Mit dem kostenlosen Bildverwaltungsprogramm Picasa bläst Google zum Kampf im Bereich der Bildverwaltung und -bearbeitung. In einem Vergleichstest haben wir Apples Platzhirsch iPhoto ’09 gegen Googles Picasa 3.6.1 antreten lassen und gründlich unter die Lupe genommen. Lesen Sie, was die beiden jeweils können und welches Programm am Ende den Sieg für sich beanspruchen kann:
Apple vs. Google
Picasa gegen iPhoto – das ist Google gegen Apple. Unterschiedlicher könnten Kontrahenten gar nicht sein. Gemessen an Google, das 1998 gegründet wurde, könnte man Apple gewissermaßen als Vertreter der Old Economy bezeichnen. Der Konkurrenzdruck beider Unternehmen ist groß. In vielen Betätigungsbereichen kommt es zum Duell der Giganten: Smartphones (iPhone OS vs. Android), Browser (Safari vs. Chrome) und ab Ende 2010 auch bei den Betriebssystemen (Mac OS X vs. Chrome OS). Ganz aktuell fordert der Suchmaschinengigant Google mit der Bildverwaltungssoftware Picasa 3.6.1 den Platzhirsch iPhoto ’09 heraus.
Das Apple-Programm ist Bestandteil der äußerst beliebten iLife-Suite und kommt mit jedem neuen Mac frei Haus. Einzeln kostet iLife 79 Euro. Ärgerlich ist Apples „Ein-Preis-Politik“. Besitzer einer älteren iLife-Version können nicht durch ein Upgrade vergünstigt auf die aktuelle Generation umsteigen. Sie zahlen genau wie alle Neukunden den vollen Preis. Im Gegensatz dazu fährt Google einen dicken Pluspunkt ein, denn Picasa ist kostenlos.
Wichtig bei iLife zu wissen: Auf einer separat gekauften Snow-Leopard-DVD ist der hauseigene Apple-Bildverwalter nicht mit von der Partie. Wählt man bei der Mac OS X 10.6-Installation die Option „Aktualisieren“, dann bleiben vorhandene iLife-Programme allerdings erhalten. Bei einer vollständigen Neuinstallation muss die iLife-Suite von der entsprechenden Original-DVD nachinstalliert werden. Sollten Sie nicht im Besitz der iLife-DVD sein, weil Sie die Programme mit einem neuen Mac erhalten haben, dann kommt also nur die Installationsoption „Aktualisieren“ in Frage.
Picasa und iPhoto übernehmen identische Aufgaben auf dem Mac. Als Tools unterstützen sie den User, die Flut digitaler Bilder zu beherrschen. Sortieren, Optimieren, Verwalten und Präsentieren – das alles versprechen die Testkandidaten.
Look & Feel
„Nichts Neues bei Apple“ ist man beim Software-Hersteller aus Cupertino geneigt anzumerken, wenn iPhoto ’09 erstmalig startet. Der Eindruck täuscht selbstverständlich. Dass iPhoto in jeder neuen Evolutionsstufe wie ein alter Bekannter wirkt, zählt zum Erfolgsgeheimnis von Apple. Die Entwickler schaffen es, dem User eine Programmoberfläche anzubieten, deren Funktionsprinzip er von anderer Apple-Software kennt. Der Picasa-Start ist steiniger. Kein Wunder, denn weil iPhoto auf neuen Macs bereits vorinstalliert ist, gehört dieser Bildverwalter gewissermaßen zur Grundausstattung.
iPhoto ’09: Aufgeräumte Programmoberfläche,
in der sich die Anwender auf Anhieb zurechtfinden.
Im Gegenzug dazu will Picasa erst einmal via Download auf die Festplatte gehievt werden. Die anschließende Installation verläuft unproblematisch und bietet eine erste Enttäuschung. Die Picasa-Bedienoberfläche ist in englischer Sprache. Eine deutsche Sprachversion ist in Vorbereitung, aber zurzeit nicht erhältlich. Nach dem Programmstart zeigt sich die unterschiedliche Herangehensweise an die Aufgabe. Im Gegensatz zu iPhoto scannt Picasa die gesamte Festplatte nach vorhandenem Bildmaterial. Das kann bei umfassenden Systemen eine Weile dauern. Anschließend wird klar: Picasa berücksichtigt die vom Anwender angelegte Ordnerstruktur auf der Festplatte und listet im linken Bereich des Programmfensters die Fundstellen penibel auf. Das funktioniert präzise, hat aber mitunter den Effekt, dass mancher Anwender ins Staunen gerät: Je nachdem, wie umfassend der Mac mit Daten bestückt ist, kann die Liste der Fundstellen durchaus lang ausfallen.
Praktischerweise listet Picasa durch dieses gründliche Vorgehen auch bestehende iPhoto-Libraries auf. Interessenskonflikte sind nicht zu befürchten, weil Picasa nicht ungefragt den Fotobesitz für sich reklamiert. Änderungswünschen seitens der Anwender begegnet Picasa mit dem Copyright-Hinweis: „Dieses Bild gehört iPhoto und kann nur betrachtet werden. Wenn Sie dieses Bild bearbeiten möchten, dann müssen Sie eine Kopie anlegen. Möchten Sie eine Kopie anlegen?“ Das ist vorbildlich und hilfreich, wenn beide Programme parallel auf einem Mac eingesetzt werden. Weniger vorbildlich ist dagegen, dass mit der Installation von Picasa ungefragt auch die automatische Google-Software-Aktualisierung auf die Festplatte wandert, die nicht abgeschaltet werden kann.
Apple verfolgt einen anderen Weg und legt eine entsprechende Bibliothek an, um der Aufgabe gerecht zu werden, den User beim Sortieren und Verwalten zu unterstützen. In diese Bibliothek werden die Fotos importiert. Im Punkt „Ereignisse“ finden Höhepunkte der digitalen Bibliothek Raum zur Entwicklung.
Picasa-Fotoansicht. Links: Registerkarten für die Bildbearbeitung.
Rechts: Geotagging-Karte.
Hinsichtlich des optischen Auftritts gibt es keine zwei Meinungen. Nicht zuletzt aufgrund der bereits angesprochenen Wiedererkennbarkeit von iPhoto gelingt es Apple, eine übersichtliche Programmoberfläche anzubieten, die mit Klarheit besticht. Picasa kann da nicht ganz mithalten. Auf den ersten Blick weckt das Google-Programm Erinnerungen an frühe Versionen des Open-Source-Browsers Firefox. Auf den zweiten Blick fällt die Fülle der Bedienfelder auf. Potenzielle Schaltelemente und -flächen sind auf der gesamten Programmoberfläche angeordnet.
Features & Bedienung
Einsteiger-Kameras sind für wenige Euro selbst in Supermärkten erhältlich und jedes halbwegs vernünftige Mobiltelefon verfügt heute über eine digitale Kamera. All das sorgt für eine Fülle an Bildern, die es zu handhaben gilt. Für die meisten Anwender sind deswegen die Bereiche „Sortieren“ und „Verwalten“ von entscheidender Bedeutung. Das lässt sich bei beiden Testkandidaten als Reminiszenz an die Zeiten analoger Fotografie über das Anlegen virtueller Fotoalben erledigen. Die Möglichkeiten schöpft das aber bei weitem nicht aus. Fotos können mit Schlagwörtern (Tags) versehen werden und lassen sich so später leicht wiederfinden. Neue GPS-fähige Kameramodelle speichern den Aufnahmeort des jeweiligen Bilds. Diese Informationen werden sowohl von Picasa als auch von iPhoto ausgelesen. Auf einer Weltkarte werden die Aufnahmeorte bei iPhoto mit einer stilisierten Stecknadel angezeigt. Picasa präsentiert bei der gleichen Übung ein rotes Fadenkreuz. Beide Programme halten zusätzlich die Option bereit, Aufnahmeorte auch per Hand hinzuzufügen. Einigkeit herrscht bei der als Geotagging bezeichneten Funktion über die Technik, die dahintersteckt. Sowohl iPhoto als auch Picasa vertrauen auf Google Maps. Der Vergleich der beiden Kontrahenten überrascht dennoch: Die Zuweisung von Geotags funktioniert bei Picasa deutlich besser. iPhoto schlägt bei der manuellen Zuweisung häufig falsche Orte vor, die Picasa problemlos richtig lokalisiert.
Mit der Verwaltungskategorie „Gesichter“ (iPhoto) bzw. „People“ (Picasa) können Anwender Personen definieren und den Programmen die Suche danach überlassen. Die Ergebnisse in dieser Disziplin waren im Test nicht immer korrekt. Allerdings sind die digitalen Fahnungsergebnisse respektabel. Die Fehlerquote ist erstaunlich gering. Picasa hat hier die Nase vorne und beherrscht die erkennungsdienstliche Behandlung des Bildmaterials einen kleinen Tick besser.
Geotagging: Die Aufnahmeorte kennzeichnet iPhoto mit
einer Stecknadel auf einer Google-Maps-Weltkarte.
Auch wenn sich die ordnenden Strukturen der Testlinge unterscheiden, die Features, die den Anwendern zur Verfügung gestellt werden, sind grundsätzlich sehr ähnlich. User, die neben ihrem Ordnungssinn auch Qualitätsfanatiker sind, wünschen sich Werkzeuge, die es erlauben, die Fotos mit einfachen und schnellen Mitteln zu verbessern. Auch das ist problemlos möglich – wenn auch in unterschiedlichen Ausprägungen. Weder bei Picasa noch bei iPhoto muss man sofort zu einem Programm wie Photoshop greifen, damit sich Verbesserungen an den Bildern vornehmen lassen. Die wichtigsten Tools in leicht zu handhabender Ausführung bringen die Kontrahenten mit. Rote Augen lassen sich auf Knopfdruck beseitigen – das gelingt beiden Kandidaten leidlich. Doch die Möglichkeiten sind weit diffiziler. Für die schnelle Bildverbesserung stellt Picasa sogenannte „Basic Fixes“ (Schnellkorrekturen) zur Verfügung. Damit werden Fotos auf einen Klick optimiert. Ob das Ergebnis zufriedenstellt, muss der User im Einzelfall entscheiden. Die Erfahrungen lehren, dass dies meist nicht der Fall ist. Doch das ist kein Picasa-Problem, sondern eher mit den fehlenden Justage-Möglichkeiten zu begründen. Apple versucht die Knopfdruck-Verbesserung durch einen Zauberstab zu realisieren. Das Tool müht sich redlich, kämpft aber mit den gleichen Problemen wie Picasa.
Anwender, die ihr Bildmaterial intelligenter optimieren möchten, greifen in iPhoto besser zur Schwebepalette „Anpassen“, die sich wie der Zauberstab auch hinter dem Icon „Bearbeiten“ versteckt. Dort besteht die Möglichkeit, neben Tonwert, Helligkeit, Kontrast und Sättigung auch Parameter wie Auflösung, Licht, Schatten, Schärfe oder Rauschen per Schieberegler einzustellen. Zusätzlich werden Farben mit den Reglern für Temperatur und Färbung beeinflusst. Ebenfalls im Bearbeiten-Modus verbirgt sich ein Retuschierwerkzeug, das ambitionierte Fotografen zu schätzen wissen. Mithilfe des talentierten Tools lassen sich Bildinhalte manipulieren.
Picasa hat diesen ausgefeilten Funktionen nichts Adäquates entgegenzusetzen. Das wertvolle Fotomaterial lässt sich zwar auch per Schieberegler aufhübschen. Die Google-Applikation genehmigt dem User aber deutlich weniger Optionen, um Fotos zu verbessern: „Fill Light“, „Highlights“, „Shadows“ und „Color Temperature“ sind die Möglichkeiten, die Picasa bereithält. Unverständlich: Picasa zeigt die Tonwertkurve wie iPhoto an, bietet aber nicht die Option, sie zu beeinflussen. Das Motto für die Bildverbesserung in beiden Programmen lautet: nach Herzenslust ausprobieren. Eine nichtdestruktive Bildoptimierung mit Undo-Funktion erlaubt Experimente. Mit einem Mausklick lassen sich die kostbaren Motive in den Originalzustand zurückversetzen.
Beide Programme erkennen die Gesichter von Menschen; hier Picasa.
Auch wenn iPhoto bei der Bildverbesserung deutlich dominiert, gilt vielfach: Picasa offeriert dem Fotografen mehr Möglichkeiten beim Ansinnen, Ordnung in Fotosammlungen zu bringen. Mit einer als Gleichmacherei zu bezeichnenden Ignoranz behandelt iPhoto zum Beispiel Bilder-Ordner, die weitere Unterordner beinhalten. Beim Import per Drag & Drop werden bestehende Hierarchien verworfen, die Bilder werden gleichrangig behandelt. Die Alternative dazu ist ebenfalls unbefriedigend: Wählt man den Import über das Menü, dann muss jeder einzelne Unterordner in ein neues Album importiert werden. Beide Wege pulverisieren vorhandene Ordnungsprinzipien. Picasa ist generöser. Durch die Tatsache, dass die Ordnerstruktur des Finders abgebildet wird, bleiben bestehende Einteilungen erhalten. Ein kleiner, aber wichtiger Unterschied für Fotografen, die umfangreiche Sammlungen mit hierarchischem Aufbau besitzen.
Im Detail kann Picasa häufig mit durchdachten Lösungen überzeugen. Allerdings zahlt der Google-Bildbetrachter für diese diffizilen Möglichkeiten offensichtlich mit Einbußen hinsichtlich der Bedienbarkeit. Unübertroffen intuitiv zu bedienen ist nur iPhoto. Dennoch: Viele Picasa-Fähigkeiten offenbaren sich erst im Detail. Weil das Programm nach dem Start immer präsent ist und jedes neu hinzukommende Foto mit einer kurzen Verzögerung als Motiv aufnimmt, ist es gewissermaßen die Anlaufstation für visuelle Daten. Picasa entgeht nichts. Zart besaitete Menschen kann das leicht nerven. Doch wer es mag, der weiß die visuelle Überwachung durch Picasa schnell zu schätzen.
Auch beim manuellen Import bietet der Google-Bildverwalter Möglichkeiten bis hin zur Einbindung von iPhoto-Inhalten. Exakt umgekehrt verhält es sich beim Export. Hier erweist sich iPhoto als sehr flexibel. Der entscheidende Vorteil für das Apple-Programm liegt in der engen Einbindung von QuickTime. Filme und Slideshows lassen sich aus Fotogalerien zwar auch in Picasa erstellen, doch mit iPhoto geht das leichter und einfacher. iPod, iPhone, Apple TV oder Mobile Me – iPhoto bietet den Export mit passenden Voreinstellungen an.
Beim Backup bietet wiederum Picasa mehr Freiheiten und professionelle Möglichkeiten. Der Anwender kann nicht nur das Backup-Medium auswählen, sondern auch festlegen, welche Daten gesichert werden sollen. Das Spektrum reicht dabei von einzelnen Alben bis hin zur kompletten Bibliothek. iPhoto bindet die Time Machine für die gleiche Aufgabe ein. Weitere Beispiele für clevere Picasa-Details: Thumbnail-Bilder lassen sich über das Menü „Darstellung“ zum Beispiel mit der Auflösung des Fotos anzeigen. Oder: Die „Umbenennen“-Funktion bietet die Möglichkeit, den Dateinamen des Fotos um das Aufnahmedatum und die Auflösung zu erweitern.
Die tiefe Systemintegration ist ähnlich wie die intuitive Bedienung eine große Stärke von iPhoto. Programmübergreifend werden iWeb und iDVD direkt angebunden. All das funktioniert Apple-typisch vorzüglich, kommt aber nur denjenigen zugute, die auf die iLife-Produkte setzen.
Die Web-Anbindung von iPhoto ist breit gefächert. Apples eigener, kostenpflichtiger Internet-Dienst MobileMe wird ebenso unterstützt wie Facebook, Flickr, Picasa-Webalben (via kostenlosem Plug-in) und locr (via kostenlosem Plug-in). Picasa ist hier schlechter aufgestellt. Das Programm unterstützt lediglich den Upload zu den beiden Google-Diensten Picasa-Webalben (Fotos) und YouTube (Filme).
Über die Voreinstellungen werden die Upload-Auflösungen justiert, um den Traffic zu begrenzen. Für die Datenreise durch das Web lassen sich mit beiden Programmen Fotos per E-Mail versenden. In den Voreinstellungen wird das entsprechende E-Mail-Programm individuell eingestellt. iPhoto bietet dem User für das Versenden von Fotos drei Optionen die Datenmenge zu begrenzen: Klein (schnellerer Ladevorgang), mittel und groß (höhere Qualität) reichen dem Apple-Programm. Picasa gewährt feinere Möglichkeiten der Justage. Via Schieberegler lässt sich die bevorzugte Auflösung pixelgenau einstellen.
Performance & Darstellung
Picasa beherrscht zahllose Bildformate und erweist sich als visueller Allesfresser. PNG, TIFF, JPEG, BMP, TGA, PSD, RAW- und zahllose Film-Formate – Picasa kann damit umgehen. iPhoto versteht diese Formate ebenfalls, mag aber keine TGA-Dateien. In der Praxis dürfte das allerdings zu verschmerzen sein. Hinsichtlich der akzeptierten RAW-Formate endet das Duell mit einem Remis. Beide Programme verstehen sich auf die RAW-Daten folgender Kamerahersteller: Canon, Nikon, Fuji, Hasselblad, Kodak, Leica, Minolta, Olympus, Panasonic, Pentax, Samsung und Sony. iPhoto erkennt zudem die RAW-Fotos der Hersteller Epson, Konica und Leaf. Im Gegensatz dazu mag Picasa RAW-Bilder von Adobe, Casio, Ricoh und Sigma. Doch auch das ist allenfalls eine Momentaufnahme, denn die RAW-Unterstützung in beiden Programmen wird ständig ausgebaut.
iPhoto ’09 vs. Picasa: Funktionsvergleich
Wer gerne fotografiert, der will seine Werke auch zeigen. Auch hier helfen unsere Testkandidaten weiter. Im Kapitel Diashow glänzt iPhoto mit vielen zur Auswahl stehenden Themen. Sie bieten Optionen wie „Klassisch“, „Ken Burns“, „Fotoalbum“, „Splitter“, „Rutschbahn“ oder „Schnappschüsse“. Zusätzlich kann die passende Hintergrundmusik aus der eigenen iTunes-Bibliothek bestimmt werden. Im Punkt Einstellungen lassen sich Diashows individuell anpassen. Neben der Anzeigedauer des einzelnen Dias können zum Beispiel die Übergänge nebst ihrer Geschwindigkeit eingestellt werden. All das gelingt auch mit Picasa. Doch auch hier gelten Einschränkungen in der Bedienbarkeit. So ist iTunes zur Unterlegung der Präsentation nicht eingebunden. Musik lässt sich nur hinzufügen, wenn man sich durch die einzelnen Audiodateien durchklickt. Beide Programme stellen Diashows fix bereit. Eine Test-Show mit 1000 Motiven lief bei iPhoto nach zehn Sekunden und bei Picasa schon nach zwei Sekunden an. Dieses Ergebnis lässt bereits erste Rückschlüsse auf die benötigten Ressourcen zu. Diese werden mit einem eindeutigen Resultat bestätigt. Als Testsystem diente ein MacBook Pro mit Intel Core 2 Duo (2,66 GHz, sechs MB L2-Cache, vier GB Arbeitsspeicher) und Mac OS X 10.6.2.
Obwohl Picasa im geöffneten Zustand den Rechner ständig überwacht, geht das Google-Produkt schonend mit den Ressourcen des Rechners um. Die durchschnittliche CPU-Auslastung beträgt in Ruhe [d. h. Programm befindet sich im Hintergrund] lediglich 3,1 Prozent. An Arbeitspeicher benötigt Picasa 69 MB. Um das Verhalten unter Last zu dokumentieren, haben wir ein 1000 Fotos umfassendes Archiv hinzugefügt. Die Picasa-Ergebnisse überzeugen auch hier: Die CPU-Auslastung steigt auf 77 Prozent, der Arbeitsspeicher ist mit 80 MB beansprucht. Paralleles Arbeiten war während des gesamten Tests, der knapp 1:15 Minuten dauerte, problemlos möglich. iPhoto kann da nicht mithalten: Für den Import der Fotos benötigte das Apple-Programm über vier Minuten. Gute Nachrichten gibt es nur bei der CPU-Auslastung in Ruhe. Eine Belastung war praktisch nicht messbar. Doch die Beanspruchung des Arbeitsspeichers gibt zu denken. Auch ohne Aktion belegt iPhoto 155 MB. Wenn iPhoto gefordert wird, dann reicht das Programm das ungefiltert an den Rechner weiter. Die nackten Daten: CPU-Auslastung 191 Prozent. Auslastung des Arbeitsspeichers 305 MB. Fazit: Paralleles Arbeiten mit anderen Programmen nur schwerlich unmöglich. Hier sollte dringend Hand angelegt werden. Dass 250.000 Fotos laut Apple in einer Bibliothek „problemlos“ verwaltet werden können, klingt angesichts dieses anspruchsvollen Umgangs mit den Ressourcen unglaubwürdig. Besitzer derart umfangreicher Sammlungen sollten aller ergonomischen Defizite zum Trotz auf Picasa setzen.
Picasa schont die Ressourcen. iPhoto fordert den Rechner heraus.
Fazit
Nur knapp 15 Kilometer sind die Unternehmenssitze von Apple und Google voneinander entfernt. Ganz so nah allerdings sind sich iPhoto ’09 und Picasa 3.6.1 nicht. Als eindeutiger Sieger geht iPhoto ’09 hervor. Hinsichtlich der einfachen und intuitiven Bedienung kann Picasa dem Apple-Programm nicht das Wasser reichen. Gleiches gilt auch für die Bearbeitungsmöglichkeiten. Auch hier besitzt iPhoto deutliche Vorteile. Als allseitig glänzender Stern am Himmel der Bilderverwaltung auf dem Mac geht iPhoto aus diesem Test aber doch nicht hervor. Dazu ist das Programm zu stur. Es lässt dem Anwender im Prinzip keine Freiheit, eigene Vorstellungen in puncto Ordnung zu realisieren. Wie flexibel das zu handhaben ist, beweist Picasa eindrucksvoll. Gewichtiges Manko von iPhoto ist zudem der verschwenderische Umgang mit den Ressourcen des Rechners. Als Hersteller exklusiver Hardware mag Apple in diesem Bereich ja nachvollziehbare Interessen verfolgen. Doch das Niveau von iPhoto ist schlichtweg inakzeptabel.
Dass es auch anders geht, zeigt Picasa. Defizite hinsichtlich der Ergonomie und der intuitiven Bedienung sind zwar sofort nach dem Programmstart offensichtlich und ziehen sich wie ein roter Faden durch die Arbeit mit dem Programm. Doch wer sich intensiver mit dem Google-Programm auseinandersetzt, der merkt, dass hier ein ernsthafter und zudem kostenloser Konkurrent für iPhoto heranwächst, der viele Talente besitzt. Zahlreiche Detaillösungen von Picasa können überzeugen. Anwender, die Bildersammlungen besitzen, die aus vielen Unterordnern bestehen und somit eigene Ordnungsstrukturen bevorzugen, kommen an Picasa schon heute nicht vorbei.
Pro & Contra auf einen Blick
iPhoto ’09
+ Intuitive Bedienung
+ Viele Funktionen zur Bildoptimierung/-korrektur
+ Perfekte Anbindung an iPhone/iPod
+ Perfekte Systemintegration (iTunes, iDVD, iWeb)
+ Breit gefächerte Web-Anbindung
– Kein vergünstigtes Upgrade auf neue Programmversionen
– Extrem hoher Ressourcenverbrauch
– Langsamer Foto-Import
Picasa 3.6.1
+ Berücksichtigt vom Anwender angelegte Ordnerstrukturen
+ Kostenlos
+ Niedriger Ressourcenverbrauch
+ Flexible Backup-Funktionen
– Englischsprachige Benutzeroberfläche
– Defizite bei der Bedienbarkeit
– Ungefragte Installation der Google-Software-Aktualisierung
– Rudimentäre Funktionen zur Bildverbesserung
Links & Spezifikationen
iPhoto ’09
Hersteller: Apple.
Systemvoraussetzungen: Mac OS X 10.5 oder neuer (PowerPC und Intel).
Sprachen: Deutsch, Englisch und andere Sprachen.
Preis: 79 Euro (als Bestandteil der iLife-Suite; kostenlos bei neuen Macs dabei).
Picasa 3.6.1
Hersteller: Google.
Systemvoraussetzungen: Mac OS X 10.4.9 oder neuer (nur Intel).
Sprachen: Englisch.
Preis: Kostenlos (Freeware). Download hier (18,6 MB).
(Jürgen Ponath)
> Sollten Sie nicht im
> Sollten Sie nicht im Besitz der iLife-DVD sein, weil Sie die Programme mit einem neuen Mac erhalten haben, dann kommt also nur die Installationsoption „Aktualisieren“ in Frage.
iPhoto sollte sich bei einer Neuinstallation von den jedem Mac beiliegenden OriginalDVDs nachinstallieren lassen – auch ältere Versionen.
> Beim Import per Drag & Drop werden bestehende Hierarchien verworfen, die Bilder werden gleichrangig behandelt.
iPhoto kann aus jedem Ordner – auch Unterordnern – ein Ereignis machen: Einstellungen > Ereignisse > bei “Autom. in Ereignisse aufteilen” “Importierte Objekte aus dem Finder” anhaken.
“Es lässt dem Anwender im
“Es lässt dem Anwender im Prinzip keine Freiheit, eigene Vorstellungen in puncto Ordnung zu realisieren.”
Aber das ist ja gerade das Apple-Prinzip: Nur keine Freiheiten. Wer die nicht haben will, ist mit Apple gut beraten. Wer hingegen eigene Vorstellungen hat, sollte besser zu anderen Produkten greifen – Picasa ist, in der aktuellen Version, ein excellentes Programm, welches tatsächlich kaum Wünsche übrig lässt.