Foto: Unbekannter Fotograf und Künstler: Kurtisane, ca. 1890Diese Ausstellung im schweizerischen Winterthur will nicht die altbekannte westliche Sichtweise auf „den Osten“ wiederholen, sondern die vielgestaltige und formal innovative Fotografie Südasiens zeigen:

Presseankündigung des Fotomuseums Winterthur:

Where Three Dreams Cross – 150 Jahre Fotografie aus Indien, Pakistan und Bangladesch

12. Juni bis 22. August 2010 (Halle, Galerie und Sammlungsräume)

Foto Bani Abidi; Aus der Serie: Der Geist von Mohammad Bin Qasim, 2006

Bani Abidi; Aus der Serie: Der Geist von Mohammad Bin Qasim, 2006; Inkjet-Print, 18,5 x 28 cm; Courtesy des Künstlers und Green Cardamom, London; © Bani Abidi

 
Dies ist die Zeit der Spannung zwischen Sterben und Geburt
Der Ort der Einsamkeit wo drei Träume kreuzen
T.S. Eliot, Aschermittwoch, 1930

In Büchern und Ausstellungen über die Geschichte der Fotografie im 20. Jahrhundert dominiert üblicherweise die Perspektive von Europa und den USA. Die Ausstellung und die Begleitpublikation Where Three Dreams Cross – 150 Jahre Fotografie aus Indien, Pakistan und Bangladesch hingegen erzählen die ebenso bedeutende Kulturgeschichte der Fotografie Südasiens, die vielgestaltig und formal innovativ ist und doch tief verwurzelt in der einheimischen Kultur und Politik. Dabei geht es nicht darum, die altbekannte westliche Sichtweise auf „den Osten“ zu wiederholen. Vielmehr sollen die unterschiedlichen Betrachtungsweisen von mehreren Fotografengenerationen des Subkontinents auf ihre Zeit und sich selbst im Vordergrund stehen.

Where Three Dreams Cross konzentriert sich auf die Epoche des Übergangs, als sich die im Norden vom Himalaya und im Süden vom Indischen Ozean eingerahmte südasiatische Halbinsel – ein vom Fluss Indus begrenztes, heterogenes Ganzes, das früher als „riesiger Rhomboid“ bezeichnet wurde – in drei Nationen aufspaltete: Indien, Pakistan und Bangladesch. Die rasanten Zeitläufe der politischen Umwälzung oder der technologischen Entwicklung und die langsameren von Familie, Kultur und Ritual werden mit den Kameraaugen von etwa achtzig Fotografen und Fotografinnen eingefangen. Gleichzeitig zeugen ihre Werke von formaler Experimentierlust und ästhetischer Neugierde, die bodenständig und doch von universellem Interesse sind.
 

Foto

Links: Nony Singh: Meine Schwester Guddi, wie sie als Scarlett O’Hara aus „Vom Winde verweht“ posiert, Srinagar, 1962; Silbergelatineabzug, 25,4×25,4 cm; Courtesy des Künstlers; © Nony Singh
Rechts: Unbekannter Fotograf und Künstler: Kurtisane, ca. 1890; Albuminabzug, mit Wasserfarben handkoloriert, 12,2×9,5 cm; Courtesy der Alkazi Collection of Photography, Delhi

 
In der Ausstellung werden sowohl die 150-jährige Geschichte des Mediums berücksichtigt als auch die Eigentümlichkeiten der zeitgenössischen subkontinentalen Fotografie erläutert. Dem Zeitpunkt, als es nicht mehr ausschließlich kolonialen und europäischen Fotografen vorbehalten war, eine Kamera zu halten und zu bedienen, kommt dabei zentrale Bedeutung zu. Der Sinn für Selbstbestimmung und Selbstdarstellung offenbart sich in dieser Ausstellung zum ersten Mal in Hunderten von verblüffenden Fotografien, aufgenommen von einem breiten Spektrum unterschiedlichster Akteure, von Amateuren bis zu Fotojournalisten, Dokumentarfotografen und Künstlern.

Die Ausstellung setzt bei der Präsentation der Werke fünf Schwerpunkte: Porträt, Performance, Familie, Strasse und Staatskörper. Sie konzentriert sich auf wesentliche Bereiche der südasiatischen Fotografie und macht an verschiedensten Stellen die Verbindungen von historischem Material mit zeitgenössischen Werken transparent.

Where Three Dreams Cross – 150 Jahre Fotografie aus Indien, Pakistan und Bangladesch wurde organisiert von der Whitechapel Gallery in London in Zusammenarbeit mit dem Fotomuseum Winterthur. Kuratoren sind Sunil Gupta, Radhika Singh, Hammad Nasar, Shahibul Alam, Kirsty Ogg und Urs Stahel.

Zur Ausstellung erscheint ein umfangreicher Katalog bei Steidl (368 Seiten, rund 200 Abbildungen und Essays von Sabeena Gadihoke, Geeta Kapur und Christopher Pinney).
 

Foto T.S. Satyan: Jungen, die sich an einem Sommertag in Bombay abkühlen

T.S. Satyan: Jungen, die sich an einem Sommertag in Bombay abkühlen, 1970; Silbergelatineabzug, 37,3×58 cm; Courtesy der Abhishek Poddar Collection, Bangalore; © T.S. Satyan

 
 
Ausstellung
Where Three Dreams Cross – 150 Jahre Fotografie aus Indien, Pakistan und Bangladesch
12. Juni bis 22. August 2010 (Halle, Galerie und Sammlungsräume)
Fotomuseum Winterthur

Katalog
Where Three Dreams Cross: 150 Years of Photography from India, Pakistan and Bangladesh (bei amazon.de)
Steidl
368 Seiten
ISBN-13: 978-3869301389
 

(thoMas)