Das Weihnachtsfest rückt rasant näher. So mancher möchte sich da etwas gönnen, möchte mal nicht an Bankenkrise, Erdöl, Gas, Wasser, Müll und andere Kostenlawinen denken. Hier ein paar ganz subjektive Systemkamera-Empfehlungen – für den Gabentisch und für die Sparfüchse:

Da ich mit fast allen Kameras und Objektiven des Marktes, die mich interessieren, arbeite und Tests durchführe, habe ich mal hinterfragt, was sich in der Fotoszene derzeit zu kaufen lohnt. Wo man wirklich Geld sparen kann, ohne gleich stark an Leistung zu verlieren oder nach einem halben Jahr frustriert festzustellen, dass es ein Fehlkauf war.

Ich selbst habe mich in den letzten Jahren stark umorientiert, ich kaufe fast keine sogenannten Profikameras mehr – eine Profi-Kamera ist ja eine, die schon beim Kauf mehr als 1500 Euro Verlust schreibt und keinesfalls die, mit der man einzigartig professionelle Bilder erhält!

Anders mache ich es mit Objektiven: ich kaufe kaum noch einfache, preiswerte Objektive unter 500 Euro und nur noch wenig von „Fremd“-Herstellern. Die eigenen Erfahrungen und die Empfehlungen an andere waren in den letzten zwei Jahren öfter unglücklich.

Ich sehe keine Markt-Eroberung oder gar -Durchdringung für sogenannte Vollformat-Kameras. Sie füllen nur eine kleine Nische und der Traum, ältere Objektive bei hoher Leistung weiter verwenden zu können, erweist sich nicht selten als Trugschluss. Eine oft kaum sichtbare Qualitätsverbesserung von Kleinbild-Vollformat und die Option, einige neue Objektive anschaffen zu müssen, sind für mich wenig verlockend.

Canon

Erholt sich langsam von Nikons Nackenschlägen mit der D200, D300, D3x. Es wurde auch Zeit, dass den kleinen Verbesserungen einmal echte Neuerungen folgen. Canon ist mit sieben aktuellen Kameras sehr gut und breit aufgestellt. Es ist für jeden Anspruch modernste Technik in einem wertigen Gehäuse dabei.

Die neue EOS 7D ist wirklich ein Aufbruch in bessere Zeiten, bis jetzt macht sie mir einfach nur Spaß und sichert bessere Fotos. Es ist die erste annähernd ausgereifte Canon-Digitalkamera unter 2000 Euro. Für knapp 1450 Euro ist sie derzeit kein Schnäppchen, aber sie ist immerhin schon für 200 Euro unter dem Listenpreis zu haben, und für mich ist sie jeden Cent wert. Wer gerne und viel mit Canon fotografiert, kann hier unbesorgt zugreifen, Warten lohnt kaum. Selbst eine neue EOS 1D Mark IV lohnt sich allenfalls im Extrembereich. Ich finde die EOS 7D besonders sinnvoll in Kombination mit dem neuen EF-S 3,5-5,6/15-85 mm IS USM, das endlich einen spannenden Brennweitenbereich bietet – auch wenn das Objektiv leider nicht auf die Vollformat-Kameras und die EOS-1D-Baureihe passt. Dann kostet der neue Foto-Spaß aber schon gut 2150 Euro, der Preis für dieses Zoom liegt noch sehr hoch.

Eine EOS 50D kostet nur noch rund 800 Euro, inklusive 17-85 mm IS sind es rund 1100 Euro. Gemessen am Preis der 7D ist das ein wirklich faires Angebot für eine gute Kamera mit geringen Schwächen.

Wer es leichter mag, bekommt ein EOS-500D-Gehäuse ab 580 Euro. Es ist aber ungleich interessanter, gleich das 3,5-5,6/18-55 mm IS für insgesamt rund 630 Euro mitzunehmen. Keine schlechte Kamera für Gelegenheits-Fotografen und Einsteiger, sogar spannender als die Nikon- und Sony-Angebote. Aus meiner Sicht ist sie aber technisch weniger attraktiv als Olympus- und Pentax-Einsteiger-Kameras.

Die EOS 5D Mark II öffnet die Tür zum altbekannten Kleinbild-Format ab 2050 Euro. Ich finde die Vorteile für viele Anwendungszwecke (abgesehen von Porträt-, Hochzeit- und vielleicht Landschafts- und Architektur-Fotografie) zu gering. Die EOS 7D ist in fast jedem Punkt verbessert, und die doppelte Sensorfläche der 5D MkII bringt nicht einmal mehr bei hohen ISO-Zahlen so deutliche Vorteile. Sie ist deutlich lauter, fokussiert oft langsamer, hat heftigeren Spiegelschlag, hat keinen internen Blitz und damit erstmal keine Blitzsteuerung. Die Kamera lohnt sich fast nur mit dem 4,0/24-105 mm, aber dann geht der Kaufpreis auf 2800 Euro hoch – das ist der Preis des Vollformat-Sensors!

Das Canon EOS-1D-Mark-IV-Gehäuse muss erst überzeugen. Die EOS 1Ds Mark III steht kurz vor der Erneuerung und ist immerhin schon auf 5800 Euro gefallen.

Nikon

Hat den Markt deutlich neu belebt und ist mit tollen, wertigen Kameras wieder mit Canon gleich gezogen. Aber Nikons Domäne liegt oberhalb der D300, bei den Einsteiger- und Amateur-Gehäusen kann mich Nikon nicht wirklich überzeugen. Auch die Objektivauswahl ist mir, gemessen an Nikons legendärer Reputation, noch viel zu gering und nicht immer auf neuestem Stand.

Eine Nikon D90 finde ich nicht so reizvoll, auch nicht für knapp 700 Euro. Ich würde sie mir nur mit dem 3,5-5,6/18-200 mm VR für 1200 Euro zulegen. Die anderen Standardzooms von Nikon finde ich – außer vielleicht dem 3,5-5,6/16-85 mm VR – wenig attraktiv. Die Haptik ist für mich nicht optimal und das Gehäuse fühlt sich nicht hochwertig genug an.

Die D300 gibt es schon für 1180 Euro und sie bleibt ein spannender Kauf. Auch wenn die D300s ungewöhnlich rasch auf 1350 Euro gefallen ist. Nikon spürt jetzt wieder Druck von Canon, zumal die EOS 7D in vielen Punkten moderner und leistungsstärker ist. Von einer D300 auf eine D300s zu wechseln, lohnt sich für die meisten kaum, zumal ein deutlich verbessertes Gehäuse möglicherweise schon im nächsten Herbst im Laden steht. Wer aber vor der Neuanschaffung steht, der sollte trotz 180 Euro Aufpreis gleich zur S-Klasse greifen. Die D300 / D300s bleibt die beste Kamera im Nikon-Stall, was das Verhältnis von Preis, Leistung und Verarbeitung angeht, sie ist für jemanden mit vielen neueren Nikon-Objektiven kaum verzichtbar. Man muss abwarten, ob Nikon noch einmal eine so erfolgreiche neue Kamera vorstellen kann.

Die Nikon D700 ist dank der 12 Millionen Pixel auf dem Vollformat-Sensor eine spannende DSLR-Kleinbildsensor-Kamera. Mit rund 2100 Euro muss sie sich kaum einen Preiskampf mit Sony und Canon liefern, sie ist beiden durch das niedrige Bildrauschen, die gute Gehäuseanmutung und Bedienung, und durch den besonders guten Autofokus bei bewegten Motiven überlegen. Nur hat Nikon nicht die Fülle an neu gerechneten, lichtstarken Ultraschall-Objektiven im Angebot wie Canon. Dort liegt genau das Problem bei Nikon: die D700 macht bei hohen Ansprüchen nur Sinn mit den neu gerechneten 2,8/24-70 mm und 2,8/70-200 mm VR II – dann fehlen aber gut 6000 Euro auf dem Bankkonto! Herausragende Zoomobjektive mit der (preiswerteren) Lichtstärke 4,0 und geringerem Gewicht fehlen bei Nikon gänzlich. An einer schon herbeigesehnten Nikon D700s muss sich einiges ändern, vor allem muss sie einen beweglichen Monitor bekommen, und ohne neue Zooms wird sie sich nicht leicht gegen Canon behaupten.

Die D3s wurde gut aufgewertet, die D3x findet ihre Liebhaber, aber preislich finde ich beide Gehäuse überzogen.

Olympus

Die Pen 1 (E-P1) und Pen 2 (E-P2) sorgen für viel Gesprächsstoff. Doch dem erfahrenen Fotografen fehlen noch die spannenden, lichtstärkeren Objektive und dem Hobbyfotografen ist ein Preis jenseits 499 Euro meist zu hoch. Die Pen 2 mit dem elektronischen Sucher ist sehr vielversprechend, kommt aber dummerweise nicht mehr rechtzeitig zum Fest.

Olympus verschenkt zu Weihnachten mit der E-30 den Akkugriff oder den FL36R Blitz oder mit der E-620 einen zweiten Akku. Außerdem werden Cashbacks zu einigen Objektiven gewährt.

Die E-3: Immer noch und immer wieder – für mich der beste Kauf. Eine wirkliche Profi-Kamera mit Bildstabilisierung und Staubfreiheit, mit beweglichem Monitor und sehr gutem Autofokus, der auch immer mit Konvertern zurecht kommt – für unter 1100 Euro. Was will man mehr? (Ja vielleicht dieses Gehäuse mit Canon- oder Nikon-Bajonett, aber dann gibt es keine technisch so guten Fotos mehr, weil die Olympus-Objektive durchweg besser sind!) Mit 2,8-4,0/12-60 mm SWD und 2,8-3,5/50-200 SWD ist Olympus absolut konkurrenzfähig.

Die E-30 hat bis auf die Verarbeitung praktisch alle Vorzüge der E-3 und den verbesserten 12-Megapixel-Sensor – für knapp 800 Euro. Wer sehr viel fotografiert, sollte sie vielleicht trotzdem nur als Zweitkamera neben der E-3 einplanen.

Die E-620 ist ein wirklicher Knüller unter den DSLR-Kameras. Eine wirksam bildstabilisierte und staubgeschütze Kamera für die besten Zoomobjektive des Marktes. Klein, leicht, gut zu bedienen, mit wenigen Schwächen – darunter ein etwas höheres Bildrauschen ab ISO 1000. Es gibt sie bereits unter 520 Euro. Noch lohnenswerter ist sie im Kit mit dem exzellenten (wenn auch lichtschwachen) 3,5-5,6/14-42 mm für 560 Euro! Nur das Doppelzoom-Kit mit dem 40-150 mm will ich nicht wirklich empfehlen, da das Telezoom hinter den Erwartungen bleibt.

Panasonic

Hat die Kehrtwende von FourThirds auf microFourThirds vollzogen und damit nicht allen eine Freude gemacht. Das ambitionierte FourThirds-Projekt mit Leica-Objektiven so sang- und klanglos ausbluten zu lassen, das ist nicht sehr geschickt. Die neue G-Reihe wird viel beworben, findet aber nach meinen Eindrücken noch nicht die richtige Akzeptanz. Die G1 wird inzwischen preiswert für unter 550 Euro mit 3,5-5,6/14-45 mm Kit-Zoom abgegeben. Doch der große Reiz der kleinen Kameras, damit auch in HD filmen zu können, wird nur von der GH1 erfüllt – und die kostet mit dem 3,5-5,8/14-140 mm immerhin auch gut 1500 Euro. Einzeln ist das Gehäuse praktisch nicht erhältlich! Eine spannende Kamera mit modernster Technik, doch der hochauflösende elektronische Sucher vermag noch nicht ganz zu überzeugen und die Bedienung ist etwas verspielt.

Die GF1 im Kompaktkamera-Look mit elektronischem Aufstecksucher reizt da schon mehr. Nur der Sucher ist hier nicht wirklich gut, und die kommende Olympus Pen 2 mit eingebautem Stabilisator und hochauflösendem Sucher wird eine starke Konkurrenz in dem Preisbereich sein.

Pentax

Fast unbemerkt von vielen engagierten Fotografen hat Pentax ein sehr beachtliches Objektivportfolio geschaffen, das, wie sonst nur bei Olympus, konsequent an digitale Sensoren angepasst ist. Die K10D war ein Überraschungserfolg für Pentax, doch an der K20D und der K7 macht der überladene, langsame 15 Megapixel-Sensor nicht die allerbeste Figur. Partner Samsung schleicht sich davon und mit der Verlagerung der Europazentrale von Hamburg nach Paris könnte Pentax hierzulande noch mehr Interesse einbüßen. Es ist fast schade, dass Pentax nach den marktbeherrschenden 1960iger und 1970iger Jahren hier in Deutschland immer nur zurückhaltendes Kundeninteresse geerntet hat. Denn Pentax kann nicht nur tolle Objektive, sondern auch haptisch und technisch sehr gute Kameragehäuse bauen. Das zeigen besonders auch die neue K-x und K-7.

Die K-x gefällt durch ein ansprechendes, funktionales Design, bleibt klein, aber trotzdem handlich, und kostet mit 18-55-mm-Kit-Objektiv ab 550 Euro. Mir gefällt sie sogar besser als vergleichbare Kameras von Nikon und Sony.

Die K20D ist immer noch als preiswertes Semi-Pro-Gehäuse eine sehr gute Wahl. Für gerade einmal 650 Euro gibt es sie im Kit mit dem 3,5/18-55-mm-Zoom und für nicht einmal 990 Euro schon mit dem Megazoom 3,5-6,3/18-250 mm. Damit haben Sie ein bildstabilisiertes Zoom (vergleichbar 27-375 mm) in guter Qualität, das gibt es zu dem Preis sonst nirgendwo. Sie ist technisch nicht in allen Punkten auf dem neuestem Stand, aber tolle Fotos sind mit ihr problemlos möglich. Damit können Sie als Pentax-Fan nichts falsch machen, selbst dann, wenn Sie noch keine Pentax-Objektive besitzen. Pentax hat neben Olympus die wirksamste Bildstabilisierung im Kameragehäuse (d. h. stabilisiert werden alle Objektive), die Kamera ist sagenhaft verarbeitet und liegt trotz der kompakten Abmessungen gut und sicher in der Hand. Mit dem (preiswerten) Batteriegriff macht sie auch richtig etwas her.

Die K-7 tut sich schwer über der K20D, die schon so preiswert verkauft wird. Inzwischen wird diese professionell verarbeitete und abgedichtete Kamera schon für knapp über 1000 Euro angeboten – mit 18-55-mm-Standardzoom. Die spannendere Alternative ist allerdings das Kit mit Ultraschall-Zoom 4,0/17-70 mm. Nur kostet es meist über 1500 Euro. Mit einem besseren Sensor samt der Möglichkeit, alle alten Pentax Objektive uneingeschränkt zu verwenden, wäre sie ein Knüller.

Sony

Immerhin sechs neue DSLR-Gehäuse hat Sony 2009 vorgestellt. Ein Portfolio mit 11 leicht unterschiedlichen DSLR-Gehäusen – darunter immerhin zwei Vollformat-Kameras um 2000 Euro – ist verwirrend. Die Kameras unterscheiden sich durch die Aufnahme-Sensoren, die Sony selbst entwickelt und auch für Nikon und andere fertigt. Beim Live-View bietet Sony derzeit den schnellsten und sichersten AF aller Kameras. Leider kann der herkömmliche Autofokus bei Teleobjektiven und AF-Nachführung noch nicht ganz mit den Profi-Anbietern mithalten. Für den Einstieg oder das Fotohobby würde ich persönlich Olympus oder Canon den Vorzug geben. Als Berufsfotograf würden mich auch die Alphas 850 und 900 ohne Profi-Service und die Zeiss-Objektive weniger reizen. Dafür sind Canon, Nikon und Olympus einfach zu gut aufgestellt. Die Alpha 700 ist in die Jahre gekommen und wartet auf den Nachfolger. Haptisch und technisch überzeugt mich das Sony-Angebot noch nicht wirklich.

Die Alpha 330 und 380 unterscheiden sich durch unterschiedliche Auflösungen, Alpha 330 (10 MP) und Alpha 380 (14 MP). Sie verfügen über einen neigbaren Monitor, Bildstabilisator und Live-View. Die Alpha 380 wird im 18-55-mm-Set unter 600 Euro angeboten, rund 120 Euro teurer als die Alpha 330.

Die Alpha 500 und 550 verfügen im Gegensatz dazu über den größeren, neigbaren 3-Zoll-Monitor und einen verbesserten Bildstabilisator. Sie unterscheiden sich etwas weniger durch die Auflösung – 12 MP gegen 14 MP. Für die Alpha 550 könnte ich mich mit Einschränkungen (anfälliger Blendenmitnehmer, Plastik-Gefühl, höheres Bildrauschen etc.) erwärmen. Im Kit mit dem 18-55 mm wird sie unter 800 Euro angeboten. Das 3,5-5,6/16-105 mm würde mich mehr reizen, wird aber kaum im Kit angeboten.

Die Sony Vollformat-Alphas 850 und 900 bieten beide stolze 24,6 Mio. Pixel Auflösung an. Die Unterschiede: 900 = 100% Sucher und 5 Bilder pro Sekunde; 850 = 98% Sucher und 3 B/s. Die neuere Alpha 850 ist schon für 1700 Euro und im Kit mit 2,8/28-75 mm (optimiertes Tamron) für 2500 Euro zu haben. Die Alpha 900, die wirklich durch den größten, hellsten Sucher brillieren kann, kostet rund 400 Euro mehr (2100 Euro). Das sind schon Kampfpreise, die die Nikon- und Canon-Preise unterbieten. Doch um die Qualität voll auszuschöpfen, sind die Anschaffung des Zeiss 2,8/24-70 mm und Sony 2,8/70-200 mm Apo ratsam, was das Konto nochmals um gut 3200 Euro erleichtert. In diesem Zoom-Bereich kann Canon Vergleichbares mit schnellerem Autofokus preiswerter anbieten.

Empfehlungen

2009 wurden nach meiner Zählung 25 neue Systemkameras (= Kameras mit Wechselbajonett) vorgestellt – vermutlich so viele wie nie zuvor. Hier meine abschließende Empfehlungsliste:

Für den Hobby- & Gelegenheits-Fotografen:
Canon EOS 500D
Pentax K-x

Für den ambitionierten Fotografen:
Olympus E-30
Olympus E-620
Pentax K20D
Nikon D90
Sony Alpha 550

Für den Foto-Fan, der fast täglich seine Kamera dabei hat:
Canon EOS 7D
Olympus E-3
Nikon D300s
Sony Alpha 850

(Harry P. Lux)