Joseph W. Carlson von der University of California, San Francisco. Sind diese Körperscanner doch mit großen, dünnen Objekten einfach zu täuschen. Somit wäre es ein Leichtes, verheerende Mengen an Plastiksprengstoff durch eines der Geräte zu schleusen. „Die Backscatter-Hightec‘ würde ein Drittel Kilogramm Nitropenta übersehen, das bei einer kompetenten Abtastung sicher auffällt“, warnen die Physiker Leon Kaufman und Joseph Carlson im Journal of Transportation Security.

Foto aus einem Nacktscanner

„Die vorliegende Studie bestätigt einen Kritikpunkt, den die Piratenpartei Deutschland seit dem ersten Aufkommen der Diskussion über die Einführung von Nacktscannern bemängelt“, so Daniel Flachshaar, Beisitzer im Bundesvorstand der Piratenpartei. Hinzu kommt der aus Piratenpartei-Sicht untragbare Eingriff in die Privatsphäre. „In Deutschland sollten schnellstmöglich alle Versuche gestoppt werden, die Nacktscanner flächendeckend einzuführen“, fordert er daher.

Zwar bestätigen die Physiker, dass Rückstreuungsscanner relativ massive Gegenstände gut nachweisen können, wenn diese eher nahe der Körpermitte versteckt sind – das wäre Beispielsweise eine Waffe hinten im Gürtel. Befinde sich ein Objekt aber an der Körperseite, wird es problematisch. Die Forscher verweisen auf das bekannte Nacktscanner-Beispielbild der Transportation Security Administration (TSA). Die Pistole links an der Hüfte der Frau sei nur durch den Schatten am Arm gut zu sehen, warnen die Forscher. Eigentlich sollten die Arme bei einem Scan aber gehoben sein.

Noch problematischer ist es, wenn ein Fremdkörper relativ geringer Dicke großflächig getragen wird. Eine am Unterleib befestigte zentimeterdicke Lage von 15 bis 20 Zentimetern Durchmesser mit abgeschrägten Rändern „wäre für diese Technologie ironischerweise aufgrund des großen Volumens unsichtbar, weil sie leicht mit normaler Anatomie verwechselt wird“, so die Physiker. 40 Gramm Nitropenta, die für einen verheerenden Anschlag ausreichen sollen, wären demnach als 1,25 Millimeter dicke Lage praktisch nicht nachweisbar. Daran würde sich auch nichts ändern, wenn die Scanner eine deutlich höhere Strahlungsdosis nutzen.

„Die Scanner stellen einen massiven Eingriff in die Persönlichkeitsrechte der Fluggäste dar, da sie Details wie einen künstlichen Darmausgang oder Körperschmuck nicht verschleiern“, betont Flachshaar. Zudem verweist er darauf, dass Nackscanner Bilder auch speichern und verschicken können (siehe auch: Nacktscanner können doch Bilder speichern und versenden). Zwar bezieht sich die kalifornische Untersuchung nur auf Röntgen-Rückstreuungsscanner. „Die diversen Kritikpunkte lassen sich auch durch die technologisch höher entwickelten Terahertz-Scanner nicht beseitigen“, ist der Piratenpartei-Sprecher aber überzeugt.

„Der einzige Weg, um die Flugsicherheit zu erhöhen, ist der Einsatz von gut ausgestattetem und durch ausreichende Bezahlung motiviertem Flughafenpersonal, das in Zusammenarbeit mit der Polizei an schlüssigen Sicherheitskonzepten arbeitet und diese umsetzt“, so Flachshaar abschließend.

Unterdessen arbeiten nach Recherchen des NDR die Körperscanner, die derzeit am Hamburger Flughafen getestet werden, noch sehr unzuverlässig und haben mitunter mit Totalausfällen zu kämpfen. Demnach müssen aufgrund der hohen Fehlerquote zeitweise alle Passagiere nachkontrolliert werden. Die Bundespolizei will das Problem mit einer neuen Software in den Griff kriegen. Ende März 2011 soll die Entscheidung fallen, ob die Scanner in den Regelbetriebe gehen.

Siehe auch den Fachartikel „An evaluation of airport x-ray backscatter units based on image characteristics“.

(pte / Thomas Pichler)