Konrad Rufus Müller – der seine Arbeiten als „eine Sammlung sehr subjektiv gesehener Portraits, die kein Art Director zurechtgestutzt und keine medienbewusste Agentur für die heutige Zeit aufbereitet haben“ beschreibt – ist jetzt in Bonn in einer großen Retrospektive zu sehen, die auch zeigt, dass der „Kanzlerfotograf“ mehr ist als das:
Presseinformation des LVR-LandesMuseums Bonn:
Konrad Rufus Müller Fotografien von 1960 2010
Ausstellung im LVR-LandesMuseum Bonn vom 23. März bis 30. Mai 2010
Bonn, 22. März 2010. Am 22. März 2010 feiert Konrad Rufus Müller seinen siebzigsten Geburtstag. Aus diesem Anlass zeigt das LVR-LandesMuseum Bonn eine große Retrospektive seines fotografischen Schaffens.
Konrad Adenauer am Rednerpult in Köln 1966 – Willy Brandt 1976
beide Copyright Konrad Rufus Müller
Als einziger Fotograf hatte er alle Kanzler der Bundesrepublik Deutschland vor der Kamera von Konrad Adenauer bis Angela Merkel. Er unterscheidet sich jedoch von vielen Chronisten der Macht durch die künstlerische und handwerkliche Qualität seiner Fotografien: Konrad Rufus Müller arbeitet grundsätzlich schwarz/weiß, ohne zusätzliche Beleuchtung und entwickelt jedes Bild selbst.
Die Ausstellung präsentiert Konrad Rufus Müller nicht nur als Kanzlerfotografen, sondern zeigt von A bis Z Gesichter der Zeitgeschichte. Dabei tauchen neben den Kanzlerportraits auch Künstlerkollegen, Poplegenden und Filmgestalten auf wie Thomas Gottschalk, Gerhard Richter, Peter Maffay, Campino und Harald Schmidt oder Politiker wie Vladimir Putin, Francois Mitterand, Bill Clinton und Michail Gorbatschow.
Die Schauspielerin Suzanne von Borsody, 1999 fotografiert am Flughafen München
Copyright Konrad Rufus Müller
Mit rund 170 Arbeiten darunter auch seltsam entrückten Stillleben, stimmungsvollen Landschaftsaufnahmen oder eindrucksvollen Charakterstudien unbekannter Personen gibt die Ausstellung einen umfassenden Einblick in das vielschichtige Werk von Konrad Rufus Müller.
Konrad Rufus Müller, 1940 in Berlin geboren, findet 1960 im elterlichen Schlafzimmer eine Mittelformatkamera und knipst darauf mit Papst Johannes XXIII. erstmals einen Prominenten.
Zunächst wendet er sich aber nicht der Fotografie zu, sondern beginnt das Studium der Malerei an der Hochschule für Bildende Künste in Berlin. Im September 1965 reist er per Autostop von Berlin nach Bonn, wo er Konrad Adenauer zum ersten Mal fotografiert.
Seitdem hat Müller alle Kanzler der Bundesrepublik sowie weitere bekannte und unbekannte Persönlichkeiten verewigt und dementsprechend viele Publikationen vorzuweisen. Seine Kanzler-Galerie hängt im Deutschen Historischen Museum zu Berlin, im Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland in Bonn, im Bundeskanzleramt und im Außenministerium.
Konrad Rufus Müller will mit seinen Portraits die Gesichter der Menschen für sich neu entdecken. Seine Bilder sind für ihn „eine Sammlung sehr subjektiv gesehener Portraits, die kein Art Director zurechtgestutzt und keine medienbewusste Agentur für die heutige Zeit aufbereitet haben“. Er hat all die Jahrzehnte immer allein gearbeitet. Seine Dunkelkammer hat außer ihm niemand betreten.
Joschka Fischer, 1998
Copyright Konrad Rufus Müller
Katalog
Zur Ausstellung erscheint ein Katalog mit 422 Fotos, alle Abbildungen basieren auf den Scans der originalen Vintage-Prints und sind Duoton gedruckt, 352 Seiten. Er ist im Museumsshop für 39 Euro erhältlich, die Buchhandelsausgabe erscheint im Kehrer-Verlag und kostet 58 Euro.
Während der Ausstellungszeit führt Konrad Rufus Müller durch seine Fotoausstellung: am Mittwoch, 28. April 2010 um 18 Uhr und am Mittwoch, 5. Mai um 18 Uhr. Anmeldung ist erforderlich unter: 0228/2070-351.
Weitere Informationen unter: www.landesmuseum-bonn.lvr.de.
Bleibt noch anzumerken, dass Konrad Rufus Müller nach Verlagsangaben ausschließlich in Schwarzweiß und immer ohne Kunstlicht arbeitet, und sein einziges Werkzeug eine Rolleiflex von 1975 ist. Ihn begleitet kein Stab von Assistenten und Stylisten, seine Papierabzüge entstehen in einer kleinen Dunkelkammer, jede Fotografie ist ein Unikat.
Konrad Rufus Müller vor einem Portraitfoto von Willy Brandt
Foto: Hans-Theo Gerhards, LVR-Museumsverbund
Konrad Rufus Müller – Vita
1940 geboren in Berlin
1960 erste gelegenheitsfotografische Aufnahmen im Rahmen einer Audienz bei Papst Johannes XXIII.
1962 Studium der Malerei an der Hochschule der Bildenden Künste Berlin bei Hans Jaenisch
seit 1965 Spuren der Macht: Portraitaufnahmen aller Bundeskanzler von Adenauer bis Merkel
1972 erste Ausstellung mit Portraits der Kanzler Adenauer, Erhardt, Kiesinger, Brandt in Bonn, Berlin und anderen deutschen Städten
2000 Retrospektive Terra Cognita, Deutsches Historisches Museum Berlin
2009 Ausstellung Die Kanzler Von Adenauer bis Merkel, C/O Berlin
Konrad Rufus Müller lebt und arbeitet in Königswinter.
Ausstellung:
23. März bis 30. Mai 2010
LVR-LandesMuseum Bonn
Colmantstraße 14 16
53115 Bonn
Öffnungszeiten:
Dienstag, Donnerstag, Freitag bis Sonntag: 10.00 bis 18.00 Uhr
Mittwoch: 10.00 bis 21.00 Uhr
Katalog / Buch:
Konrad Rufus Müller
Licht Gestalten Fotografien von 1960 bis 2010 (bei amazon.de)
Kehrer Verlag Heidelberg
Festeinband 23 x 29 cm, 352 Seiten, 422 Duotonabb.
ISBN 978-3-86828-123-1
58 Euro (als Katalog im Museumsshop für 39 Euro erhältlich)
Berlin, die Mauer ein Jahr vor ihrem Fall
Copyright Konrad Rufus Müller
(thoMas)
Kanzler
Eine Verneigung vor einem Künstler hinter der Kamera. Als fotografisch „gelernter Handwerker“ finde ich die Ausführung hervorragend.
So schön kann OHNE Farbe sein. In jeder Hinsicht zeigen die Werke Tiefe.
Die Mächtigen haben mit Recht Vertrauen zu einem Menschen mit Kamera gefunden. Die Ausdruckskraft der abgebildeten Personen zeigen die wenigen persönlichen Momente in der Öffentlichkeit. Trotzdem ist der Respekt nicht verloren gegangen.
Schön das man eine Zeitreise so geboten bekommt.