Foto Candida Höfer: Masonic Temple Philadelphia I, 2007Candida Höfers Architekturbilder sind Beschreibungen des kulturellen Umfeldes des Menschen. Um dieses Umfeld zu beschreiben, bedarf es einer Ordnung; diese Ordnung der Dinge ist das künstlerische Lebensthema Höfers. Jetzt stellen eine Ausstellung und ein kleiner Katalog neue Bilder aus Philadelphia vor:

Seit den achtziger Jahren entstehen solche Fotografien: öffentliche Innenräume, Hörsäle, Museen, Bibliotheken, Zoologische Gärten oder Cafés, welche die in Köln lebende Fotografin Candida Höfer in betont unaufdringlicher Handschrift zumeist menschenleer fotografiert. Still ist diese Art der Fotografie, dennoch hat es Höfer seit ein paar Jahren geschafft: Sie gilt als eine der bedeutendsten Fotokünstlerinnen unserer Tage, die etwa den deutschen Pavillon auf der fünfzigsten Kunstbiennale in Venedig gestaltete und auf der documenta des Jahres 2002 zu sehen war.

Blättert man in dem jetzt erschienenen kleinen Bändchen mit neuen, in Philadelphia entstandenen Aufnahmen, dann wird erneut deutlich, wie es zu diesem immensen Erfolg kommen konnte: Denn so reizlos Höfers Bilder im ersten Moment wirken, so nachhaltig ist ihre Kraft. Es ist die Strenge, die Präzision, die Kühle der Innenräume, diese besondere dunstige, verhaltene Farbigkeit, welche die Bilder aus dem Gros zeitgenössischer Fotografie herausheben.
 

Foto Candida Höfer: Masonic Temple Philadelphia I, 2007

Candida Höfer: Masonic Temple Philadelphia I, 2007. © Candida Höfer, VG Bild-Kunst, Bonn 2010 / courtesy Schirmer/Mosel
 
 
Foto Candida Höfer: Pennsylvania Academy of the Fine Arts Philadelphia II, 2007

Candida Höfer: Pennsylvania Academy of the Fine Arts, Philadelphia II, 2007. © Candida Höfer, VG Bild-Kunst, Bonn 2010 / courtesy Schirmer/Mosel
 
 
Foto Candida Höfer: Masonic Temple Philadelphia II, 2007

Candida Höfer: Masonic Temple Philadelphia II, 2007. © Candida Höfer, VG Bild-Kunst, Bonn 2010 / courtesy Schirmer/Mosel

 
Höfer-Bilder – die stets mit einer Hasselblad und Stativ entstehen – sind wie ein Schnitt durch die Wirklichkeit. Sie verweisen auf das Leben der Menschen, auch wenn diese selbst nicht zu sehen sind. Stattdessen zeigt die ehemalige Schülerin von Bernd und Hilla Becher an der Kunstakademie Düsseldorf ihre Spuren: das, was sie hinterlassen haben. So auch in ihrer neuen Serie über Philadelphia, einer Stadt mit besonderer Bedeutung für die USA: 1776 wurde hier die amerikanische Unabhängigkeitserklärung verkündet und wenige Jahre später die Verfassung beschlossen.

Die Bilder – die zur Zeit auch in der Galerie der Stadt Tuttlingen zu sehen sind – zeigen etwa die Innenräume der Pennsylvania Academy oft the Fine Arts, die Juristische Bibliothek, die Aula des Girard Colleges oder die Beth Sholom Synagoge von Frank Lloyd Wright. Sie zu betrachten macht neugierig. Was genau passierte in diesen Räumen? Wie kommt es, das hier nichts zufällig wirkt? Alles so zeitlos? Candida Höfers Fotografie stellt mehr Fragen, als man mit wenigen Blicken beantworten kann.

(Marc Peschke)
 
 

Titel Candida Höfer: Philadelphia

Ausstellung:
Bis 13. Juni
Galerie der Stadt Tuttlingen
Dienstag bis Sonntag: 11-18 Uhr

Buch:
Candida Höfer: Philadelphia (bei amazon.de)
Mit einem Vorwort von Anna-Maria Ehrmann-Schindlbeck und Texten von Richard Torchia und Mari Shaw
60 Seiten
Schirmer/Mosel Verlag 2010
ISBN 978-3-8296-0440-6
Euro 29,80