Leica LogoMit der M9 hat Leica heute die erste Messsucherkamera im Kleinbild-Vollformat vorgestellt, und das dürfte für Leica die Milchkuh, für Leica-Nutzer das lang ersehnte digitale Kleinbild-Kleinod sein:

Was die Vorstellung angeht, hat man ein wenig den Eindruck, dass sich Leica an Apple-Events orientiert hat: eine Live-Stream von der Pressekonferenz im AOL Time Warner Building, New York (den laut Leica 15.000 Nutzer live verfolgen konnten; hier in der Redaktion gelang es zweien von vieren), viel Bohei im Vorfeld, und Produktpräsentationen bei verschiedenen Händlern.
 

Screenshot von der Leica-Pressekonferenz in New York

Leica-Chef Rudolf Spiller kündigte heute auf einer Pressekonferenz in New York die M9 und die X1 an. Hier ein Screenshot von der Internet-Übertragung.
 
 
Foto: Theano Nikitas

Rudolf Spiller mit Seal …
 
 
Foto: Theano Nikitas

… dem er hier gerade eine S2 schenkt.
 
 
Foto: Foto Walter, Tübingen

Foto: Foto Walter, Tübingen

Bei uns in „good old Germany“ wurden die Neuheiten termingerecht von drei renommierten Leica-Fachgeschäften – Foto Walter in Tübingen sowie Meister Camera in Berlin und Hamburg – präsentiert. Hier Eindrücke von Foto Walter, dem wir für die Fotos danken.

 
Thema war auch Leicas S2, die im Oktober ausgeliefert werden soll. Man mag von ihr halten, was man will (gut, schlecht, zu teuer, zu billig) – egal: sie bedient jedenfalls nur einen sehr kleinen Markt, der aktuell auf etwa weltweit 5000 Stück pro Jahr geschätzt wird – beim angepeilten Ziel von Leica, mit der S2 einen knapp zweistelligen Marktanteil zu erreichen, reden wir also von 500 bis bestenfalls 1000 Stück im Jahr. Was auf einen Umsatz von 10 bis 20 Millionen Euro pro Jahr hinausläuft.

Interessant ist in dem Zusammenhang, dass Leica im abgelaufenen Geschäftsjahr 08/09 mit Systemkameras einen Umsatz von 41,8 Mio. Euro verbuchen konnte (mit Kompaktkameras sogar noch ein wenig mehr) – und da war die analoge R9 schon scheintot, und die S2 noch nicht auf dem Markt, so dass wir vor allem von der M8 und M8.2 reden.

Apropos R9 bzw. digitale R10: Heute kein Wort dazu; und auch nicht zur Zukunft der R-Objektive. Aber das konnte man nach dem hastigen Abverkauf des R-Systems samt Objektiven auch nicht wirklich erwarten. Ich halte im Augenblick folgende Variante für recht plausibel: Leica bringt im Laufe des kommenden Jahres eine X1.2 mit Bajonett auf den Markt und einen Adapter für R-Objektive dazu. Die funktionieren dann „ganz klassisch“ manuell, was Scharfeinstellung und und Blendenwahl angeht. Das aber ist, es sei deutlich gesagt, reine Hypothese meinerseits. (Variante 2 wäre ein R-Objektivadapter für M-Kameras, aber den könnte es ja schon lange geben, deshalb ist das weniger wahrscheinlich.)

Was die X1 angeht – eine Preisvorstellung von gut 1500 Euro für eine Digitalkamera mit Festbrennweite, das nenne ich ehrgeizig. Wobei Leica hier von einer „neuen Generation“ spricht. Weitere Kameras in dem Formfaktor, eventuell dann auch mit Wechselobjektiven, sind nicht ausgeschlossen.

Doch zurück zum Hauptthema: das M-System läuft allem Anschein nach gut und dürfte mit der M9 so richtig anziehen. Hier zeigt Leica nun just die Kontinuität, die man auch dem R-System gewünscht hätte. Für mich jedenfalls ist Leica mit der M9 zur Hälfte in der digitalen Fotowelt angekommen (die andere Hälfte – Leica-Spiegelreflexen – hatten wir eben schon).

Bleiben drei Fragen:

Warum meint Rudolf Spiller, und das nur ein paar Tage vor dieser Vorstellung, die Leica-Mitarbeiter müssten das Unternehmen retten und hält Verzichtserklärungen, u.a. bei Urlaubs- und Weihnachtsgeld, für geboten? Kein Vertrauen in die eigenen Produkte?

Und: Wie gut ist die Bildqualität der Kamera?

(thoMas)
 
 
PS: Etliche Beispielfotos gibt es beim L-Camera Forum:
LEICA M9 Leistungsbeweise
LEICA M9 Beta-Test – Wolfgang Hagen
LEICA M9 Beta-Test – Ronald Schmidt
 

Nachtrag (10.9.2009): Wir haben eben Fotos aus New York, von der Pressekonferenz, erhalten; Theano Nikitas hat fotografiert und wir die Fotos oben nach dem Screenshot von der Internet-Übertragung eingefügt.